Kämpfe um Mursuk und Tripolis

Libyen.Mursuk/Tripolis. Viele Tote und Verletzte bei Kämpfen um Mursuk. Tschad schließt Grenze zu Libyen. Auch südlich von Tripolis erneut schwere Zusammenstöße.

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Oasenstadt Mursuk umkämpft

Nach eigenen Angaben konnte die South Protection Force letzte Woche die Kontrolle über die im Süden gelegene Oasenstadt Mursuk erlangen. Vorausgegangen waren zweiwöchige Kämpfe mit Einheiten der Libyschen Nationalarmee (LNA) und Tibu-Stammesmitgliedern.

Die South Protection Force gehört zu den Milizen der Sarradsch-‚Einheitsregierung‘.

Die LNA, die im Februar die Stadt eingenommen hatte, sagte, in Mursuk seien bewaffnete Gruppen aus dem Tschad im Einsatz, die von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ unterstützt würden. Die LNA flog Luftangriffe auf Milizen-Stellungen.

Die Vereinten Nationen erklärten gestern, dass Zivilisten, darunter auch Kinder, bei den Kämpfen ums Leben gekommen sind. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Anfang August durch die Gewalttaten in der Stadt und ihrer Umgebung 9.450 Menschen vertrieben worden, davon mindestens 3.000 in der vergangenen Woche. Hilfslieferungen in die umkämpfte Stadt seien schwierig, da Straßen beschädigt beziehungsweise Straßensperren errichtet sind.

Auch der Bürgermeister der ebenfalls im Süden gelegenen Stadt Sebha, Hamed Al-Khayali, beklagte die katastrophalen Zustände in der Stadt Mursuk, die viele Einwohner zur Flucht gezwungen haben. Gegenüber der Nachrichtenagentur Sputnik äußerte er sich wie folgt: „Die Stadt wird von Söldnern dominiert, die von der ‚Einheitsregierung‘ Millionen bekommen, Geld des libyschen Volkes.“

Derweil kündigte der Verteidigungsminister des Tschad, Mahamat Abali Sala, die Schließung der nördlichen, östlichen und südlichen Grenzen des Tschads aus Sicherheitsgründen an. Dies betrifft die Grenzen zu Libyen, dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik.

Nach Waffenruhe wieder schwere Kämpfe im Süden von Tripolis

Zunächst gaben Milizen der ‚Einheitsregierung‘ (Forsan Dschanzour Miliz und Milizen aus Misrata) an, den Bezirk Sbeaa im Süden von Tripolis von LNA-Einheiten zurückerobert zu haben. Letzte Meldungen besagen jedoch, dass die LNA die Angriffe zurückgeschlagen hat und die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ schwere Verluste erlitten haben.

Auseinandersetzungen innerhalb der LNA sollen dem Verlust der Stellungen in Sbeaa vorangegangen sein, worauf eine Kampfgruppe der LNA ihren Posten geräumt und so den Milizen der ‚Einheitsregierung‘ das Vorrücken ermöglicht haben soll. Die LNA bestreitet diese Darstellung: Der Rückzug sei vielmehr ein Hinterhalt gewesen, in den die Milizen der 'Einheitsregierung' gelockt worden sind. Die LNA vermeldet etliche Tote auf Seiten der Milizen, die Zerstörung von Militärfahrzeugen und die Einnahme der vorherigen Stellungen der Milizen durch die LNA.

Sbeaa ist für die LNA von strategischer Bedeutung bei der Einnahme der Hauptstadt.

Ein Sprecher der LNA sagte, dass die LNA auch im südlich von Tripolis gelegenen Bezirk Kazirma einen Angriff der ‚Einheitsregierung‘ abwehren konnte.

Sowohl von der LNA als auch von der ‚Einheitsregierung‘ werden Angriffe auf gegnerische Stellungen geflogen.

Friedensverhandlungen zwischen Misrata und der LNA?

Es fanden Gespräche mit der stellvertretenden Leiterin der UN-Sondermission für Libyen, Stephanie Williams, und Würdenträgern der Stadt Misrata über eine friedliche Beilegung der Kämpfe mit der LNA statt. Williams habe auch den Kontakte zur LNA gesucht, um Friedensmöglichkeiten zu erörtern.

Vermittlungsversuche der UN-Sondermission zwischen den Kriegsparteien sollen in den kommenden Tagen wieder aufgenommen werden.

Nach neuesten Schätzungen der Vereinten Nationen wurden seit April in Tripolis mehr als 730 Menschen getötet und 4.000 verletzt.

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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