Kein friedliches Ostern in Tripolis

Libyen. Sandstürme behindern die anhaltenden Kämpfe. Sowohl libysche Armee (LNA) als auch ‚Einheitsregierung‘ melden Erfolge.

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+ 23.04. Die Anzahl der Todesopfer ist bei den Kämpfen um Tripolis auf 254 gestiegen, die der Verletzten beträgt 1.228. Mehr als 32.000 Menschen sind vor den Kämpfen geflüchtet

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+ 19.04. In Tripolis fanden am vergangenen Freitag Demonstrationen gegen General Hafter statt. Die Proteste richteten sich auch gegen Frankreich, das die libysche Armee (LNA) unterstützt.
Die ‚Einheitsregierung‘ hat ein allgemeines Demonstrations- und Versammlungsverbot erlassen, das für die eigenen Anhänger nicht zu gelten scheint, aber Unterstützerdemonstrationen für die libysche Armee verhindert. Auf Demonstranten wurde schon scharf geschossen. 2013 hatte dies 47 Tote zur Folge.

+ 21.04. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden die Gefechte um Tripolis heftig, nachdem die Tripolis-Misrata-Milizen eine Gegenoffensive gegen die libysche Armee starteten. Besonders betroffen waren die Staddteile Kasarat, Swani and Azizija. Die libysche Armee (LNA) sagte, sie habe die Stadt Azizija zurückerobert, die kurzzeitig wieder in die Hände der Tripolis-Milizen gefallen war. Es kam zu Raketenangriffen und schweren Explosionen. In einen Stützpunkt der Tripolis-Milizen im Bezirk Sabaa sollen Missiles eingeschlagen haben. Die libysche Armee (LNA) auf ihrer Facebook-Seite: „Unsere Streitkräfte schreiten voran, während sich die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ an allen Fronten zurückziehen.“
Dagegen behauptet die ‚Einheitsregierung‘, ihre Milizen hätten an Raum gewonnen.
Es wird gehofft, dass die Kämpfe bis zu Beginn des Ramadan am 5. Mai zu einem Ende kommen.

+ 21.04. Auch am Sonntag wurden mehrere Luftangriffe und Explosionen im Süden von Tripolis gemeldet.
Bei einer Pressekonferenz am Sonntag gab al-Mismari, Sprecher der libyschen Armee (LNA) bekannt, dass die libysche Armee (LNA) mit Luftunterstützung mehrere dutzend Ziele von Milizen, die die ‚Einheitsregierung‘ unterstützen, angegriffen haben. Die Tripolis-Milizen hätten Waffen und Munition in Wohngebieten eingelagert. Daher könne die libysche Armee (LNA) nur begrenzt Luftschläge durchführen, denn Schäden an der zivilen und öffentlichen Infrastruktur sollen vermieden werden. Er sagte auch, die Anzeichen für einen Zusammenbruch der gegen die libysche Armee (LNA) kämpfenden Kräfte mehrten sich.

+ 21.04. Nach den nächtlichen Luftangriffen stießen die Streitkräfte (LNA) bis an die Tore von Tripolis vor, wo sie auf heftige Gegenwehr der Tripolis-Milizen stießen.
Die libysche Armee kontrolliert nun einen Großteil des Gebiets südlich von Tripolis, einschließlich einer Militärstellung in Gharian, eine in den Bergen gelegenen Stadt, etwa 80 km südlich von Tripolis.

+ 21.04. Die ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch rief am Sonntag in Tripolis den Notstand aus. Die Frontlinie verläuft etwa 11 km vom Zentrum der Hauptstadt entfernt.

+ 21.04. Der Mitiga-Flughafen von Tripolis musste aus Sicherheitsgründen erneut geschlossen werden. Zwischenzeitlich sind Nachtflüge wieder möglich.

+ 21.04. Der Papst erwähnte in seiner Osterpredigt am Petersplatz unter anderen Konfliktherden auch Libyen und mahnt zu Frieden.

+ 21.04. LNA-Sprecher Ahmed Mesmari begrüßte die internationale politische Unterstützung für die libysche Armee. Besonders erfreut dürfte es ihn haben, dass nun auch die USA auf die Seite der LNA-gewechselt sind. Präsident Trump, so hieß es, habe die bedeutende Rolle von Feldmarschall Hafter bei der Bekämpfung des Terrorismus und der Sicherung der Ölvorkommen Libyens erkannt.
Auch der stellvertretende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan bestätigte, dass Trump die Rolle Hafters im Kampf gegen den Terrorismus unterstütze und dass Washington auf die Unterstützung Hafters beim Aufbau von demokratischer Stabilität in der Region angewiesen sei.
Diese Haltung der USA bringt den UN-Sonderbeauftragten für Libyen, Ghasan Salamé, in eine schwierige Lage, da er im Gegensatz dazu den Vorstoß der libyschen Armee (LNA) auf Tripolis verurteilt und die ‚Einheitsregierung‘ von Sarradsch und dessen Milizen unterstützt, ebenso wie weite Teile der EU mit Ausnahme von Frankreich.

+ 22.04. Ahmed al-Mismari, Sprecher der libyschen Armee, erklärte in einer Pressekonferenz am Montag, dass die Armee aufgrund der Wetterbedingungen und der Zivilbevölkerung, die geschützt werden muss, nicht weiter vorstoßen konnte. Es wurde die Anweisung gegeben, keine übermäßige Gewalt anzuwenden. Libyen dürfte jedoch kein Zufluchtsort für Terroristen sein, die, wo immer sie sich zeigen, bekämpft werden müssten.

+ 22.04. Azizia scheint wieder unter Kontrolle von Tripolis-Milizen zu stehen. Von Bewohnern wurde berichtet, dass diese Milizen Häuser und Geschäfte ausgeraubt hätten. Sie hofften auf einen neuen Vorstoss der Armee, nachdem sich der Wind, der viel Sand mit sich brachte, gelegt hat.

+ 22.04. Der Sprecher der libyschen Armee (LNA) erläuterte bei einer Pressekonferenz, wie die Türkei über das Mittelmeer Nachschub für die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ per Schiff und Flugzeug nach Tripolis und Misrata bringt, darunter auch al-Kaida-Kämpfer aus Syrien.

+ 22.04. Wie es heißt, verweigern sich viele junge Männer den Milizen, die gegen die libysche Armee kämpfen, weil sich Ansar-al-Scharia-Dschihadisten den Tripolis-Milizen angeschlossen haben. Die jungen Männer wollen nicht mehr an die Front, weil sie bei einem Sieg der Tripolis-Milizen Angst hätten, anschließend von al-Kaida-Kräften beherrscht zu werden.

+ 22.04. Die Terroranschläge von Sri Lanka machen betroffen. Es hieß, die Anschlagsserie in Sri Lanka „wäre ein Warnsignal für viele andere Länder, in die jetzt ehemalige IS-Kämpfer aus Syrien zurückkehren. Die Gefahr, die von diesen kampferprobten und von Terror geprägten Fanatikern ausgeht, kann leicht unterschätzt werden, nicht nur in Sri Lanka.“ Besiegte und der westlichen Unterstützung beraubte Dschihadisten aus Libyen könnten auch Europa gefährlich werden.

+ 22.04. Ein Sprecher der ‚Einheitsregierung‘, Muhannad Younis, hat jegliche Verhandlungen mit Vertretern der libyschen Armee unter General Hafter bestritten.
Das lässt darauf schließen, dass tatsächlich Verhandlungen stattfinden.

+ 23.04. In der Nacht zum Dienstag waren nach dem Überfliegen mehrerer Flugzeuge in Tripolis heftige Explosionen zu hören.

+ 23.04. Laut al-Mismari, Sprecher der libyschen Armee (LNA), hat nach Abschluss der ersten Phase die zweite Phase der Operation für die Rückeroberung Tripolis unter Einsatz von Infanterietruppen begonnen.

+ 23.04. Der Sprecher der libyschen Armee (LNA), al-Mismari, gab bekannt, dass „der Kommandeur der westlichen Militärzone, Generalmajor Idris Madi, eine große Streitmacht aus der Stadt Zintan anführt und seinen Kampfauftrag innerhalb der Befehlszentrale für die Befreiung von Tripolis angenommen hat.“

+ 23.04. Der Sprecher der libyschen Armee, al-Mismari, sagte auch, die ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch habe es den Moslembrüdern ermöglicht, staatliche Institutionen wie die Libysche und die National Oil Corporation (NOC) zu infiltrieren und zu kontrollieren.

+ 23.04. Ein Militärflugzeug der ‚Einheitsregierung‘, das die Luftwaffenbasis al-Dschufra-Luftwaffenbasis angreifen wollte, ist von der libyschen Armee (LNA) abgeschossen worden. Zwei weitere Militärjets konnten flüchten.

+ 23.04. Eine Truppe der Criminal Investigations Division in Bengasi hat sich von Bengasi in Richtung Adschdabija in Bewegung gesetzt. Diese Truppe des Innenministeriums der Übergangsregierung (Ostlibyen) soll die Gegen zwischen Adschdabija und Sirte schützen.

+ 23.04. Der ‚Innenminister‘ der Einheitsregierung (Tripolis) warnte US-Präsident Trump, dass der Angriff auf die Hauptstadt Tripolis die Interessen der in Libyen tätigen US-Unternehmen beeinträchtige. Trump hatte nach einem Telefongespräch mit General Hafter im UN-Sicherheitsrat einer Verurteilung des Vormarsches der libyschen Armee (LNA) auf Tripolis nicht zugestimmt.

+ Für die libysche Armee (LNA) ist es schwierig, gegen die Stadt Misrata vorzugehen, von der nach wie vor massiv Nachschub für die Tripolis-Milizen ins Land kommt. Grund ist ein 300 Mann umfassendes italienisches Einsatzkommando, das dort immer noch stationiert ist, offiziell um ein Feldlazarett zu schützen, tatsächlich hat Italien bei Misrata einen Militärstützpunkt errichtet. Unterstützt werden die Misrata- und Tripolis-Milizen von der Türkei und Katar. Über die Türkei werden die Misrata- und Tripolis-Milizen massiv mit Waffen und Kämpfern unterstützt.

Die Hauptstadt Tripolis ist umkämpft, auf der einen Seite stehen die Tripolis- und Misrata-Milizen, die die vom Ausland eingesetzte 'Einheitsregierung' stützen, und auf der anderen Seite die libysche Armee unter General Hafter, die vom gewählten libyschen Parlament in Bengasi und einer Übergangsregierung aufgestellt wurde.

Seit dem Nato-Krieg gegen Libyen und der brutalen Ermordung von Muammar al-Gaddafi 2011 herrscht in Libyen Chaos.

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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