Kurznachrichten aus Libyen – 11.08.2020

Libyen. Parlamentspräsident Saleh zeigt sich nach Gesprächen mit Norland kämpferisch / LNA bombardiert Boot mit Kämpfern der ‚Einheitsregierung‘ / Hauen und Stechen in Tripolis

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Ihre Freitag-Redaktion

Libysche Nationalarmee (LNA)

+ 10.08.: Die LNA beschoss nach mehreren Warnungen ein Boot, das in die militärische Sperrzone vor Sirte eingedrungen war. An Bord befanden sich dutzende Kämpfer der ‚Einheitsregierung‘. Bei der anschließenden Suche fanden sich Wrackteile, aber keine Überlebenden.
https://libyareview.com/?p=5586

+ 10.08: Die LNA ließ verlauten, sie habe einen Konvoy mit etwa 70 Fahrzeugen von Brega im Osten Libyens an die Sirte-Front geschickt.
https://twitter.com/smmlibya/status/1292856933557428225/photo/1

+ 07.08.: Fotos auf Twitter belegen die Ankunft des ägyptischen S-300-Luftabwehrsystems in Ras Lanuf. Dies soll der LNA zur Abwehr türkischer Luftangriffe dienen.
https://twitter.com/AbuSaleemDF/status/1291446725593497605

Libysches Parlament/Übergangsregierung

+ 10.08.: In einer Erklärungen gegenüber Al Arabiya TV sagte Parlamentspräsident Saleh: „"Wir lehnen die Anwesenheit der Türkei in jeder neuen politischen Konstellation in Libyen ab, und Sarradsch muss nach fünf Jahren im Amt von der Bühne abtreten. Die Türkei weiß, dass ihr Krieg ein Fiasko ist. Sie wird niemals Sirte erobern, und das weiß sie sehr wohl. Niemand wird es gelingen, Libyen zu spalten“. Das Parlament kenne die in Tripolis ansässige ‚Einheitsregierung‘ nicht an und schließe Verhandlungen mit ihr aus. Er fügte hinzu, dass sich die ‚Einheitsregierung‘ nicht an das Skhirat-Abkommen von 2015 gehalten hätte. Saleh nahm Stellung zu dem Treffen mit dem US-Botschafter Richard Norland und erklärte, die Milizen dürften keinen Zugang zu den Öleinnahmen haben. Er habe die Einrichtung einer vereinigten libyschen Behörde in Sirte vorgeschlagen, die durch libysche Rechtsagenturen abgesichert werden sollte. Saleh: „Wir fordern die Eröffnung eines Bankkontos für die Öleinnahmen. Die Öleinnahmen werden eingefroren und gehen nicht an die Zentralbank, bis eine neue Behörde eingerichtet ist.“
https://almarsad.co/en/2020/08/11/chancellor-aguila-saleh-to-us-ambassador-we-reject-any-political-solution-that-includes-turkey/

+ Der libysche Parlamentspräsident Aguila Saleh diskutierte am 10.08. in Kairo mit dem US-amerikanischen Botschafter Richard Norland u.a. über die Einhaltung des Waffenstillstands, die Rückkehr zu Gesprächen und Möglichkeiten zur Beilegung des libyschen Konflikts. Es sollen konkrete Schritte zur ägyptischen Initiative in Übereinstimmung mit der Berliner Libyenkonferenz erörtert worden sein. Norland betonte die Position der USA, nach der es keine militärische Lösung in Libyen gebe und die Kämpfe beendet werden müssten.
http://en.alwasat.ly/news/libya/291888

+ Der Außenminister der libyschen Übergangsregierung (Tobruk) Abdul-Hadi al-Hawaij, gab bekannt, dass sein Ministerium Gespräche mit seinem griechischen Amtskollegen führte. Es sollen zukünftig neben anderen Fragen auch Verhandlungen über die Demarkation ihrer Seegrenzen erörtert werden. Hawaij begrüßte das zwischen Ägypten und Griechenland beschlossene maritime Abkommen, so wie er jedes Abkommen begrüße, das im Einklang mit dem UN-Seerecht stehe und die libyschen Rechte wahre.
Der sogenannten internationalen Gemeinschaft war er vor, den libyschen Konflikt nur zu handhaben, aber nicht lösen zu wollen. Bezüglich der syrischen Söldner sagte er, sie seien „Zeitbomben, die auf der anderen Seite des Mittelmeers explodieren werden“.
https://libyareview.com/?p=5555

Hauen und Stechen in Tripolis

+ 10.08.: Abdul-Basit Marwan, Kommandant einer Miliz der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis, beschuldigte in einer Erklärung die Mitglieder des Präsidialrats, Ahmed Maitiq und Abdul-Salem Kajman, sich der gegen Saradsch gerichteten ausländischen Agenda angeschlossen zu haben.
Maitiq und Kajman hatten gefordert, das Monopol, über das Sarradsch bezüglich aller administrativen, finanziellen und politischen Entscheidungen verfügt, zu beenden. Sarradsch sollte verpflichtet werden, dass alle geplanten Geldzahlungen im Präsidialrat beschlossen und schriftlich festgehalten werden müssen.
Marwan hatte dagegen Sarradsch und dessen Entscheidungsmacht verteidigt. Dazu ist anzumerken, dass beim Skhirat-Abkommen, das den Libyern von der sogenannten Internationalen Gemeinschaft aufgezwungen worden war, Konsensentscheidungen vorgeschrieben waren. Dieses Konsensprinzip wurde spätestens dann aufgegeben, als das erste Ratsmitglied zurückgetreten war und den Präsidialrat boykottierte. Seitdem sind nach dem Skhirat-Abkommen alle vom Präsidialrat getroffenen Entscheidungen ungültig. Zu erwähnen sei noch, dass Marwan für die ihm unterstellte Militärzone, in der fast nur syrische Söldner Dienst tun, Millionenbeträge erhält.
Marwan beschuldigt Maitiq und Kajman praktisch des Verrats, sie paktierten mit ausländischen Mächten. Er sagte, es sei unklar, für wen Kajman arbeite.
https://almarsad.co/en/2020/08/10/commander-accuses-maiteeq-and-kajman-of-serving-foreign-agenda-against-sarraj/

+ 07.08.: Am Freitag organisierten libysche Bürger eine Demonstration auf dem Platz von Algier in der Hauptstadt Tripolis, um gegen ihre schlechten Lebensbedingungen und dem Versagen der ‚Einheitsregierung‘ im Umgang mit den Versorgungskrisen zu protestieren.
Insbesondere Stromausfälle von über 30 Stunden machen den Bürgern das Leben schwer, aber auch andere staatliche Dienstleistungen werden nur unzureichend oder gar nicht erbracht.
https://libyareview.com/?p=5506

+ 07.08.: Nach den Protestaufrufen in Tripolis gegen den Regierungschef Sarradsch verteidigte der Stellvertreter von Sarradsch, Ahmed Maitiq, die Forderungen der Demonstranten nach Aufklärung über die Verschwendung von Staatsgeldern. Die Demonstrationen müssten geschützt werden. Und an den Innenminister Bashagha schrieb Maitiq: „Es ist nur natürlich, dass die Menschen ihren Ärger über die Praktiken der Regierung zum Ausdruck bringen“. Daraufhin wurde Maitiq beschuldigt, für sowohl inländische als ausländische Mächte zu arbeiten, die Sarradsch stürzen wollten.
Der militärische Geheimdienst soll Sarradsch gewarnt haben, dass solche gegen ihn gerichteten Kundgebungen genutzt werden könnten, um politische Veränderungen, die militärisch für die LNA nicht zu erreichen seien, herbeizuführen.
https://www.addresslibya.net/archives/58393

+ 10.08.: Die Joint-Force-Miliz der ‚Einheitsregierung‘ warnte davor, zu Demonstrationen gegen den Präsidialrat aufzurufen. Andernfalls sei mit einem harten Durchgreifen zu rechnen. Jeder der versuche, dem Präsidialrat zu schaden, werde gestoppt.
https://libyareview.com/?p=5546

+ 08.08.: Die Tripolis Protection Force (TPF) sagte, dass in den Institutionen in Tripolis in einem unglaublichen Ausmaß Korruption und Sabotage Einzug gehalten haben, seit die Moslembruderschaft, die sie als „korrupteste Gruppierung auf Erden“ bezeichnete, dort Einzug gehalten habe. Die Erklärung der TPF trug den Titel: „Bruderschaft ... der Tumor, der das Land zerfrisst“.
https://libyareview.com/?p=5503

+ 08.08.: In der Stadt Tarhuna kam es bei bewaffneten Zusammenstößen zwischen verschiedenen Milizen der ‚Einheitsregierung‘ zu vier Toten und neun Verwundeten.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1292538590313041921

+ 06.08.: Der Chef der Libyschen Zentralbank (CBL), al-Kebir, leitete eine Sitzung zum Thema Terrorismusfinanzierung. Wenn auch nicht auf der Teilnehmerliste verzeichnet, aber auf Fotos gut zu erkennen, nahm an dieser Sitzung ausgerechnet einer der wichtigsten Moslembrüder, Mustapha al-Manea, teil, der in die illegale Ausstellung eines Sonderpasses für den jetzt in Haft befindlichen Terroristen Emad asch-Schagaabi verwickelt war. Moslembruder al-Manea berät auch al-Kebir und ist Mitglied im Verwaltungsrat der Libyschen Investitionsbehörde (LIA). Er war ehemals in Bengasi führend in der Moslembruderschaft und musste nach der Übernahme der Stadt durch die LNA flüchten.
Bei der Sitzung anwesend war auch der berüchtigte Innenminister der ‚Einheitsregierung‘, Fathi Bashagha, der noch nicht bekanntgab, welche rechtlichen Schritte gegen Manea wegen der Ausstellung des Sonderpasses an Schagaabi unternommen werden.
Mustafas Bruder, Ali al-Manea, gehört ebenfalls der libyschen Moslembruderschaft an und war ein bekannter Führer, der Verbindungen zum dschihadistischen Schura-Rat der Revolutionäre von Bengasi pflegte, der Kontakte mit al-Kaida und dem IS hatte.
https://almarsad.co/en/2020/08/06/al-kabir-chairs-cbl-meeting-on-terrorism-financing-in-the-presence-of-person-involved-in-the-shagaabi-passport-fraud/

‚Einheitsregierung‘/Milizen/Türkei

+ 07.08.: In Tripolis bilden sich vor den Tankstellen kilometerlange Schlangen:
https://twitter.com/LibyaReview/status/1292004207696973824

+ 08.08.: Ahmed Nasser, Kapitän im ägyptischen Kafr el-Scheik, appellierte an die politische Führung in Tripolis, die am 02.11.2019 im Hafen von Misrata festgesetzten ägyptischen Fischer unverzüglich frei und in ihre Heimat ausreisen zu lassen. Obwohl die Fischer schon lange dort gearbeitet hätten, seien sie ohne Begründung in das der ‚Einheitsregierung‘ unterstellte Gefängnis Turmina gebracht worden. Nasser vermutet, dass sie allein aufgrund ihrer ägyptischen Staatsbürgerschaft interniert wurden. Da keine Kontaktaufnahme mit ihnen möglich sei, befänden sich ihre Familien in großer Sorge. Die Namensliste der inhaftierten Fischer wurde veröffentlicht.
https://libyareview.com/?p=5497

+ 08.08.: Italien wird sein Feldlazarett nahe Misrata, das von italienischen Militär bewacht wurde, schließen. Das Verteidigungsministerium der ‚Einheitsregierung‘ sprach von einer Verlagerung; vermutlich werden die 300 italienischen Soldaten nach Tripolis verlegt. Der Abzug der Italiener wird die Errichtung eines türkischen Marinestützpunkts in Misrata erleichtern.
Erst kürzlich wurden neu in Misrata angekommenes italienisches Militär am Verlassen des Flugzeugs gehindert und aufgefordert, nach Italien zurückzufliegen.
Es wird spekuliert, dass das Feldlazarett auf dem Gelände des 2014 zerstörten internationalen Flughafens von Tripolis errichtet werden könnte. Der Auftrag für den Wiederaufbau in einem Gesamtwert von 79 Millionen US-$ wurde 2018 an das italienischen Konsortium Aeneas vergeben. Durch die Kämpfe zwischen LNA und Milizen der ‚Einheitsregierung‘ seit April 2019 wurde der Flughafen aber noch stärker verwüstet.
Es wird befürchtet, dass ganz Tripolitanien der „Gnade des neuen Sultans Recep Tayyip Erdogan“ ausgeliefert wird.
https://it.insideover.com/guerra/libia-litalia-lascia-misurata.html

+ 08.08.: Aufnahmen zeigen den improvisierte Flugplatz, den die Türkei in Tripolis (Banana-Project) errichtete. Er diente für den Einsatz von Drohnen während des Kampfes gegen die LNA.
https://twitter.com/Oded121351/status/1291598747026313216/photo/1

+ 09.08.: Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) schreibt, dass nach Berichten auf Al-Arabiya die Türkei trotz Waffenembargos erneut vier Drohnen und moderne Waffen an die ‚Einheitsregierung‘ geliefert habe. Auch eine neue Gruppe Söldner sei in Syrien angekommen. Insgesamt seien 17.300 syrische Söldner, darunter 350 unter 18 Jahren, bisher nach Libyen verbracht worden sein, 6.000 von ihnen seien bereits wieder nach Syrien zurückgekehrt.
https://libyareview.com/?p=5529

+ 09.08.: Italmilradar hat die Landung eines Frachtflugzeugs der türkischen Luftwaffe auf dem libyschen Luftwaffenstützpunkt al-Watiya aufgezeichnet. Erst kürzlich sollen von der Türkei vier Drohnen sowie moderne mittelschwere und leichte Waffen ebenso wie das elektronische Coral-System und neue Luftabwehrsysteme in al-Watiya angeliefert worden sein.
https://www.addresslibya.net/archives/58419

Coronakrise

+ Am 09.08. wurden in Libyen 309 neue Covid-19-Fälle registriert, die bisher höchste Tagesrate. Insgesamt gibt es 5451 positiv Covid-19 getestet, davon sind 701 gesundet und 119 gestorben.
Schwerpunkt an positiv Getestete1n sind wiederum Tripolis (97) und Misrata (90).
https://twitter.com/muaadio/status/1292682953433255941/photo/

+ 10.08.: Die US-amerikanische Journalistin Lindsay Snell sagte, dass die Stadt Misrata aufgrund des Zustroms syrischer Söldner zum Schwerpunkt des Coronavirusausbruchs geworden sei.
Das Fazat-Misrata-Movement forderte in diesem Zusammenhang die Entfernung korrupter Beamter aus den Institutionen der ‚Einheitsregierung‘, da diese für den Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Misrata verantwortlich gemacht werden.
https://www.addresslibya.net/archives/58435

+ 07.08.: Bei der überwiegenden Mehrheit der Fälle in Tripolis konnte kein Patient Null ermittelt werden. Das Virus breitet sich in der ganzen Stadt unkontrolliert aus. Auch in Misrata schießt die Zahl der Ansteckungen weiter in die Höhe. Neue Fälle werden an der Westküste um Tripolis in Sabratha und Khoms gemeldet, in Zliten ist die Pandemie wieder aufgeflammt.
https://twitter.com/muaadio/status/1291446910759374849

+ 07.08.: Der Präsidialrat in Tripolis verordnet allgemeine Maskenpflicht. Zuwiderhandlungen werden mit Ordnungsstrafen bedroht.
https://libyareview.com/?p=5477

+ 06.08.: Das libysche Parlament forderte die Bürger auf, sich an die von der Regierung erlassenen Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zu halten. Es wurden auch die zuständigen Behörden aufgefordert, ihre Arbeit zu koordinieren und ihre Verantwortung zur Bekämpfung des Virus ernst zu nehmen. Es wurde bedauert, dass sich eine große Zahl von Bürgern nicht an die Präventivmaßnahmen hält.
https://libyareview.com/?p=5456

+ 06.08.: Die Beschäftigten im kommunalen Gesundheitszentrum von Tripolis fordern, dass der Präsidialrat sich nicht in die National Centre for Disease Control (NCDC) und ihre Arbeit einmischt. Der Präsidialrat versuche ein Gremium zu schaffen, das parallel zur CDC arbeitet. Dies sei kontraproduktiv. Das CDC müsse unterstützt und dürfe nicht behindert werden.
Es sei festzuhalten, dass das CDC eine nationale Institution sei, die in allen Teilen Libyens tätig ist und mit allen Institutionen im westlichen, südlichen und östlichen Libyen zusammenarbeite. Das CDC stelle sich gegen jede Art von Korruption und nationale Spaltung. Ihre Arbeit dürfe nicht politisiert werden. Es lehne daher jede Art von Einmischung durch andere Gremien wie das Gesundheitsministerium der ‚Einheitsregierung‘ oder den Präsidialrat ab.
Es dürfe nicht zugelassen werden, dass korrupte Beamte und die Mafia die letzte Bastion des öffentlichen Gesundheitssystems in Libyen zerstören.
https://twitter.com/muaadio/status/1291456259712000003

+ 06.08.: Das Gesundheitsministerium (Tripolis) sagt, es habe vor einigen Tagen Zehntausende von Covid-19-Testkits in der Türkei gekauft, diese scheinen aber verschwunden zu sein.
https://twitter.com/muaadio/status/1291446920263737344

Migration

+ Bis zum 5. August wurden 6.588 Migranten von der Küstenwache (Tripolis) auf See abgefangen und zurück nach Libyen gebracht. Derzeit sind 46.823 Flüchtlinge und Asylsuchende beim UNHCR in Libyen registriert, davon sind 45 Prozent Männer, 22 Prozent Frauen und 33 Prozent Kinder. Die Mehrheit seien syrische Staatsangehörige (34 Prozent), gefolgt von Sudanesen (32 Prozent) und Eritreern (12 Prozent).
https://www.addresslibya.net/archives/58416

Verschiedenes

+ 10.08.: Libyens General Electricity Company gab bekannt, dass es im Westen und Süden des Landes zu einem kompletten Stromausfall gekommen ist.
http://en.alwasat.ly/news/libya/291872

+ Am 09.08. gab die National Oil Corporation (NOC) bekannt, dass die Gesamtverluste aufgrund der 205 Tage andauernden Schließung der Ölanlagen auf 8.124.385.143 US-$ angestiegen sind.
https://libyareview.com/?p=5548

+ 08.08.: Die Benzinpreise sind im Süden des Landes auf fünf Libysche Dinar pro Liter angestiegen. Im Norden kostet der Liter nur 0,15 Dinar.
https://twitter.com/FezzanLibyaOrg/status/1291849103861788683

+ 10.08.: Der ehemalige tunesische Geheimdienstchef, Ahmed Schabir, warnte davor, dass die Situation an den tunesischen Grenzen seit 2011 aufgrund der fehlenden libyschen Grenzkontrollen und des anhaltenden Konflikts zwischen der LNA und bewaffneten Gruppen einem Pulverfass gleiche. Die fehlenden Grenzkontrollen erleichterten Terroristen und Schmugglern die Ein- und Ausreise. Für die gefährlichsten Kämpfer unter den Kriegsparteien hält Schabir die aus Syrien nach Libyen gebrachten Söldner. Als Hauptgefahrenquelle nennt er die nur 70 km von der tunesischen Grenze entfernte libysche Stadt Sabrata, wo sich auch IS-Leute aufhielten.
https://almarsad.co/en/2020/08/10/former-tunisian-intelligence-director-warns-of-danger-of-militants-that-turkey-sends-to-libya/

+ 11.08.: Der deutsche Außenminister Maas ist zu Besuch in Moskau. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem russischen Außenminister Lawrow wird das Festhalten an den Beschlüssen der Berliner Libyenkonferenz verkündet.
Lawrow sagte, man gehe davon aus, dass an der territorialen Integrität und Souveränität Libyens festgehalten werde, welche 2011 durch das Nato-Abenteuer und gegen den Beschluss des UN-Sicherheitsrats grob gestört worden seien.
https://deutsch.rt.com/live/105472-live-aussenminister-maas-und-sein-kollege-aus-russland-lawrow-treffen-sich-in-moskau/

+ 06.08.: Die USA haben gegen drei Schmuggler, Faysal al-Wadi, Musbah Mohamad Wadi und Noureddin Milood Musbah, Sanktionen verhängt, ebenso davon betroffen ist das in Malta ansässige Unternehmen Alwefq Ltd. Ein Schiff wurde konfisziert. Al-Wadi arbeitete mit einem Schmugglernetzwerk zusammen, das Treibstoff und Drogen über den Hafen von Zuwara (westliches Libyen) nach Malta schmuggelt.
Das libysche Parlament hat die Sanktionen begrüßt.
https://libyareview.com/?p=5469

+ 10.08.: Wie CNN berichtet, hat sich US-Präsident Trump entschlossen, in Libyen nicht direkt einzugreifen, sondern sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Grund sei die Besorgnis über eine mögliche Konfrontation zwischen Ägypten und der Türkei. Trump wolle sich nicht „in einen weiteren schmutzigen Nahostkonflikt einmischen“, die daran Beteiligten sollten den Konflikt untereinander klären.
https://libyareview.com/?p=5544

+ 11.08. Der tschadische Präsident Idriss Deby beharrt darauf, dass die afrikanischen Staaten bei der Suche nach einer Lösung des Libyenkonflikts miteinbezogen werden müssten. Er warf der internationalen Gemeinschaft vor, die Afrikanische Union und die afrikanischen Länder ausschließen zu wollen. Deby wies darauf hin, dass Rebellengruppen Südlibyen als Basis für ihre Aktivitäten nutzen und die tschadische Armee im Tibesti-Gebiet angreifen. Der Präsident erklärte, dass diese Rebellengruppen in den Reihen der Milizen in Misrata und im Süden kämpfen. Die Lage in Libyen habe die Sicherheitsprobleme in der gesamten Sahelzone verschärft. Der Konflikt in Libyen sei nun zu einem Stellvertreterkrieg geworden, in dem es um konkurrierende wirtschaftliche Interessen ginge. Deby frage: „Wer profitiert nach der Ermordung von Gaddafi vom Öl? Sind es die Libyer?“.
https://libyareview.com/?p=5589

+ 07.08.: Der Präsident des ägyptischen Parlaments Abdel-Aal sagte, das inzwischen fast allen klar geworden sei, dass in Libyen das Ziel verfolgt werden, das Land in Kantone aufzuteilen, die von bewaffneten Milizen kontrolliert werden, die ausländischen Interessen dienen. „Ägypten hat sich immer auf die Seite der Libyer gestellt, um die Einheit des Landes zu erhalten. Wir glauben, dass eine faire und solide Lösung des Libyenkonflikts nur durch die Libyer selbst möglich ist.“
Die Kairo-Initiative unterstützte laut Abdel-Aal einen Waffenstillstand ab dem 8. Juni, der die ausländischen Mächte in Libyen verpflichtet, sich zurückzuziehen und die bewaffneten Milizen zu zerschlagen. Ziel der Türkei dagegen sei es, „Libyen zu spalten, eine Führungsrolle zu übernehmen, die Identität des Volkes aufzulösen, um die Ressourcen des Landes zu kontrollieren“.
Die internationale Gemeinschaft sollte sich auch ihrer Verantwortung stellen und der Intervention der Türkei entgegentreten, die die Spannungen in der Region eskalieren lasse und negativ auf die Bemühungen um eine politische Lösung wirke.
https://www.addresslibya.net/archives/58382

+ 08.08.: Ein Artikel auf Ahval beleuchtet die fragwürdigen Verbindungen des in Washington beheimateten Think-Tanks Atlantic Council (AC) zur Türkei. Gerade zu der Zeit, als Erdogans Leibwächter Demonstranten vor der türkischen Botschaft angriffen, sei der Präsident des AC, Fred Kempe, zu einem Treffen mit Erdogan gegangen. Der AC, der sich als überparteiliche Denkfabrik bezeichnet, habe sich auch nicht daran gestört, als türkische Behörden brutal gegen Regierungskritiker vorgingen. Er würde auch nicht die problematischen Beziehungen der Türkei zu Europa und „das Abenteurertum des Landes im Nahen Osten“ thematisieren, dafür habe Fred Kempe Beziehungen zu türkischen Unternehmen, die ihrerseits enge Beziehungen der Familie Erdogan pflegen.
AC habe von der türkischen Regierung Mittel in Millionenhöhe erhalten und stärke dafür das Image der Erdogan-Regierung in den USA. Ein Blick auf die Arbeit des AC zeige, wie Lobbyisten, Regierungsbeamte, reiche Spender und unabhängige Experten eine unauflösliche Symbiose eingegangen sind. Bereits letztes Jahr hieß es bei Ahval: „Der AC hat finanzielle Unterstützung von mehreren staatlichen Institutionen der Türkei erhalten, darunter vom türkischen Armeecollege und der Petroleum Pipeline Corporation (BOTAŞ)“. Laut Expertenmeinung seien die von der AC an den Tag gelegten Aktivitäten so empörend, dass sie auch den Ruf aller anderen Think-Tanks ruinieren würden.
https://ahvalnews-com.cdn.ampproject.org/c/s/ahvalnews.com/united-states/atlantic-councils-turkish-links-cast-shadow-over-washington-think-tank-industry?amp

+ 10.08.: Der türkische Energieminister Fatih Donmez sagte, dass das Forschungsschiff Oruc Reis, in seinem Operationsgebiet angekommen sei. Die Türkei will zwischen dem 10. und 23. August Explorationen südlich einer Inselkette zwischen Kreta und Zypern durchzuführen. Athen erklärte hierzu, dass der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis dazu eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates einberufen hat und das dortige Militär in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Über die von der Türkei wieder aufgenommenen umstrittenen Bohr- und Explorationsarbeiten im östlichen Mittelmeer zeigt sich Brüssel äußerst besorgt.
https://www.addresslibya.net/archives/58438



Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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