Militärische Lage
+ Am 20.05. Luftangriffe der LNA auf Milizen der 'Einheitsregierung' in Ghariyan (im westlichen Libyen) und in al-Asabiah (weiter südlich von Tripolis), der Wadi-Dschendouba-Brücke (Tripolis), der Matiga-Luftwaffenbasis (Tripolis), des Gebiets von Schorfat a-Malaha (Tripolis) und Abu-Grein (östlich von Misrata).
+ Am 20.05. bezieht eine Fregatte der italienischen Marine sieben Kilometer vor Misrata Stellung.
+ In Tripolis ist der Stadtteil al-Saabah umkämpft.
+ Die Milizen der 'Einheitsregierung' bombardieren die westlibysche Stadt Tarhuna und deren Vororte, eine Hochburg der LNA, sowie al-Waschika (südlich von Misrata).
+ LibyaReview:Bei einem Drohnenangriff der Milizen der Einheitsregierung auf al-Asaaba (westliches Libyen) kamen sechs Zivilisten, einschließlich eines Kindes, ums Leben.
+ Am 19.05. wird berichtet, dass die 'Einheitsregierung' den wichtigen Seehafen Ras Lanuf im libyschen Ölhalbmond, der von der Libysche Nationalarmee (LNA) kontrolliert wird, bombardierte.
+ Die LNA hat im Westen Libyens eine Niederlage einstecken müssen. Den Milizen der 'Einheitsregierung' ist es mit Hilfe von syrischen Söldner und türkischen Drohnen beim dritten Versuch gelungen, am 18.05. den LNA-Luftwaffenstützung al-Watija einzunehmen. Auch existieren Aufnahmen auf Twitter, die zeigen, dass am frühen Morgen des 18.05. von einer türkischen Fregatte aus Raketen auf Watija abgefeuert wurden.
Die LNA hatte vor der Übernahme durch die 'Einheitsregierung' einen Großteil ihrer Waffen und Munition aus Watija abgezogen.
https://libyareview.com/?p=2854
Die LNA befürchtet, dass die Türkei Watija zum größten türkischen Luftwaffenstützpunkt außerhalb der Türkei ausbauen wird.
Die Nato dürfte für diesen Angriff grünes Licht gegeben haben.
+ Der Sprecher der LNA, Ahmed al-Mismari, kündigte im Kampf gegen die Milizen der 'Einheitsregierung' eine Neupositionierung der Streitkräfte südlich von Tripolis an.
Laut Berichten hat sich die LNA aus einigen Bereichen in Tripolis zurückgezogen. Es wurde eine drei Kilometer umfassende Sicherheitszone geschaffen. Die LNA begründete dies mit dem Schutz der Zivilbevölkerung zum Ende des Ramadan. Die Milizen der 'Einheitsregierung werden aufgefordert, es der LNA gleichzutun.
+ LNA-Streitkräfte haben sich auch aus einigen Ortschaften in den westlichen Bergen zurückgezogen.
+ Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, dass erneut 120 syrische Söldner in der Türkei angekommen sind, um nach einem Einsatztraining nach Libyen gebracht zu werden.
Insgesamt kämpfen 850 Söldner auf Seiten der 'Einheitsregierung' und der Türkei, weitere 324 Kämpfer werden gerade in der Türkei ausgebildet.
Die Kämpfer in Syrien seien gespalten in pro und contra Erdogan.
Bereits vorher hatte die Beobachtungsstelle gemeldet, dass viele ehemalige IS-Aktivisten, die sich der pro-türkischen „nationalen Armee“ angeschlossen hatten, jetzt in Libyen angekommen sind, um die Milizen der 'Einheitsregierung' zu unterstützen.
https://almarsad.co/en/2020/05/18/syrian-observatory-former-isis-operatives-fight-in-libya-for-gna-militias/
Während Katar den Krieg gegen Libyen finanziert, liefert Türkei die Waffen.
+ Infolge der Kämpfe kommt es in den Regionen al-Asabaa, Qawalish und Kikla zu Stromausfällen.
Stimmen zur Einnahme von al-Watija durch die 'Einheitsregierung'/Türkei
+ Die LNA verurteilt die türkische Aggression auf See und die Drohnenangriffe auf die Luftwaffenbasis al-Watija. As-Sarradsch und die Türkei hätten den von der LNA während des Ramadan angekündigten Waffenstillstand ausgenutzt, um Watija anzugreifen.
+ Das libysche Außenministerium (Tobruk) verurteilte am 19.05. in einer Erklärung die brutale Aggression, die von einer türkischen Fregatte ausgegangen war, nachdem sie in libysche Hoheitsgewässer eingedrungen war, um al-Watija zu bombardieren. "Wir verurteilen auch den Angriff der türkischen Drohnen und der terroristischen Milizen von Fayez as-Sarradsch, wodurch die Souveränität Libyens verletzt wird und alle internationalen Bündnisse, Bräuche und Gesetze offen missachtet werden. Die Angreifer haben den vom Generalkommando der libyschen Streitkräfte ausgerufenen Waffenstillstand, der als Reaktion auf die Bitte aller Freunde und aus Achtung vor dem gesegneten Monat Ramadan und angesichts der kritischen Situation durch die Coronavirus-Pandemie, die Libyen und die ganze Welt betrifft, ausgerufen worden war, missbraucht". Das Außenministerium sei bestürzt über das Schweigen der 'internationalen Gemeinschaft' und der UN angesichts der offensichtlichen türkischen Invasion und forderte dringend, Maßannahmen gegen Verbrechen wie die Tötung libyscher Staatsbürger und die Verschwörung eines Fayez as-Sarradsch und seiner Anhänger zu ergreifen. Sie hätten syrischen Söldnern die Tür nach Libyen geöffnet.
https://almarsad.co/en/2020/05/20/libyas-foreign-ministry-condemns-bombing-of-al-watiya-airbase-by-turkish-frigate/
+ Bei einem Telefongespräch von US-Präsident Donald Trump mit dem französische Präsident Emmanuel Macron ging es um die verstärkte ausländische Intervention in Libyen. Beide waren sich einig, dass die Eskalation gestoppt werden müsse.
+ Der US-Botschafter im UN-Sicherheitsrat: Alle Parteien müssen aufhören, Waffen und Söldner nach Libyen zu bringen.
+ Russland sagte im Sicherheitsrat, dass es die Forderung eines Stopps aller militärischer Operationen in Libyen unterstütze.
+ Die UN-Sonderbeauftragte für Libyen, Stephanie Williams meinte, dass die Übernahme der Watija-Basis durch die Milizen der 'Einheitsregierung' zu einer zusätzlichen Eskalation in Libyen führen könnte.
+ Der ägyptische Präsident Abdel Fattah el-Sisi erklärte Libyens Stabilität unverzichtbar für die nationale Sicherheit Ägyptens. Afrikanische Länder sollten die Bekämpfung des Terrorismus in Libyen als oberste Priorität betrachten, da dieser die Stabilität und Sicherheit der Nachbarländer und des gesamten Kontinents gefährde. Da die Libyenkrise als arabisch-afrikanisches Problem angesehen werde, sollten die Afrikanische Union und die Arabische Liga ihre Bemühungen zur Lösung der Krise koordinieren.
+ Der Abzug der LNA vom Luftwaffenstützpunkt al-Watija bedeutet laut dem Parlamentarier Said Mughib nicht, dass der Krieg verloren sei. "Dieser Krieg ist ein Kampf des Volkes für die Befreiung des Landes. Im Laufe der Geschichte haben alle Befreiungskriege solche Phasen durchlaufen. Seien Sie also nicht beunruhigt, seien Sie geduldig. Vertrauen Sie auf Ihre Armee und die Gerechtigkeit Ihres Krieges, und wir, so Gott will, werden siegen".
+ LibyaDesk twittert: "Die jüngsten Entwicklungen scheinen eher ein Auftakt zu größeren Eskalationen zu sein als eine Rückkehr zum Verhandlungstisch. Die 'Einheitsregierung' wird es in Zukunft schwer haben, ihre Pläne zu verkaufen, und es wird sie die lokale Unterstützung der Regionen kosten, die sie erobern möchte."
+ Die italienische Zeitung La Stampa berichtet, dass die 'Einheitsregierung' im Begriff sei, ein Militärabkommen mit einem neuen strategischen Partner abzuschließen. Mit der Einnahme der Watija-Luftwaffenbasis habe die 'Einheitsregierung' die Kontrolle fast über die gesamte westliche Küste erlangt. Das bedeutet für Ankara, sie hat den ersten Militärstützpunkt im südlichen Mittelmeer. Sollte kein europäisches Land in die Verhandlungen miteinbezogen werden, hieße das, dass die EU noch weniger Einfluss in Libyen hätte. Dies wäre ein weiterer Rückschritt für die Beziehungen zwischen Libyen und Italien.
Nicht zu vergessen: Die Türkei kontrolliert damit fast die gesamten Migrantenrouten von Afrika und dem Nahen Osten nach Europa.
+ Der Minister für Erziehung der 'Einheitsregierung' in Tripolis, Mohamed Amari Zayed, der dem dschihadistischen Schura-Rat nahesteht, lobte die Milizen der 'Einheitsregierung' für die Einnahme der Watija-Luftwaffenbasis und für die mehr als 100 in den letzten zwei Tagen durchgeführten Luftangriffe. Er dankte der Türkei für die direkte militärische Luft-, See- und Landunterstützung bei dieser Operation. Zayed lehnte Verhandlungen mit der LNA ab und sagte, die 'Einheitsregierung' wolle ihre Kontrolle über ganz Libyen ausdehnen.
https://almarsad.co/en/2020/05/18/amari-zayed-thanks-turkey-for-liberating-al-watiyah/
+ Der italienische Botschafter in Libyen, Giuseppe Puccini, hat as-Sarradsch zur Einnahme von Watija gratuliert.
'Einheitsregierung'/Milizen/Türkei
+ Katar hat der Türkei gerade 15 Milliarden US-$ spendiert. Die Türkei braucht bis August aber weitere 65 Milliarden US-$, um den Bankrott zu vermeiden. Wirtschaftlich steht die Türkei schlecht da, die Angriffskriege verschlingen jede Menge Geld.
http://new-economy.gr/2020/05/19/turkey-struggling/
Der Angriff auf Libyen wird auch Erdogan das politische Genick brechen, trotz aller finanzieller Hilfen durch Katar und den Rückhalt bei der Nato.
Coronakrise
+ Das Libysche National Center for Disease Control (NCDC) gab am 20.05. bekannt, dass es einen neuen Fall von Covid-19 gebe. Damit erhöht sich die Gesamtzahl von Covid-19 positiv Getesteten auf 69, davon sind 35 wieder gesundet, 31 befinden sich ärztlicher Behandlung und drei Menschen sind gestorben.
Verschiedenes
+ Am 18. Mai jährte sich das Massakers von Barak al-Schati in Südlibyien. Milizen der 'Einheitsarmee' ermordeten mit Unterstützung von tschadischen Söldnern mehr als 140 LNA-Soldaten. Wo war die internationale Gemeinschaft an diesem Tag?
+ Der russische Präsident Putin und der türkische Präsident Erdogan telefonierten miteinander.
+ LibyaDesk: Es kursieren etliche Falschinformationen über angebliche Erklärungen von Stämmen, Städten und politischen Gruppierungen. Tatsächlich hätten weder Tarhuna noch Asabaa ihre Kapitulation erklärt, wie behauptet. Und der Sender, der verbreitet hatte, "Die Grünen" hätten sich von der LNA losgesagt, ist von der 'Einheitsregierung' finanziert.
+ Am 17.05. telefonierten der deutsche Botschafter in Libyen Oliver Owcza und Parlamentspräsident Aguila Saleh, um Standpunkte über die aktuelle politische Entwicklung auszutauschen. Owcza bezeichnete das Telefongespräch als "konstruktiv".
+ Es wird kritisiert, dass die Türkei mit der Landung ihrer Flugzeuge in Tunesien und der damit einhergehenden Verletzung der tunesischen Souveränität einen Keil zwischen Tunesien und Libyen treibt.
https://ahvalnews-com.cdn.ampproject.org/c/s/ahvalnews.com/turkey-libya/turkey-driving-wedge-between-tunisia-libya?amp
+ Das tunesische Parlamentsmitglied, Abir Musi, kündigte auf einer Pressekonferenz an, dass die Sitzblockade im Parlamente, am 13. Mai begonnen, aufrechterhalten wird. Sollte nicht auf ihre Forderungen eingegangen werden, würde die Aktion ausgeweitet werden. Musi beschuldigte den Parlamentssprecher Rashid Ghannouchi nicht öffentlich gemachte Operationen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, der die Hauptursache für die Kämpfe in Libyen sei, durchgeführt zu haben. Ghannouchi müsse seine Entscheidungen widerrufen und die Angelegenheit vor das Parlament bringen, um darüber abstimmen zu lassen.
Auch Ghannouchi hatte as-Saratsch zur Übernahme von al-Watija gratuliert.
+ Die Bundesregierung hat seit der Berliner Libyen-Konferenz im Januar Waffen im Wert von über 330 Millionen Euro in Länder exportiert, die in den Krieg in Libyen verwickelt sind, darunter die Türkei, Ägypten und die VAE. Und dies, obwohl Deutschland offiziell das UN-Waffenembargo unterstützt.
https://deutsch.rt.com/international/102590-trotz-embargo-deutschland-liefert-waffen-an-brandstifter-in-libyenkonflikt/
Kommentare 22
Hallo Frau Gutsche, wie schätzen Sie die Bedeutung der Einnahme von al-Watija für den gesamten Libyen-Konflikt ein? Ist es wirklich ein "Wendepunkt", wie Thomas Pany es nennt? Oder hat der von Ihnen zitierte Said Mughib mit seinem gelassenen Standpunkt recht?
https://www.heise.de/tp/features/Libyen-Haftar-verliert-die-Tuerkei-gewinnt-4725092.html
Auf https://libya.liveuamap.com/ können Sie den Konflikt verfolgen. Wir erleben eine dramatische Kriegswende. Heute konnte die GNA Armee die Stadt al Sabiah erobern. Diese Stadt war strategisch wichtig weil durch sie eine Straße führt, die die restlichen LNA Truppen im äußeren Westen mit dem Rest verbunden hat. Nun sind diese Truppen eingekesselt ohne jede Verbindung zur Außenwelt. Während dessen wurde gestern der Großteil der Luftverteidigung ausgeschaltet und Turkish Airlines beherrscht nun uneingeschränkt den Himmel. Die LNA kann nur noch Entlastungsangriffe aus dem 500 km entfernten Waddan fliegen. Während die GNA praktisch rund um die Uhr ununterbrochen Luftangriffe auf Ben Gashir und Tarhuna fliegen kann. Was sie auch machen. In den kommenden Tagen werden sie diesen roten Kessel im Westen eliminieren und gleichzeitig sowohl die Stadt Tarhuna und die Straße nach Sirte sturmreif bomben. Ist der Kessel beseitigt werden Sie in Tarhuna und/oder Sirte eindrücken. Bzw. es zumindest versuchen. Mit allerdings sehr hohen Erfolgsaussichten. Es sei denn Haftar tritt zurück was echte Friedensgespraeche ermöglichen würde. Mit ihm selbst werden sie nicht mehr verhandeln. Dazu hätte er die letzte Chance im Januar in Berlin oder Moskau.
Danke, aber ich habe nicht Sie gefragt, sondern Frau Gutsche, weil mich ihre sachkundige und besonnene Meinung interessiert (und nicht die von irgendwelchen reaktionären Freaks).
Wäre schön, wenn sie Ihrem Logo eine andere Farbe (oder zusätzliches Merkmal) geben würden, denn es gibt hier einen Foristen @miauxx, der mit gleichem Logo schon lange kommentiert.
Danke.
Die einfarbig grüne Flagge der Libysch-Arabischen Dschamahirija
Exakt. ;-))
Seit wann haben Flaggen Kreisform?
Deine Frage ist so besinnungslos wie Deine anmaßende Anfrage hier.
Die Einnahme von al-Watija durch die Milizen der 'Einheitsregierung' dürfte für die LNA schon bitter sein. Die Lage hat sich durch das Eingreifen des türkischen Militärs - ich glaube so ab Dezember oder Januar - für die LNA in jedem Fall verschlechtert. Diese hunderte von syrischen Söldnern, türkischen Drohnen (die Fabrik gehört ja einem Sohn von Erdogan, der verdient sich wohl dämlich) und dann der Beschuss von einer türkischen Fregatte aus auf Watija. Und nicht zu vergessen, hinter der Türkei steht ja die Nato. Und die EU (vielleicht außer Frankreich?). Die lassen jetzt die Türken die Drecksarbeit machen. Und die Türkei wird noch ihre Dschihadisten los, die sonst vielleicht noch mal in der Türkei zum Problem werden könnten.
Die LNA hatte wohl schon damit gerechnet, Watija nicht halten zu können, sonst hätte sie nicht schon vorher Waffen etc. abgezogen. Immerhin hat es für die 'Einheitsregierung'/Türkei erst beim dritten Mal geklappt.
Dass die 'Einheitsregierung'/Türkei ganz Libyen aufrollen könnte, halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Da ist schon Ägypten vor. Hinter den Kulissen laufen bestimmt die Telefone heiß, jeder verhandelt mit jeden. Habe gerade gelesen, Russland und Türkei sprechen sich für Waffenstillstand aus. Jedenfalls ist der Konflikt schon lange kein interlibyscher Konflikt mehr . Wenn die libysche Bevölkerung noch irgendetwas zu sagen hätte, wären die Kämpfe längst vorbei.
Die Meinungen, wie sich alles weiterentwickeln wird, gehen auseinander - wie oben aus den verschiedenen Stellungnahmen ersichtlich.
Vielleicht ein Einfrieren des Konflikts/Waffenstillstand und neue Verhandlungen? Oder neue Eskalation, wie LibyaDesk meint? Ich bin kein Militärexperte.
Auch der EU und der Nato dürfte es nicht passen, wenn die Türkei zu stark in Libyen wird. Gewinnen soll keine Seite, die sollen sich schwach kämpfen und dann kommen die Europäer und diktieren den Frieden nach ihren Vorstellungen.
Die Übernahme Libyens durch die Türkei wäre wirklich eine Katastrophe für das Land. Die Türkei hätte dann die Ressourcen unter seiner Kontrolle, die Libyer selber würden kaum noch eine Rolle spielen.
Libyen ist für die Türkei am Ende bestimmt nicht zu knacken. Mit brutaler Waffengewalt, Bomben und Söldnern reingehen mit der Nato im Rücken ist eine Sache, das war ja schon 2011 so, doch das Land beherrschen und sich als neue Kolonialmacht zu etablieren, das ist eine ganz andere Sache.
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich am Ende auch Erdogan an Libyen die Zähne ausbeißen wird. An den libyschen Stämmen sind schon andere gescheitert.
Vielleicht noch eine Anmerkung zu libya.liveuamap.com: Sehr 'Einheitsregierungs'-lastig. Habe schon oft festgestellt, dass sehr einseitig Erfolge der 'Einheitsregierung' dargestellt werden, jene der LNA kaum.
Also das fällt ja wohl offensichtlich auf Sie zurück, denn weder war der Kommentar an Sie gerichtet, noch in irgendeiner Form "anmaßend". Zudem lassen Sie das Duzen, auch wenn das zu ihren Umgangsformen gehören mag.
Gehen Sie woanders "spielen".
Die Gna wird niemals die Cyreneika kontrollieren oder erobern können. Dazu sind die und die Türkei dort zu verhasst, die LNA zu beliebt. Spätestens Ägypten und die Emirate würden dem ein Ende setzen.Aber für den Westen Libyens dürfte es reichen. Dass beide Gruppen irgendwann noch mal ne gemeinsame Regierung bilden, dass ist sehr fraglich. Der Hass zwischen beiden Gruppen ist unbeschreiblich. Da war wohl die Konferenz in Berlin die letzte Chance. Weswegen die Chance sehr hoch ist, dass es zu einer faktischen Spaltung kommen wird. Ein GNA Westlibyen mit enger Anbindung an die Türkei, Katar, Tunesien, Italien und Algerien. Dass wohl das Land des Defensivpaktes sein soll . Ein LNA Ostlibyen mit enger Anbindung an Ägypten, Frankreich, Griechenland, Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate. Tripolis bleibt Hauptstadt der GNA. Bengasi der LNA. Im Westen kommt der Türkei Stützpunkt hin. Im Osten gibt es den Kadim Stützpunkt der Vereinigten Emirate seit 2015. Wenigstens Frieden und die Chance dass die nächste Generation es besser macht aufdass das Land irgendwann wieder zusammen wachsen kann.
Sind wir hier im Kindergarten? Du forderst Nutzer auf, die Farbe ihres Logo zu wechseln, weil ein anderer Nutzer diese Farbe schon viel länger als Logo nutzt? Nenn mir bitte einen vernünftigen nicht anmaßenden Grund dafür und fahr mal runter."
Haftar hat verloren, die Berichte hier erinnern an die die tönende Wochenschau, die nichts mit der Realität zu tun haben. Ich kann mir auch nicht erklären woher die Liebe zum Kriegsverbrecher Haftar kommt. Wahrscheinlich eine Mischung aus wunschdenken und unkenntniss der Lage.
Danke für die ausführliche und aufschlussreiche Einschätzung! Dass man den Faktor Ägypten nicht vernachlässigen darf, hatte ich auch schon vermutet.
Die Bevölkerung Ägyptens steht auf Seiten der Türkei, siehe Mursi. Nur durch einen Militärputsch konnte er beseitigt werden, seitdem wird die ägyptische Bevölkerung unterdrückt und sehe die Türken sehr gerne als Befreier.
Ich habe nicht den ganzen Artikel gelesen (ist mir zu teuer), aber bereits der Teaser ist interessant genug:
"Die militärische Niederlage, die General Khalifa Haftar in Watiya erlitt, weil er den wichtigsten Militärstützpunkt im Westen Libyens nicht halten konnte, hat seine Beziehungen zu seinem ägyptischen Verbündeten weiter belastet. Kairo erwägt nun, ihn an der Spitze der Armee abzulösen, da ihm weitere Rückschläge im Süden des Landes drohen."
https://www.africaintelligence.com/north-africa_politics/2020/05/22/cairo-gunning-for-general-haftar-after-loss-of-watiya,108406648-eve
Typo: "sähe" statt "sehe"
Vielleicht ist dies ein Versuch Kairos die Türkei zu beschwichtigen, indem man Haftar fallen lässt.
Es kommt vielleicht noch mehr Bewegung in den Konflikt. Angeblich sind mindestens acht russische Kampffulgzeuge in Libyen (LNA-Territorium) eingetroffen, womöglich um die LNA zu unterstützen. Das ist aber noch nicht offiziell bestätigt.
At least “six Mig-29 Fulcrum and two Sukhoi Su-24 Fencer combat aircraft escorted by two Russian Air Force Su-35s” have arrived in Libya according to the Government of National Accord (GNA) Ministry of Interior Fathi Bashagha. https://theaviationist.com/2020/05/21/lets-talk-about-the-claim-that-russia-moved-six-mig-29s-and-two-su-24s-escorted-by-ruaf-su-35s-to-libya/
Die türkischen Abwehrsysteme Koral und Hisar-O sind bereits in Libyen stationiert.
Die Süddeutsche Zeitung spricht von "deutlich höheren Stückzahlen" an russischen Kampfjets, die an die LNA geliefert worden sein sollen.
https://www.sueddeutsche.de/politik/libyen-schlacht-der-stellvertreter-1.4914076
Die Tage werde ich wieder schreiben. Vorab schon ein Bericht von LibyaDesk, zwar britischer Geheimdienst, aber oder gerade deshalb, recht aufschlussreich:
Ein Artikel von LibyaDeskweist darauf hin, dass die 'Einheitsregierung' und ihre Milizen intern gespalten ist und nur durch die Feindschaft gegen die LNA zusammengehalten wird. Sie sei nicht in der Lage, territorial zu expandieren, weil sie keine Unterstützung durch Stämme wie die LNA hat. Ihre jetzigen Siege gehen rein auf das Konto der Türkei. Angesichts dieser Tatsache seien die USA und Frankreich nicht davon begeistert, wenn die LNA im Westen verliert. Haftar sei als Verhandlungspartner aus verschiedenen Gründen aber auch nicht ideal. Es habe keinen Sinn, Leute an den Verhandlungstisch zu bringen, die anschließend nicht die Autorität haben, Beschlüsse auch duchzusetzen. Es müsse eine politische Lösung gefunden werden, die Persönlichkeiten umfasst, die wirklich in Libyen Einfluss haben. "Dies bedeutet auch, Anhänger des früheren Regimes, die seit 2011 vollständig vom politischen Prozess ausgeschlossen sind, und prominente politische Akteure einzubeziehen, die im Skhirat-Abkommen zur Seite gedrängt wurden. Solche Maßnahmen sollten auch andere Personen berücksichtigen als nur die, die derzeit die Schlagzeilen dominieren.""Allein im gegenwärtigen Konflikt haben wir gesehen, was einflussreiche libyscher Persönlichkeiten in ganz Libyen positiv bewirken können.Zum Beispiel hat die LNA Generalmajor Belgasim al-Abadsch, einen Militäroffizier aus der Gaddafi-Ära, eingesetzt, um Missstände im Süden Libyens zu beseitigen - und innerhalb weniger Monate mehr greifbarere Ergebnisse erzielt als die internationale Gemeinschaft in über acht Jahren. Aufgrund der Natur des libyschen Konflikts und der ihn umgebenden Medienlandschaft ist die Berichterstattung über solche Entwicklungen unterdurchschnittlich. Al-Abadsch ist jedoch eine angesehene Persönlichkeit in Südlibyen, die seit einiger Zeit im Mittelpunkt lokaler Vermittlungsbemühungen steht." Weiter heißt es, die internationale Gemeinschaft müsse sich ihrem Scheitern in Libyen stellen. Es müssten jene Leute zusammengebracht werden, auf die sich LNA und 'Einheitsregierung' jeweils verlassen können und die wirklich Einfluss haben. Die Vereinten Nationen hätten ein Unverständnis für die die Dynamik in Libyen gezeigt. Das Wiederholen von Treffen für die Öffentlichkeit und das Abschließen von Vereinbarungen, die anschließend nicht umgesetzt werden, hätten Libyen in diese Situation geführt, in der es heute steckt.https://www.iai.it/en/pubblicazioni/challenges-internationally-mediated-peace-libya
Die "internationale Gemeinschaft" steckt fest.