Verbrechen und Terror
+ Scheich Abdullah Makhlouf, Vorsitzender des Gemeinderats von Kabaw (im Westen Libyens, nahe Zinten), wurde von Unbekannten zunächst entführt und anschließend erschossen. Grund dürften seine Unterstützung für die Libysche Nationalarmee (LNA) und seine Verurteilung der Entsendung syrischer Söldner nach Libyen gewesen sein. Die libysche Übergangsregierung in Tobruk sprach den Angehörigen ihr tiefes Beileid aus.
https://twitter.com/Libyancitizen6/status/1261492223666982912
https://almarsad.co/en/2020/05/16/the-libyan-government-says-sheikh-makhlouf-sacrificed-his-life-resisting-turkeys-project-in-libya/
+ Ein ziviler Minibus, der auf dem Weg von Sebha nach Tripolis war, wurde von der ‚Einheitsregierung‘ beschossen. Alle vier Insassen kamen ums Leben.
+ Türkische Drohnenanschläge der ‚Einheitsregierung‘ bombardieren weiterhin Versorgungsfahrzeuge, nach Gemüse-, Eier-, Schaf- und Hühner-Lastwagen wurde nun auch ein Wassertransporter getroffen. Außerdem wurde bei Bani Walid am 14.05. erneut ein Tanklastwagen beschossen. Am 16.05. nahmen türkische Drohnen ein weiteres mal Nahrungsmitteltransporter ins Visier.
+ Der Vorsitzende des Exekutivrats der Gemeinde Qasr bin Ghashir, Lotfy al-Kabir, bestätigte, dass die systematische Bombardierung der Gemeinde durch die ‚Einheitsregierung‘ Schäden verursachte, die dazu geführt haben, dass Qasr bin Ghashir die Hauptstadt Tripolis nicht mehr mit Wasser versorgen kann. In Qasr bin Ghashir befindet sich der Hauptsitz der Industrial River Verwaltung. Bei den Bombardements wurden auch Häuser zerstört und Zivilisten getötet. Die Zivilbevölkerung unterstütze die LNA in ihren Bemühen, in Libyen wieder Sicherheit und Stabilität herzustellen. Al-Kabir forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich für den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen.
https://libyareview.com/?p=2775
+ Die Generalstaatsanwaltschaft in Libyen hat einen Haftbefehl für Abdulhakim Belhadsch erlassen. Es werden ihm Verbindungen zu einem geheimen libyschen Ableger der palästinensischen Hamas zur Last gelegt. Das libysche Strafgesetzbuch sieht in den Artikeln 166 und 171 vor, dass jeder Bürger, der ausländische Organisationen finanziert oder mit ihnen in Kontrakt tritt, mit lebenslanger Haft bestraft werden kann oder sogar mit der Todesstrafe rechnen muss.
Belhadsch kämpfte einst für al-Kaida in Afghanistan, war in Libyen an Attentatsversuchen auf Muammar al-Gaddafi beteiligt, verließ Libyen, wurde im Februar 2004 in Malaysia verhaftet, nach Bangkok deportiert, dort von CIA und MI6 verhört, um anschließend nach Libyen abgeschoben zu werden. Dort saß er ein Jahr im Abu-Salim-Gefängnis in Tripolis ein. Anschließend stand er unter Hausarrest, der 2008 aufgehoben wurde. 2011 war er an vorderster Front im Kampf gegen die Dschamahirija-Regierung beteiligt. Er befehligte die dschihadistische Miliz LIFG (Libyen Islamic Fighting Group), wurde schnell zum Millionär. Schon bald gehörte ihm eine ganze Flugzeugflotte, die heute wohl auch dazu eingesetzt wird, syrische Söldner nach Libyen zu bringen. Er war Vorsitzender der libyschen Watan-Partei und Kommandant der Militärregierung in Tripolis. Vom Westen wurde Belhadsch in den Jahren 2014/15 als neuer starker Mann Libyens hofiert und durfte sich als „Diplomat“ in den französischen Medien präsentieren.
Nun wird Belhadsch vorgeworfen, bei einem Treffen mit dem Hamas-Chef in Libyen dabei gewesen zu sein, dessen Zweck es war, geheime Waffenlieferungen nach Gaza und an ägyptische Dschihadisten im Sinai zu organisieren. Ebenfalls bei den Treffen anwesend waren der Libyer Mohamed Sawan von der Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau sowie führende Politiker der tunesischen Ennahda-Partei. Beide Parteien gehören der Moslembruderschaft an.
Der libysche Zweig der Hamas in Libyen wurde 2011 von dem Palästinenser Marwan Alaschqar gegründet. Alaschqar wurde Anfang letzten Jahres zusammen mit drei weiteren Mitgliedern der Zelle in Tripolis verhaftet und sitzt seitdem, trotz mehrmaliger Befreiungsversuche, im Gefängnis auf dem Luftwaffenstützpunkt Mitiga ein. Quellen von Al-Marsad zufolge wurde der Sondergesandte des türkischen Präsidenten Erdogan in Libyen, Emrullah Isler, vom türkischen Geheimdienst gebeten, sich um die Freilassung dieser Gefangenen zu bemühen. Isler ist Vorsitzender des Sicherheits- und Geheimdienstausschusses des türkischen Parlaments.
Die nun aufgetauchten Beweise gegen Belhadsch stammen von Computerdateien, die neben Dokumenten auch Sprachaufzeichnungen und Videoclips mit Einzelheiten über Waffenkäufe, Finanzierungen und Lieferungen umfassen. Sie belegen die Verbindungen zwischen Hamas und bestimmten Libyern und libyschen Organisationen, insbesondere der LIFG, der Muslimbruderschaft und der tunesischen Ennahda.
Es wird erwartet, dass die weitere Auswertung der Beweismittel zur namentlichen Nennung prominenter libyscher Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Militär und Politik führen wird.
https://almarsad.co/en/2019/01/05/belhaj-accused-of-links-with-hamas/
Militärische Lage
+ Bei den militärischen Auseinandersetzungen kommt es immer wieder zur Tötung von Zivilisten.
+ Am 16.05. konnte die Luftverteidigung der LNA vier türkische Drohnen der ‚Einheitsregierung‘ beim LNA-Militärstützpunkt al-Watija abschießen. Bereits die Tage vorher wurde der Abschuss mehrerer türkischer Drohnen durch die LNA gemeldet.
+ Die LNA führt am 15.05. Luftschläge auf Gharian im westlichen Libyen aus.
+ Am 14.05. nahm die LNA das „Banana-Projekt“ in Zentraltripolis unter Beschuss.
Die LNA hat in Tripolis in den Stadtvierteln Salah al-Din, al-Hadaba, Airport Road, Ain Zara, Wadi al-Rabi und am Stadtrand von Garabulli Posten bezogen.
+ Laut LNA haben ihre Streitkräfte einen Angriff von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ im Süden von Tripolis am 13.05. zurückgeschlagen. Ein Munitionslager der ‚Einheitsregierung‘ wurde im Gebiet Ain Zara im Süden Tripolis beschossen.
Libysche Stämme und Städte
+ Scheichs und Führer von ar-Radschban erhöhen den sozialen Schutz und verstoßen all jene, die sich gegen die LNA stellen.
https://twitter.com/LNA2019M/status/1261277419367026688
+ Der Vorsitzende des Versöhnungsausschusses im Obersten Rat der Stämme Libyens, Zidan Maatouq Al-Zadmah, sagte bezüglich einer Einladung zum Dialog von as-Sarradsch der Londoner Zeitung Asharq Al-Awsat: „Der Präsidialrat ist nicht frei, eine Entscheidung zu treffen, weil die bewaffneten Milizen und terroristischen Gruppen, die die Hauptstadt in Geiselhaft halten, auch ihn kontrollieren. Wie können wir auf einen Dialog mit einer Regierung vertrauen, die von der Türkei und Katar in Geiselhaft genommen wurde?“
Die meisten Libyer unterstützen nach wie vor die LNA in deren Bemühen, die Hauptstadt zurückzugewinnen und die Souveränität Libyens wieder zu erlangen.
https://almarsad.co/en/2020/05/14/al-zadmah-how-can-we-trust-dialogue-with-a-government-that-has-been-hostage-to-turkey-and-qatar/
‚Einheitsregierung‘/Milizen/Türkei
+ Am 16.05. forderte der türkische Außenminister die Nato auf, den Vormarsch der LNA in Tripolis zu stoppen.
+ Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) erklärte, dass Pro-Ankara-Milizen in Syrien Jugendliche unter 18 Jahren zum Kämpfen an der Seite der Milizen der ‚Einheitsregierung‘ nach Libyen entsenden. Das Foto eines 15-jährigen Jungen, der bei den Kämpfen in Libyen getötet worden war, sei von den Eltern im Internet entdeckt worden. SOHR schätzt, dass etwa 120 Jugendliche unter 18 Jahre unter den Kämpfern seien.
Die Zahl der Todesopfer unter den in Libyen kämpfenden Syrern habe 287 erreicht, darunter befänden sich 16 Kinder unter 18 Jahren. Es sollen sich immer noch 3.550 Syrer und Rekruten anderer Nationalitäten in der Türkei zur Ausbildung für den Kampf in Libyen befinden.
+ Die Turkish Petroleum Corporation (TPAO) fordert von der ‚Einheitsregierung‘ in Libyen die Berechtigung zur Exploration im östlichen Mittelmeerraum. Im November hatte die ‚Einheitsregierung‘ein bilaterales Abkommen mit der Türkei geschlossen, in dem es um die Einrichtung einer ausschließlichen Wirtschaftszone von der Südküste der Türkei bis zur Nordostküste Libyens ging. Diesem Abkommen, das ohne die davon betroffenen Staaten wie Griechenland, Zypern und Ägypten abgeschlossen wurde, fehlt jede rechtliche Grundlage, da es zum einen internationalem Recht widerspricht und ihm zum anderen vom libyschen Parlament nicht zugestimmt wurde.
https://libyareview.com/?p=2706
+ In einem Interview sagte der türkische Außenminister Çavuşoğlu, dass „die beste und einzige Lösung [in Libyen] eine politische Lösung ist, eine militärische Lösung konnte nicht erreicht werden. Hätten wir das Gleichgewicht des Krieges nicht verändert, wäre die LNA in Tripolis eingezogen, und der Konflikt hätte noch weitere zehn Jahre andauern können“.
Diese Logik erschließt sich nicht, denn wenn die LNA Tripolis erobert hat, wird auch der Konflikt bald beendet sein.
https://libyareview.com/?p=2712
+ Auf Twitter wurde ein Vertrag veröffentlicht, der zeigt, dass die ‚Einheitsregierung‘ monatlich 150.000 US-$ an die Beraterfirma Mercury zahlt, die im Zuge ihrer Lobbyarbeit die terroristischen Verbindungen der ‚Einheitsregierung‘ verschleiern und die LNA und das Parlament diskreditieren soll.
https://twitter.com/LNA2019M/status/1261310281411637253
Coronakrise
+ Die Gesamtzahl der mit dem Coronavirus infizierten Fälle in Libyen beträgt 64, davon sind 28 Personen wieder gesundet, 33 noch erkrankt und drei verstorben.
Der Leiter des Libyschen Nationalen Zentrums für Seuchenkontrolle (NCDC), Badr Al-Din Al-Nadschjar, gab bekannt, dass eine gemeindebasierte, epidemiologische Erhebung durchführen wird, um die Prävalenz der Covid-19-Infektion im Land abzuschätzen. Es soll festgestellt werden, ob das Land in den kommenden Tagen seine Vorsichtsmaßnahmen lockern kann oder noch daran festhalten muss.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass wie immer bei Krieg, Katastrophen und Seuchen die Schwächsten der Gesellschaft am stärksten betroffen sind und die Frauen am meisten an Last schultern müssen.
Migranten
+ Die IOM gab am 13.05. bekannt, dass in den vergangenen zwei Wochen mindestens 650 Migranten aus Libyen in Italien und Malta angekommen sind. Weitere 77 Migranten wurden auf See abgefangen und nach Libyen zurückgebracht.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1260628602674126849
Verschiedenes
+ In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica sagte der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am 14.05., dass das Militärbündnis „bereit ist, die libysche Regierung unter Führung von Fayez as-Sarrasch zu unterstützen“. Weiter führte er aus, dass die Türkei ein wichtiger Nato-Partner bleibe. Er fuhr fort: „Gegen Libyen wurde ein Waffenembargo verhängt, das von allen Parteien respektiert werden muss.“ Dies bedeute jedoch nicht, „die von Khalifa Haftar geführten Streitkräfte und die Regierung von Fayez as-Sarradsch, die als einzige von der UNO anerkannt ist, auf die gleiche Stufe zu stellen sind“.
Das libysche Parlament und die libyschen Stämme spielen bei der Nato überhaupt keine Rolle, auch nicht, dass das Skhirat-Abkommen wegen mangelnder Parlamentszustimmung nie in Kraft getreten und inzwischen auch ausgelaufen ist. Diese Stellungnahme von Stoltenberg dürfte auch nicht die Zustimmung aller dreißig Nato-Mitgliedstaaten finden.
http://en.alwasat.ly/news/libya/283228
+ Das griechische Außenministerium hat sich unverzüglich gegen die Aussage von Stoltenberg gestellt: „Der Inhalt seines jüngsten Interviews in einer italienischen Zeitung, so wie es veröffentlicht wurde, bringt offensichtlich nicht die Positionen des Bündnisses zum Ausdruck“, da diese Positionen einstimmig festgelegt werden müssten. Die Zeitung GreekCityTimes meint dazu: Sollte diese Aussage zutreffen, würde die Nato eine dschihadistische Regierung unterstützen, die darauf abzielt, dem Nato-Mitglied Griechenland seine Hoheitsgewässer zu stehlen.
https://greekcitytimes.com/2020/05/15/greek-ministry-of-foreign-affairs-stoltenbergs-comments-do-not-express-the-positions-of-the-alliance/
Zweifel bestehen nach wie vor, und nur Stoltenberg oder eine offizielle Erklärung der NATO zu ihrer Haltung zu Libyen kann Klarheit in die Angelegenheit bringen.
+ Am 13.05. fand eine Videonachfolgekonferenz zur Berliner Libyen-Konferenz vom Januar 2020 unter dem Vorsitz von Italien und der amtierenden Sonderbeauftragten für Libyen, Stephanie Williams, statt. Es nahmen achtzehn Delegierte aus verschiedenen Ländern sowie regionale und internationale Organisationen teil, darunter auch die Arabische Liga, die das nächste Treffen vorbereiten wird.
Der italienische Außenminister Luigi di Maio sagte: „In Libyen gibt es weiterhin massive Einmischung von außen auf Seiten beider Konfliktparteien, sei es durch ausländische Kämpfer, die ins Land gebracht werden, oder durch die Entsendung modernster Waffen.“ Di Maio ist der Meinung, dass „keine der beiden Seiten die Fähigkeit hat, sich militärisch durchzusetzen“. Deshalb habe „der jüngste politische Vorschlag von Aqila Saleh, bei dem es sich um einen Acht-Punkte-Fahrplan handelt, den Vorteil, wieder in den Dialog einzutreten und an den Verhandlungstisch zurückzukommen. Dies könnte eine gute Gelegenheit sein, aus der Sackgasse herauszukommen“. Italien werde den Vorschlag des Parlamentspräsidenten „sehr sorgfältig prüfen“.
https://libyareview.com/?p=2699
+ Parlamentspräsident Aqila Saleh wurde am 14.05. vom italienischen Außenminister nach Rom eingeladen.
+ In einer am 15.05. veröffentlichten Erklärung forderte die Föderation afrikanischer Journalisten (FAJ) die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die türkische Militärintervention in Libyen zu stoppen.
+ Russland diskutiert mit den Botschaftern Deutschlands, Frankreichs und Italiens die Lage in Libyen.
https://libyareview.com/?p=2742
+ Seit dem 2. März ist die Stelle der UN-Sondergesandten für Libyen nach dem Rücktritt von Ghassan Salamé unbesetzt, da sich die Vereinten Nationen nicht auf einen neuen Kandidaten verständigen konnten. Jetzt ist die ehemalige Außenministerin von Ghana, Hanna Teteh, im Gespräch. Derzeit ist sie Sonderbeauftragte des Generalsekretärs bei der Afrikanischen Union und Leiterin des Büros der UN bei der Afrikanischen Union (UNOAU).
https://libyareview.com/?p=2764
+ Nachdem die Temperaturen in den südlichen und westlichen Regionen Libyens auf über 40° C anstiegen, kam es am 14.05. zu einem stundenlangen, totalen Stromausfall.
+ Karikatur: http://en.alwasat.ly/news/caricature/283087
Kommentare 6
Haftar verliert weiter an Boden, jetzt wurde der Flughafen in Al-Wattiya befreit. Ihm bleibt nur noch der Beschuss von Zivilisten, für eine kurze Zeit.
Ja sie sind durchgebrochen. General Jaweili höchst selbst führt seine Armee an, welche die Reste der LNA verfolgt. Während Haftar 1000 km weiter im sicheren Bengasi in seinem Palast sitzt und es sich weit ab von der Front gut gehen lässt. Nun sollten die UNO Lebensmittel und Medikamente Konvois nach Tarhuna organisieren und die Stadt am besten von Frauen und Kindern evakuieren lassen. Denn bald wird die eigentliche Schlacht um Tarhuna beginnen. Bisher war das nur Geplänkel um die LNA davon abzuhalten Verstärkungen in den Westen zu bringen. Im Westen ist nun die LNA vernichtet. Nun kann Jaweilis kampferprobte erfahrene und gut ausgerüstete Berber Armee eingreifen. Oder er zieht in den Süden Richtung Fezzan und vereinigt sich mit den Tuareg und Tebu Truppen von Ali Kana und der South Protection Force. Die sammeln sich gerade ungestört westlich von Sebha, da die LNA zunehmend zuwenig Truppen hat um die in Schach zu halten . Es wird da interessant wohin er sich wenden wird.
„Denn bald wird die eigentliche Schlacht um Tarhuna beginnen. Bisher war das nur Geplänkel um die LNA davon abzuhalten Verstärkungen in den Westen zu bringen. Im Westen ist nun die LNA vernichtet. Nun kann Jaweilis kampferprobte erfahrene und gut ausgerüstete Berber Armee eingreifen.“
Sie verfügen, aus Ihrem Beitrag entnehme ich es, über sehr viel taktische und kriegerische Kenntnisse.
„Während Haftar 1000 km weiter im sicheren Bengasi in seinem Palast sitzt...“
Sie sitzen wahrscheinlich in Tarhuna, um die eigentliche Schlacht mit kampferprobten erfahrenen und gut ausgerüstete Berbern hautnah erleben zu können.
„ Bisher war das nur Geplänkel...“
Wieviele Menschen wurden bislang totgeplänkelt?
Wieviel Leute gestorben sind? Viel zu viele. Libyen ist eine Tragödie. Ob vor 2011 oder nach 2011. Seit Haftars mörderischen Angriff im April 2019 auf Tripolis ist sie komplett im Eimer und es starben Tausende und Hunderttausende wurden vertrieben. Nun ist die Situation katastrophal aus humanitärer Sicht. Da haben die Libyer für Corona nur noch ein müdes Lächeln übrig, da der Tod sowieso schon an jeder Ecke lauert. Ob ich in Tarhuna sitze? Gottseidank nicht. Es sind arme Seelen die von ihren Anführern in eine Katastrophale Lage gebracht wurden. Viele junge Männer sind an den Fronten gestorben. Nun wird seit Anfang April die ganze Stadt belagert und jeder Nachschub systematisch bombardiert. Ihre Anführer wollen siegen oder sterben. Angesichts der militärischen Lage wird es wohl letzteres. Mein Mitleid hält sich bei denen in argen Grenzen. Ist nur sehr traurig, dass die ihre ganze Stadt mit in den Untergang reißen. Am Ende wie in jedem Krieg jene die Zeche zahlen die mit ihm nichts zu tun haben. Was Libyen nun bräuchte wäre ein Rücktritt von Serraj und Haftar. Sie haben beide Libyen mit zugrunde gerichtet. Eine neue Generation sollte das Ruder übernehmen. Am besten Leute die nich der Türkei oder den Vereinigten Emiraten hoerig sind. Aber weder Serraj noch Haftar werden zurück treten. Noch wird Tarhuna geräumt werden. Weswegen die Tragödie weiter gehen und Tarhuna nun ihren Anteil an ihr zahlen wird.
@hallino Um ihn hier gehts https://de.wikipedia.org/wiki/Usama_al-DschuwailiJawelii war einer der 3 Kommandeure der Rebellen 2011. Haftar war der Kommandeur der Cyreneika. Jaweili warder Kommandeur des Westen, befreite Tripolis. Während der Islamist Salah Badi aus Misrata Kommandeur der mittleren Streitkräfte war, die Sirte eroberten und Gaddafi recht brutal töteten. Obwohl er Tripolis erobert hatte wurde an seiner statt Frau Gutsches spezieller Freund Belhadsch Millitär Kommandeur von Tripolis. Der typische Krisengewinnler. 2014 verbündetete Jawelii sich mit Haftar, die versuchten Tripolis zu stürmen, was an den Misrata Milizen und Salah Badi scheiterte. In der Folgezeit blieb er Kommandeur der LNA im Westen. allerdings wurde der krieg wenig energisch geführt und er zog sich 2015 nach dem abkommen von shikrat in die berge zurück. 2017 nahm er Kontakt zur GNA auf und war bis Ende 2017 sowohl Kommandeur der GNA, als auch der LNA Truppen im Westen. Anschließend schien er in "Rente" zu sein. Anfang April 2019 begann Haftar seinen Marsch auf tripolis, dass er am 5.4.2019 erreichtre. Anfangs stand es schlecht um die GNA Truppen, die auf den Angriff unvorbereitet waren. Am 8.4.2019 erreichte Jawelii mit seiner Privatarmee aus tausenden Amazigh oder wie man in Deutschland sagt Berbern Tripolis. Es war ein surrealer Moment. Im Süden von Tripolis brandete die brutale Schlacht und trotzdem schien das ganze Land den Atem anzuhalten, weil sich alle fragten für welche Seite er sich entscheiden wird. Ich rechnete eigentlich, dass er sich für die LNA und Haftar entscheidet. Seine Armee hätte den Ausschlag gegeben und Tripolis wäre gefallen. Auch, weil er eigentlich Salah Badi und Belhadsch hasst. Aber seltsamerweise hielt er es mit der GNA. Vielleicht, weil er die Herrschaft der Generäle wie unter Gaddafi oder al Sisi in Ägypten ablehnt. Obwohl er selbst einer ist. Vielleicht, weil er ein Amazigh ist, während Haftar wie Gaddafi ein arabischer Nationalist ist, der alle zu braven Arabern machen möchte. Wie auch immer. Es folgte der surrealste Tag meines Lebens. Am 8.4.2019 zog seine Armee in Tripolis ein. Tausende schwer gerüstete Soldaten absolvierten eine Parade in Tripolis, während man aus der Ferne das Dröhnen der Schlach hören konnte. Tausende Soldaten im Gleichschritt, Panzer, Schützenpanzer und 2 Kampfjets über der Parade. Bei seinen Truppen überall die Blau-Grün-Gelbe Flagge der Amazigh. Blau für das Mittelmeer und den Atalantik. Grün für das Land und die Berge. Gelb für den Sand der Sahara. In der Mitte der Truppen, dieser kleine untersetzte Mann, Blick streng geradeaus. War die Stimmung davor in Tripolis verzweifelt, weil man Angst hatte, das Haftars Horden die Stadt im Sturm nehmen würden, änderte sich das. Man wusste nun, dass der Krieg nun tatsächlich begonnen hat und er lange und auch für die LNA blutig werden würde. Selbst die Kampferprobten Brigaden der Misrata Milizen waren ergriffen, dass die Amazigh in der Stunde der Not gekommen waren, dass der Löwe der Nafusa Berge gekommen war. Serraj war natürlich gottfroh und ernannte ihn quasi zum Oberbefehlshaber der GNA Armee. Er ist Generalstabschef und OB der westlichen Aremee in Personalunion. Seine Truppen bilden die Elite der GNA Truppen. Sie sind gut ausgerüstet, kampferprobt, stehen unter dem Kommando eines kompetenten Generals, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat seine Feinde zu terminieren, haben ‘Aziziya, Gharyan, Sorman, Sabratah und heute den großen Luftwaffenstützpunkt zurück erobert.Wissen wie man die Linien des Feindes durchbricht. Nun werden sie vermutlich nach Tarhuna verlegt. Was den Krieg beenden würde, da dann die LNA eingekesselt ist. Tarhuna ist wirklich der letzte Ort in Libyen, indem gerade irgendwer, egal welcher Seite man angehört, leben möchte. Insbesondere wenn die Armee von Usama Jawelii auf sie zumarschieren sollte Weswegen die Stadt von den Zivilisten geräumt werden sollte. Das wäre besser. Sehr viel besser und dringend notwendig. Aber da in Libyen die Dinge immer schlechter und nie vernünftig laufen, werden die Scheichs von Tarhuna verkünden, dass man bis zum Tod kämpfen werde und die Stadt uneinehmbar sei. Aber keine Stadt ist uneinehmba. Insbesondere nicht, wenn sie von einem kompetenten General mit genügend Leuten und einer funktionierenden Luftwaffe angegriffen wird.
"Wieviele Menschen wurden bislang totgeplänkelt?"
Die einfache Beantwortung meiner Frage hätte mir gereicht. Der Rest, den Sie benennen, geht mir sehr stark am Arm vorbei!!