Kurznachrichten Libyen – 22.03.2021

Libyen. 19.03.2011: Beginn des Bombenkriegs gegen Libyen / Klage gegen Sarradsch und Erdogan am IStGH eingereicht / Korruptionsvorwürfe gegen neue und alte Einheitsregierung

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Zum zehnten Mal jährt sich der Tag, an dem die Nato ihren Angriffskrieg gegen Libyen begann

19.03.2011: Manlio Dinucci gibt auf Voltaire.net eine Antwort auf die Frage: „Warum die NATO Libyen vor zehn Jahren zerstörte“. Dinucci weist darauf hin, dass Libyen eigentlich ein Verbündeter der USA im Kampf gegen Dschihadismus und extremistische Gruppierungen des politischen Islams war und hält die US-amerikanische Raffgier für den wichtigsten Kriegsgrund.
Zunächst unter dem Kommando von Africom, dann unter Nato-Kommando kamen in Libyen Kampfjets zum Einsatz, wurde von Flugzeugträgern und Kriegsschiffen aus Krieg gegen Libyen geführt. Doch „schon vor der Luftoffensive wurden in Libyen regierungsfeindliche Stämme und islamistische Gruppen finanziert und bewaffnet und von Spezialeinheiten, insbesondere aus Katar, infiltriert, um die bewaffneten Auseinandersetzungen innerhalb des Landes auszuweiten“.
Dinucci: „So wird dieser afrikanische Staat zerstört, der, wie die Weltbank 2010 dokumentierte, ein >hohes Wirtschaftswachstum< erzielte mit einem jährlich um 7,5 Prozent wachsenden BIP und >hohe Indikatoren für die menschliche Entwicklung< verzeichnete, darunter den allgemeinen Zugang zu Grund- und Sekundarbildung und mehr als 40 Prozent Universitätsabsolventen. Trotz der Disparitäten war der durchschnittliche Lebensstandard in Libyen höher als in allen anderen afrikanischen Ländern. Etwa zwei Millionen Einwanderer, die meisten von ihnen aus Afrika, fanden dort Arbeit. Der libysche Staat mit den größten Reserven an Erdöl und Erdgas in Afrika, begrenzte die Gewinnmargen für ausländische Konzerne. Dank des Rohstoffexports wies die libysche Handelsbilanz einen Jahresüberschuss von 27 Milliarden Dollar auf. Der libysche Staat investierte im Ausland rund 150 Milliarden Dollar. Die libyschen Investitionen in Afrika waren entscheidend für das Vorhaben der Afrikanischen Union, drei Finanzorganisationen zu schaffen: den Afrikanischen Währungsfonds mit Sitz in Yaoundé (Kamerun), die Afrikanische Zentralbank mit Sitz in Abuja (Nigeria), die Afrikanische Investitionsbank, mit Sitz in Tripolis. Diese Organisationen hätten es ermöglicht, einen gemeinsamen afrikanischen Markt und eine gemeinsame Währung zu schaffen.
Es war kein Zufall, dass der NATO-Krieg zur Zerstörung des libyschen Staates nicht einmal zwei Monate nach dem Gipfel der Afrikanischen Union begann. Diese hatte am 31. Januar 2011 grünes Licht für die Gründung des Afrikanischen Währungsfonds gegeben, wie aus den von WikiLeaks veröffentlichten E-Mails der damaligen Außenministerin der Obama-Regierung, Hillary Clinton, hervorgeht. Ziel der USA und Frankreichs war es, Gaddafi zu eliminieren, bevor er die Goldreserven Libyens nutzten konnte, um eine pan-afrikanische, alternative Währung zum US-Dollar und zum CFA-Franc (diese Währung hatte Frankreich seinen 14 ehemaligen Kolonien aufgezwungen) zu schaffen. Dies wird auch dadurch belegt, dass 2011 noch vor Beginn des Bombardements, die Banken in Aktion traten: Sie konfiszierten die 150 Milliarden USD, die der libysche Staat im Ausland investiert hatte und von denen der größte Teil verschwunden ist. Bei diesem Raubzug tat sich besonders die mächtigste US-Investmentbank Goldman Sachs hervor, deren Vizepräsident Mario Draghi war.“
In der Nachfolge des Krieges wurden afrikanische Migranten unter der Beschuldigung, >Gaddafi-Söldner< zu sein, in Käfige gesteckt, gefoltert und ermordet. In Tawerga wurde eine ethnische Säuberung durchgeführt. Fast 50.000 libysche Bürger seien vertrieben worden. Dinucci macht auch das italienische Parlament für diese Gräuel verantwortlich, das am 18. März 2011 dafür stimmte, >jede Initiative (d.h. Kriegseintritt Italiens gegen Libyen) zu ergreifen, um den Schutz der Menschen in der Region zu gewährleisten<.
Laut Dinucci stecken sich heute bestimmte Machtgruppen und multinationale Konzerne, begünstigt durch die chaotische Situation im Land, die Erdöleinnahmen in die Taschen. Der Lebensstandard der Libyer sei eingebrochen, für chaotische Migrationsströme seien Menschenhändler verantwortlich.
https://www.voltairenet.org/article212441.html

Nato-Krieg/Geheimverhandlungen/Saif al-Islam Gaddafi. Der britische Independent berichtete über Geheimgespräche, die von Norwegen 2011 vermittelt worden waren mit dem Ziel, den Nato-Krieg gegen Libyen zu beenden. Letztendlich seien diese Verhandlungen gescheitert, mit den bekannten Folgen.
Der damalige norwegische Außenminister Jonas Store, der an den Verhandlungen 2011 teilnahm, beschuldigte Frankreich und Großbritannien, sich einer Verhandlungslösung in Libyen widersetzt zu haben. Er habe nicht das Gefühl gehabt, dass London und Paris über eine diplomatische Option nachdenken wollten: „Wenn in der internationalen Gemeinschaft der Wunsch bestanden hätte, diesen Weg mit einigem Engagement zu verfolgen, denke ich, dass es eine Möglichkeit gegeben hätte, ein weniger dramatisches Ergebnis zu erzielen und den Zusammenbruch des libyschen Staates zu vermeiden“.
Dem damaligen französischen Präsidenten Sarkozy und dem britischen Premier Cameron wird vorgeworfen, die damalige libysche Dschamahirija-Regierung um jeden Preis gestürzt haben zu wollen. Am 17. März 2011 stimmten die UN für eine Nato-Intervention. In den nächsten sieben Monaten wurden Hunderte von Luftangriffen gegen Libyen geflogen.
Gaddafis Verbündete hätten versucht zu verhandeln. Saif al-Islam Gaddafi habe zu diesem Zweck hochrangige norwegische Beamte nach Tripolis eingeladen. Store berichtet, dass sich „zu der Zeit, als die UN-Resolution in New York verabschiedet wurde, zwei hochrangige norwegische Beamte mit Saif al-Islam im Präsidentenpalast in Tripolis aufhielten. Als die ersten NATO-Luftangriffe bevorstanden, mussten sie eilig über die Grenze nach Tunesien gebracht werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten“.
Norwegen beteiligte sich anschließend an der Bombardierung und warf 600 Bomben über Libyen ab. Gleichzeitig habe der damalige norwegische Premierminister und heutige Nato-Generalsekretär Stoltenberg seinen Außenminister Store darum gebeten, die Geheimverhandlungen fortzuführen. Nach wochenlangen Verhandlungen habe Store am 27. April 2011 in einem Osloer Hotelzimmer ein Treffen zwischen hochrangigen Vertretern der Dschamahirija und der libyschen ‚Opposition‘ vermittelt. Die Dschamahirija war durch Mohammed Ismail, Saif al-Islams rechte Hand, vertreten, die ‚Opposition‘ durch Ali Zeidan, der dem Nationalen Übergangsrat angehörte. Es habe einen „umfassenden Plan“ zur Beendigung des Kriegs gegeben. Muammar al-Gaddafi sei bereit gewesen, auf die Macht zu verzichten, wollte aber das Land nicht verlassen. Erst ganz zum Schluss habe sich Gaddafi doch noch bereit erklärt, ins Exil zu gehen. Allerdings seien laut Store die großen westlichen Länder nicht an einer Verhandlungslösung interessiert gewesen: „Wenn es den Willen dazu gegeben hätte, wäre eine Art Waffenstillstand möglich gewesen, um diplomatische Schritte zu ergreifen.“ Doch der politische Wille fehlte.
Store, der jetzt Norwegens oppositionelle Arbeiterpartei führt, kam zu dem Schluss, dass das Scheitern dieser Verhandlungen umso tragischer war, als dadurch Libyen für die nächsten zehn Jahre zum „Schlachtfeld für andere Länder“ wurde.
http://en.alwasat.ly/news/libya/314641

Russland: Laut einer Stellungnahme Moskaus zerstörte die Intervention der Nato in Libyen die Staatlichkeit und ließ Terrorismus und Migrationskrise ansteigen. Dies sollte die tatsächlichen Kosten einer Politik des Regime-Change deutlich machen.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1373057530474205188

Klage vor dem IStGH gegen Erdogan und Sarradsch stattgegeben

IStGH/Erdogan/Sarradsch. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat eine Klage gegen den türkischen Präsidenten Recep Erdogan und den ehemaligen Chef der libyschen ‚Einheitsregierung‘, Fayez as-Sarradsch, wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen stattgegeben. Die Klage hatte die libysche Organisation der Opfer von Terrorismus und Extremismus in Zusammenarbeit mit dem Afro-Asiatischen Zentrum für Studien und Beratungen eingereicht. Erdogan, Sarradsch, türkischen Militärs, libyschen Regierungsangehörigen und Milizenführern werden Verstöße gegen 33 UN-Resolutionen vorgeworfen. Nach Angaben der italienischen Agentur Nova heißt es in der Anklageschrift, dass „Erdogan, Sarradsch und die anderen Genannten zwanzig Kriegsverbrechen in Libyen ausgeführt haben, die nach internationalem Recht strafbar sind und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten.“ Weiter heißt es: „Sie haben kollektiv eklatante Verstöße gegen internationale Konventionen wie die Charta der Vereinten Nationen und die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zum Fall Libyen auf der Grundlage von Kapitel VII der Charta begangen. Die Betreffenden haben gegen die Resolution Nr. 1970 des Sicherheitsrates verstoßen, die den Verkauf und den Export von Waffen an Libyen verbietet, sowie gegen die nachfolgenden diesbezüglichen Beschlüsse, insgesamt mehr als 33, von denen die vielleicht wichtigsten die Resolution 1973, die Resolution 2420 und die Resolution 2292 sind.“
Darüber hinaus hätten die Beschuldigten „gegen internationale Konventionen und Verträge verstoßen, die das Verbot, die Finanzierung, die Ausbildung und den Einsatz von Söldnern vorschreiben.“
Sie verletzten auch die „internationale Konvention zur Bekämpfung der Rassendiskriminierung, das Internationale Seerechtsabkommen, die Wiener Konventionen über internationale Verträge, das Internationale Abkommen über die Zivilluftfahrt und andere relevante internationale Verträge und Abkommen.“
Die libysche Organisation für Opfer von Terrorismus und Extremismus präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Afro-Asiatischen Zentrum eine Dokumentenmappe, die etwa zwanzig der von Erdogan und as-Sarradsch in den libyschen Gebieten begangenen Verbrechen dokumentiert.
Die Beschwerde schloss damit, dass Erdogan und as-Sarradsch auch „das Verbrechen der direkten und öffentlichen Aufstachelung zur Begehung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Verbreitung von Hass und der Unterstützung oder Ermutigung zur Planung oder Vorbereitung solcher Verbrechen sowie das Verbrechen des Transports, der Ausbildung, der Finanzierung und der Rekrutierung von Söldnern begangen haben.“
Die Türkei verstoße weiterhin gegen das Waffenstillstandsabkommen in Libyen, indem sie die Milizen der ehemaligen Sarradsch-Regierung unterstützt, eine militärische Luftbrücke mit Libyen unterhält, obwohl das Land gerade eine neue Aufbauphase zur Vereinheitlichung seiner Institutionen und zur Wiederherstellung seiner Stabilität begonnen habe.
Die Türkei kontrolliere eine Reihe von Militär-, Luft- und Seestützpunkten im Westen Libyens, von denen der bekannteste der Stützpunkt al-Wataya ist. Und trotz des Ablaufs der Frist für den Abzug der Söldner aus Libyen rekrutiere die Türkei nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle immer noch Söldner innerhalb der syrischen Gebiete in Vorbereitung auf ihre Verlegung in libysches Land.
https://aw-journal.com/20-war-crimes-the-international-criminal-receives-a-lawsuit-against-erdogan-and-al-sarraj/

Weitere Nachrichten

+ 19.02.: GNU-Minister al-Lafi/Verbrechen. Wegen schwerer Vorwürfe gegen den GNU-Minister für politische Angelegenheiten Walid al-Lafi hat die libysche Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Al-Lafi werden nicht nur Korruption und Erpressung vorgeworfen, sondern er soll auch islamistische Extremisten in Bengasi unterstützt haben.
Al-Lafi soll den Direktor einer libyschen Firma betrogen und mit Entführung gedroht haben und ihn zusammen mit Atef Bakra zur Zusammenarbeit mit Importfirmen gezwungen haben. Bakra hat bereits mehrere zusammen mit Lafi begangene Verbrechen gestanden. Seit 2012 gehört Bakra der Moslembruderschaft an.
Laut Bakra habe Lafi eine Firma unter dem Namen Safeer Logistics gegründet sowie ein Büro für Finanztransfer- und Handel, das auf dem Schwarzmarkt zur Geldwäsche eingesetzt wurde.
Weiter wurde bekannt, dass Bakra und Lafi für Treffen mit dem italienischen Geheimdienst nach Italien gereist waren. Zurück in Tripolis hätten sie versucht, Personen für den italienischen Geheimdienst anzuwerben. Im Gegenzug sollten sie hohe Positionen in Libyen erhalten. Bei einer Party, bei der reichlich Alkohol floss, wurden Politiker und Medienschaffende fotografiert und anschließend erpresst. Sie sollten dazu gezwungen werden, Lafi politisch zu unterstützen.
https://libyareview.com/11227/new-libyan-minister-accused-of-supporting-terrorists-in-benghazi/
Das riecht nach Landesverrat.

18.03.: Gesundheitswesen. Der neue Gesundheitsminister der GNU-Übergangsregierung Ali az-Zenati will keine den medizinischen Bereich betreffenden Auslandsschulden begleichen. Zuerst müsse eine Überprüfung stattfinden. Zenati: „Für das Geld, das für Behandlungen im Ausland ausgegeben wurde, hätten mindestens drei medizinische Zentren von Weltniveau im Osten, Westen und Süden Libyens erbaut werden können.“ Nun sollen Prüfungskomitees gebildet werden.
Herz-, Tumor- und Gehirnoperationen sollten nicht mehr im Ausland durchgeführt, sondern Ärzte sollten nach Libyen geholt werden.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1372662581249331206
Das Gesundheitssystem für die normale Bevölkerung in Libyen ist am Kollabieren.

+ 21.03. Staatshaushalt. Die GNU-Übergangsregierung von Premierminister Dabaiba hat bekannt gegeben, dass sie dem Parlament ein Budget in Höhe von 96 Milliarden LD vorgeschlagen hat, das in der Hauptsache aus Erdöleinnahmen finanziert werden soll.
An dem Budget wird starke Kritik geübt. Es gebe keine staatlichen Institutionen, die die Ausgaben angemessen überwachen könnten. Ein großes Budget für eine Regierung, die nur neun Monaten im Amt bleiben soll, würde zu weiterer Korruption ermutigen, denn die vorgesehenen Mittel für mittel- oder langfristige Entwicklung könnten gar nicht eingesetzt werden. Auch werde die in Korruption verstrickte Sarradsch-‚Einheitsregierung‘ nicht zur Rechenschaft gezogen.
Es wird vermutet, dass die GNU-Übergangsregierung überhaupt nicht plant, Wahlen abzuhalten, sondern über den Dezember hinaus im Amt bleiben will.
https://www.libyaherald.com/2021/03/21/2021-budget-of-ld-96-billion-proposed-by-gnu-to-parliament/

+ 21.03.: Nachrichtenagentur LANA. Die für alle offiziellen staatlichen Medien zuständige Libyan Media Corporation gab bekannt, dass die seit des dschihadistischen Putsches durch den Libya Dawn von 2014 gespaltene libysche Nachrichtenagentur LANA, ehemals Dschamahirija News Agency, wieder vereinheitlicht und für das ganze Land zuständig ist.
https://www.libyaherald.com/2021/03/21/libya-reunifies-official-state-news-agency-lana/
Es stellt sich die Frage, wer in Libyen wirklich die Strippen zieht. Diese Einigungen und recht positiven Entwicklungen sind schwerlich auf die erst wenige Tage im Amt befindliche und politisch leichtgewichtige GNU-Übergangsregierung zurückzuführen.

+ 19.03.: Tuareg/Ubari. Die Tuareg-Gemeinschaft in Ubari hat nach jahrelangen Unstimmigkeiten die Vereinigung ihrer beiden Sozialräte angekündigt. Ab nun repräsentiert ein einziger Sozialrat ihren Stamm.
https://twitter.com/FezzanLibyaOrg/status/1372996131228160008

+ 20.03.: Wahlen 2021. Der Leiter der Libyan Media Corporation (LMC), Mohamed Baio, sagte, dass Wahlen nicht zur Debatte stehen, sondern dass die Durchführung von Wahlen eine nationale Entscheidung darstellen. Darüber könne nicht diskutiert werden. Wörtlich: „Oh, ihr Tölpel und Hinterlistigen, behaltet eure Meinungen für euch und lasst die Libyer ihre Legitimität und ihr Heimatland zurückgewinnen.“
Bereits vor einigen Tagen hatte sich eine Gruppe zur „Bewegung für die Abhaltung von Präsidentschaftswahlen“ gegründet. Sie setzt sich für die Abhaltung von Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zum 24. Dezember 2021 ein.
https://libyareview.com/11284/libyan-official-elections-are-an-undisputed-national-choice/
Zwar steht die libysche Bevölkerung den GNU-Vorhaben wie Waffenstillstand, Öffnung der Küstenstraße, Zusammenführung der libyschen Institutionen, Vereinigung und Aussöhnung des Landes und Wahlen im Dezember sehr positiv gegenüber. Das sollte aber nicht verwechselt werden mit einer Zustimmung für die jetzt ins Amt gehievte GNU-Übergangsregierung unter Dabaiba, die zu großen Teilen der Moslembruderschaft nahesteht und stark türkeilastig ist.

+ 20.03.: Leichenfund. Al-Hadath hatte über Leichenfunde in Bengasi berichtet. Dabaiba habe den Generalstaatsanwalt gebeten, diesbezüglich Ermittlungen aufzunehmen.
Das Sicherheitszentrum von Bengasi dementierte: Gerüchte über den Fund von Leichen seien absolut unbegründet.
https://almarsad.co/en/2021/03/19/the-benghazi-joint-security-room-denies-any-bodies-were-found-near-a-cement-factory-in-the-city/

+ 20.03.: Syrische Söldner. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) bekamen die von der Türkei nach Libyen gebrachten syrischen Söldner den Befehl, zu packen und sich auf ihre Rückkehr nach Syrien vorzubereiten.
Augenblicklich sollen sich 6.750 syrische Söldner in Libyen aufhalten. Eine Frist für ihren Abzug im Januar war verstrichen.
https://libyareview.com/11257/has-turkey-given-its-orders-to-syrian-mercenaries-in-libya-to-return/

+ 19.03.: Landmine. Bei der Explosion einer Landmine in der Gegend von Ain Zara in Tripolis wurde ein Kind getötet und drei weitere verletzt.
http://en.alwasat.ly/news/libya/314642

+ 20.03.: Kriegsrelikte. Laut UNICEF sind in Libyen über eine halbe Million Menschen der Gefahr durch Explosionen von Kriegsrelikten ausgesetzt.
https://libyareview.com/11263/unicef-over-half-a-million-people-in-libya-at-risk-due-to-explosive-war-remnants/

+ 19.02.: Verschleppung. Ein Mitarbeiter der Libyschen Auslandsbank, Abdel-Khaliq Mohamed Misbah Ibrahim, wurde im Zentrum von Tripolis festgenommen. Die UN-Sondermission für Libyen (UNSMIL) forderte die Justizbehörden auf, dafür zu sorgen, dass Ibrahim entweder sofort frei gelassen oder einem Gericht vorgeführt wird.
UNSMIL forderte die GNU-Regierung auch dazu auf, für die Freilassung aller in Libyen illegal festgesetzten Personen zu sorgen.
https://libyareview.com/11243/libyan-official-arrested-in-tripoli/

+ 19.02.: Politische Gefangene. Die neu ernannte GNU-Justizministerin Halima Ibrahim Abdel-Rahman sagte, es werde ein Komitee mit internationaler Beteiligung gebildet, um an der Freilassung libyscher Gefangener in nicht-regulären Gefängnissen zu arbeiten.
https://libyareview.com/11233/libyas-justice-minister-working-on-releasing-detainees/
Das wäre höchste Zeit!

+ 20.03.: Mord. Der Familie des getöteten Mohammed Biyala wird dessen Leichnam übergeben. Der junge Biyala war in Tripolis von Ghniwa al-Kikli getötet worden.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1373374787070873602

+ 21.03.: Covid-19. Über Bani Walid wurde wegen des Covid-19-Ausbruchs eine zweiwöchige Ausgangssperre verhängt und die Stadt wurde abgeriegelt.
In Libyen sollen bisher knapp 2.500 Menschen an (mit?) Covid-19 gestorben sein.
https://libyareview.com/11313/two-week-curfew-in-libyas-bani-walid-due-to-covid-19-outbreak/

+ 21.03.: Diebstahl. Nahe Tripolis sind erneut mehr als vier Kilometer Kupferkabel gestohlen worden. Die Verbindung von Transformatoren wurde unterbrochen, was zu Stromausfällen führte.
https://libyareview.com/11326/gecol-over-4000-meters-of-copper-wires-stolen-near-tripoli/

+ 18.03.: Frankreich/Türkei. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly erklärte, dass die Türkei versuche, ihren Machtanspruch in Libyen mit Gewalt durchzusetzen. Ankara schaffe in Libyen, Syrien und Aserbaidschan vollendete Tatsachen und beschädige damit die Souveränität der drei Länder.
https://libyareview.com/11221/french-defense-minister-slams-turkey-over-libya/

+ 18.03.: Türkei/LNA. Die Libysche Nationalarmee (LNA) genehmigte türkischen Handelsschiffen das Einlaufen in Häfen im östlichen Libyen.
https://libyareview.com/11215/libyan-army-allows-turkish-merchant-ships-to-enter-eastern-libyan-ports/

+ 19.03.: Militärische Zusammenarbeit/Italien. Der italienische Verteidigungsminister Lorenzo Guerini bestätigte nach einem Treffen mit seiner deutschen Amtskollegin Kramp-Karrenbauer, die militärisch-technische Zusammenarbeit mit dem libyschen Verteidigungsministerium zu vertiefen. Er berief sich auf die Vereinbarung, die im Dezember unterzeichnet worden war.
https://libyareview.com/11224/italian-german-mods-seek-to-bolster-military-cooperation-with-libya/

+ 21.03.: Staatsbesuch/Italien. Der italienische Außenminister Luigi Di Maio kam als erster europäischer Staatsmann zu Gesprächen mit der neuen GNU-Übergangsregierung unter Dabaiba in die libysche Hauptstadt Tripolis.
Bereits vorher fanden Gespräche zwischen Claudio Descalzi vom italienischen Ölkonzern ENI und Dabaiba sowie dem libyschen Erdölminister Mohamed Aoun statt.
https://libyareview.com/11310/libyan-prime-minister-holds-talks-with-italian-foreign-minister/

+ 19.03.: GNU-Übergangsregierung. Sabine Kebir schreibt in Freitag: „In dem zerrütteten Land wurde eine Übergangsregierung bestimmt. Die rivalisierenden Machtzentren handeln vorübergehend im Einvernehmen […] Diese Exekutive des Übergangs hat den Auftrag, sich selbst überflüssig zu machen. Sie soll zum 24. Dezember Wahlen ermöglichen, aus denen dann ein neues Kabinett hervorgehen könnte.“
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/einheit-der-gegensaetze

22.03.: Sandsturm in der Sahara (Fessan):
https://twitter.com/FezzanLibyaOrg/status/1374018905233063940

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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