Libysche Nationalarmee startet Offensive

Libyen. An vier Frontlinien kommt es im Süden von Tripolis zu schweren Kämpfen. Rätsel um einen in Tunesien gelandeten Kampfjet. Bagdadi Ali Mahmoudi aus Gefängnis entlassen.

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+ Nachdem die libyschen Nationalarmee (LNA) am Donnerstag, 18.07, frische Truppen und Militärgüter in die Kampfgebiete im Süden von Tripolis geschafft hatte, wurden bereits am Samstag heftige Kämpfe zwischen der LNA und Milizen der ‚Einheitsregierung‘ unter Fayez as-Sarradsch in Khallet al-Furdschan (Yarmouk-Camp), im Wadi al-Rabie und in Ain Zara gemeldet. Der LNA scheint es gelungen zu sein, mit Luftunterstützung und nach dem Rückzug von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ das Yarmouk-Camp einzunehmen. LNA-Truppen kontrollieren nun auch Gebiete um die Ortschaft Zatarna und eroberten Kaliba südlich von Gharian zurück. Laut einem Sprecher der LNA sollen ihre Streitkräfte nur mehr fünf Kilometer vom Platz der Märtyrer (ehemals Grüner Platz) im Zentrum der Stadt entfernt sein. Eine türkische Drohne der ‚Einheitsregierung‘ sei im Gebiet von Ain Zara zum Absturz gebracht worden, eine weitere auf der Straße zum Tripolis-Flughafen.
Innerhalb der ‚Einheitsregierung‘ scheint es zu einer Spaltung zwischen den Milizen des Innenministeriums und denen des Verteidigungsministeriums gekommen sein. Die Jugend in Tripolis wurde von der LNA aufgefordert, bei ihrem Einmarsch zu kooperieren. Die Milizen von Wirschefana, Gharian und Tarhuna sollen auf Seiten der LNA stehen.
Die 'Eineitsregierung' flog ihrerseits Angriffe gegen Stellungen der LNA.

+ 22.07.: Die LNA hat an vier Frontabschnitten ihre Offensive begonnen.

+ 23.07: Laut eines LNA-Sprechers kommen die Streitkräfte stetig voran und hätten die Kontrolle über neue Stellungen errungen.

+ Der ehemalige Generalsekretär des Allgemeinen Volkskomitees (dies entsprach in etwa dem Amt eines libyschen Premierministers), Bagdadi Ali Mahmoudi, ist aus gesundheitlichen Gründen aus dem Ain-Zara-Gefängnis (Tripolis) entlassen worden, damit er sich zur Behandlung ins Ausland begeben kann.
Mahmoudi diente in der Zeit von Muammar al-Gaddafi von 2006 bis zum Nato-Krieg 2011 als Generalsekretär. Es gelang ihm 2011 zunächst, nach Tunesien zu fliehen, das ihn aber an die neuen Machthaber in Tripolis auslieferte. 2015 wurde er zusammen mit anderen hohen Amtsträgern der Gaddafi-Zeit in einem Gerichtsverfahren, das allen juristischen Vorgaben Hohn sprach, zum Tode verurteilt.

+ Die libysche National Oil Corporation (NOC) hat für den Ölverladehafen Zawija am 20.07. den Notstand ausgerufen. Grund war die Schließung eines Pipeline-Ventils zwischen Hamada und dem Hafen von Zawija durch eine unbekannte Gruppe.
Durch die Schließung des Ventils konnten etwa 290.000 Barrel Öl nicht in den Verladehafen gelangen. Es wurde die Erdölförderung auf dem größten Erdölfeld as-Scharara vorübergehend eingestellt. Inzwischen wurde der Notstand wieder aufgehoben.

+ Ein libysches Militärflugzeug (L-39 Albatros) ist mit einem Satz Bomben an Bord am 22.07. auf einer Überlandstraße etwa hundert Kilometer innerhalb des tunesischen Luftraums nahe der Stadt Medenine notgelandet. Zunächst war unklar, zu welcher militärischen Seite in Libyen der Kampfjet gehört. Die LNA hat nun bestätigt, es habe sich um einen ihrer Kampfjets gehandelt.
An Bord haben sich zwei Piloten befunden, die unverletzt blieben und sich jetzt im Gewahrsam der tunesischen Sicherheitskräfte befinden. Als Grund für die Notlandung wurde eine technische Störung angegeben.

+ Der Betrieb des Mitiga-Flughafens bei Tripolis wurde nach zeitweiliger Schließung wegen Beschusses wieder aufgenommen.


https://specialelibia.it/2019/07/20/lna-annuncia-lora-zero-dopo-un-venerdi-di-pesanti-scontri-a-tripoli/
https://www.addresslibya.com/en/archives/48596
https://www.libyaherald.com/2019/07/21/noc-declares-force-majeure-on-sharara-crude-oil-loadings-at-zawia-port/
https://aawsat.com/english/home/article/1823841/libyan-national-army-prepares-storm-tripoli-%E2%80%98decisive%E2%80%99-operation

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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