Tripolis: Die Kämpfe gehen weiter

Libyen. Presseerklärung der libyschen Armee (LNA) /Spiegel-Artikel / Oskar Lafontaine auf Facebook

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Die Kämpfe forderten bisher 147 Tote und 614 Verwundete, darunter auch Zivilisten.

- Am frühen Mittwochmorgen wurde ein Luftangriff gegen die Stadt Hun in der Dschufra-Region geflogen. Unklar ist, von wem.

- Das französische Außenministerium sagte am Montag, es arbeite auf bilateraler und multilateraler Ebene, um einen Waffenstillstand zu erreichen, der alle libyschen Parteien einschließt, damit die Kämpfe in Tripolis ein Ende finden.

- Ein Sprecher von Sarradschs ‚Einheitsregierung‘ meinte, dass die mit ihnen verbündeten Milizen in der Lage seien, den Vormarsch der libyschen Armee (LNA) zu stoppen und die Armee zurückzudrängen.

- Generalmajor Ahmed al-Mesmari, offizielle Sprecher der libyschen Armee (LNA), gab am Dienstag einen Überblick über die Kampfhandlungen im Westen Libyens. Er sagte, die Armee (LNA) habe „sehr erfolgreiche Luftwaffeneinsätze“ in und östlich von Tripolis geflogen, die auf Milizen und Terrorgruppen abzielten.
Es seien keine humanitären Verstöße der libyschen Armee (LNA) bekannt.
Weiter führte er aus, dass sich die Bodentruppen „in sieben Achsen“ auf das Zentrum von Tripolis zubewegen. Es werde in der Luft, am Meer und zu Land gekämpft.

Laut Mesmari haben Tripolis-Milizen afrikanische Arbeiter gefangen genommen, in Uniformen gesteckt und als Söldner der libyschen Armee (LNA) der Öffentlichkeit vorgeführt.

Es seien unbemannte Drohnen unterwegs, um LNA-Truppen auszuspionieren. Die Milizen und Terrorgruppen in Tripolis werden so mit Informationen versorgt. Unter den Kämpfern in Tripolis befänden sich auch Ausländer. Dies alles werde dokumentiert.

Mesmari behauptete auch, dass die von Misrata aus startende Luftwaffe der ‚Einheitsregierung‘ das Gelände einer Firma in Gaser Ben Ghashir angegriffen und dabei ausländische Arbeiter getötet habe.

Mesmari nimmt Bezug auf das in zwei Fraktionen gespaltene Zinten. Die Ältesten von Zinten würden alle ächten, die sich an Kämpfen gegen die libysche Armee (LNA) beteiligen. Er meinte damit Osama Juwaily, 2012 ‚Verteidigungsminster‘, der sich auf die Seite von Sarradsch geschlagen hat. Ihm wird vorgeworfen, sich an kriminellen Aktionen wie Raubüberfällen zu beteiligen und dass er versucht habe, Söldner aus dem Tschad anzuwerben.

Mesmari informierte noch einmal mit Nachdruck über die Verbindungen, die zwischen Terroristen in Libyen und in Europa bestehen und verwies auf Terroranschläge in Paris, Berlin und Manchester. Es gebe Beweise für Verbindungen zwischen der Regierung in Tripolis und Terroristen in Europa. Al-Kaida kontrolliere seit 2011 Tripolis. Als Beispiel nannte er „einen Amtsträger des Justizministeriums, der sieben Jahre lang für die Gefängnisse zuständig war“. Hierfür gebe es dank bekanntgewordener CIA-Dokumente „unwiderlegbare Beweise“. [Mesmari dürfte damit Khalid al-Scharif gemeint haben, der Kommandant der berüchtigen Libyan Islamic Fighting Group (LIFG) war. Ihm oblag die Aufsicht über die Gefängnisse einschließlich des berüchtigten Al-Habda-Gefängnisses von Tripolis. Bei einem Treffen im März 2016, das in Istanbul mit Angehörigen des türkischen Geheimdienstes stattfand, schlug Scharif die Ermordung von Offizieren der Libyschen Nationalarmee (LNA) in Tripolis vor. Das Ziel der Aktion war es, die zur Moslembruderschaft in Opposition stehenden Gruppierungen zu zerschlagen und die LNA durch die Nationalgarde zu ersetzen. In der Folge kam es zur brutalen Ermordung von Offizieren.]

Mesmari sagte bezüglich des Anschlags von Manchester im Jahr 2017, dass der britische Geheimdienst herausgefunden habe, dass dieses Attentat im Auftrag einer al-Kaida-Organisation in Tripolis ausgeführt wurde.[1] Und zum Anschlag am Berliner Weihnachtsmarkt 2016 berichtete er von einem Artikel in der Zeit, der besagt, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst Verbindungen zwischen diesem Terroristen und Terrorgruppen in Libyen hergestellt hat.

https://www.libyaherald.com/2019/04/16/lna-admit-loss-of-mig-jet-fighter-claim-progress-on-all-fighting-fronts-accuse-tripoli-of-harbouring-terrorists/

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Nun berichtet auch Der Spiegel von den Vorgängen in Libyen und interessanter Weise ist durchaus eine gewissen Distanzierung von der ‚Einheitsregierung‘ und deren Milizen zu bemerken. Die Rede ist jetzt von einem „Sarradsch-Regime“, das mit einer brutalen Milizenmafia zusammenarbeitet.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-im-buergerkrieg-ein-land-zerfaellt-a-1262935.html

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Auf den Spiegel-Artikel hat Oskar Lafontaine unter dem Titel „Halbwahrheiten und Lügen der westlichen Medien“ eine Antwort: „Unter der Überschrift „Ein Land zerfällt“ lesen wir heute bei „Spiegel online“: „Als die arabische Rebellion den Dauerherrscher Muammar al-Gaddafi nach 40 Jahren an der Macht 2011 aus dem Amt fegte, hofften die Menschen in Libyen auf Demokratie und Wohlstand. Seither ist Libyen jedoch zu einem Flickenteppich aus Stadtstaaten verkommen. Warlords, Islamisten und Mafia-Banden ringen um die Vorherrschaft.“ [Hier ist anzumerken, dass in Libyen unter Gaddafi großer Wohlstand herrschte und das Land prosperierte. Libyen war das wohlhabendste Land Afrikas.]

Kein Wort darüber, dass der Westen, vor allem die USA, Frankreich und Großbritannien, einen Bombenkrieg führte, und so Libyen zu einem zerfallenen Staat machte.

Dann heißt es weiter bei „Spiegel Online“: „Die Europäer wollen Libyen zu einem Rohstofflieferanten und Partner in der Migrationskontrolle aufbauen. Sie haben den Milizen viel Geld bezahlt, damit diese Migranten brutal an der Flucht nach Europa hindern. Dem Staatenzerfall sehen sie nun tatenlos zu.“ Wenigstens hier kommen die Autoren der Verpflichtung nach, die wahren Absichten der „westlichen Wertegemeinschaft“ darzustellen.

Ganz anders schildert Jürgen Todenhöfer in seinem neuen Buch „Die große Heuchelei“ in beeindruckender Klarheit die Verantwortung der westlichen Staaten für die Kriege und das große Leid der Menschen in Afghanistan, im Irak, in Syrien, dem Jemen und in Libyen:

„Barack Obama bat an der Klagemauer von Jerusalem Gott, ihn ‚zu einem Instrument seines Willens zu machen‘. Hat Obama sich wirklich als Instrument Gottes gesehen, wenn er im Weißen Haus persönlich die Opfer amerikanischer Drohnenschläge auswählte? Oder Bombenangriffe auf Afghanistan den Irak und Libyen befahl? Im Namen westlicher Werte wurde weltweit gefoltert und vergewaltigt. Guantánamo und Abu Ghraib sind nur die bekannteren Beispiele.”

[1] https://www.freitag.de/autoren/gela/gb-naehrte-terror-nattern-am-eigenen-busen

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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