Türkischer Einfluss - militärische Situation

Libyen. Während die LNA bemüht ist, bei ihrem Vorrücken die libysche Zivilbevölkerung so weit wie irgend möglich zu schonen, verfolgt die Türkei in Libyen ihre eigenen Ziele.

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Aus Syrien geflohene IS-Kämpfer nun in Libyen

Wie Almarsad.com berichtet, erklärte der ehemalige stellvertretende libysche Premierminister Tayeb al-Safi in einem Interview mit Sputnik, dass ausländische Kämpfer aus der umkämpften syrischen Stadt Idlib in Libyen eingetroffen sind und derzeit in den Reihen Milizen der ‚Einheitsregierung‘ gegen die Libysche Nationalarmee (LNA) kämpfen. In vielen Ländern würden diese Gruppierungen als Terroristen gelistet, so auch in Russland.

In Bezug auf die Position Russlands gegenüber Libyen betonte al-Safi, dass Russland historisch gewachsene, freundschaftliche Beziehungen zu Libyen unterhalte und äußerte die Hoffnung auf weitreichenderen russischen Beistand.

Al-Safi dankte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Unterstützung des libyschen Volkes und dessen Parlament, seiner Übergangsregierung und der LNA, auch innerhalb des UN-Sicherheitsrates.

Al-Safi forderte die Stammesältesten, die militärischen Führer und alle patriotischen Kräfte in Tripolis auf, ihre Kämpfer aus dem Einsatz gegen die Libysche Nationalarmee (LNA) zurückzuziehen. Es widerspreche jeder Vernunft, dass die Jugend, die eine Zukunft als Ärzte und Ingenieure vor sich habe, in Kämpfe mit der Armee des eigenen Landes verstrickt ist.

Türkische Militärhilfe für die ‚Einheitsregierung‘

Neben al-Safi, der sagte, es sei allgemein bekannt und könne nicht geleugnet werden, dass in den militärischen Planungszentren der ‚Einheitsregierung‘ auch türkische Offiziere tätig seien, wies auch der libysche Abgeordnete Abu Bakr Baira darauf hin, dass die Türkei mittels militärischer Einflussnahme das Ziel verfolge, fest in Libyen Fuß zu fassen. Die Türkei versuche, die libysche Krise für die eigenen Zwecke zu nutzen.

Baira sagte: „Die Türkei betrachtet Libyen als ein sich für die Türkei wirtschaftlich ergiebiges Land - trotz der Probleme, die Ankara mit der EU hat, trotz seiner schwierigen Lage in Syrien, trotz des sich verschlechternden Ansehens in der eigenen türkischen Bevölkerung und trotz der Unstimmigkeiten mit den Vereinigten Staaten.“

Baira wies auf die wiederholten Waffenlieferungen an Milizen, die die ‚Einheitsregierung‘ unterstützen, hin. Als Beispiele nannte er ein von den griechischen Zollbehörden festgesetztes und ein im westlibyschen Hafen von al-Khoums beschlagnahmtes Frachtschiff. Für diese Waffenlieferungen gebe es keine Rechtfertigungen.

Für den Konflikt zwischen dem Präsidialrat und dem libyschen Parlament gebe es laut Baira viele Verantwortliche, einschließlich der ehemaligen Gesandten der UN-Sondermission für Libyen, Bernardino Léon und Martin Kobler. Es sei verwunderlich, wie wenig der UN-Sicherheitsrat darauf reagiere, dass die Türkei Waffen in ein Land liefert, dass von der UN mit einem Waffenembargo belegt ist, ganz so, als ob er das anhaltende Blutvergießen auf libyschem Boden gutheiße.

Weitere verdeckte türkische Hilfen für die ‚Einheitsregierung‘

Auch der LNA-Brigadegeneral Khalid al-Mahdschoub vertrat gegenüber dem ägyptischen Sender TEN die Auffassung, dass die türkische Agenda in Libyen darauf abzielt, das soziale Gefüge des Landes aufzulösen und die libyschen Stämme zu marginalisieren. Es gebe nicht nur eine militärische, sondern auch eine indirekte Unterstützung der Türkei für die bewaffneten Milizen. Dazu zählten die Ausgabe von Kreditkarten sowie der Devisenhandel, mit dem der Wechselkurs der türkischen Währung gestärkt werden soll.

Al-Mahdschoub sieht für Libyen nur zwei Wege: entweder ein libyscher Staat mit einer Libysche Nationalarmee oder eine Herrschaft der Milizen und das Versinken des Landes in Anarchie.

Die militärische Lage

Zur militärischen Lage in Libyen sagte al-Mahdschoub, dass die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ in den Kampfgebieten um Gharyan schwere Verluste erlitten haben und dass die LNA an ihrem Plan festhalte, die Milizen in einen anhaltenden Zermürbungskrieg zu verwickeln, um sie so zu schwächen. Die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ stünden vor dem organisatorischen und moralischen Zusammenbruch, insbesondere durch den Einsatz der LNA-Luftwaffe gegen Milizenstandorte.

Bezüglich der Kämpfe in Mursuk im Süden des Landes erklärte al-Mahdschoub, dass die Angriffe auf Mursuk von terroristischen Milizen ausgeführt worden sind. Sowohl Fotos von den Kämpfern als auch deren Namen deuteten auf ihre Zusammenarbeit mit dem IS hin.

https://almarsad.co/en/2019/08/31/abu-bakr-baira-turkey-supports-the-gna-to-establish-a-foothold-in-libya/
https://almarsad.co/en/2019/08/31/al-mahjoub-the-lna-is-on-a-daily-war-of-attrition-against-the-militias/
https://almarsad.co/en/2019/09/01/al-safi-militants-from-idlib-fighting-alongside-islamist-terrorists-in-libya/

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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