Über 40 Tote bei Luftangriff auf Mursuk

Libyen/Krieg. Bei einem Luftangriff der Libyschen Nationalarmee (LNA) auf die Stadt Mursuk wurden am Sonntag über 40 Menschen getötet und zahlreiche verletzt.

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Die LNA unter General Haftar bestätigte den Angriff am 4.8.2019 auf das im Südwesten Libyens gelegene Mursuk, bestritt aber, dass Zivilisten beschossen wurden, sondern die Ziele seien Standorte tschadischer Söldner in der Nähe der Stadt Mursuk gewesen. Alle Angriffe seien präzise ausgeführt worden. Dagegen behaupteten Offizielle der Gemeinde Mursuk, die Raketen hätten eine Tibu-Hochzeitsgesellschaft getroffen.

Den Drohnenangriffen vom Sonntag gingen bereits am Samstag bewaffnete Kämpfe voraus, die bis Sonntag andauerten. Tibu-Kämpfer waren mit bewaffneten Fahrzeugen in die Megarjef-Nachbarschaft eingefallen und hatten mittels Artilleriebeschuss große Schäden verursacht. Vier Menschen sollen getötet und weitere verwundet worden sein. Drei Menschen gelten als vermisst.

Bereits 2011 hatten libysche Tibu zusammen mit Tibu aus dem Tschad und dem Niger gegen die libysche Armee von Oberst Gaddafi gekämpft und die Kontrolle über Mursuk erringen können. Mursuk ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg durch die Sahara und ist heute Durchgangsstation von Migranten aus Schwarzafrika und Teil der Schmuggelroute, die durch die Sahara nach Libyen führt. Das Stammesgebiet der Tibu erstreckt sich auch in den Tschad und in den Niger und ist reich an Bodenschätzen.

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Weitere Luftangriffe flog die LNA am Sonntag und Montag auf Standorte in West-, Zentral- und Südlibyen, an denen sich Kämpfer des dschihadistischen Bengasi-Schura-Rats oder der tschadische Opposition aufgehalten haben sollen, so zum Beispiel in Gebieten westlich von Sirte, wo das Medienzentrum des Einsatzkommandos von al-Karama zerstört worden sei. Weitere Angriffe seien östlich der Stadt Garyan sowie nahe der Stadt Abu Grain (180 km südlich von Misrata) geflogen worden.

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Neben den Kämpfen droht Libyen eine Trinkwasserkrise. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf das Wasserleitungssystem des Great-Man-Made-Rivers, das die Hauptstadt Tripolis mit Wasser versorgt. Da es nicht mehr ausreichend geschützt werden kann, kommt es auch zu Diebstählen der aus Kupfer hergestellten Bohrköpfe. Laut Schätzungen von Mostafa Omar, UNICEF-Sprecher für Libyen, könnten in Zukunft rund vier Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Dies könnte zu einem Ausbruch von Hepatitis A, Cholera und anderen Durchfallerkrankungen führen.

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Der UN-Sonderbeauftragte für Libyen, Ghassem Salamé, verurteilte den wiederholten Beschuss des Mitiga-Flughafens bei Tripolis, der immer wieder seinen Betrieb einstellen muss, da die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ dort Militärjets und bewaffnete Drohnen abstellen und diese von der LNA unter Beschuss genommen werden. Start- und Landebahnen waren bisher nicht betroffen, ebenso wenig Zivilflugzeuge.

Auch der Flughafen von Zuwara ist aus Sicherheitsgründen von der ‚Einheitsregierung‘ geschlossen worden. Es war Ghassam Salamé nicht mehr möglich, dort zu landen. Er sei an den Mitiga-Flughafen verwiesen worden.

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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