Unterstützt AFRICOM Moslembrüder?

Libyen/Misrata. Am 28. August berichtete Global Research in einem Artikel von Alaeddin Saleh über die Rückkehr von AFRICOM nach Libyen.

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Der Sprecher der Al-Bunyan-Al-Marsous-Koalition aus Misrata, Mohammed Al-Ghasri, bestätigte in einem Interview, dass am 22. Juli ein US-AFRCICOM Team auf dem Luftwaffenstützpunkt Air Defense College in der libyschen Stadt Misurata eingetroffen ist.

Al-Ghasri sagte, dass ein Flugzeug mit US-amerikanischen Militärs im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der ‚Einheitsregierung‘ in Libyen angekommen sei, um bei der Bekämpfung des IS in Libyen zu helfen. Al-Ghasri: „Auf diesem Gebiet begrüßen wir jede Art von Zusammenarbeit.“

Der Bericht gibt genaue Angaben über den Flug des militärischen Transportflugzeugs USAF C17-A Globemaster III, (10-0222), das mit der Flug-Nr. RCH157 von Jordanien aus (Aqaba-Airport) mit Zielort Misrata gestartet sei.

Das Al-Bunyan-Al-Marsous-Bündnis setzt sich im Wesentlichen aus Milizen und islamistischen Gruppierungen aus Misrata zusammen. Es wurde 2016 ins Leben gerufen und war in Zusammenarbeit mit den USA maßgeblich an der Vertreibung des IS aus der Stadt Sirte beteiligt.

Nachdem AFRICOM im April den Rückzug aller Sicherheitskräfte aus Libyen verkündet hatte, ist dies die erste Erklärung von offiziellen Stellen, die die Rückkehr der US-Truppen nach Libyen thematisieren. Als Begründung wurde die „Zunahme der Unruhen“ in Libyen seit der Militäroperation der LNA unter Generalfeldmarschall Haftar genannt.

Im April hatte es beim Rückzug von AFRICOM geheißen: „Der Befehl zur Personalanpassung erfolgte als Reaktion auf die sich ändernde Sicherheitslage. US-AFRICOM wird die Bedingungen vor Ort in Libyen weiterhin beobachten und gegebenenfalls die Machbarkeit einer erneuten US-Militärpräsenz prüfen.“

Angesichts dieser Aussage, die besagt, dass eine militärische Präsenz in Libyen jederzeit wiederhergestellt werden kann, ist der aktuelle Bericht über die Ankunft des amerikanischen Militärs zwar keine Überraschung, widerspricht aber der Aussage der AFRICOM-Sprecherin Becky Farmer, die am 25. Juli einer in London ansässigen Zeitung sagte, dass keine Truppen nach Misrata geschickt worden seien.

Die offizielle AFRICOM-Version steht also im Widerspruch zur Aussage von Mohammed al-Ghasri. Die Leugnung einer erneuten Stationierung US-amerikanischer Truppen in Libyen von offizieller Seite scheint der Versuch der US-Regierung zu sein, in Libyen den Schein von Neutralität zu wahren und die Auseinandersetzungen zwischen der ‚Einheitsregierung‘ und der LNA unter Haftar nur zögerlich eskalieren zu lassen.

Viele Analysten sind der Ansicht, dass die Vereinigten Staaten keinen klaren und einheitlichen Ansatz zur Lösung des langjährigen Konflikts in Nordafrika haben und weiterhin mit dem Dilemma konfrontiert sind, welche der beiden Kriegsparteien sie unterstützen sollen.

Wenn die USA nun gerade Misrata zu ihrem neuen Stützpunkt für AFRICOM in Libyen gemacht haben, könnte dies auf eine Verschiebung ihrer Politik in Richtung Unterstützung der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis hindeuten, da Misrata die Hauptbastion der islamistischen Anti-Haftar-Streitkräfte ist und auf Seiten der ‚Einheitsregierung‘ kämpft, die auch von den ausländischen Playern Katar und der Türkei unterstützt wird.

AFRICOM war immer stark darum bemüht, keine Fehlinterpretationen ihrer Libyen-Mission aufkommen zu lassen. Nun wirkt sich deren Schweigen eher gegenteilig aus. Das noch nicht bestätigte Eingreifen der USA in den libyschen Konflikt rückt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und gefährdet den US-amerikanischen Ruf, ein neutraler und „einzigartig qualifizierter externer Akteur“ zu sein, der Einfluss auf die rivalisierenden Parteien ausüben und bei Friedensverhandlungen vermitteln kann.

Darüber hinaus ist jede Beteiligung an unheilvollen Aktivitäten in einem der wichtigsten Länder Nordafrikas keine gute Werbung für die AFRICOM und ihren neu ernannten Befehlshaber Stephen Townsend. Zwar könnte die erneute Militärpräsenz in Libyen einen Karriereschub für Townsend bedeuten, der sich für eine proaktivere Rolle der USA in der Region ausgesprochen hat, andererseits verlieren die USA die neutrale Rolle eines internationalen Vermittlers.

https://www.globalresearch.ca/u-s-africa-command-return-libya/5687406

Anmerkung:Tatsächlich haben die USA noch nie eine neutrale Rolle in Nahost oder Nordafrika gehabt. Sie waren die Hauptverantwortlichen für die Zerstörung Libyens.

Seit Tagen erreichen keine Nachrichten mehr die Öffentlichkeit über den Fortgang der Kämpfe um das strategisch wichtige Gharyan. Von den Frontlinien im Süden von Tripolis wird über eine gespannte Ruhe berichtet, die dort überraschend eingekehrt sei.

Sollten die USA tatsächlich auf Seiten der ‚Einheitsregierung‘, Misratas, Katars und der Türkei in die Kämpfe um Tripolis eingreifen, hätte das weitreichende Folgen für die LNA unter Feldmarschall Haftar. Es scheint, die Karten wurden neu gemischt und die Lager werden sich dementsprechend sortieren müssen.

Kann es sein, dass im Rahmen des G7-Gipfels Übereinkünfte getroffen wurden, die das weitere Vorgehen in Libyen und Syrien bestimmen? Was wiederum zeigt: Die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas sind nur noch Spielbälle geostrategischer Interessen und Absprachen. Keine Frage, das libysche Volk, seine Stämme und Städte, haben bei all dem keine Stimme.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat unter anderen zu diesem Thema mit dem russischen Staatspräsidenten Putin telefoniert. Putin und Merkel haben bei der Diskussion der Libyen-Frage die gemeinsame Absicht bekundet, zu einer friedlichen Lösung der Krise beizutragen und die Vermittlung der Vereinten Nationen in diesem Prozess weiter zu unterstützen. Bei den Vereinten Nationen wird nichs ohne die Zustimmung der USA geschehen.

Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat in seinem neuen Bericht vom 26. August, der gestern veröffentlicht wurde, die Übergangsregierung im Osten unter Abdallah Thinni, die vom libyschen Parlament anerkannt ist, als "nicht mehr existierend" bezeichnet. Die UN drängt weiterhin auf eine Verhandlungslösung.

Es steht zu befürchten, dass die Stationierung von UN-Friedenstruppen ins Gespräch gebracht wird. Dies hätte die Einfrierung dieses Konflikts zur Folge. Es könnte zu einer Situation wie in Kosovo oder auf Zypern kommen, wo zwei Landesteile durch Militär und Stacheldraht getrennt sind. Dies geschähe gegen den ausgesprochenen Willen des libyschen Volkes und seiner Stämme und Städte. In Libyen wird bewusst der Hass gegen verschiedene Gruppen geschürt und per sozialer Medien hochgekocht. Laut Umfragen wünschen sich die Libyer von einem Politiker aber das genaue Gegenteil: Er soll das Volk wieder einen und zusammenführen. Es gibt kein "West-" oder "Ost-"Libyen: Es gibt nur ein einziges Libyen mit verschiedenen Stämmen und Städten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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