Warum die USA in Afrika den IS stärken

USA/Afrika/IS. Wie die USA mit Hilfe des IS in Afrika verlorenen Boden wieder gutmachen wollen .

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Die arabisch-sprachige Tageszeitung Ray al-Youm schreibt in Berufung auf diplomatische und Geheimdienstinformation, dass die USA grünes Licht für die Evakuierung hunderter IS- und al-Kaida-Kämpfern aus dem Libanon, dem Irak und aus Syrien in die Wüstengebiete Libyens gegeben haben.

1.200 Bewaffnete seien bereits in Libyen eingetroffen, auch aus Tunesien, Algerien und dem Sudan werden welche erwartet. Und die Zeitung al-Sharq al-Awsat schreibt, dass nach den Niederlagen der dschihadistischen Gruppen in Syrien und im Irak der Kommandant, al-Baghdadi, die Kämpfer dazu aufgerufen habe, sich nach Libyen zu begeben. Im Süden des Landes sollten sich die Kämpfer neu formieren, um Angriffe in Ägypten, Tunesien und Algerien auszuführen.

Der Autor Dmitry Minn schreibt in einem Artikel[1], es wäre für den Islamischen Staat völlig unmöglich, seine Einsatzkräfte in so großem Umfang zu verlegen, ohne das Wissen und die Hilfe des Pentagons. Begründet liege diese Hilfe in geopolitischem Kalkül. In den letzten Jahren sei die Position der USA in Afrika stark geschwächt worden und deshalb ergreife sie jetzt ungewöhnliche Maßnahmen, um ihre alte Stärke wieder zu erlangen.

Inzwischen dominiere in Afrika das immer selbstbewusster auftretende China. Das jährliche Handelsvolumen zwischen China und Afrika betrage um die 400 Milliarden US-$. Das ist viermal mehr als das Handelsvolumen zwischen den USA und Afrika (etwa 100 Milliarden US-$). Sowohl was Investitionen anbetrifft als auch Hilfsleistungen sei China auf dem Kontinent führend.

China engagiere sich auch militärisch auf dem afrikanischen Kontinent. Chinesische Blauhelme waren in der Westsahara, in Sierra Leone, der Elfenbeinküste, dem Kongo, in Mali und im Südsudan im Einsatz. Sie engagierten sich auch für die Opposition gegen den tschadischen Präsidenten Idriss Déby, der voreilig Taiwan anerkannt hatte.

Wie Dmitry Minn schreibt, eröffnete China am 1. August 2017 in Dschibuti seinen ersten Militärstützpunkt in Afrika, der sich in unmittelbarer Nähe zur größten US-amerikanischen Militärbasis auf afrikanischen Boden, Camp Lemonnier, befindet. Die USA lassen sich diese Militärbasis am Horn von Afrika jährlich 63 Mio. US-$ kosten, die Chinesen jedoch jede ihrer Militäreinrichtungen 100 Mio. US-$. Die USA stuften die Anwesenheit solcher chinesischen Einrichtungen nahe ihrer eigenen Militärbasis als ‚Konkurrenz‘, sogar als ‚feindselig‘ und als Bedrohung der nationalen Sicherheit ein, die beseitigt werden müsste, ebenso wie die herausragende Bedeutung, die China inzwischen für Afrika hat. Auf der Frage nach dem Wie, würden sich die Mittel der hybriden Kriegsführung anbieten.

Das Handelsvolumen zwischen Russland und Afrika betrage dagegen jährlich nur moderate 20 Milliarden US-$. Moskau sei jedoch beim Aufbau einiger langfristig angelegter Projekte engagiert und stärke seine Präsenz im strategisch wichtigen Ägypten-Libyen-Sudan-Dreieck. Für den Bau eines AKWs in Ägypten will Moskau Kairo einen Niedrigzinskredit mit langer Laufzeit gewähren. In der Diskussion seien auch Investitionen in Höhe von etwa sieben Milliarden US-$ zur Errichtung eines russischen Industriegebiets in der Wirtschafszone des Suezkanals.

Ende 2017 verabschiedeten die USA eine nationale Sicherheitsstrategie, die „im Abschnitt über Afrika die Notwendigkeit hervorhebt, Amerika erneut zum wichtigsten Wirtschaftspartner des Kontinents zu machen, indem es China verdrängt. Gleichzeitig ist es das Ziel, mit regionalen Organisationen zusammenzuarbeiten, ‚um langwierige gewaltsame Konflikte zu beenden‘. Die Strategie beinhaltet auch das Versprechen, ‚mit Partnern zusammenzuarbeiten, um terroristische und andere Organisationen, die US-Bürger und die Heimat bedrohen, zu besiegen‘. Dies ist bereits ein Entwurf für eine mögliche militärische Intervention in Afrika, ganz so wie man es von US-amerikanischen Methoden gewohnt ist. Sie sehen, Amerika hat den Anschluss bereits verpasst, um in Afrika wirtschaftlich mit China konkurrieren zu können. Daher die Verlockung zum Einsatz unkonventioneller Methoden, zu denen auch der Einsatz der Kämpfer des Islamischen Staates zählt.“[2]

So könnte die Massierung des IS in Afrika eine Menge zur Problemlösung im US-amerikanischen Sinne beitragen. Zum einen werde der Einfluss von China und Russland in Afrika unterminiert, zum anderen der Hass des IS von den westlichen Ländern auf Russland und China umgeleitet. Das ‚Chaos‘, das in Afrika Einzug hielte, würde den Ruf nach einem Eingreifen der USA zur Friedenssicherung laut werden lassen. So könne es laut den US-Strategen gelingen, dass die USA auf dem afrikanischen Kontinent wieder Boden gutmachen.

Es darf sich in den afrikanischen Ländern nur nicht herumsprechen, dass die wirkliche Bedrohung von den USA und deren Flirt mit dem IS ausgeht.

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[1] https://www.strategic-culture.org/news/2018/01/18/us-gambling-islamic-state-undermine-china-russias-position-africa.html

[2]https://www.strategic-culture.org/news/2018/01/18/us-gambling-islamic-state-undermine-china-russias-position-africa.html

https://rcmlibya.wordpress.com/2018/01/18/us-orders-hundreds-of-terrorists-in-iraq-syria-to-relocate-to-libya/
https://www.strategic-culture.org/news/2018/01/18/us-gambling-islamic-state-undermine-china-russias-position-africa.html

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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