Wir sind ein Hoffnungsträger, keine Bedrohung

Venezuela. Offener Brief von Venezuelas Präsidenten Nicolás Madura an das Volk der USA, veröffenlicht am 17.3.2015 in der New York Times

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Volk von Venezuela, Brüdervölker auf der Welt, Venezuela wurde ungerechtfertigt angegriffen. Am 9. März unterzeichnete der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, eine Exekutivorder und erklärte die Heimat von Bolívar zu einer Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA. Die Geschichte hat gezeigt, dass solche Erklärungen verhängnisvolle Konsequenzen auf unserem Kontinent und weltweit hatten.

Dieser neuen Aggression setzen wir internationale Legalität, Gerechtigkeit und die Einheit unserer Völker entgegen. Venezuela weiß, dass es nicht allein ist. Bereits am 14. März hat die Union der Nationen Südamerikas (UNASUR) eine historische Erklärung veröffentlicht, das die den Beginn einer prinzipiellen Ablehnung unilateraler Versuche, Sanktionen durchzusetzen bzw. Länder mittels politischer, finanzieller oder militärischer Mitteln zu bedrohen, darstellt.

Als Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela habe ich in einen Brief an das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika und Präsident Obama diese Aggression verurteilt und im Namen der unumstößlichen Werte des Volkes von Bolivar die Aufhebung des Präsidialerlasses, einer Bedrohung unseres Landes, gefordert.

Gute Frauen und Männer, fortschrittlich, souverän, patriotisch, heimatverbunden, humanistisch, ich rufe euch brüderlich dazu auf, uns bei dieser Aktion zur Verteidigung der Souveränität zu helfen und diesen Brief zur Unterstützung der Erklärung von UNASUR, die die Exekutivorder Obamas verurteilt, zu unterschreiben.

Wir sind ein friedliebendes Volk,

und wir werden den Frieden um jeden Preis verteidigen,

mit Würde und Gerechtigkeit. 17. März 2015

Wir sind das Volk Simón Bolívars und glauben an den Frieden und an den Respekt gegenüber allen Nationen der Welt.

Freiheit und Unabhängigkeit

Vor mehr als zwei Jahrhunderten gründeten unsere Väter eine Republik auf der Basis, dass alle Personen frei und gleich vor dem Gesetz seien.

Unsere Nation hat die größten Opfer gebracht, um den Südamerikanern ihr Recht zu sichern, ihre Regierenden zu wählen und heute ihre eigenen Gesetze anzuwenden.

Deshalb erinnern wir immer an das historische Erbe unseres Vaters: Simón Bolívar; ein Mann, der sein Leben gab, damit wir ein Vaterland der Gerechtigkeit und Gleichheit erben.

Wir glauben an den Frieden, die nationale Souveränität und das internationale Recht

Wir sind ein friedliebendes Volk. In zwei Jahrhunderten Unabhängigkeit haben wir nie eine andere Nation angegriffen. Wir sind ein Volk, das in einer Region des Friedens lebt, frei von Massenvernichtungswaffen und mit Religionsfreiheit. Wir verteidigen den Respekt vor dem internationalen Recht und vor der Souveränität aller Völker der Welt.

Wir sind eine offene Gesellschaft

Wir sind ein arbeitendes Volk, wir kümmern uns um unsere Familie und praktizieren die Religionsfreiheit. Unter uns leben Einwanderer aus der ganzen Welt, die in ihrer Verschiedenheit respektiert werden. Unsere Presse ist frei und wir sind begeisterte Nutzer der sozialen Netzwerke im Internet.

Wir sind Freunde des Volkes der Vereinigten Staaten von Amerika

Die Geschichte unserer Völker war von Beginn an verbunden durch unsere Kämpfe zur Erringung der Freiheit. Francisco de Miranda, ein venezolanischer Held, teilte mit George Washington und Thomas Jefferson in den ersten Jahren der Entstehung der US-amerikanischen Nation die Ideale der Gerechtigkeit und Freiheit, die grundlegende Konzepte in unseren Unabhängigkeitskämpfen waren. Wir teilen die Idee, dass die Freiheit und Unabhängigkeit fundamentale Elemente für die Entwicklung unserer Nationen sind.

Die Beziehungen zwischen unseren Völkern waren immer von Frieden und Respekt geprägt. Historisch haben wir Handelsbeziehungen in strategischen Bereichen. Venezuela ist ein verantwortungsvoller und zuverlässiger Lieferant von Energie für das nordamerikanische Volk. Seit 2005 hat Venezuela über unser Unternehmen CITGO Heizöl zur Unterstützung armer Gemeinden in den USA verteilt. Dieser Beitrag hat zehntausenden US-Bürgern geholfen, unter schwierigen Bedingungen zu überleben, gab ihnen eine sehr wichtige Erleichterung und die Hilfe in Notzeiten und hat gezeigt, wie die Solidarität starke Bündnisse über Grenzen hinweg schaffen kann.

Trotzdem hat die Regierung der USA uns auf ungeheuerlicher Weise zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit und die Außenpolitik der USA erklärt

Es ist ein unverhältnismäßiger Akt, die Regierung Obama hat sich als im Notstand befindlich erklärt, weil sie Venezuela für eine Bedrohung seiner nationalen Sicherheit hält. (Executive Order, 09-15-2015). Diese einseitigen und aggressiven Aktionen der US-Regierung gegen unser Land sind nicht nur unbegründet und verletzten die grundsätzlichen Prinzipien der Souveränität und der freien Bestimmung der Völker gemäß internationalem Recht, sondern sie wurden auch einstimmig von den 33 Ländern der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) und der zwölf Mitglieder der Union südamerikanischen Nationen (Unasur) zurückgewiesen. In einer Erklärung vom 14. März 2015 wiederholt die Unasur ihre Ablehnung dieser Zwangsmaßnahmen, die nicht zum Frieden, zur Stabilität und Demokratie in unserer Region beitragen und fordern von Präsident Obama, sein Dekret gegen Venezuela aufzuheben.

Wir weisen Einseitigkeit und Interventionismus zurück

Der Präsident der Vereinigten Staaten veranlasste, ohne Befugnis sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen, in einseitiger Form eine Reihe von Sanktionen gegen venezolanische Funktionsträger mit potentiell weit reichenden Folgen, die in unsere verfassungsmäßige und justizielle Ordnung eingreifen.

Wir setzen uns für eine multipolare Welt ein

Wir glauben, dass sich die Welt von den Normen des Völkerrechts leiten lassen soll. Ohne Interventionen anderer Länder in die inneren Angelegenheiten der übrigen. Mit der Überzeugung, dass Beziehungen des Respekts zwischen den Nationen der einzige Weg sind, um den Frieden und das Zusammenleben zu festigen, ebenso die Stärkung einer gerechteren Welt.

Wir achten unsere Freiheiten und werden unsere Rechte wahren

Niemals zuvor in der Geschichte unserer Nationen hat ein US-Präsident versucht, die Venezolaner per Dekret zu regieren. Es ist eine tyrannische und imperiale Anordnung, die uns zurück in die dunkelsten Tage der Beziehungen der USA zu Lateinamerika und der Karibik stößt.

Um unserer langen Freundschaft willen, warnen wir unsere US-amerikanischen Brüder, Freunde der Gerechtigkeit und Freiheit, vor der illegalen Aggression, die die Regierung in ihrem Namen begeht. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Freundschaft mit dem Volk der USA durch diese absurde und unbegründete Entscheidung von Präsident Obama beschädigt wird.

Wir fordern:

Dass die feindlichen Aktionen der US-Regierung gegen das Volk und die Demokratie in Venezuela aufhören.

2. Dass das Präsidialdekret aufgehoben wird, das Venezuela zur Gefahr erklärt. So wie es die Unasur ersucht hat.

3. Dass die beleidigenden und verleumderischen Sanktionen gegen ehrenhafte venezolanische Regierungsvertreter aufgehoben werden, die ausschließlich unsere Verfassung und unsere Gesetze befolgt haben.

Unsere Souveränität ist unantastbar

Das Motto der Gründerväter der USA wird heute mit der gleichen Würde vom Volk Simón Bolívars wiederholt. Im Namen unserer gemeinsamen Liebe zur nationalen Unabhängigkeit hoffen wir, dass die Regierung von Präsident Obama diesen falschen Schritt überdenkt und korrigiert.

Wir sind davon überzeugt, dass die Verteidigung unserer Freiheit ein Recht ist, das wir niemals aufgeben werden, denn hier liegt auch die Zukunft der Menschheit. Wie Simón Bolívar gesagt hat: "Die Freiheit der Neuen Welt ist die Hoffnung des Universums“

"Venezuela ist keine Gefahr, es ist eine Hoffnung"

"Unabhängigkeit oder Nichts“

Simón Bolívar

Nicolás Maduro Moros

Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela

Quelle: http://www.ciudadccs.info/

Übersetzung: Eva Haule
https://amerika21.de/dokument/115026/brief-das-volk-der-usa

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden