Katastrophenmodus

Unumkehrbarer Klimawandel Ein erdgeschichtlich sehr kurzfristiger Klimawandel ist unausweichlich

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Ihre Freitag-Redaktion

Ich nehme exemplarisch Bezug auf den Leitartikel "Es war einmal ein Vorreiter" vom 28.10.2021 von Nick Reimer:

Was mich nicht wenig ankotzt, ist die Tatsache, dass ein immerhin materialistisch grundiertes Medium wie der Freitag immer noch idealistische Ansichten verbreitet, wonach es möglich sei, eine katastrophal sich auswirkende Entwicklung der klimatischen Verhältnisse zu verhindern.

Ich verstehe, dass eine Regierung so eine Logik haben kann (Vermeidung von Panikeffekten), und Ähnliches gilt für (aktien)marktnahe Medien - aber wenn der Freitag irgendeine nennenswerte Basis in der Bevölkerung hat oder haben will, wie kann in dieser Zeitung dann etwas erscheinen, das den Eindruck erweckt, es gäbe noch ernsthafte Handlungsmöglichkeiten innerhalb des 1,5-Gead-Ziels, obwohl das doch offensichtlich von gestern ist?

Ich möchte daran erinnern, dass das Auftauen der Millionen Quadratkilometer umfassenden Permafrostböden (die zugegeben von Berlin-Mitte weit entfernt sind) Methan in Ausmaßen in die Atmosphäre abgeben wird, die in ihrer Treibhausgas-Wirkung jede aktuelle Klimaprognose vom Sockel reißen wird. Und dieses Auftauen hat definitiv begonnen und kann durch keine wie auch immer geartete menschliche Aktivität mehr eingedämmt werden.

Ehrlich gesagt sehe ich nicht ein, dass wir die Lage beschönigen zugunsten der psychischen Gesundheit von Leuten, die sich jetzt oder vor Kurzem entschlossen haben, sie müssten sich genetisch vervielfältigen, obwohl nichts danach aussieht als könnten ihre Kopien (immerhin empfindungsfähige Wesen!) die nachfolgenden Umstände unbeschadet überstehen.

Meines Erachtens ist die Lage so, dass wir uns Gedanken darüber machen sollten, was als Spezies unsere Minimalziele sind. "Überleben" ist ja ein relativer Begriff, wenn man mal von der individuellen Ebene abstrahiert. Aber jede Logik, die qualitativ aussortiert, würde die Grundlagen unserer Zivilisation schreddern - und das will ich genauso wenig wie wahrscheinlich jedeR andere LeserIn dieser Zeitung.

Eine Lösung, die den Erhalt der Spezies UND den Erhalt der Zivilisation beinhaltet, kann ich mir derzeit eigentlich nicht wirklich vorstellen - aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren, solange mir niemand mit dem bescheuerten "Prinzip Hoffnung" kommt.

Ich kann eigentlich noch nicht mal behaupten, dass ich ein Überleben der Spezies für erstrebenswert halte.
Biologisches Leben wird auf dem Planeten erhalten bleiben, das ist keine Frage angesichts von geologisch nachgewiesenen vergangenen Klimawandel-Prozessen, die viel drastischer waren als das, was uns bevorsteht. Ob zukünftiges Leben wieder intelligent sein wird, sei dahingestellt - aber das ist eigentlich auch verzichtbar angesichts der geringen Haltbarkeit, die intelligentes Leben beim bisherigen Versuch gezeigt hat.

Ich könnte auf jeden Fall sagen: Da ich in weiser Voraussicht darauf verzichtet habe, mich genetisch zu vervielfältigen, kann mir das egal sein ... ist es aber nicht, weil menschliches Leiden mich unabhängig von der Genetik betroffen macht. Den hirnlosen Sichvervielfältigern einen Vorwurf zu machen, ist angesichts ihrer offensichtlichen Hirnlosigkeit sinnlos. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich mit solchen Leuten ernsthaft über die Zukunft verständigen soll, nachdem sie auf so manifeste Weise gezeigt haben, dass sie die Realität ignorieren.

Wenn jemand einen Plan hat, dann her damit.
Aber wenn nicht, dann hört auf, Illusionen zu verbreiten.
Und hört vor allem verdammt nochmal auf, Kinder zu kriegen als gäb's kein Morgen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Lt. Commander Geordi LaForge

If it works the way I think it will, once the invasive program starts spreading, it'll only be months before the Borg suffer total systems failure.

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