Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit

Gleichheitsideal Friedrich Schillers ambivalente Kulturkritik
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Schon vor seinem 200. Todestag (9. 5. 1805) erschien Schiller mächtig abgefeiert. Die Buchindustrie lieferte Ausgaben und Anthologien, Biographien und Bildbände. Gewürdigt wurde der Dichter, weniger der Theoretiker. Das Private kam keineswegs zu kurz. So lernten wir ihn denn als chronisch Kranken, erregten Liebhaber und aufstiegswilligen Karrieristen kennen. Sein Pathos wirkt offenbar immer noch. "Friedrich Schiller. Atem der Freiheit" titelte der Spiegel (4. 10. 2004). Und in der erfolgreichsten Biographie der Saison heißt es: "Bei Schiller war der Wille das Organ der Freiheit" (Rüdiger Safranski). Jenseits textexegetischer Spitzfindigkeiten stellt sich bei so viel Freiheit und Wille die Frage, was denn damit gemeint ist. Im hochtourigen Erinnerungsbetrieb wird ge