Sturz ohne tiefen Fall

1974 Vor 40 Jahren trat Willy Brandt wegen der Affäre um Günter Guillaume zurück. Was war der wahre Grund: War der Kanzler nur amtsmüde oder wurde er von Wehner abserviert?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2014
Guillaume hielt stets Tuchfühlung zu Brandt
Guillaume hielt stets Tuchfühlung zu Brandt

Foto: rust/ imago

Zum Verhältnis zwischen der Spionageaffäre und etwaigen anderen Gründen für die Demission des Kanzlers Willy Brandt gibt es verschiedenartige Interpretationen. Der Hergang im engeren Sinn ist leicht erzählt. Günter Guillaume, Jahrgang 1927, wechselte 1956 als angeblicher Flüchtling, tatsächlich aber im Auftrag der Hauptabteilung Aufklärung (HVA) des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit, nach Frankfurt/Main und trat 1957 in die SPD ein. Seine Frau Christel, in gleichen Diensten, kam mit ihm und wurde Sekretärin im Büro Hessen-Süd der Partei. Ab 1964 war ihr Mann hauptamtlicher SPD-Funktionär: zunächst Geschäftsführer des Unterbezirks Frankfurt/Main, dann, ab 1968, der Stadtverordneten-Fraktion. 1969 avanci