Man wusste, dass es passierte. Nur eben nicht, wann. Joschka Fischer hat das letzte Stück Altlast von der ideologisierten Vergangenheit abgestoßen. Seine neue Partnerin kommt aus dem Berliner Party-Jetset, auch in München ist sie keine Unbekannte an den Tresen der Nobelklubs. Bildschön, sexy, charmant, fröhlich und vor allem extrem weiblich. Genau der Frauentyp, der bei den Grünen unauffindbar ist und um den der Fischer von einst schon der Karriere wegen einen weiten Bogen machte. Doch diese Zeiten sind bekanntlich vorbei. Aus dem Kampfanzug des Frankfurter Rüpeldemonstranten wurde im Laufe der Jahre der Dreiteiler, das einst so verhasste Establishment hat heute mit Fischer einen ihrer eindrucksvollsten Repräsentanten: großes Protokoll, ständig enorme Wichtigkeit, mit den Großen der Welt auf Augenhöhe. Dazu natürlich alle Annehmlichkeiten, die früher als Konsumterror und Protz verdammt wurden.
Eben ein echter Emporkömmling. Nur die Arroganz gegenüber denen, die dort geblieben sind, wo er herkommt, nämlich von unten - Fahrer, Stewardessen der Flugbereitschaft, Sicherheitsbeamte und Bedienungen - unterscheidet seinen Auftritt von der Klasse derer, die von Anfang an oben mitspielten. Vielleicht auch noch die dem Wesen der 68er entsprechende Prinzipienlosigkeit. Anders ist das Abstoßen früherer Positionen, als er noch vor den Toren der Macht war, auch nicht zu verkraften. Jetzt also, endlich, kann sich Joschka den letzten unerfüllten Traum schenken. Vorbei mit den endlosen Debatten über die Emanzipation der Frau und den freudlosen Stunden gruppendynamischer Selbsterforschung zu Lasten der Männer. Endlich kann er mit einer Frau zusammensein, die das Leben schön findet, positiv denkt, in vollen Zügen genießt und dabei manchmal auch über die Stränge schlägt, halt so ein richtiges Weib, wie richtige Männer es lieben. Langsam, Joschka, wirst du sogar mir sympathisch.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.