Reiz der Fiktion

Schöpfung Kevin Vennemans Roman "Nahe Jedenew"
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Was tun, wenn man tagelang in einem Baumhaus ausharrt, in der Hoffnung, von den marodierenden Bauern und Soldaten nicht gefunden zu werden? Wenn man keinen Laut von sich geben darf und dennoch Schreien möchte vor Wut und Trauer? Wenn die Realität unerträglich und aussichtslos ist?

Der Roman Nahe Jedenew von Kevin Vennemann beginnt mit dem Satz: "Wir atmen nicht." Zwei Schwestern, Anna und die Erzählerin, flüchten vor einem Pogrom. Im Baumhaus ihrer Kindheit versuchen sie, sich zu verstecken. Sie haben miterlebt, wie ihre Schwägerin und ihre Nichte ermordet wurden. Auch der Bruder ist tot, der Vater verschollen. Da die Gegenwart ein einziges unerträgliches Schockerlebnis geworden ist, ziehen sich die Mädchen in sich selbst zurück, in ihre Erinneru