Bavarian Angst

Populismus Modernisierungsschmerzen weiß/blau: Eine Ausstellung in München zeigt die andere Seite der Architektur im Märchenschloss-Bayern von König Ludwig II.
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2018

Nichts und niemand auf der Welt ist so gnadenlos verkitscht und verkannt worden wie der zerrissene König von Bayern und seine architektonischen Träume. Nicht dass es einen Unschuldigen getroffen hätte; er steckte in ihm, dieser Hang zu Übertreibung, Eklektizismus, Künstlichkeit. Das unfertige Schloss Neuschwanstein ist ein ewiges Dokument des schlechten Geschmacks, es repräsentiert Monarchie als Farce. Es war keine Maske des Feudalismus, sondern ein Spiegel. Dem Volk öffnete es sich erst nach dem Tod des Königs, dann aber mit einer solchen Wucht, dass es für Menschen von weit her zum Synonym für Bayern, Bayern zum Synonym für Deutschland, Deutschland zum Synonym für Europa wurde. Wenn man aus Peking nach Neuschwanstein kommt, k