Wenn es ein Ranking der größten historischen Irrtümer in der Politikwissenschaft gäbe, dann wäre wohl Francis Fukuyamas Ende der Geschichte ganz weit oben zu finden, dicht gefolgt von Samuel P. Huntingtons Kampf der Kulturen. Was die Kriegsereignisse in der Ukraine anbelangt, so wäre nun ein drittes, nicht minder populäres Model zumindest einer kritischen Revision zu unterziehen, nämlich Joseph Nyes Konzept der „Soft Power“ in internationalen Beziehungen.
Soft Power ist die weiche, nicht militärische, vielleicht sogar nicht destruktive Art, auf die eine Nation oder ein Bündnis eine andere Nation oder ein Bündnis dazu drängt, die eigenen Bedingungen zu akzeptieren, die eigenen Werte zu übernehmen, gemeinsame Interessen zu entwickeln (oder sie sich wenigstens einzubilden). Nach Joseph Nye basiert diese Soft Power auf drei Elementen: der Kultur (im weitesten Sinne) und ihrer Ausstrahlungskraft, den politischen Werten und ihren symbolischen Performances wie etwa Freiheit oder Gerechtigkeit, Wohlstand oder Sicherheit sowie den politischen Angeboten, die versprechen, nicht allein aus nationalem Eigennutz aufgestellt zu werden.
Die Bundesrepublik Deutschland ist vor allem ein Ergebnis der Soft-Power-Anwendung nach der Beendigung des Krieges. Der „American Way of Life“, aber auch französische und britische Kultur- und Gesellschaftsbilder waren attraktiv genug, um die postfaschistische Gesellschaft und ihre Regierungen in Richtung auf den westlichen, demokratischen Kapitalismus umzuformen.
Dem Mythos zufolge war es auch die geballte Soft Power, die schließlich den Kalten Krieg mit dem totalen Sieg der westlichen Lebensweise und des Kapitalismus in seiner neuen, globalen und digitalen Spielart beendete. Damit wären wir zuerst wieder bei Fukuyama und dem Bild vom ewig währenden Frieden aufgrund ökonomischer und medialer Vernetzung und dann sogleich beim „Kampf der Kulturen“, der nach Huntington gegen den islamischen und den chinesischen Widerpart geführt werden muss, weil sie sich solcher Vernetzung verweigern.
Gute Power, böse Power
Alle drei Modelle lassen sich wohl in einem Satz zusammenfassen: Es ist zwar Blödsinn, aber es geht nichts über das Versprechen einer einfachen Erklärung in einer verworrenen Welt.
Das Verführerische am Konzept der Soft Power besteht darin, dass man sie als pazifistische Alternative zur Hard Power verstehen kann. Etwas mit „friedlichen Mitteln“ zu erreichen, was zuvor noch zwangsläufig zum Krieg (als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“) geführt hätte, ist der humanistische Rest-Traum im Neoliberalismus. Er bestimmte über einen Zeitraum die Politik nicht nur in Deutschland, und er war der Kern des europäischen Selbstverständnisses.
2007 erklärte gar der chinesische Präsident Hu Jintao, dass China seine Soft-Power-Möglichkeiten stark ausbauen werde. Dafür wurden Milliarden von Dollar eingesetzt. Aber schon diese Erklärung sagt aus, dass im Konzept der Soft Power nicht so sehr ein Versprechen von Wandel und Annäherung steckt, sondern vielmehr eine Fortsetzung des Konkurrenzkampfs mit anderen Mitteln. Dass Soft Power in manchen Situationen als beinahe noch größere Bedrohung angesehen werden kann als Hard Power, lässt sich unschwer an den hysterischen und unfriedlichen Reaktionen etlicher Regimes auf „westliche Lebensart“ erkennen.
Aber auch eine demokratische Gesellschaft ist nicht frei von solchen Reaktionen. Erinnern wir uns nur an die chinesische Impfkampagne oder an die Entsendung kubanischer Ärztinnen und Ärzte – geradezu bilderbuchmäßige Anwendungen von Soft Power und womöglich subjektiv auch echte mitmenschliche Hilfsbereitschaft. Wie groß war da die Abwehr-Häme in der westlichen Presse: Alles nur kommunistische Propaganda! Gute Soft Power, böse Soft Power.
Bevor wir uns das Scheitern des Konzepts im Ukraine-Krieg ansehen, muss konstatiert werden, dass das Konzept von Soft Power als strategisches Mittel von Außenpolitik toxisch auf Impulse der zivilgesellschaftlichen Solidarität, der Mitmenschlichkeit über Grenzen hinweg und der interkulturellen Dialoge wirken kann. Bei einer Soft-Power-Attacke verliert die Kunst, verlieren Dinge wie Musik, Kulinarik, Freundschaft ihre Unschuld. Soft Power als Mittel der Außenpolitik bewegt sich zwischen den Polen „Infiltration“, „Subversion“ und „Propaganda“ auf der einen Seite, Dialog, Moderation und Kreativität auf der anderen Seite. Jede Form von Regierungsmacht ist neben der Organisation der militärischen „Sicherheit“ auch mit dem Einsatz und mit der Abwehr von Soft Power von der Gegenseite beschäftigt.
Ein Westen, den es nicht gibt
Gehen wir von einer unbestreitbaren Tatsache aus: Der Einsatz von Soft Power hat den Krieg nicht verhindert. Aber umgekehrt wehrt sich das militärisch zweifellos unterlegene Land nicht nur mit einem Mut der Verzweiflung, sondern auch mit den Mitteln der Soft Power, das heißt in diesem Fall: mit der Produktion von Wert-Bildern und Bild-Werten. Soft Power versagt im Frieden und bewährt sich im Krieg – so war das nicht gedacht, oder? Für das Versagen der Soft Power bei der Kriegsverhinderung gibt es drei Gründe beim Adressaten und drei Gründe beim Sender, mindestens.
Russland unter Putin war durch Soft Power nicht zum Frieden zu bewegen, weil eine digitale und semantische Firewall gegen die Attraktionsbilder aus dem Westen errichtet wurde, die ihresgleichen sucht; weil nur eine Minderheit empfänglich ist für die Attraktionsbilder des Westens und weil dem neoimperialistischen Diskurs eine ganz eigene Mythologie von „Größe“ und „Sinn“ zuwächst.
Auf der Seite des Westens gibt es ebenfalls drei gravierende Gründe für das Versagen von Soft Power bei der Verhinderung eines Krieges, der in der Welt-Erzählung des Neoliberalismus einfach nicht vorgesehen war: Selbst Joseph Nye musste einräumen, dass die Vereinigten Staaten und im Gefolge davon auch die westlichen Alliierten unter Donald Trump zahlreiche Mittel und Institutionen der Soft Power aus der Hand gegeben haben. Das verbliebene Material der Soft Power ist der Traum von einem so freien wie goldenen Westen, den es längst nicht mehr gibt.
Dann: Die Anwendung von Soft Power – also die gezielte Inszenierung von kultureller, sozialer und politischer Attraktivität – entstammt einem Überlegenheitsgefühl der sendenden Seite. Wird aus dem Angebot der Teilhabe eine Geste der Borniertheit, erzeugt es statt Sehnsucht Kränkung. Weniger in den politischen Kommentaren als auf den Wirtschaftsseiten unserer Medien erfahren wir: Russland ist der (in doppeltem Sinne) große Verlierer der Globalisierung. Die schleichende Verwestlichung ringsumher und in der eigenen Mitte – das erklärte Ziel „unserer“ Soft Power – erfährt nicht nur eine autokratische, neoimperiale Regierung, sondern auch ein Großteil der Bevölkerung als Niederlage.
Und: Der Anteil von Demokratie und der Anteil von Ökonomie in den Attraktionen bilden keine Einheit mehr, sondern vermitteln sich als Widerspruch. So erzeugt Soft Power Menschen und Institutionen, die sich ökonomisch mit dem Westen verbinden, ohne die Werte und Regeln der Demokratie zu übernehmen.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bedeutet das fundamentale Scheitern des Soft-Power-Konzepts. Nicht nur wurde der Krieg nicht verhindert, vielmehr zeigt sich in der Reaktion darauf, welchen Zynismus es enthält: blitzrasche Wertsteigerung für Aktien der Rüstungsindustrie, stehender Applaus für einen Kanzler, der Milliarden für das Militär aus einem Hut zaubert, den man gerade noch für zu leer für die dringendsten sozialen Aufgaben erklärte, die Militarisierung der öffentlichen Rede und die forschen Auftritte militärischer Experten, die gern den Eindruck erwecken, dass man mit ihren strategischen Kenntnissen einen Krieg nicht so leicht verlieren könne. All das verbindet sich mit zivilgesellschaftlicher Solidarität und individuellem Mitleiden zu einem unheilvollen Brei. Die Niederlage der Soft Power gebiert Ungeheuer.
Wie immer dieses abscheuliche Geschehen ausgehen mag: Die Erzählung von der segensreichen, fortschrittlichen und zivilisierten Soft Power ist damit zu Ende. Vielleicht steckt darin eine kleine Chance, zu wirklicher Friedenspolitik zurückzukehren.
Kommentare 35
"Der Anteil von Demokratie und der Anteil von Ökonomie in den Attraktionen bilden keine Einheit mehr, sondern vermitteln sich als Widerspruch. So erzeugt Soft Power Menschen und Institutionen, die sich ökonomisch mit dem Westen verbinden, ohne die Werte und Regeln der Demokratie zu übernehmen."
Der vlt seit Schmidts Kanzlerschaft ("Raubtierkapitalismus") herrschende Neoliberalismus hat die - westlichen - Sender der Softpower als unglaubwürdig markiert. Unter anderem und vor allem die USA.
Wo ist die "Demokratie in Amerika"? Wenn diese TRIAS herrscht und die Gewählten sich als vor allem engagieren für:
MIC - OGAM - FIRE
"Three main oligarchic groups have bought control of the Senate and Congress to put their own policy makers in the State Department and Defense Department. First is the Military-Industrial Complex (MIC) – arms manufacturers, such as Raytheon, Boeing and Lockheed-Martin.
"The second major oligarchic bloc is the rent-extracting oil and gas sector, joined by mining (OGAM), riding America’s special tax favoritism granted to companies emptying natural resources out of the ground and putting them mostly into the atmosphere, oceans and water supply."
"The third major oligarchic group is the symbiotic Finance, Insurance and Real Estate (FIRE) sector, which is the modern finance-capitalist successor to Europe’s old post-feudal landed aristocracy living by land rents."
Quelle: Michael Hudson
In der westlichen Softpower steckt daher wohl nur ein Schein von wahrhafter Demokratie und Rechtsstaat. Es geht regelmäßig nur um das eigene "Raubtiermäßige" ...
Die Demokratie harrt weiterhin - überall - ihrer Realisierung. Schon die Gründungsväter der USA hatten Derartiges nicht im Sinn. Trotz aller feierlichen Worte in der Verfassung.
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Naomi Kleins "Schock-Strategie" gehört ebenfalls hierher: Danach "sind Milton Friedmans Theorien, die sie als „marktradikal“ bezeichnet, grundsätzlich nach wirtschaftlichen Schocks, militärischen Niederlagen oder Naturkatastrophen dazu genutzt worden, um breite Privatisierungsmaßnahmen durchzusetzen. "
Ist es nicht diese Entwicklung, die wir - jenseits der eigentlichen Krieghandlungen - erleben? Wer profitiert vom Krieg? Wer sind die winer, die loser? Egal wie der Krieg sich weiterentwickelt?
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Über "Die Geburt des militärisch-industriellen Komplex" und das Wirken von Vannevar Bush. Seine Lebensspanne umfasst 84 Jahre. Er stirbt 1974 in der Zeit des Kalten Krieges.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/computerweltschoepfer-vannevar-bush-der-heisse-krieger-14296603-p3.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Vannevar_Bush
sowie
Seiten 33, 34 und 35
https://www.pedocs.de/volltexte/2019/17185/pdf/Buergi_2017_Die_OECD_und_die_Bildungsplanung.pdf
(mit dem Hinweis auf: „On our first meeting, I sat opposite him at his large desk. Heasked me to turn round and look at the wall behind me, wherethere was a black-framed mock heraldic coat of arms with a retort superimposed on a benzene ring, with a scroll beneath, with the words illigitimus non carborundum. He explained that he had to spend too much time talking to senators, congressmen and other pretentio us people, and the emblemcomforted him. It reminded him, ‚don’t let the bastards wearyou down‘“ (King, 2006, S. 132)."
https://de.wikibrief.org/wiki/Illegitimi_non_carborundum
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Joseph Nye schrieb am 8. 3.
"Putin has already use verbal threats and alerts of nuclear forces. If he feels cornered will he take the next step up the escalation ladder and break the nuclear taboo with a demonstration explosion?"
und am 1.3.:
https://www.project-syndicate.org/commentary/nuclear-deterrence-after-ukraine-by-joseph-s-nye-2022-03
https://www.project-syndicate.org/commentary/whatever-happened-to-soft-power-by-joseph-s-nye-2022-01?barrier=accesspaylog
Das passt gut dazu.
Die Beobachtung Heraklits kann als endgültig betrachtet werden: Krieg ist der Vater aller Dinge. Die Formen und Mittel ändern sich, ebenso die Beschreibungsweisen und die Wertschätzung, aber wenn das Konzept nicht allzu eng aufgefasst wird, entpuppt sich vieles als Krieg, was in Medien mit sehr viel freundlicheren Begriffen beschrieben wird. Der Vorrang der Absichten gegenüber den Idealen ist absolut, zumindest dort, wo die relevanten Entscheidungen getroffen werden.
Diesen Artikel verstehe ich überhaupt nicht. Was hier als Soft Power bezeichnet wird ist einzig die Baustelle Kultur und hier orientiert man sich an der noch gegebenen Infrastruktur, die Möglichkeiten für Handlungen bieten.
Das einzige was passiert ist, ist das ein Teil der gewohnten Infrastruktur zerstört wurde und so wie es war nicht wieder kommt und so alle daran arbeiten als Baustelle Kultur, um für sich vorteilhafte neue Infrastruktur zu erschließen um weiter profitabel handel betreiben zu können, was für uns dann weiterhin Arbeitsplätze und Wachstum im gewohnten Sinn bedeuteten wird.
Das andere: Jedes Musikstück, jeder Film jede Unterhaltung, jedes Influencer Video, jedes gemalte Bild, jeder MC Donalds, oder Dönerladen und jede Art von Journalismus spiegelt unser arbeiten mit Soft-Power-Skills und ist unsere fortschrittliche Kultur Nationen weit. Daran wird sich trotz Krieg nichts ändern.
"Die Bundesrepublik Deutschland ist vor allem ein Ergebnis der Soft-Power-Anwendung nach der Beendigung des Krieges. Der „American Way of Life“, aber auch französische und britische Kultur- und Gesellschaftsbilder waren attraktiv genug, um die postfaschistische Gesellschaft und ihre Regierungen in Richtung auf den westlichen, demokratischen Kapitalismus umzuformen."
So mag sich das aus Sicht gewisser politischer "Eliten" darstellen. Aber soweit ich das selbst konkret erlebt habe, hat man hierzulande zunehmend kritisch auf das geschaut, was angeboten wurde und SELBST entschieden, was man übernehmen wollte.
Gescheitert ist dieses Vorgehen anderswo, weil man dort das Angebotene eben NICHT haben wollte und sich anders entschied. Was sich also einbildet, soft POWER zu sein, kann immer nur als Angebot funktionieren, das die freie Wahl zulässt. Dann ist es aber schon nix mehr mit "power".
" Die Anwendung von Soft Power – also die gezielte Inszenierung von kultureller, sozialer und politischer Attraktivität – entstammt einem Überlegenheitsgefühl der sendenden Seite. Wird aus dem Angebot der Teilhabe eine Geste der Borniertheit, erzeugt es statt Sehnsucht Kränkung."
Es sei denn - siehe BRD - die Adressaten waren dem Angebot ohnehin schon zugeneigt.
"dass das Konzept von Soft Power als strategisches Mittel von Außenpolitik toxisch auf Impulse der zivilgesellschaftlichen Solidarität, der Mitmenschlichkeit über Grenzen hinweg und der interkulturellen Dialoge wirken kann. Bei einer Soft-Power-Attacke verliert die Kunst, verlieren Dinge wie Musik, Kulinarik, Freundschaft ihre Unschuld. "
Die Außenpolitik mag von "Soft Power" träumen, Aufgabe der Zivilgesellschaft wäre es, einerseits, ihre Kultur und ihre Werte zu leben und anderseits die politisch korrumpierte "Soft Power" als trojanisches Pferd zu nutzen, mit dem man in einen Dialog mit anderen Zivilgesellschaften treten kann.
Seesslen ist ein Autor, dessen Texte ich in der Vergangenheit sehr geschätzt habe. Der vorliegende ist eine Ansammlung vieler Worte, gefüllt mit wenig Inhalt und dann noch mit ziemlich verworrenem.
Anders als Fukuyama und Huntingtons Aussagen ist mir die Theorie der Soft Power von Nye bislang nicht bekannt.
Ich habe an mir selbst bemerkt, dass sich meine Lese- und Schreib-Gewohnheiten in Kriegszeiten verändert haben. Diese Erkenntnis ist mir wichtiger als jeder neuen Welterklärung hinterherzuhecheln.
Jeder Mensch hat seine Sinne und das Potenzial eigenständigen Denkens. Dazu sind Reflektion, das Fragen stellen und der Austausch wichtig. Zuhören inbegriffen.
Dass dazu heute nur die wenigsten bereit sind, ist offensichtlich.
MONITOR vom 12.11.2020
Rückkehr der US-Falken: Das Netzwerk von Joe Biden
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/joe-biden-112.html
>> Joe Biden – jahrzehntelang prägte er maßgeblich die US-Außenpolitik, befürwortete einen völkerrechtswidrigen Krieg im Irak, der auf Lügen basierte. Forcierte als US-Vizepräsident einen weltweiten Drohnenkrieg, und umgibt sich mit Beratern, die offenbar auch die Interessen der Rüstungsindustrie im Blick haben.<<
Auch als Hinweis auf meinen obigen Beitrag, Stichwort: MIC.
Verbunden mit der Frage: Worin unterscheiden sich die beiden "Imperien"?
https://www.counterpunch.org/2022/03/28/the-rising-threat-of-nuclear-war/
Aus berufenem Munde: Vom Autor " War in the Age of Trump" P. Cockburn
Hard- und Soft-Power waren und sind immer und überall präsent, auf allen Seiten der militärischen und/oder wirtschaftlichen "Krieger", sie sind gar nicht voneinander trennbar und auch nicht einzeln beurteilbar in ihrer faktischen Einheit des Zusammenwirkens für oder gegen bestimmte Interessen. Eine Einzelbetrachtung nach dem Muster die Hard- oder die Soft-Variante von Gewalt habe in diesem oder jenem Konflikt versagt ist daher wirklichkeitsfern. Sogenannte Soft-Power kommt immer auch sowieso entweder mit explizitem oder implizitem Wirtschafts-Krieg in Anwendung, der Sorte Krieg die sowieso immer und überall präsent und wirksam ist und schon damit die Illusion von reiner "Weich-Gewalt" zerstört. Der Autor behauptet: "Gehen wir von einer unbestreitbaren Tatsache aus: Der Einsatz von Soft Power hat den Krieg nicht verhindert. "Soft-Power“ von westlicher Seite war nie alleine im Einsatz. Das Vorschieben der NATO an russische Grenzen war und ist Hard-Power, noch nicht im heißen Zustand, aber in Minuten dazu umwandelbar. Also ist das Gerede vom Versagen der Soft-Power bei der Verhinderung des Ukraine-Krieges Heuchelei und bedient das westliche Narrative, man habe ja gut zugeredet und "verhandelt", aber Putin und die Russen haben eben nicht gewollt. Allein schon der Begriff der "Verhandlung" in diesem Narrativ zeigt schon die Illusion einer angeblich weichen Gewalt, die immer auch militärisch eingebunden war und ist. "Verhandlung" verdient nur diesen Namen als Dialog zwischen zwei Parteien, bei denen beide zu Kompromissen bereit sind. Der Westen war nie zu einem Kompromiss bereit: er weigerte sich öffentlich zuzugestehen und zu vereinbaren, die NATO nicht auch noch in der Ukraine direkt an russische Grenzen vorzuschieben. Umgekehrt hatten die Russen bereits seit der ersten NATO-Osterweiterung 1999 und den folgenden bis 2020 einen sehr großen Kompromiss de facto gemacht: Sie haben bereits NATO in anderen Staaten direkt an ihrer Grenze. Jetzt aber war für sie die seit Jahrzehnten offen kommunizierte rote Linie überschritten. Anders gesagt: Staaten können problemlos mit ihrer Hard-Power dafür sorgen, dass Soft-Power wirkungslos bleibt. 1962 dagegen hat es noch tatsächliche Verhandlungen zwischen Kennedy (USA) und Chruschtschow (UDSSR) gegeben: Dieser zog UDSSR-Raketen aus Kuba zurück, Kennedy US-Atomraketen aus der Türkei. Damals haben Hard-Power und die Soft-Power der Verhandlung noch konstruktiv auf Augenhöhe zusammengewirkt, davon sind wir heute in der Ukraine weit entfernt. Auch unsere Mitschuld in EU und Deutschland.
"Jeder Mensch hat seine Sinne und das Potenzial eigenständigen Denkens. Dazu sind Reflektion, das Fragen stellen und der Austausch wichtig. Zuhören inbegriffen."
Das ist wohl wahr und wäre wirklich wichtig. Gerade heute.
Wenn auch leider nicht (mehr?) so üblich. Warum eigentlich?
Auch ich habe den Text als ziemlich verwirrend empfunden (das Bild und der Bildtext dazu mögen zwar lustig sein aber m.E. untragbar), denke aber, ich könnte mich einigem anschließen, was der Autor möglicherweise (!?) damit sagen möchte. Etwa der Feststellung des "Überlegenheitsgefühls der sendenden Seite".
In diesem Kontext absolut widersprechen würde ich aber jedenfalls der Aussage, dass man Soft Power als "als PAZIFISTISCHE Alternative zur Hard Power verstehen" könne.
Selbst lt. Wikipedia hat Pazifismus zum Ziel, "Bedingungen für dauerhaften Frieden zu schaffen".
Wird "Soft Power" verstanden als "die weiche, nicht militärische, vielleicht sogar nicht destruktive Art, auf die eine Nation oder ein Bündnis eine andere Nation oder ein Bündnis DAZU DRÄNGT, die eigenen Bedingungen zu akzeptieren, die eigenen Werte zu übernehmen, gemeinsame Interessen zu entwickeln (oder sie sich wenigstens einzubilden)", kann "Soft Power" KEIN MITTEL DES FRIEDENS sein, weil es lediglich ein (waffenloses) Werkzeug des Imperialismus bleibt und die Saat für späteren Unfrieden legt.
Georg Seeßlen bekümmert sich seit Jahren um die politische Entschlüsselung westlicher Kultur. Nicht nur für ihn ist der Krieg in Europa auch als kulturelle Grenzziehung ein denkwürdiges Ereignis. Da kann man doch erstmal zustimmend festhalten, dass einige kulturpolitische Theorien jetzt entsorgt werden können. Seine Forderung nach "wirklicher Friedenspolitik" ist eine angemessene Pointe.
Der Autor verwendet beiläufig den Begriff "Demokratischer Kapitalismus" ohne darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um ein Oxymoron handelt.
Wenn alle Länder der Erde imperiale Handlungen als normal ansehen und anwenden wollen, führt das international zu Dauerkrisen.
Man will uns weismachen, dass westlicher Imperialismus gut sei, während nichtwestlicher Imperialismus schlecht sei.
Hier ist zu erkennen, dass es grundsätzlich keinen guten Imperialismus gibt. Jeder Imperialismus ist abzulehnen, da Emanzipation & freie Entfaltung unter ihm gar nicht möglich sind.
Dewegen muss ein kluger Kopf folgerichtig chinesischen (logisch und) us-amerikanischen Imperialismus gleichermaßen ablehnen.
Noch immer scheinen viele Menschen besessen vom Machtfetisch. Deswegen plädiere ich dafür, überall auf der Welt Direkte Demokratie(n) zu installieren, damit Macht stets vaporisiert bleibt und Gemeinwohl dauerhaft garantiert werden kann.
Demokratischer Kapitalismus ist ein Witz!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hat der Autor das bislang nicht bemerkt?
Endlich ein lesenswerter Artikel nach langer Zeit in der Sache Krieg und Frieden; Demokratie und Kapitalismus ; Freiheit und selbstbestimmendes Leben, dass durch das stalinistisch- nationalistische Regime in Moskau einer harten Prüfung unterzogen wird.
Die Kiegstreiber hier - Heyden neben den putinaffinen Kommentatoren in der Community - sind zum Glück ja mehr und mehr ins Abseits geraten .
Dazu passt:
Forrester, Viviane: Der Terror der Ökonomie. Wien: Zsolnay, 1996/97
Das Buch gibt es inzwischen sogar kostenlos im pdf-Format im Internet:
https://epdf.tips/der-terror-der-konomie.html
Aber das ist auch schon wieder 25 Jahre her.
Wer spricht heute noch, wenn es um Kapitalismus, explodierende Immobilienpreise, Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Flüchtlinge, Rüstungsausgaben in Milliardenhöhe, Alters- und Kinderarmut geht und um Menschen, die Tag für Tag auf diesem Planeten sterben, ganz einfach weil sie nicht genug zum Fressen haben, vom "Terror der Ökonomie"?
Der real existierende Kapitalismus des "Werte-Westens" wird mit "Freiheit" gleichgesetzt und wer diese "Freiheit" kritisiert, der ist für die gleichgeschalteten westlichen Medien der "Terrorist".
Danke für den Link in Sachen Viviane Forrester, vor allem für den im pdf Format.
Was Freiheit und Terrorismus anbelangt:
Freiheit 2022 ist die Freiheit einiger weniger Medienschwadroneure, Menschen, die ihren Kopf nicht nur als Hutständer zu benutzen, als Terroristen zu beschimpfen.
Was meint die Psychologie dazu?
Wort mit großem 'P' und kleiner 'rojektion': P r o j e k t i o n.
Das Verführerische am Konzept der Soft Power besteht darin, dass man sie als pazifistische Alternative zur Hard Power verstehen kann.
Erstmal die Definitionen klar haben. Nye sprach durchaus auch von "seduction" (Verführung), und wies auch durchaus darauf hin, dass Regimes wie das der Nazis durchaus auch über "soft power" vefügten.
Und schließlich: es war nicht die Rede davon, dass hard power durch soft power ersetzt werden könne. Da hätte sich die NATO tatsächlich gleich selbst auflösen können, und jedes Land der Welt wäre zum Kandidaten für den Friedensnobelpreis geworden: den Kriterien entsprechend, die Nobel in seinem Testament tatsächlich vorsah, und nicht so, wie das Osloer Komitee es seit langem eigenmächtig handhabt.
Dieser Artikel muss zurück zum Reißbrett, Herr Seeßlen.
Das Versagen der westlichen Soft Power liegt in 1. Linie an deren Doppelmoral _ in politischer, humaner & sozialer Hinsicht. Die westliche Politik konterkariert ihre eigenen Slogans. Das Messen mit zweierlei Maß bleibt außerhalb dieser Sphäre nicht unbemerkt. Es ist sehr strange, dass im Westen nicht erkannt werden will, dass sie für einen großen Teil der Weltbevölkerung unglaubwürdig geworden sind.
Nun ja, ich würde den Soft Power nicht so stark verteufeln. Soft Power nützt halt nur wenn man Hard Power in der Hinterhand hat. Das Ende der Geschichte war natürlich ein alberner Gedanke. Huntington erklärt zumindest Teilaspekte der Rivalitäten. Autokratische Systeme können leider auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Das ist eine bittere Erkenntnis. Demokratien und liberale Gesellschaften sind leider nicht immer erfolgreich(er). Das Geschwafel vom Neoliberalismus ist auch albern, wenn man sich die Entwicklung der Sozialetats absolut und relativ anschaut. The changing world order ist ein gutes Buch, welches die langfristigen Zyklen gut darstellt.
Sie sind ganz sicher, dass es diese Doppelmoral nur in der westlichen Politik gibt? Ich nicht. Wenn jemand etwas eine militärische Spezialoperation nennt, was tausende Opfer kostet. dann wird mir doppelt eigen.
Naja - ich würde nicht von einem Scheitern der Soft Power sprechen. Betrachtet man lediglich Russland und die Ukraine sowie auch noch Belarus, kann man eines gleich feststellen: Bei einem vollständigen Scheitern der Soft Power wäre Belarus längst aktiv in den Krieg gezogen. Kann es nicht, denn aus geschätzt 80% Gegnerschaft der belarusischen Bevölkerung wurden 90%. Das belarusische Militär fürchtet sich vor den eigenen Soldaten und der eigenen Bevölkerung. Auch was die Kampfmoral der Ukrainer betrifft, so wäre der Widerstand ohne die besagte Soft Power nicht so hartnäckig. Der Fehler ist halt, daran zu glauben, Soft Power könne ohne militärische Wehrhaftigkeit existieren. Übrigens hat alles mit dem Westen erst mal nix zu tun. Es sei denn, man möchte mal wieder alles nur ideologisch-geostrategisch verstehen.
Hier ist der Spiegel:
´´Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im ------ auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen.´´
Wer sagte das noch gleich?
Vollste Zustimmung. Auch was das 3. Reich betrifft. Die "Soft Power" des 3. Reiches verfing bis weit in den Krieg hinein. Übrigens deutlich mehr, als sie in Russland verfängt. Die jüngere Generation hat sich nahezu vom eigenen Staat verabschiedet.
Im Übrigen geht es hier nicht um einzelne Aussagen sondern um grundsätzliches Verhalten & Auftreten. Das kommt bei vielen außerhalb der westlichen Blase nicht gut an. Habe ich sehr oft im Ausland gehört.
Bei tp las ich vorhin diesen Artikel mit ähnlicher Äußerung:
|| Vielen Staaten und ihrer Bevölkerung gehe der Westen mit seiner Doppelmoral und der Neigung, im Reich der Werte die unangefochtene Führerschaft zu beanspruchen, vor allem auf die Nerven. Hinzu komme, so Luce, dass gerade die Sanktionspolitik der letzten Wochen auch die Fähigkeit und den Willen des Westens demonstrierten, all jene gnadenlos zu bestrafen, die sich der eigenen Politik nicht fügen.||
(Habe ganz sicher nicht abgeschrieben!)
Sie haben nicht nur mit "das" und "dass" Probleme.
Wenn nur das ein Problem ist... Hier gehts um Inhalte und nicht um die Rechtschreibung. Wenn Sie zum Inhalt nix schreiben wollen...
Naja, welche Inhalte sollten den auf diesen Beitrag erfolgen? Da ist jedes Wort Unsinn.
Völlig rcihtig!
" Soft Power könne ohne militärische Wehrhaftigkeit existieren. Übrigens hat alles mit dem Westen erst mal nix zu tun. Es sei denn, man möchte mal wieder alles nur ideologisch-geostrategisch verstehen. "
Soft power ist ohne Hardware nicht möglich. Der Gegner der eigenen freiheitlichen, human gefundenen Aufstellung muss definiert werden können und per Beschreibung auch als Feind ( s. Carl Schmitt, Ulrich Beck) Feind benannt werden. Dem Feind ist die eigene Wehrhaftigkeit mit den entsprechenden Mitteln aus dessen seiner feindlichkeit heraus zu zeigen.
Das werden die Schwurbler, Naivlinge und Kriegstreiber nie verstehen. Wehrhaft hat die FDGO in allen Facetten sich aufzustellen.
Hallo Herr Jonas,
völlig richtig:
". Der Fehler ist halt, daran zu glauben, Soft Power könne ohne militärische Wehrhaftigkeit existieren. Übrigens hat alles mit dem Westen erst mal nix zu tun. Es sei denn, man möchte mal wieder alles nur ideologisch-geostrategisch verstehen."
Soft power ist ohne Hardware nicht zu haben. Begreifen die hier mit vielen Worten Herumschwurbelnden , die Naivlinge und die Putinaffinen ( die natürlich nur bei dem Putin und seinem menschenverachtendem Regime so was wie soft power nicht als genehm ansehen) nicht.
Für unsere FDGO hat Carl Schmitt und Ulrich Beck etwas über die Notwendigkeit geschrieben einen Feind auch als solchen zu beschreiben und ihm die eigene Wehrhaftigkeit klar vor Augen zuführen. Wehrhaftigkeit ist eine wesentliche Grundlage von Freiheit. Gut , ohne menschenverachtend zu sein, eingesetzt ist sie Garantieschein für ein humanes Leben.
Vaterlandsvergessenes Pack.
Vielleicht kann Russland von China Entwicklungshilfe bekommen. "Patriotische Erziehung" in chinesischen Schulen ist jedenfalls eine Erfolgsgeschichte. (Erforderte allerdings auch rund zwanzig Jahre Drillen. Ich weiß nicht, ob Moskau so viel Zeit hat.)
Was soll das Bild uns sagen ?
Es stammt aus dem niveaulosen 80er Jahre Film "Die rote Flut".
Geprägt von der Vorstellung von Gut und Böse während des kalten Krieges.
Softpower kann man auch als Teil der Divergenztheorie verstehen, sie funktioniert nur zum Teil.
Die schauen halt lieber weg und verlieren kein Wort über den Schlächter von Aleppo und Mariupol Mikhail Mizintsev. Wär wünschenswert, wenn seine Soldaten ihnen mal die Belohnung für seine Taten überreichen würden. Wobei ich den lieber vor einem Kriegsgericht oder in Den Haag sehen würde.
Trefflich analysiert.
"1962 dagegen hat es noch tatsächliche Verhandlungen zwischen Kennedy (USA) und Chruschtschow (UDSSR) gegeben: Dieser zog UDSSR-Raketen aus Kuba zurück, Kennedy US-Atomraketen aus der Türkei. Damals haben Hard-Power und die Soft-Power der Verhandlung noch konstruktiv auf Augenhöhe zusammengewirkt, davon sind wir heute in der Ukraine weit entfernt. Auch unsere Mitschuld in EU und Deutschland."
Das war die Geburtsstunde der politischen Mediation. Deren Merkmal ist u.a. die beidseitige Fähig- und Willigkeit sich in die Position des Gegenüber zu versetzen. 1962 klappte das vorzüglich. Gesichts- und Interessen wahrend.
Und heute? Bzw. im Jahr 2008? Bush der Jüngere verletzte in Bukarest die nachfolgende Charta als der der Ukraine die NATO-Mitgliedschaft andiente und es dadurch versäumte, die "gegenseitigen Sicherheitsinteressen [zu] respektieren und [die eigene] Sicherheit nicht zu Lasten anderer Staaten stärken".
Zwar schoben Sarkozy und Merkel die Sache auf die lange Bank, aber die Kuh war auf dem Eis, bis heute.
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"Parallel dazu verabschiedeten alle OSZE-Teilnehmerstaaten die »Europäische Sicherheitscharta«. Darin bekennen sie sich erneut zum Ziel, einen gemeinsamen Raum gleicher und unteilbarer Sicherheit zu schaffen. Kein Staat und keine Organisation könne eine vorrangige Verantwortung für die Bewahrung der europäischen Sicherheit beanspruchen oder besondere Einflusszonen geltend machen. Gleichwohl habe jeder Staat das Recht, einem Bündnis beizutreten oder neutral zu bleiben. Allerdings sollen die Staaten ihre gegenseitigen Sicherheitsinteressen respektieren und ihre Sicherheit nicht zu Lasten anderer Staaten stärken."
https://www.swp-berlin.org/publikation/ukraine-im-nato-russland-spannungsfeld
"Demokratischer Kapitalismus" - ein schwarzer Schimmel, ein Oxymogron? - Gerichte - Das Regelwerk der UNO ist revisionsbedürftig
Ich meine: Hielte man sich stringent an die Regeln der Verfassung, dann wäre auch vor dem Hintergrund des Beschlusses des BVerfG vom Frühjahr 2021 eine öko-soziale Marktwirtschaft machbar; vor dem Hintergrund der heraufziehnden Klima-Katastrophe gar eine Überlebensnotwendigkeit, was der Krieg nur zu deutlich macht.
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Dazu fällt mir auch Merkels marktkonforme Demokratie ein. Welch eine Aussage aus dem Munde einer deutschen Kanzlerin! Hatte sie sich damit dem "herrschenden" Neoliberalismus ergeben, wie so manche MSM?
Dabei beinhaltet Artikel 20 GG das für ALLE - auch DIE Wirtschaft - Bindende, Verpflichtende. Demokratie und Rechtsstaat sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Bei uns fallen, so die Theorie, Demokratie und Rechtsstaat zusammen:
"Das Rechtsstaatsprinzip bindet die Staatsgewalt an das geltende Recht. Es schützt und sichert dadurch die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger vor Eingriffen des Staates." Dazu zählen der Schutz der Mitwelt (Artikel 20 a GG ) sowie das Sozialstaatsprinzig (Artikel 20 und 28 GG): Unsere Republik ist ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat.
https://www.lpb-bw.de/rechtsstaat
https://beckassets.blob.core.windows.net/product/readingsample/30227/von-mangoldt-artikel-20-82-9783800637324.pdf
Artikel 20 Abs.3 GG
"(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden."
Festzuhalten ist, dass alle(!) deutschen Parlamente/Regierungen es bis heute versäumten, DIE Wirtschaft umfänglich zu demokratisieren. Auch die "soziale Marktwirtschaft" ist immer ein Mythos geblieben. Ich kann dieses Büchlein von Oskar Faus (1999) nur allen empfehlen. Er führt aus, was der immer wieder - fälschlicherweise - insoweit bemühte Kanzler Ludwig Erhard wirklich wirklich von ihr hielt (Zitate aus dem SPIEGEL). Und Frau Merkel überbot ihn da mit ihrer "marktkonformen Demokratie".
Es ist wirklich zum Fürchten.
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Weitet man den Blick auf den globalen Imperialismus, so kommt man automatisch auf das Regelwerk der UNO. Und dessen Revisionsbedürftigkeit. Denn danach - ich überzeichne - darf sich der ´Bankräuber` persönlich selbst aussuchen, ob er sich der bestehenden Rechtsordnung und ihrer Gerichte unterwirft.
Zwei Gerichtshöfe in Den Haag
1. Internationaler Strafgerichtshof (IStGH) - USA, Russland, China haben das zugrundeliegende Römische Statut NICHT unterzeichnet
2. Internationaler Gerichtshof der UNO (IGH) - hat Russland jüngst verurteilt, bleibt aber "zahnlos".
Zu 1.
Vor dem IStGH werden Kernverbrechen des Völkerstrafrechts verhandelt, d.h. Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen und – seit Juli 2018 – Verbrechen der Aggression.
Der Anspruch des IStGH ist nicht universell, jedoch weitreichend. Der IStGH kann nur einschreiten, wenn: eine angeklagte Person Staatsangehörige*r eines Mitgliedslandes ist, eine Tat auf dem Territorium eines Mitgliedslandes verübt wurde oder wenn ein Nicht-Mitgliedstaat die Gerichtsbarkeit des IStGH bejaht und ein Verbrechen dort vor Gericht bringen will. Auch wenn viele Länder das Römische Statut des IStGH ratifiziert haben, so haben Länder wie China, die USA oder Russland es noch nicht unterzeichnet bzw. ratifiziert. Der IStGH ist nicht Teil der Vereinten Nationen.
Zu 2.
Die Entscheidungen des IGH sind zwischen den streitenden Parteien (Hier: Ukraine und Russland) zwar bindend; das Gericht hat aber keine Vollzugsmacht. Das Gericht besitzt keine Machtmittel, um einen unterlegenen Staat zu zwingen, ein Urteil umzusetzen.
Soweit in der Folge der UN-Sicherheitsrat angerufen wurde, wartet dort der russische Vertreter mit seinem Vetorecht. Greifbar ist, dass das Regelwerk der UNO mit seiner die Nachkriegsordnung nachzeichnenden Lage überarbeitungsbedürftig ist.
Zur Definition der fdGO
https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Freiheitliche_demokratische_Grundordnung
"Welterklärungen"
„Also, das primäre Interesse der Vereinigten Staaten durch das letzte Jahrhundert hindurch – also im Ersten, Zweiten und im Kalten Krieg – sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland gewesen, denn vereinigt wären diese beiden die einzige Macht, die uns bedrohen könnte – und daher ist sicherzustellen, dass das nicht passiert."
https://de.wikipedia.org/wiki/George_Friedman
Den 1949 geb. Friedman sollte man die schlichte Frage stellen, warum die beiden dereinst "Von Lissabon bis Wladiwostock" kooperierenden beiden Staaten D.u. R. sodann die USA - worin? - bedrohen sollten.