In "Sportschau" und "Sportstudio" werden sportpolitische Perspektiven zunehmend sendefähig. Im Sinne des Agenda-Setting hier also zehn Thesen zur Diskussion:
1. Profi-Sport ist ein Zweig der Freizeitindustrie. Daher sind der Sport und die ihn professionell Ausübenden auswechselbare Dienste, die von Angestellten erbracht werden. Am erzielten Gewinn partizipieren Profi-Sportler nur nachrangig.
2. Wie jeder Arbeitgeber haben auch Unternehmen der Freizeitindustrie die Gesundheit ihrer Angestellten zu schützen und zu fördern. Insbesondere gilt das für die potenzielle Ansteckung mit bislang nur symptomatisch behandelbaren Krankheiten.
3. Angestellte Sportler können nicht gezwungen werden, ihre Gesundheit, somit ihre professionelle Karriere, durch Risikoverhalten aufs Spiel zu setzen.
4. Verantwortungsvolle Spieler-Manager berücksichtigen die Gesundheit ihrer "assets" in langfristiger Perspektive, indem sie gegenüber Vereinsunternehmen entsprechende Vertragsanpassungen verlangen, z.B. zur Zahlung einer lebenslangen Rente im Falle einer arbeitsbedingten Lungenfunktionseinschränkung.
5. Das Verhalten von Profi-Sportlern hat eine öffentliche Signalfunktion, z.B. bei betrügerischem Verhalten wie Doping, aber auch bei Risikoverhalten. Verantwortungsvolle Exekutiven berücksichtigen dies bei der Verordnung rechtlicher Rahmenbedingungen.
6. "Geld schießt Tore", d.h. die behauptete Chancengleichheit von Vereinsunternehmen hinsichtlich sportlicher Leistungsfähigkeit ist zurzeit nicht gegeben.
7. Es ist ein üblicher Marktprozess, dass Marktanteile und -positionen sich ändern, insbesondere durch externe Schocks. Dass Anbieter, hier also Vereinsunternehmen, insolvent werden und den Markt verlassen, gehört prinzipiell dazu.
8. Es gibt kaum finanzielle Verflechtungen zwischen dem professionellen, gewinnorienten Sport und dem gemeinnützigen Amateursport. Gewinneinbußen oder Insolvenzen haben daher kaum Auswirkungen auf Hobbysportler.
9. Der Amateursport finanziert sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge. Diese sind zumeist Jahresbeiträge und fluktuieren nicht durch externe Schocks auf Märkten des Profisports.
10. Es ist keine kommunal-, landes- oder bundespolitische Aufgabe, Anbieter von Sportdienstleistungen, also Vereinsunternehmen, zu subventionieren.
Kommentare 1
Das stimmt so weit schon, aber auf der anderen Seite ist der Spitzensport für viele ein beträchtlicher Teil des Lebensinhalts und wenn ich mich zurüc erinnere, dann war und bin ich zwar selbst sportlich aktiv, fand es aber vor allem früher großartig, Sport im Fernsehen zu betrachten.
Ich verdanke dem Spitzensport Stunden der Spannung und der Lebensqualität, als Zuschauer, die ich nicht missen möchte.
Gute sportliche Leistungen können aber auch m.E. ohne absurd hohe Gehälter erbracht werden. Auf der anderen Seite ist aber die Karriere eines Sportlers in aller Regel kurz, mit Mitte 30 ist man in den meisten Sportarten alt, ein anderer Punkt ist, dass Spitzensport im Gegensatz zum Breitensport ungesund ist. Wegen Doping, Erfolgsdruck und so weiter.
Ich habe es jedoch immer als vergleichsweise absurd empfunden, wenn jemand vorgerechnet hat, was ein Fußballer, Boxer, Formel 1 Fahrer oder wer auch immer dann in angeblich kurzer Zeit verdient hat. Scheint abenteuerlich viel zu sein, klar, ist es manchmal auch gewesen, aber die endlosen, stillen Stunden des Trainings sieht keiner und mein Argument war immer: Wenn das so leicht ist, dann mach' doch, ist doch kein Problem in der Formel 1 zu fahren, oder um die WM zu boxen.
Aber ich glaube, wer mal ein wenig Sport gemacht hat und sein Fahrrad bei mehr als 5% Steigung nicht schiebt, weiß, dass es so leicht dann doch nicht ist ...