Erinnerung an Stalingrad 1943: Aus Tätern werden Opfer und aus Opfern Täter

Zeitgeschichte Auch 80 Jahre nach der Schlacht um Stalingrad sind Opfermythen von einst weiter gefragt: Das von Hitler und Goebbels mit der „deutschen Heldensaga“ vom Ufer der Wolga gesetzte Narrativ hat die Nazizeit lange überlebt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 02/2023
Deutsche Kriegsgefangene am 31. Januar 1943 in Stalingrad
Deutsche Kriegsgefangene am 31. Januar 1943 in Stalingrad

Foto: AKG-Images/dpa

Als die letzten deutschen Soldaten in Stalingrad zu Kriegsgefangenen wurden, halb verhungert und hohlwangig, verbreitete der Großdeutsche Rundfunk Sinnstiftendes. Das Oberkommando der Wehrmacht erklärte am 3. Februar 1943 zur Zerschlagung der 6. Armee in Stalingrad: „Eines aber kann heute schon gesagt werden: das Opfer der Armee war nicht umsonst.“ Sie habe als „Bollwerk der historischen europäischen Mission“ viele Wochen lang „den Ansturm von sechs sowjetischen Armeen gebrochen“. Die 6. Armee sei letztlich „der Übermacht des Feindes und der Ungunst der Verhältnisse erlegen“. Es klang wie nach einem Naturereignis.

Wie spät die Führung des NS-Regimes ihr Debakel in Stalingrad überhaupt wahrnahm, zeigen di