Vor Gott sind alle ungleich

Urteil In der Debatte um das Beschneidungsverbot aus religiösen Gründen geht es im Kern um die Frage, welche Integration wir brauchen
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Zwei türkische Jungen in traditioneller Beschneidungskleidung
Zwei türkische Jungen in traditioneller Beschneidungskleidung

Andrea Kuenzig/ laif

In der Bibel heißt es: „Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden.“ Es ist nur ein kleiner Schnitt, doch auf ihm gründet unsere Kultur und unsere Geschlechterordnung, das Privileg des ersten Geschlechts, im Bund zwischen dem ohnmächtigen Knäblein und dem übermächtigen Gottvater. Die Beschneidung ist der Schnitt, der Mann und Frau trennt, das Fundament für das System der zwei Geschlechter.

Er ist eine heilige Handlung, die gleichzeitig die Männlichkeit feiert und den Mann privilegiert. Beschneidungsfeiern wie die jüdische Brit Mila sind deshalb große Feste; bei Muslimen werden die Knaben sogar als Prinzen ausstaffiert. Auch