PETER HANDKE NOBELPREISTRÄGER FÜR LITERATUR

Obsession als Haltung!? Die Erfindung der Wirklichkeit, die Wahrheit eines Werkes, enthüllt sich erst und allein in der erkannten und erkennbaren(!) Geschichte seiner Wirkungen.

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NOBELPREISTRÄGER Peter Handke, seine Verwirrungen und seine Verwirrten.

Was ist eine Landschaft und was ihre Wahrheit?

Die Geschichte ihrer Wirkungen. Die Geschichte eines Krieges enthüllt sich durch die Wahrheitsfindung seiner Wirkungen, z. B. seiner Wirkungen der Flucht, seiner Wirkungen in den Körpern seiner Flüchtlinge.

Erst wenn diese Geschichte abgeschlossen ist und die Deutungen zur Ruhe zu kommen scheinen, wenn uns die Interpretationen in all ihren Widersprüchen vor Augen geführt worden sein werden, dann erst ist das Rätsel seines Textes, das Rätsel seines Werkes als das Rätsel seiner Motive, Veranlassungen, Verflechtungen erkannt und vielleicht gelöst.

Dann liegt vielleicht die Wahrheit seiner Textur vor Augen.

(( mehr dazu finden Sie in meinem/unserem Blog in dem Beitrag:

"Peter Handke und der Nobelpreis für Literatur" (Deutsch u. Englisch)

Link: https://disseminationsdjayphilpraxkaucic.blogspot.com/2019/10/peter-handke-und-der-nobelpreis-fur.html ))

Literaturpolitik! Preise und Auszeichnungen als politisches Instrumentarium?

Der Nobelpreis für Literatur, der Friedensnobelpreis u.a. als Symbolpolitik im Sinne der Gerechtigkeit und Freiheitsliebe oderdas Unbewußte (cf. Moira Gatens u. Alenka Zupančić ) in der Entscheidungsfindung für Preiswürdigkeit.

Eine Philosophische Praxis am Beispiel „Peter Handke und der Nobelpreis für Literatur“.

„Sprachlos“ sind wir, ein Schriftsteller (Peter Handke,österreichischer Schriftsteller), der "seine öffentliche Stimme dazu genutzt hat, geschichtliche Wahrheit zu unterwandern und Kriegsverbrechern wie Slobodan Milošević und Radovan Karadžić Beistand geleistet hat" (PEN America), bekommt den Literatur-Nobelpreis.

Saša Stanišić auf Twitter über Peter Handke als der Schriftsteller, der "gegen geschichtliche Tatsachen des Genozids anschreibt, und dem dafür schöne Sprache attestiert wird".

Salman Rushdie ebenfalls auf Twitter: "Wenn Sie finden, dass die Abscheu gegenüber der Verleugnung von Völkermord Politische Korrektheit ist, dann ist diese Konversation beendet", antwortete er einem Vertreter der „reinen“ Literatur, der meint, Sprachkunst, überhaupt Kunstund Politik seien ein getrenntes Paar Schuhe.


Allerdings brauchen wirbeide Schuhezum Überleben,- um ein Leben in Freiheit und ein Leben in der Gleichheit vor dem Gesetz führen zu können.

Artikel 7, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.“

An alle, die da meinen, man könne und müsse Literatur als eine von der Politik unabhängige Sprachhandlung (und vice versa!) betrachten und beurteilen, möchte ich meine Anschauung darüber in ebenfalls vorläufig bloß twitternachrichtendienstlicher Kürze mitteilen (wie obige KollegInnen):

Ganz im Gegenteil sehe ich Literatur/Kunst und Demokratie/Politik in einer notwendigen wechselseitigen Verschränkung zueinander und ineinander.

Keine Demokratie ohne Literatur/Kunst und keine Literatur ohne Demokratie/Politik!

Literatur, - eine von der Politik unabhängige Sprachhandlung!? Politik, - eine von der Literatur (als freier Rede) unabhängige Sprachhandlung?!

Literatur (im engeren Begriffssinn Literarisches), Medien, Reden, Vorträge, Artikel, Sprechen, Plaudern, Handlungen aller Art, Politika, Institutionen, Performances etc. et cetera sindText!!!

„Ich nenne eine Institution ebenso wie eine politische Situation, einen Körper oder einen Tanz >Text<, …“ ( J. Derrida in einem "Falter"-Interview 1987 u.a. zu Dekonstruktion, -in: Falter, Wiener Stadtzeitung, Beilage zum "Falter" Nr. 22a/87, laufende Nummer 302, S. 11 u. 12, Florian Roetzer "Gespräch mit Jacques Derrida" )

Die Dekonstruktion befaßt sich mit Texten, mit besonderen Situationen, im Grunde mit jeder Art von Ereignis, ob gesellschaftlicher, ob politischer, ob wissenschaftlicher, künstlerischer, körperlicher oder philosophiegeschichtlicher Ankunft oder Abkunft/Herkunft.

Die Dekonstruktion setzt die Umwandlung selbst des Begriffes des Textes voraus!

Es geht darum,Textein ihrer inneren Struktur und in ihremZusammenwirken mit anderen Textenzu erfassen. Die Texte sind nicht nur zu analysieren und zu interpretieren, sondern durch die Praxis der Dekonstruktion ihrer Konflikthaftigkeit, ihrer Aggressivität, ihrer verdeckten Gehalte und Intentionen zu enttarnen.

Dafür scheint mir „der Fall Handke“,der Text H a n d k e eine geradezu perfekte Textoberfläche entgegen zu spiegeln.

Keiner und nichts ist außerhalb des Textes. Auch der Autor nicht.

"Ein Text-Äußeres gibt es nicht." (Derrida, Grammatologie, S. 45)

Die Dekonstruktion nach Derrida ist zu beschreiben als eine Praxis der Annäherung an die Grenzen, die das menschliche Subjekt zum Maßstab des Angemessenen und des Unangemessenen, des Gerechten und des Ungerechten machen im Namen einer Gerechtigkeitsforderung, die nicht und nie zufriedenzustellen ist.

Eine solche Praxis führt zu einer ganz neuen Deutung sämtlicherTextformationen(Politik, Recht, Kunst, Literatur, Philosophie, Institutionen etc.).

Die Aufgabe der Dekonstruktion ist es, die Grenzen der Begriffe der Gerechtigkeit, des Gesetzes, des Rechts, der wissenschaftlichen Begriffsbildungen, die Grenzen der Werte und Normen und Vorschriften (wieder) ins Gedächtnis zurückzurufen.

Die Grenzen der Begriffe und der Werte, die sich im Laufe dieser Geschichte durchgesetzt und die als selbstverständlich (als "natürlich") betrachtet und verstanden werden (vgl.Derrida, Gesetzeskraft, Der "mystische Grund der Autorität").

Die Dekonstruktion ist und bleibt stets die Befragung der Ursprünge, der Grundlagen und der Grenzen unseres begrifflichen, theoretischen und normativen Apparates.

Und dies immer in der doppelten Bewegung derDifférance ( cf. différance ).

https://disseminationsdjayphilpraxkaucic.blogspot.com/2018/09/differance-differanz.html

Die Dekonstruktion, die Praxis der Dekonstruktion, ist nicht zu denken, ist nicht "denkbar" ohne die "différ/a/nce", - nicht denkbar ohne das Denken der Differ/ä/nz.

Vielfach wird der Dekonstruktion auch eine ethische Komponente zugesprochen, da sie die Beziehung zum Anderen eröffnet, zu einem bislang Ungedachten oder Ausgeschlossenen.

DieEthik der Dekonstruktiongeht mit ihrem Ethikbegriff zurück auf die Philosophie von Emmanuel Lévinas (vgl. a. J. Derrida, "Unterwegs zu einerEthik der Diskussion", in: J. D.: Limited Inc. Wien, Passagen Verlag, 2001, S. 171-241).

Dekonstruktion ermöglicht die Beziehung zum Anderen und die Beziehung zum Anderen ermöglicht (vielleicht) Dekonstruktion.

Die Begegnung mit dem Anderen macht mich verantwortlich!

Verantwortlich für die Singularität des Anderen.

Für die Unberechenbarkeit des Anderen im Anderssein.

Ich versuche den anderen so zu nehmen, wie der Andere ist und ich versuche zu erkennen, was das Andere ist bzw was es mir sagen kann (zu meinem Anderssein sagen könnte).

Die dekonstruierende Denkhaltung macht mich anders und zu einem Anderen. Vielleicht begegne ich dem Anderen „wirklicher“, heißt vielleicht auch ehrlicher, vielleicht ethischer(!). Ich versuche es.

Denken Sie, - Demokratie sei ohne Literatur möglich?

Denken Sie, - Literatur sei ohne Demokratie möglich?

Freie Völker ohne freie Rede?! Freie Rede ohne freie Völker?!

Welcher (Un-)Geist hat Handkegeleitet, ihn glauben zu machen, an die Seite von Karadžić, Milošević und Cotreten zu müssen?


Zur Wahrheit des Textes "Peter Handke" gehören Aktivitäten und Tätigkeiten, von denen kaum jemand etwas weiß oder wissen will (die Nobel-Preis-GratulantInnen und Applaudierer!?!).

Zitat aus Stefanie Panzenböck "Zwischen den Fronten" (Linksiehe unten!), Falter 43 / 19, S. 25, vom 22.10.2019:

"Peter Handke ist seit 2012ausländisches Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften (und dort als Prof. Dr. ausgewiesen). Die SANU, wie die Institution abgekürzt heißt, spielte eine wichtige Rolle für die politische Unterfütterung von Miloševićs großserbischen Plänen. Zentral dabei ist ihr Memorandum, das in den Jahren 1982 bis 1986 verfasst wurde. Darin wurde dargelegt, dass Serben in Jugoslawien unterdrückt seien und dass die „nationale und kulturelle Integrität des serbischen Volkes, unabhängig davon, in welcher Republik oder Region sie leben“, wichtig sei. Der Verlauf des Krieges, die euphemistisch „ethnische Säuberungen“ genannten Vertreibungen, Massaker, Vergewaltigungen und Folterungen sind hinlänglich bekannt. Dass nicht alles, aber der Großteil in der Verantwortung Miloševićs und serbischer Paramilitärs lag, auch.

Schon vier Jahre länger ist Handke Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Republika Srpska. Diese hat im April 2019 eine Konferenz zum Thema „Srebrenica – Wirklichkeit und Manipulation“ abgehalten. Das Ziel, so formulierte es einer der Organisatoren, sei es, den Genozid, als der das Massaker von UN-Gerichten qualifiziert wurde, infrage zu stellen.

Die aggressive Wehleidigkeit, die Handke in seinen Wutanfällen an den Tag legt, wirkt bizarr. Er suchte freiwillig die Nähe zu Milošević, besuchte ihn im Gefängnis in Den Haag, sprach bei seinem Begräbnis 2006. Er tauschte mit dem Kriegsverbrecher Radovan Karadžić, der Autor von Theaterstücken und Kindergeschichten ist, 1996 Bücher aus, unterstützte den Nationalisten Tomislav Nikolić im Wahlkampf 2008.

Zwischen den Fronten dieser Debatte befinden sich die jugoslawischen Kriege, zehntausende Tote und der wütende Handke. Welches Recht hat er zu toben?"



Verehrte, geschätzte LeserInnen dieses Blogs, fänden Sie es richtig, wenn man (um nur Einen unter vielen Anderen namentlich zu erwähnen)Ezra Poundden Nobelpreis (und überhaupt irgendeinen Preis?) überreicht haben würde?!

P.s.:

  1. 11. 2019

Geschätzte Kollegin Jelinek,

sehr geehrte Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek,

geschätzte Literaturfreundin Elfriede Jelinek,

Sie sind Schriftstellerin, wir sind SchriftstellerIn.

Wir sind erstaunt, daß Sie unseren letzten Satz (siehe oben stehenden Text „Peter Handke und der Nobelpreis für Literatur“), einen Fragesatz, einen Satz mit (eher nur rhetorisch gemeintem) Fragezeichen, auf diese (Ihre) Weise beantworten.

( Standard onlinev. 04. Nov. 2019:Zitat Jelinek: "Man müsste sonst einem antisemitischen Ungeheuer wie Céline jeden literarischen Rang absprechen, und er ist doch zweifellos einer der Bedeutendsten",sagt Jelinek und nennt als weitere Beispiele Knut Hamsun und Ezra Pound."Wenn alle in eine Richtung rennen, müssen die Künstler als Einzige in die andre, das ist nicht nur ihr Recht, sondern ihre Pflicht, auch wenn ihnen dabei noch so viele entgegenkommen, die keineswegs entgegenkommend zu ihnen sind. Das muss man dann halt aushalten."https://www.derstandard.at/story/2000110649395/elfriede-jelinek-verteidigt-peter-handke)

Frau Kollegin Jelinek, ist das Ihr Ernst?!

Céline, Hamsun, Pound ??? !!! Antisemiten und Haßsprecher allesamt. Nachweisbar in vielen Handlungen als Person und auch in vielen Formulierungen in deren literarischen Produktionen / Texten.

Gallimard veröffentlichte 2009 4000 Briefe Célines ( Lettres. Gallimard, Paris 2009, 2080 Seiten ), die nur so strotzen vor Antisemitismus und wo sogar vom „Juden abschlachten lassen“ in einem Brief an Ernst Jünger die Rede ist. Eine ähnlich grauslige Gemengelage wie in Heideggers „Schwarzen Heften“.

Sie sprechen vom „literarischen Rang“! Sind Sie sich da wirklich sicher? Können Sie das oben Erwähnte empathielos ignorieren!? Texte als literarische stehen im Kontext zu allen Äußerungen und Handlungen einer Person und ergeben zusammen den „Céline-Text“, den „Pound-Text“, den „Heidegger-Text“ und folgerichtig auch den Handke-Text.

Auch literarische Texte verändern unter dieser Leser-Perspektive häufig ihr „Antlitz“ und der Leser, die Leserin, die InterpretInnen insgesamt, entdecken plötzlich ganz andere mittransportierte Subtexte, bisher vielleicht noch nicht enttarnte Komplikationen als Aggressionen, Sexismen und Rassismen.

Beleidigungen und Ignoranz den Opfern der Gewalt gegenüber.

Der "Text" hat aufgehört, ein Gegenstand an sich zu sein. Das wissen wir spätestens und besonders seit Derrida!

Mein Hauptaugenmerk gilt immer und überall der Sprache.

Ich nehme die Sprache sehr ernst. Ich nehme die Argumentation sehr ernst.

Ich nehme die Performativität und die Performanz sehr ernst.

Ich nehme die mikrologische analytische Aufmerksamkeit sehr ernst.

Ich pflege die intellektuelle Intimität der dekonstruktiven Aufmerksamkeit.

Die verschiedenen propositionalen Formen in Diskussionen, Vorträgen, Einträgen in sozialen Medien, Kommentaren, Interviews, Reden jedweder Art löschen zumeist diese Aufmerksamkeit auf diese Mikrologie und reduzieren vieles von dem, was Sprache alles transportiert. Den Takt! Den Tonfall! Die ideologischen Minimalrassismen! Gewisse Floskeln als Mikroaggressionen!

Die Grammatiken des „Krieges“(!).Die Zustimmungsmentalitäten in den neuen Medien! Die Einzelkommentare, die zu Shitstorms mutieren und langsam schleichend in die Mainstream-Diskurse einsickern und das Leben einer Gesellschaft langsam verwandeln (vgl. Rußland, Türkei u.a.) durch die kaum wahrgenommene Umwandlung der Sprache und der Körper in einer Gesellschaft.

Die Grammatiken des Krieges führen schließlich zur Zustimmung großer Bevölkerungsteile zu all dem, was ihre Führungspersonen vorschlagen und sei es noch so abstrus und gegen den gesunden Menschenverstand (vgl. Milošević, Trump, Putin, Erdogan, u.a.).

Die Aufmerksamkeit der Dekonstruktion ist immer eingeschrieben in die vielen verschiedenen pragmatischen Anliegen und Aufgaben.

Nun, Frau Kollegin Jelinek, Handke ist keine politische Führungsfigur, allerdings eine kulturelle Leitfigur und insofern auch von politischer Bedeutung. Das weiß Peter Handke sehr wohl. Er ist ja nicht blöd.

Er arbeitet allerdings gezielt ein Programm ab. Ein literarisches und ein politisches und ein literarisches als politisches Programm.

Der „Handke-Text“ ist größer als sein sogenannter literarischer Textkorpus.

Insofern handelt es sich hierbei, ich meine den "Handke-Text" und den Umgang damit, um eine Art Wasserscheide in den politischen Haltungen.

Einerseits die naive, ignorante und menschenverachtende (weil die Opfer des Krieges, die Opfer der Kriegsführer und ihrer Massaker ausblendende) Haltung, die Haltung der GenieverehrerInnen, der vor Person und Werk knieenden, unkritischen und vor allem unwissenden Zeitgenossen und Zeitgenossinnen.

Andererseits die empathisch (für die Opferseite) und intellektuell auf der Höhe der Zeit agierenden ZeitgenossInnen.

Die nicht verblendeten, eine kritische Haltung bewahrenden, lesefähigkeitsgereiften und kultur-, sowie literaturtheoretisch und demokratiephilosophisch gebildeten Menschen, die lange schon in der Moderne angekommen waren und sind und auch nicht mit der Kritik an einem von einem Fettnapf in den nächsten tappenden Nobelpreiskomitee hinter dem Berg halten und die nicht seiner ausgeschütteten Summen wegen (für Preise oder Stipendien) in die Kniee gehen (wie so viele AutorInnen, VerlegerInnen, Veranstalter, BuchhändlerInnen und überhaupt Literaturleute aller Arten und Versionen in ihrer Abhängigkeit voneinander, - besonders ausgeprägt in Österreich und Teilen Deutschlands, - in der jeweils eigenen Angst nicht mehr zur Kenntnis genommen zu werden, vielleicht keinen Preis mehr von Kollegen und Kolleginnen zugesprochen zu bekommen, nicht mehr eingeladen zu werden, nicht mit Kritiken bedacht zu werden und und und ...).

Frau Jelinek, wir leben in einer Demokratie, - und das heißt unter anderem auch, jede und jeder kann Handke lesen, kann Peter Handkes Texte lesen.

Selbstverständlich, hier!

Nicht selbstverständlich, in anderen Weltgegenden, wie wir wissen!

Aber der Nobelpreis müßte den ganzen „Handke-Text“ in seine Preispolitik als Literaturpolitik ins Kalkül fassen. Lesen Sie die Statuten des Nobelpreiskomitees!

Alfred Nobel legte das Grundsätzliche schon in seinem Testament fest: Der Preis solle an diejenigen gehen, „die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“.

Ich weiß nicht, was Sie, Frau Jelinek, dazu bringt, sich, ohne Einsicht in den Handke-Text und offenbar ohne Einsicht in die Kriegsgrammatik des Balkan, so dermaßen lautstark und vehement für Peter Handke stark zu machen. Er hat aus unserer Sicht diesen Preis nicht verdient!

Vielleicht handeln Sie aus falsch verstandener Freundschaft oder weil Sie wissen, dieser Preis ist mit viel Geld verbunden und Schriftsteller sind sehr oft auf Preisgelder angewiesen.

Doch, - was wiegt hier schwer und schwerer!

Kriegsgrammatik oder Freundesdienst ? !

Auch Ihr Ruf als Schriftstellerin, Frau Elfriede Jelinek, wiegt schwer.

Sie gelten vielen Menschen als intellektuelles Vorbild und als Stimme der Moderne, als eine wichtige Stimme der Aufklärung und literarische Ausleuchterin dunkler Ecken in diesem Land Österreich und darüber hinaus.

Umso betrüblicher Ihre obige Analogie, die auch noch ein unverantwortlicher Bärendienst an Peter Handke ist, wie uns scheint.

Die genannten Antisemiten (Céline, Pound u.a.) und Haßsprecher standen in anderen Kontexten und haben ein erdrückendes Gewicht an Menschenhaß und Menschenverachtung auf das Tableau des Humanum aufgebracht.

Und auf Ihren oben zitierten zweiten Satz bezugnehmend: Wie kommen Sie auf den Gedanken, Künstler wüßten immer die richtige („die andere“!?) Richtung?!

Die Geschichte kennt viele andere Beispiele an politisch falsch abgebogenen Künstlern und Schriftstellern und Politik kennt viele richtige und viele falsche Richtungen.

Begnügen wir uns hier vorerst einmal mit dem Derridaschen Ausdruck „Demokratie im Kommen“. Das halten wir für „die Richtung“, die es zu nehmen gilt. Dafür müssen wir alle richtig kämpfen auf der Grundlage der Menschenrechte. Die Menschenrechte für alle Menschen. Überall und zu jeder Zeit!

Der Fall Handke

Der Fall Handke, - - - die Brutalität eines Nobelpreisträgers der Literatur, Dichter und herausragender Notoriker in seiner Eigenschaft als Genozidleugner, Verharmloser, zynischer, arroganter, zorniger Spötter, - - - z.B. über die Mütter von Srebrenica!!!, der empathielose, menschenverachtende, zynische und mittlerweile weltbekannte, berüchtigte Satz lautet, - Zitat: "Überhaupt diese sogenannten Mütter von Srebrenica. Denen glaube ich kein Wort, denen nehme ich die Trauer nicht ab.", -- - und Relativist von Täter/Opfer – Kategorien und die Brutalität seiner Apologeten.

„Infame Inversion"

"Handke vertritt seit 1996 in seinen literarischen und weniger literarischen Texten und seinen öffentlichen Äußerungen unbeirrbar dasselbe monströse Narrativ, eine zynische Geschichtsfälschung: Die Opfer von Srebrenica seien demnach keine Opfer, sondern eigentlich Täter, die dann bei einer Racheaktion umgekommen sind.

Auf eine ähnliche Denkfigur der Täter-Opfer-Vertauschung greift Handke auch im Falle von Sarajevo, Tuzla, Visegrad zurück. Sie findet sich ausgerechnet auch in dem SZ-Artikel von 2006, der immer wieder zu seiner Verteidigung und auch von der Schwedischen Akademie zur Rechtfertigung ihrer Entscheidung zitiert wird.

Handke sagt hier zwar wirklich, Srebrenica sei "das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das in Europa nach dem Krieg begangen wurde". Gleich einen Absatz weiter aber leugnet er ausdrücklich, dass dieses Verbrechen ein Völkermord war, sondern behauptet, dass nur auf das "von muslimischen Streitkräften Srebrenicas begangene(n) Massaker" "das Wort Genozid" zutreffe.

Er vollbringt also eine infame Inversion: Die Genozidopfer verwandelt er zu Genozidtätern.

Nur zur Erinnerung: Spätestens seit 2004 ist die Ermordung von über 8.000 Menschen in Srebrenica juristisch in mehreren Fällen vor UN-Gerichten als Völkermord eingestuft worden.

((zitiert aus „Wiederholungstäter Handke“ von Vahidin Preljević vom 30. Oktober 2019, 07:19, Standard online, siehe Linkliste unten, Punkt 9)))

"Der bekannte Einwand aus Handkes Rechtfertigungen, für ihn gelte nur das Schriftliche, ist in diesem Fall obsolet.

Im Übrigen klingt das in einem Interview in dem Belgrader Blatt Večernje Novosti vom 9. April 2013 schon anders: "Das, was ich schreibe, und das, was ich sage, kann man nicht trennen." Naheliegend wäre es, ihn hier und in seiner Kontinuität seit 1996 mehr ernst zu nehmen als in sporadischen Rechtfertigungsgesten."

((Vahidin Preljević, ebenda; ))

Gerhard Anna Cončić-Kaučić ( Schriftsteller, Wien )

mehr bitte in unserem Blogposting:

https://disseminationsdjayphilpraxkaucic.blogspot.com/2019/10/peter-handke-und-der-nobelpreis-fur.html

Lesen Sie bitte noch folgende Artikel, - siehe untenstehende Linkliste!

1)
Andreas Breitenstein in der Neuen Zürcher Zeitung vom 11. 10. 2019:

"Ist in der jugendfrischen Nobelpreis-Akademie Amnesie ausgebrochen? – Peter Handke ist der nächste Fettnapf"

https://www.nzz.ch/meinung/prekaerer-literaturnobelpreis-handke-ist-der-naechste-fettnapf-ld.1514833

2)

Handke und der Balkan - Nobelpreis in den falschen Händen

MEIN EUROPA | 11.10.2019 in: Deutsche Welle, Alida Bremer, Schriftstellerin aus Kroatien,

https://amp-dw-com.cdn.ampproject.org/v/s/amp.dw.com/de/handke-und-der-balkan-nobelpreis-in-den-falschen-h%C3%A4nden/a-50794184?usqp=mq&amp_js_v=0.1

3)

Idealisierung von Peter Handke

Perfide Mülltrennung

Eine Kolumne von Margarete Stokowski im Spiegel Online vom Dienstag, 15.10.2019 16:37 Uhr

https://www-spiegel-de.cdn.ampproject.org/v/s/www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/peter-handke-und-der-nobelpreis-perfide-muelltrennung-a-1291617-amp.html?usqp=mq331&amp_js_v=0.1

4)

Peter Handkes teuflische Lücke

Es sind die Auslassungen, die sein Werk so unerträglich machen. Den Nobelpreis hat der Schriftsteller Peter Handke nicht verdient

JAGODA MARINIĆ— FALTER & MEINUNG, FALTER 42/19 vom 16.10.2019

https://www.falter.at/zeitung/20191016/peter-handkes-teuflische-luecke/_f6c4a543d8


5)

INTERVIEW 14.10.2019

in: Augsburger Allgemeine

Elke Heidenreich: "Der Nobelpreis für Literatur erscheint mir lächerlich"

VON MICHAEL SCHREINER UND STEFANIE WIRSCHING

https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Elke-Heidenreich-Der-Nobelpreis-fuer-Literatur-erscheint-mir-laecherlich-id55695831.html

6)

Umgang mit Peter Handke

"Dieses krasse Nebeneinander von Werk und Scheiße"

Im Streit um den Literaturnobelpreis für Peter Handke gibt es keine Ambivalenzen mehr, keinen Dialog. Oder? Hier versuchen ein Handke-Liebhaber und ein Handke-Kritiker, ins Gespräch zu kommen.

Von Arno Frank und Tijan Sila

imSpiegel OnlineKulturNachrichten > Kultur > Literatur > Peter Handke > Nobelpreis für Peter Handke: "Dieses krasse Nebeneinander von Werk und Scheiße" vom Sonntag, 20.10.2019 13:13 Uhr

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/nobelpreis-fuer-peter-handke-dieses-krasse-nebeneinander-von-werk-und-scheisse-a-1292257.html

7)

Handkes "Serbien-Obsession" und die Folgen

Peter Handke verteidigte nicht "die Serben", sondern das, was sich Slobodan Milošević und der Nobelpreisträger darunter vorstellten

Gastkommentar: PAUL LENDVAI— FALTER & MEINUNG,FALTER43/19 VOM 23.10.2019

https://www.falter.at/zeitung/20191023/handkes-serbien-obsession-und-die-folgen/_2614ae5028

8)

Zwischen den Fronten

Saša Stanišić gegen Peter Handke, der Gewinner des Deutschen Buchpreises gegen den Literaturnobelpreisträger. Hat Handke die Ehrung verdient? Wie verläuft die Debatte? Und soll man Handke an seinen Taten messen?

Betrachtung: STEFANIE PANZENBÖCK— MEDIEN,FALTER43/19 VOM 22.10.2019

https://www.falter.at/zeitung/20191022/zwischen-den-fronten

9)

Wiederholungstäter Handke

Für seine Fürsprecher scheint das Offensichtliche immer das Falsche zu sein. Doch die Aussagen des Literaturnobelpreisträgers sind keine Ausrutscher, sondern konstante Haltung

Standard online„KOMMENTAR DER ANDEREN“

Vahidin Preljević (Germanist, Univ. Sarajevo) Mittwoch30. Oktober 2019, 07:19

https://www.derstandard.at/story/2000110471923/wiederholungstaeter-handke

10)

Handkes Verblendung und Vernebelung

Ein bedeutender Schriftsteller in aggressiver Opferhaltung

Standard online

KOLUMNE, derstandard.at/story

Hans Rauscher9. November 2019, 20:29

https://www.derstandard.at/story/2000110849144/handkes-verblendung-und-vernebelung


11)

Ein Verteidigungskrieg gegen die moderne Welt

Das Klügste, was Peter Handke tun könnte, wäre der geordnete Rückzug und die Aufgabe unhaltbarer Verteidigungslinien. Die Zwischenbilanz einer Kontroverse, die nicht enden will.

Wolfgang Müller-Funk, Literatur- und Kulturwissenschafter,derStandard online, Kommentar der Anderen,23./24. November 2019

https://www.pressreader.com/austria/der-standard/20191123/282604559690237/textview

https://www.derstandard.at/story/2000111407733/handke-debatte-ein-verteidigungskrieg-gegen-die-moderne-welt

12)

Christoph Deupmann,Die Unmöglichkeit des Dritten. Peter Handke, die Jugoslawienkriege und die Rolle der deutschsprachigen Schriftsteller, in:

Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 5 (2008), H. 1,

URL: https://zeithistorische-forschungen.de/1-2008/4442,

Druckausgabe: S. 87-109.

https://zeithistorische-forschungen.de/1-2008/4442

Gerhard Anna Cončić-Kaučić ( Schriftsteller, Wien )

Gerhard Kaučić (geb. 1959, Philosoph, Autor)

Anna Lydia Huber (geb. 1959, Mediatorin, Autorin)

(( mehr dazu finden Sie in meinem/unserem Blog in dem Beitrag:

"Peter Handke und der Nobelpreis für Literatur" (Deutsch u. Englisch)

Link: https://disseminationsdjayphilpraxkaucic.blogspot.com/2019/10/peter-handke-und-der-nobelpreis-fur.html ))

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gerhard Kaucic Djay PhilPrax

Dr. phil. Gerhard Kaučić (Jg.59), Philosoph, Schriftsteller, Praktische Philosophie, Dekonstruktion, Wien et au-delà Philosophische Praxis 1989ff.

Gerhard Kaucic Djay PhilPrax

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