Der andere Geschäftsbericht

Netzgeschichten Google veröffentlicht einen Transparenzbericht über staatliche Zugriffe. Er zeigt auf, welche Regierungen Nutzerdaten anfragen - und wie oft Google diese weitergibt

Dass bei Google die Nutzer tatsächlich an erster Stelle stehen, will der Suchmaschinendienst unter anderem mit einem Transparenzbericht belegen. Dieser Bericht erschien kürzlich für das Jahr 2010, bietet viele Zahlen und, natürlich, eine interaktive Google-Karte. Entnehmen kann man ihm, wie oft Regierungen um die Bekanntgabe oder Löschung von Nutzerdaten gebeten haben. Im zweiten Halbjahr klopften Regierungen 14.000 Mal bei Google an. Am häufigsten die USA, sie fragten 4.601 Mal bei Google nach Daten. Darauf folgen Brasilien und Indien, Deutschland steht mit 768 Anfragen an siebter Stelle. Diese Zahlen sind in Anbetracht der Bevölkerungsdichte und Netzanschlüssen durchaus plausibel.


Dass der Suchmaschinendienst die statistischen Details dieser Anfragen nun in einem Bericht veröffentlicht, ist Unternehmenstaktik und unterscheidet Google von Twitter und anderen Diensten. Der Bericht ist aber auch eine Warnung an die Zensoren. Denn Google gibt damit den schwarzen Peter elegant weiter: Sie stehen so nicht mehr als jene da, die Daten weitergeben, sondern veröffentlichen, wer danach gefragt hat – und ob die Google-Anwälte die Anfragen als justiziarisch stichhaltig beurteilten.

Entsprechend sind die Prozentzahlen, die das Verhältnis zwischen Anfragen und Weitergabe der Daten zeigen, die interessanten Größen in diesem Report. Nach diesem Kriterium stehen Ungarn und die Türkei schlecht da, bei beiden Ländern berücksichtigte Google keine einzige Anfrage. Auch den Polen wurden lediglich 12 Prozent der erfragten Nutzerdaten weitergegeben. Grundsätzlich gilt, was kaum erstaunen mag: Je demokratischer ein Land, desto eher kommt Google den Anfragen entgegen beziehungsweise umso stichhaltiger sind wohl die Anfragen.

Lücken des Informationsflusses

Der von der Bürgerrechstbewegung EFF (Electronic Frontier Foundation) als positiv bewertete Bericht soll künftig halbjährlich erscheinen. Womöglich wird im nächsten Bericht die interaktive Karte anders aussehen: 2010 bat einzig Libyen als arabisches Land bei Google um die Löschung von Daten, die anderen arabischen Länder offenbar nicht. Es scheint, als hätten die alternden Regime im Winter den arabischen Frühling noch nicht vorausgesehen.

Aktueller sind die Traffic-Zahlen, mit denen Google mit Berg-und-Tal-Kurven zeigt, wie der Informationsfluss aufgrund von Netzsperren unterbrochen wurde. Hier sind die Lücken dokumentiert, mit denen syrische Blogger und jemenitsche Netzaktivisten täglich zu kämpfen haben.

:Google gegen die Krake

Welche Unternehmen verteidigen Kundendaten gegen staatliche Zugriffe?

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