Was haben Elfriede und Bertram auf der Wetterkarte zu suchen?

Die Wetterfee Warum sind beim Wetter Männer traditionell für die Sonne zuständig und Frauen für den Regen? Auch dieser Trend kam aus den USA, weiß unsere Wetterfee

Obwohl wir ja jetzt wissen, dass das Wetter entgegen landläufiger Meinung nicht zwingend unsere Laune beeinflusst, so ist umgekehrt betrachtet doch interessant, dass wir die Laune wie auch die allgemeine Atmosphäre häufig dezidiert mit meteorologischer Terminologie beschreiben. Da stehen die einen auf der Sonnenseite des Lebens, andere – meistens in Kombination mit einem mitleidigen Seufzer – leider auf der schattigeren. Es gibt die Ruhe vor dem Sturm, insbesondere in Bezug auf Kinder, oder die allgemeine Großwetterlage in einem Arbeitsteam. Und es gibt die Hochs und Tiefs, die wir alle ertragen müssen und die sich im besten Fall hoffentlich regelmäßig abwechseln.

Nun ist dieses Jahr noch jung und hat noch nicht viele Hochs und Tiefs erlebt: Meteorologisch betrachtet hatten wir es bislang mit Axel und Bertram zu tun, zwei Hochdruckgebieten, sowie mit Andrea, Bibiana, Celine, Dota und Elfriede, die als Tiefdruck­gebiete Sturm und Nässe gebracht haben. Am 16. Januar ist das Tief Fabienne bestimmt worden, und sobald diese Zeilen gedruckt sind, könnten bereits Gisela, Cooper oder Dieter im Anmarsch sein und die Wetterlage neu bestimmen.

Die Namen der Damen stehen also für Tiefdruckgebiete, jene der Herren für Hochs. Allerdings, das soll rechtzeitig gesagt sein, bevor sich Feministinnen und Feministen aufregen: Seit 1998 bekommen abwechselnd in ungeraden Jahren die Tiefs männliche und die Hochs weibliche Vornamen, in geraden Jahren jeweils umgekehrt. Bis dahin taufte von 1954 an das Institut für Meteorologie der FU Berlin über mehr als vier Jahrzehnte hinweg die Tiefs mit weiblichen, die Hochs mit männlichen Vornamen. Vorbild war der amerikanische Wetterdienst, der zuerst die Taifune im Pazifik, später die Hurrikane im Atlantik mit weiblichen Vornamen in alphabetischer Reihenfolge bedachte, um einen besseren Überblick über die Wetterlagen zu bekommen.

Der Ex als Dauertief

Karla Wege, eine damalige Studentin des meteorologischen Instituts und spätere ZDF-Fernsehmeteorologin, schlug vor, auch die Druckgebilde in Mitteleuropa mit Vornamen zu versehen. Und so kam es, dass fortan die Wetterdienste, -frösche und -feen die Hochs und Tiefs beim Namen nannten. Für die Vergabe gibt es mehrere Durchgänge von bis zu zehn Listen, auf denen jeweils ein Name pro Buchstabe steht. Im Durchschnitt werden nach diesem Verfahren jährlich 50 bis 60 Hoch- und etwa 150 Tiefdruckgebiete getauft.

Nun stehen also 2012 die Frauen einmal mehr für schlechtes Wetter, während die Mannen eitel Sonnenschein versprechen. Wenn auch ein „H“ auf der Wetterkarte nicht zwingend schönes Wetter bringen muss. Gerade im Winter bilden sich unter einem Hoch gerne Stratusbewölkung und Hochnebel. Ob Ulli oder Daliah (beide von vergangenem Dezember) – unterdessen kommen die alphabetischen Namenslisten nicht mehr zufällig zustande. Seit zehn Jahren stehen hinter den Hochs und Tiefs Wetter­paten, die ihren Namen gegen Geld registrieren lassen und damit die studentische Wetterstation unterstützen. Axel war wirklich Axel und auch Bertram ist Bertram – Elfriede dagegen wurde von einem Thomas eingetragen. Man kann sich also der Eitelkeit hingeben, seinen eigenen Namen auf der Wetterkarte zu verewigen oder aber seine(n) Ex als Dauertief zu verwünschen.

Der Preis dafür ist unterschiedlich: Ein Hoch gibt es für 299 Euro, ein Tief dagegen für ein Schnäppchen von 199. Allerdings nicht etwa, weil ein Hoch – zumindest in unserem Wortschatz – einen größeren Stellenwert hätte, sondern weil schlicht Hochdruckgebiete eine deutlich längere Lebensdauer haben und daher länger auf den Wetterkarten verbleiben.

≫Community Gina Bucher beantwortet einmal im Monat in ihrer Kolumne alle Fragen rund ums Wetter. Zuletzt bedauerte sie eine grüne Weihnacht

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