Der Bundesbank liebstes Gold

Verschwörungstheorie Die Bundesbank holt ihr Gold zurück und bringt einen Echtheitsbeweis, der nicht unbedingt einer seiner muss.

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Das Zauberwort heißt Gold. Seit jeher steht das Edelmetall für Reichtum, Beständigkeit und Macht. Deutschland verfügt daher wie viele andere Staaten über große Goldreserven, die in Krisenzeiten Wertsicherung und Schutz versprechen. Ein Großteil von dem Gold wird im Ausland verwahrt. Sie liegen in den Metropolen New York, Paris und London. 700 Tonnen von dem begehrten Edelmetall sollen bis zum Jahr 2020 nach Deutschland gebracht werden. Umstritten ist jedoch, ob alles Gold ist, was in den Lagerräumen ausländischer Notenbanken glänzt. Die Bundesbank hat daher medienwirksame Tests zur Echtheit des Edelmetalls durchgeführt. Lassen diese die Stimmen der Verschwörungstheoretiker verstummen?

Das Gold des Anstoßes

Venezuela hatte es Deutschland vorgemacht. Der lateinamerikanische Staat holte seine Goldreserven zurück ins Land. Deutschland zog nach und beschloss, einen Teil des Edelmetalls nach Deutschland zu holen. Bisher lagen die Goldreserven zum größten Teil dort, wo sie einst durch Exportgeschäfte in den 1950er-Jahren entstanden sind. Dies bedeutet, dass insbesondere in den USA ein großer Teil des goldgelben Metalls lagert. Zukünftig sollen sich 50 % der Gesamtreserven in Deutschland türmen. Dafür wird in den kommenden Jahren Gold aus den USA und Paris in ihr Bestimmungsland transportiert. Dies geschehe laut Bundesbank-Vorstand Thiele nicht aus Misstrauen gegen die bisherigen Lagerstätten. Nach Ende des Kalten Krieges sei es jedoch nicht mehr notwendig das deutsche Gold bei westlichen Verbündeten zu lagern. Des Weiteren seien in Frankfurt am Main Tresore frei. Sämtliche Reserven zurückzuholen sei allerdings auch nicht ratsam, wie Thiele betont. Die Politik kann eben doch nicht außen vorgelassen werden bei solch einer Entscheidung. Mit den Rückholmaßnahmen eines Teils der Goldreserven stellten Vertreter des Bundestages die Frage nach der Echtheit der Goldbestände. Der Rechnungshof wurde mit der Ermittlung dieser prekären Angelegenheit beauftragt. Dies löste eine Welle von Verschwörungstheorien aus, die durch Verhaltensweisen der Bundesbank gefüttert worden sind.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Das Handeln der Bundesbank hinsichtlich der Goldbestände im Ausland hat Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen. Die Notenbank hätte laut Kritiker die Bestände nicht regelmäßig überprüft. Stattdessen wurde sich auf die schriftlichen Bestätigungen der ausländischen Notenbanken verlassen. Einige Abgeordnete des Bundestages wurden daher misstrauisch und befürchten, dass dies zu Verwechslungen führen könnte. Immerhin lagert bei den ausländischen Finanzinstituten nicht nur deutsches Gold. Die Bundesbank hätte keine hinreichende Kontrolle über die Goldreserven. Dies sei insbesondere während der aktuellen Krise jedoch wichtig. Das begehrte Edelmetall steht für Sicherheit in schwierigen Zeiten. Andere Kritiker stellen sogar infrage, ob die Reserven überhaupt existieren. Ihre Theorie wurde durch das Verhalten der Notenbank bestätigt, die Bundestagsabgeordneten eine Sicht der Goldbestände im Ausland verweigerte. Auch ein Bericht der Bundesbank mit geschwärzten Textstellen ließ Zweifel aufkommen.

Ein medienwirksamer Test zur Echtheit

Die Bundesbank sprach sich immer wieder für das Vertrauen gegenüber den Fremdbanken aus, bei denen die Goldreserven gelagert werden. Doch die Stimmen der Zweifler ließen sich nicht wegreden, weshalb Anfang des Jahres ein Gold-Check durchgeführt worden ist. Zu diesem wurden unter anderem Journalisten und Prominente wie der einstige Chefredakteur der Zeitschrift Spiegel Stefan Aust eingeladen. Wenn das Gold ruft, sind viele der Faszination an diesem Edelmetall erlegen. Zwanzig Barren zu je 12,5 Kilo wurden unter den wachsamen Augen der Besucher überprüft. Ein Röntgengerät bestätigte den Reinheitsgehalt von knapp 100 %. Kein billiges Eisen, Wolfram oder Blei war in den glänzenden Barren verborgen. Diese Demonstration sollte medienwirksam zeigen, wie die Stichproben zum Gold-Check verlaufen. Die Verschwörungstheoretiker sollten damit zum Schweigen gebracht werden.

Ein Beweis, der keiner ist

Streng genommen ist dieser Probecheck der Goldbarren natürlich kein Beweis für die Echtheit aller Goldreserven Deutschlands sowie des tatsächlich vorhandenen Bestandes. Zwanzig Barren sind im Vergleich zu den 270.869 Goldbarren insgesamt nur ein kleiner Ausschnitt, wie Kritiker der Aktion anmerken. Diese öffentlichkeitswirksame Prüfung ist daher vielmehr als Geste zu verstehen. Insbesondere für Kritiker der Eurozone sind die Goldbestände eine Absicherung gegen eine Papiergeldkrise, auf die nicht verzichtet werden darf. Andere Stimmen wiederum bewerten das Edelmetall als ein überflüssiges Relikt. Die Bundesbank jedoch setzt auf die glänzenden Barren, da diese laut Thiele für Vertrauen stehen. Dieses soll durch Röntgenspektrometern, Ultraschallgeräten und ein neues Lagerungskonzept noch verstärkt werden. Es zeigt sich mit der Angelegenheit Goldreserven einmal mehr, dass manche scheinbar antiquierten Objekte nicht an Wert verlieren. Papiergeld sinkt unaufhalsam im Wert; bei Gold scheint das Gegenteil der Fall zu sein. So liegt der Kilopreis Gold bei ca. 40000 Euro, 2010 waren es im Schnitt noch 29000 Euro. Gold ist ein Symbol für Stabilität und konnte sich wie kein anderes Zahlungsmittel über die Jahrtausende hinweg behaupten. In Zukunft wird dies erst einmal nicht anders sein.

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