Monokultur Maisanbau; Fütterung Biogasanlage

Vermaisung Mais macht mobil; er läßt Biogasanlagen rotieren, Portemonnaies glühen, Landwirte strahlen - und die Tier- und Pflanzenwelt flüchten!

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Es ist nicht alles gold, was glänzt; das gilt auch für Mais, der eigentlich eine segensreiche und historisch sehr alte Pflanze für viele Länder ist. Mais macht satt und spendet Energie; kaum eine Pflanze ist in der Lage, so viel Kohlendioxid in Kohlehydrate umzuwandeln.

Doch Mais lässt nicht nur Power auf den nächsten Teller oder in den Futtertrog wandern, sondern Mais stellt seine Energie auch für Bioethanol und Biogassubstrat zur Verfügung. Das kleine Wörtchen Bio implementiert auf den ersten Blick eine heile Welt – alles sauber, alles fein, alles gesund.

Auf den zweiten Blick ist Bio in Verbindung mit Mais leider überhaupt nicht Bio, im Gegenteil, ganze Landstriche müssen in Deutschland durch die Vermaisung eine überdurchschnittlich hohe Umweltbelastung aushalten.

Bauer liebt Mais!

Eine Tatsache, die Bauern schon seit Generationen wissen, wird einfach übergangen; Mais auf Mais anzubauen, ist schädlich. Der Boden ist nach einer Maisernte geschwächt, wird trotzdem wieder Mais gesät, freuen sich Schädlinge besonders. Dem wird gegengesteuert mit Insektiziden, die oftmals katastrophale Folgen haben (Bienensterben). Mais braucht aber auch viel Stickstoff, also wird gedüngt, was sich in hohen Nitritgehalten niederschlägt. Und weil Mais im Gegensatz zu Unkräutern Anlaufschwierigkeiten beim wachsen hat, werden auch noch Unkrautvernichter eingesetzt.

Nun stellt sich natürlich automatisch die Frage, warum Bauern so scharf auf Mais sind, schließlich besitzen sie mit ihren Kühen schon eine ganz natürliche Einnahmequelle für eine Biogasanlage. 60 kg Gülle produziert eine Kuh am Tag, das macht pro Jahr ca. 1000 kWh Strom. Doch eine Kuh produziert Milch, die der Landwirt zwar verkaufen, aber mit dem Umsatz seine Kosten nicht decken kann. Zusätzlich ist eine Kuh im Unterhalt teuer; Futter, Tierarzt und Zeiteinsatz.

Politik liebt zufriedene Bauern!

Die Politik ließ sich etwas einfallen, um den Bauern einen Anreiz zu geben, ihr Gehöft nicht aufzugeben; eine Einspeisevergütung für Ökostrom klang verlockend. Schnell boomte das Stromgeschäft, Landwirte bauten sich ein zweites Standbein auf, indem Biogaskraftwerke errichtet wurden. Um diese gewinnbringend zu betreiben, wurde zusätzlich zum Kuhdung Mais angebaut. Nicht nur dies, viele Bauern reduzierten nach einer simplen Kostenrechnung ihre Milchviehhaltung wesentlich; Mais brachte mehr Geld, wie die gemeine Kuh!

Unwissen schützt vor Torheit nicht!

Doch wie so oft, wurden vor des Starts des Biogasbooms die versteckten Kosten nicht berechnet, die da wären: Flußauen verschwinden, Artenvielfalt sinkt, Grundwasser belastet mit Nitrat und Herbiziden, aus Amerika eingeführter Maiswurzelbohrer, Bienensterben und stinkende Güllemaisbomber, die auch am Wochenende die Nasen der grillenden Freizeitritter beeinträchtigen. Wobei dies eher ein Schönheits- denn ein echtes Problem ist.

Natürlich haben Biogasanlagen auch ihre Vorteile. Gerade was die Strom- und Wärmeproduktion anbelangt, ist diese mit Biomasseanlagen - im Gegensatz zu vielen anderen regenerativen Stromquellen - planbar. Die beste Windanlage steht bei Flaute still und wenn die Sonne nicht scheinen mag nutzt auch Solarenergie wenig. Allerdings haben Photovoltaikanlagen mehrere unbestechliche Vorteile; sie stinken nicht, müssen nicht täglich „gefüttert“ werden und lassen sich sehr Platz sparend an den unwegsamsten Stellen aufbauen.

Bauer liebt Mais und darf nicht!

Und wie wird es in Zukunft den Bauern ergehen, die sich mit einem zweiten Standbein schließlich auch eine neue Hoffnung aufgebaut haben? Sie werden wohl wieder einmal vor den Trümmern ihrer Träume stehen; mit der geplanten EEG-Reform, die bis zur Sommerpause entschieden sein soll, könnte so manchem Landwirt der Strom ausgehen.

Inzwischen ist auch die politische Seite wach geworden und hat erkannt, dass das mit dem Maisanbau ja nicht gerade förderlich für die Umwelt ist. Daher soll der jährliche Zubau auf 100 Megawatt begrenzt werden. Der Biogasverband wehrt sich vehement gegen diese Neuerungen, da ganze Existenzen bedroht sind.

Möglichkeiten zur Bauernhochzeit!

Einmal mehr wird mit Kanonen auf Katzen geschossen, anstatt sich Gedanken zu machen, wie das Maisproblem in den Griff und die Bauern zufrieden zu stellen sind. Wenn man mal davon absieht, dass Nahrungsmittel als Stromquelle zu nutzen auch ethische Fragen aufwirft, könnte auch einfach verbrannt werden, was auf den Feldern sowieso schon wächst; Wildpflanzen.

Bernward Janzing wies in der TAZ ausdrücklich darauf hin, dass bei Versuchen festgestellt wurde, dass die Erträge einer Blumenwiese 50 bis 70 Prozent des Referenzertrags eines Maisfeldes erreichen. Rechnet man diesem geringeren Wert die Einsparungen gegenüber – keine Dünge- und Spritzmittel, kein Vertreiben der Tiere, kein übermäßiges Ungeziefer, Nutzung der Bodenfläche über mehrere Jahre – sind Wildblumen mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar kostengünstiger.

Und das Tüpfelchen auf dem i; keine Geruchs- und Augenbelästigungen, im Gegenteil, jeder Freiluftliebhaber kann über die Blütenvielfalt samt süßem Duft staunen!

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