Eigentlich muss man es 'Bilderraub' nennen. Ein Mensch wird seines Abbildes beraubt. Der Räuber missbraucht das Geraubte zu seinen Zwecken. Das hört sich kriminell an und ist es auch. Es gibt ja ein juristisch formuliertes Recht an der eigenen Abbildung, das sich aber tatsächlich nur schwer durchsetzen lässt. Die Abbildung eines Menschen zum Zwecke der willkürlichen Verfügung darüber in Besitz zu nehmen, kann aber auch ein durchaus legaler Akt der bürgerlich-kapitalistischen Ökonomie - Warenproduktion - sein. Sein Abbild kann ein Mensch verkaufen wie ein geerbtes Schmuckstück oder seine Arbeitskraft. Es kann ihm abgeschwatzt oder abgenötigt werden. Der ideale freie menschliche Wille ist dabei nur selten im Spiel, eher ökonomische Zwänge, Verlockungen und Manipulationen. Oder eben der Paparazzo-Akt des Diebstahls oder Raubs. Und: Wirkliche Freiwilligkeit liegt noch weniger vor, wenn einem Kind sein Abbild genommen wird! Sie kann ebenso wenig vorliegen, wie es sich bei einem sexuellen Akt zwischen einem Kind und einem Erwachsenen um gegenseitig einvernehmliches Tun handeln kann.
Körper und Bild
Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Körperlichkeit eines Menschen, seiner Individualität, seinem Wollen und Wünschen, seiner Autonomität und seinem Abbild. Mein Abbild ist ein visueller Ausdruck all dessen. Wird es mir geraubt oder muss ich es verkaufen, werde ich eines Stücks meiner Körperlichkeit und Individualität enteignet. Im Zeitalter unbegrenzt schneller technischer (Re-)Produzierbarkeit, könnte man meinen, habe ich unendlich viele Abbilder meiner selbst zur Verfügung. Aber jede Abbildung ist Abbildung eines Lebensmoments und also einmalig. Das "freiwillige" Verkaufen meines Bildes ist eine Form des Verkaufens meiner Arbeits-, sprich Lebenskraft. Zwar verkaufe ich eigentlich nur die wertschöpfende Potenz meiner Arbeitskraft. Aber solange ich sie zur wertschöpfenden Fremdnutzung vermietet habe, ist auch die freie Verfügung über ihre individuelle Besonderheit eingeschränkt.
Dieser Entfremdungsaspekt des Seiner-Abbildung-Enteignetwerdens hat tiefe Ursprünge in der Sozial- und Kulturgeschichte. Sie kennt viele Beispiele von Bilderangst. In religiösen Kanons formulierte Bilder-Tabus sind, wie andere derartige Tabus auch, nichts als der Ausdruck von Alltagserfahrung. Schmutz macht krank, also gibt es Gebote ritueller Reinigung. Abbilder führen ein nicht mehr kontrollierbares Eigenleben, also gibt es Bilder-Tabus. Die Menschen erschraken vor ihrem Abbild, sie sahen in ihm ihr von ihnen entferntes, verlustig gegangenes Selbst. Abbilden war ein magischer Akt des Bannens, der Erlangung von Macht über jemandem.
Mein Bild ist mein Bild und nicht dein Bild
Das autonome Verfügen über das eigene Abbild ist ein Akt der Selbstvergewisserung. Es kann natürlich auch ein Akt der Selbstdarstellung sein. Das bewusste Inszenieren des Abbilds eines Mächtigen ist ein Akt der Macht. Das bewusste Inszenieren des Selbstbilds aller anderen ist ein Akt der Selbstvermarktung, der Ästhetisierung der Ware Arbeitskraft. In beiden Fällen ist nur wenig freie Selbsbestimmung am Werke. Die Bildverlustangst früherer Kulturen, die entsprechenden Bilderverbote sind in den postmodernen Gesellschaften einem Abbildungsgebot bzw. -zwang gewichen. In der Facebook- und Selfie-Kultur existiert ein Mensch erst in seinem Abbild. Auch dabei obwaltet keineswegs die Kraft der freien Selbstbestimmung. So, wie wir oft nicht selbst bestimmen können, ob bei der Arbeit Casual- oder Business-Day angesagt ist, genau so haben wir uns auch in unserer Abbildungspraxis den gesetzten Normen und Erwartungen zu unterwerfen. Zur Kompensationen wird natürlich auch die narzisstische Selbstbefriedigung durch das gestylte eigene Abbild gewährt.
Dass Verhältnis von Selbst- und Fremdbestimmung in der individuellen Abbildungshaushaltung ist bei Frauen deutlich ungünstiger als bei Männern. Aber nur die Kinder sind in einer Situation der totalen Fremdverfügung über ihre Abbilder. Die Beispiele dafür sind zahllos. Der Bereich der direkt sexuell konnotierten pädophilen Bilderproduktion ist dabei noch der kleinste. https://lh6.googleusercontent.com/-CtgoQ_ylrUQ/UxhLFrv_jsI/AAAAAAAADvM/XFJR4DkjPNc/s288/rosa.jpgDas niedliche Kind in der Werbung, in der Vorabendserie, im Kinderstar-Business, Papas Liebling im Familienalbum, allüberall kriegen wir die den Kindern geraubten, gestylten, mit erkennbarem pädophilen Sexappeal aufgeladenen Bilder zu sehen. Kein pädophiler Mann, der aus moralischer Einsicht auf im juristischen Sinne illegal hergestellte pornografische Bilder verzichten möchte, muss deshalb brauchbare Masturbationsvorlagen missen. Eine völlig legale Bildproduktion mit pädophilem Gebrauchswert.
Ikonophobie und Ideologie
Das kulturhistorische Phänomen der Ikonophobie ist von Nietzsche über Weber und Adorno bis hin zu Bolz als Indiz für die aufklärerische Überwindung irrationaler Weltanschauungen interpretiert worden. Das vernünftige Wort wird gegen das magische Bild gestellt. In dem apologetischen Denkgebäude eines Norbert Bolz etwa und in der aktuellen Alltagspraxis sowieso gilt Ikonophobie natürlich als eine spielverderberische Haltung. Bilderskepsis stört eigentlich alles: Konsumismus, Warenästhetik, kommerzielle Medien, Pop-Kultur, Selbstdarstellungs- und Vermarktungsgebote. Da ist es interessant, dass ikonophobe Anwandlungen bei reaktionären Bilderfreunden immer dann auftauchen, wenn es um aufklärerisch zielende Produktionen von fiktiven, narrativen Bildern geht.
„Alle nackt!“
Autorin: Claire Franek | Illustrationen: Marc Daniau
In Frankreich macht derzeit ein eher harmloses kleines Kinderbuch Furore. Es heißt „Tous à poil!“ („Alle nackt!“) und zeigt in einfachen Cartoons nichts weiter, als dass unter allen Bekleidungen, Uniformen, autoritativen Gewandungen nackte Körper stecken. Ein paar grafisch angedeutete Genitalien sind auch zu sehen. Nackt sind nicht nur das Baby und die Nachbarn, sondern auch der Polizist, die Ministerin für Kultur und der Minister für wirtschaftlichen Aufschwung und gar der Herr Präsident der République française. Das Bilderbuch wird in Talkshows vor- und zurückdiskutiert. Jean-Francois Copé, Vorsitzender der rechten Sammlungspartei UMP, ist sich nicht zu schade, das Buch vor laufender Kamera durchzublättern und sich drüber zu empören. Das Buch wäre im Geiste marxistischer Ideologie produziert und würde wie die „links-grün-alternative“ Gender-Diskussion Masturbation, Homosexualität und nun auch Nackheit nahelegen. Solche Beispiele für die ideologische Abwehr von aufklärerisch-emanzipativer Darstellung von Körperlichkeit von Kindern und/oder für Kinder mit demagogischen Argumenten gibt es viele und es gibt sie beileibe nicht nur in staatsislamistischen Ländern oder östlichen Autokratien.
Die Diskussion um das Bild des Kindes kann nicht formalistisch entlang der Frage von Graden von Nacktheit geführt werden. Es muss ganz nüchtern nach ihrem Realismusgehalt gefragt werden: Rosa Tütü oder Lebens- und Körperrealität? Und folgerichtig auch mal wieder an Brecht denken: Der Realismus ist in die Funktionale gerutscht! Wer also benutzt welche Bilder wofür?
Die kürzlich sehr vehement geführte Debatte um den Fall des Herrn Edathy und seine Vorliebe für Bilder mit nackten Kindern offenbart sehr viel über die Einstellungen und Interessen der Debattanten. An dem einen Ende des Spektrums steht die Empörung über einen vermeintlichen oder wirklichen Fall von sexualisierter Übergriffigkeit gegenüber Kindern, am anderen stehen die verschiedenen Positionen zu den politischen und/oder juristischen Implikationen dieser Angelegenheit. Nicht wenige derjenigen, die da miteinander im Diskurs-Clinch liegen, verhalten sich selbst übergriffig. Lust an der Provokation und großmäulige Selbstdarstellungsattitüde sind allenthalben beobachtbar.
Bevor je nach Gusto heldenmütig die Sache der "Opfer", "unsere Kinder", verteidigt, der "Täter" an den Pranger oder gleich auf den Richtblock gestellt, oder ob die politische Klasse ins Visier genommen wird, wäre es sicher nicht verkehrt, mal ganz nüchtern die konkrete "Causa Edathy" auf ihre allgemeinen, wesentlichen Problemzusammenhänge hin zu befragen.
Einer dieser über den Einzelfall hinaus interessanten Aspekte ist das Thema der Bildproduktion und der Verfügungsmacht über die Abbildung, hier die Abbildung von Kindern.
Kommentare 18
Danke für den Beitrag, speziell für das Brechtzitat!
Das kulturhistorische Phänomen der Ikonophobie ist von Nietzsche über Weber und Adorno bis hin zu Bolz als Indiz für die aufklärerische Überwindung irrationaler Weltanschauungen interpretiert worden. Das vernünftige Wort wird gegen das magische Bild gestellt.
Das vernünftige Wort gehört deshalb dem Mann so wie die Abstraktion, das Magische Andere ist das "Weibliche/Andere"
Bei Christina von Braun wird ein anderer Gegensatz noch aufgemacht. Da ist das mündlich-überlieferte Wort das "Weibliche" und das geschriebene dann das Männliche und "Vernünftige." Das ist so ähnlich wie bei Wort und Bild.
Sehr interessanter, gedankenreicher Text.
Mein lieber Scholli,
Du erinnerst mich tatsächlich an folgenden Dialog aus Crocodile Dundee: Autochthoner an Fotografin: „Nein, Sie können mich nicht fotografieren“. Sie: „Ach ich verstehe, ich würde Ihnen sonst die Seele rauben“. Er: „Nö, sie haben die Kappe nicht vom Objektiv genommen.“
Zur Erkläääääääääääääääärung, die ja dann immer notwendig ist: Im Spiegel gibt es eine Fotostrecke zu FKK unter der Überschrift, dass das „links“ gewesen sei. Hau ich im Net ein paar Seiten weiter, krieg ich Nacktaufnahmen aus Riefenstahls Olympia. Und dann denk ich mir: Was ist pornografischer: Good old Leni oder doch der Grosz? Oder doch am Ende der David des Donatello? Von so manchen Cupidos mal abgesehen ….
Will ich’s runterbrechen? Aber ja, weil Abbildung / Photo eben doch nichts mehr für Habende ist, sondern für alle, heut‘ kost’s nicht mal mehr das Entwickeln. Also müssen die Motive eingeschränkt werden.
Übrigens: Größter Besitzer pornografischer Schriften ist ja das BKA. Aber die haben tatsächlich einen gebraucht, der sich davon Kopien gemacht hat, um das zu begreifen.
So und nun genug gelästert, bedank mich höchst artig für Deine Arbeit, die mir das Lästern erst erlaubt hat ;) e²m
Bitte, gern! :-)
Habe neulich mal aus bestimmtem Anlass (Arbeit und Struktur, W. Herrndorf) das Arbeitsjournal wieder gelesen. Könnte ich heute schon wieder tun: Da sitzt der Typ in Dänemark, Schweden oder so, guckt auf die Kriegsschauplätze Europas und gibt seine Kommentare ab. Könnte man in einigen Formulierungen mit geringfügigen Änderungen auf Ukraine, Russland, Amerika, Europa heute übertragen. Und was lesen wir hier im Forum: Querfront-Gedöns. Zum Heulen...
Das ist so ein Punkt, wo ich mit den klassischen feministischen Abstraktionen (!) nun überhaupt nicht klar komme. Es gibt so eine ungefähre, aber auch nur seeehr ungefähre, Parallelität der historischen Abläufe Matriarchat / Patriarchat >>> magisch-mythische Kulturen / Schrift- und rationalistische Kulturen, ja, aber man schaue sich die Diskussionen und Kulturkämpfe der letzten Jahrzehnte an: Bilderskepsis/-euphorie, Vernunftsfetischismus/-skepsis usw., alles von Männern erfunden, und Frauen gibts auch auf beiden Seiten.
Ist mir nicht ganz klar geworden, ob Du über den Text lästerst oder ihn nur zum Lästern als Anlass genommen hast - besonders in letzterem Fall: Gern geschehen! :-)
Das niederländische Wort des Jahres 2013 war übrigens selfie. (Das deutsche musste ich erst wieder googlen, so schnell hatte ich die GroKo schon wieder vergessen wollen.) Ich selbst bin inzwischen eher zum Ikonoklasten geworden, wenn es um meine eigenen Abbildungen geht.
Es ist ein sehr komplexes Thema, dem Du Dich da widmest, vielen Dank für den unaufgeregten Tonfall in einer ungut emotional aufgeladenen Debatte.
Gruß, d.
Hmmm. Da bin ich eher bei Goedzak, was das betrifft. Diese posstrukturalistischen Dichotomien sind mir am Ende zu statisch und theoretisch (und damit wohl zu männlich).
Gruß, d.
Ja, das ist eine - vielleicht etwas vereinfachte These aus dem Buch Verschleierte Wirklichkeit von Christina v. Braun und Bettina Mathes.
Hier ist - in der Rezension schon das, was ich meine - angetippt:
Alle drei 'Religionen des Buches' - das Judentum, das Christentum und der Islam - basieren auf alphabetischen Schriftsystemen. In der Geschlechterordnung der drei Kulturen repräsentiert das Männliche das Gesetz und die Schrift, das Weibliche verkörpert die Leiblichkeit und die Oralität. Je nach Schriftsystem nimmt dieses Verhältnis jedoch unterschiedliche Gestalt an.
Die arabische Schrift besteht ursprünglich aus einem reinen Konsonantenalphabet - die Vokale müssen ergänzt werden, sie kann sie nur lesen, wer sie auch sprechen kann - und schätzt darum die mündlichen Traditionen, die Rezitation und den gesprochenen Vortrag hoch.
Das griechische Alphabet hingegen erfasst die Sprache völlig (Konsonanten ebenso wie Vokale) und begründet darum einen sehr hohen Grad an Abstraktion, an Unabhängigkeit vom Körper sowie die Vorstellung, daß es nur eine (berechenbare, unwiderlegbare, der Entleiblichung verpflichtete) Form von Logik und wissenschaftlicher Wahrheit geben kann.
Der Hierarchie der Schrift über die gesprochene Sprache im westlich-christlichen Denken entspricht das Verhältnis zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit in der symbolischen Ordnung der Geschlechter. Zudem kommt die Vorstellung von Weiblichkeit als dem 'dunklen Kontinent', den es zu entdecken, zu entschleiern gilt.
Alle Achtung!
Bin mal dem Link gefolgt, der Abschnitt Geld, Gold, Geschlecht scheint mir ja interessanter in Bezug auf Gender-Geschichte, man könnte/müsste dann auch nach Geld, Gold und Sprache fragen, und käme der Frage: Was ist Henne, was ist Ei? bei beidem, Geschlecht und Sprache, eher auf die Schliche. :-)
Die Sprache, auch die schriftlich fixierte, hat ja immer auch einen nicht abtrahierenden Modus beibehalten, die Poesie. Dass der allergrößte Teil der überlieferten Liebeslyrik deutlich männliche Bilder von Frauen und Liebesbeziehungen zu ihnen transportiert, liegt nur an der Verfügungsgewalt über Medien, nicht an der Tatsache, dass diese Lyrik in Schriftsprache ausgeführt/konserviert ist.
Tja, was soll ich dazu sagen? Danke? - Nee, ich sag folgendes: Wenn Du das wirklich achtenswert findest, dann nimm Dir ein Beispiel und höre endlich mit Deiner großmäuligen Art hier auf, zum Beispiel damit, Leute, die nicht Deiner Meinung im Fall Edathy sind, als "Pädophilen-Fraktion" o.dgl. zu beschimpfen.
Nimm es einfach mal als Kompliment für einen sehr guten Beitrag :-)
Die Sprache, auch die schriftlich fixierte, hat ja immer auch einen nicht abtrahierenden Modus beibehalten, die Poesie.
Nee, glaube ich nicht. Sprache - so habe ich es verstanden - ist in sich als System schon eine Abstraktion. Was damit ausgedrückt wird, ist wohl eine andere Kategorie, aber immer im gleichen System.
Nicht abstrahiert wäre ein wörtlich überliefertes Gedicht. Aber auch jede andere orale Überlieferung.
Hihi - da wird sich wohl wenig daran ändern. Ich bin ja manchmal auch sauer auf Georg v. Grote, aber er weckt in mir immer meine boulevardeske Seite. Und macht sich manchmal auch lustig. Und das finde ich nun wieder lustig.
@ Georg v. Grote - also nimm Dir ein Beispiel und übertreib nicht immer so. Oder - sagen wir mal - nur hin und wieder. :-))
Du zweifelst. Find ich richtig gut ;) Und natürlich kannst Du im Zweifel davon ausgehen, dass Du Inspiration bist. Selbstredend. Frage: Wann entscheidest Du Dich endlich, ein eigenes, ich meine: so ein richtig eigenes Blog zu basteln, hm?
Da fragst Du was! Zunächst: Wie soll ich Langsamschreiber, der auch noch ein richtiges Sozialleben mit allem drum und dran zu führen hat, den voll kriegen?
Es gibt noch ein, zwei andere wichtige Argumente dagegen, aber die werde ich nur im persönlichen Gespräch äußern. :-)
Um auch mal öffentlich zu "klatschen": dieses "Gedöns" (Querfront, Edathy, Porschefeminismus und dieses "huch, der Sarrazin wird diffamiert!) ist schon nervig. Ich merke das daran, dass ich hier weniger schreibe und wenn, dann ziemlich knurrig.
Aber zum Brechtzitat. Echt zufällig las ich gestern im Transkript der Soziologievorlesung Adornos (wie sich das anhört!) folgendes:
(Es geht um Wesen und Erscheinung) Brecht hat das einmal mit der Gabe der großartigen Vereinfachung, die ihm in seinen besten Augenblicken eigentümlich war, in der Form ausgesprochen, dass das gesellschaftlich Wesentliche derart, wie er es nannte, in die Funktionale gerutschtsei, dass man, wenn man etwas über den Kruppkonzern erfahren wolle und sich die einzelnen Werke dieses Kruppwerkes ansehe, dass man dann über das Wesentliche dieser Funktionale, also über den Produktionsprozess, über den Verwertungsprozess und über die Folgen, die er für die Menschen hat, eigentlich gar nichts erfahren könne ...
Er hat, indem er das ausgesprochen hat, ich möchte fast sagen, die Differenz vom Positivismus auf eine höchst prägnante und schlagende Formel gebracht.