Im Sommer 2013 ist Halle-Neustadt erstmals in seiner fast 50-jährigen Geschichte ernsthaft in Gefahr. Ein Jahrhunderthochwasser der Saale droht die Stadt der Plattenbauten zu fluten. Den Einwohnern wird empfohlen, ihre Häuser zu verlassen. Worauf sich kaum jemand einlässt. Die Verbundenheit mit dem eigenen Wohngebiet scheint groß. Auch wissen viele nicht, wohin sie gehen sollten.
Am 15. Juli 1964 hat der damalige SED-Bezirkschef Horst Sindermann den symbolischen Grundstein für die Stadt der Chemiearbeiter aus den Kombinaten Buna und Leuna gelegt. Die DDR will im mitteldeutschen Industrierevier die Bevölkerung besser mit angemessenem Wohnraum versorgen. Seit Gründung des zweiten deutschen Staates im Oktober 1949 ist die Wohnung keine Ware mehr, sondern Sozialleistung und Menschenrecht. Zum Chefarchitekten für den neuen Stadtteil – zunächst Halle-West, später Halle-Neustadt genannt – wird der Architekt Richard Paulick berufen, einst Assistent von Walter Gropius am Dessauer Bauhaus, 1933 als Nazi-Gegner zur Emigration nach China gezwungen und dort mit großen Bau- wie Stadtplanungsprojekten in Shanghai beschäftigt. In den 50er Jahren antizipiert Paulick folgsam die Stigmatisierung des modernen Bauens als „kulturimperialistisch“, ist beteiligt an Planungen für die Ostberliner Stalinallee und die Stahlarbeiterstadt Eisenhüttenstadt an der Oder. Dann aber wird 1955 auf der 1. Baukonferenz der DDR aus ökonomischer Notwendigkeit die Hinwendung zum typisierten und industrialisierten Wohnungsbau beschlossen. Die Konsequenz – Paulick kann wieder modern bauen.
Mehr Segen als Fluch
Nach Halle-West rollen nach dem 15. Juli 1964 die Planierraupen, Bagger, Kräne und Schwerlaster mit den vorgefertigten Platten – nach nur 18 Monaten auch die ersten Möbelwagen. In Dokumentarfilmen aus jener Zeit sieht man rührend junge Menschen Kinderwagen durch Erdhügel, über Baustraßen und an Baufahrzeugen vorbei schieben. Es gibt strahlend weiße Wohnblöcke inmitten einer Mondlandschaft. Sie werden eher als Zeichen der Hoffnung denn als Ausdruck einer seelenlosen Betonierung des Alltags empfunden. Dem altersmüden Halle mit einer teils ins Mittelalter zurückreichenden Bausubstanz zu entkommen, ist mehr Segen als Fluch.
Monotone Betonblöcke, schnurgerade Plattenwege und planierte Rasenflächen – so sieht Halle-Neustadt bis in die späten 70er Jahre hinein aus. Daran ändern auch Restaurants, Sporthallen, Springbrunnen und Fassadenmalereien wenig. Die Kritik lässt nicht auf sich warten. In Spielfilmen und Romanen, die in der DDR erscheinen, wird serieller Massenwohnungsbau auf der grünen Wiese als Akt der Naturzerstörung angegriffen. Genauso wie das Wegbaggern von Landschaften, um mehr Braunkohle zu fördern. Besonders die urbane Qualität der neuen Wohnareale erregt Missfallen. Beanstandet wird eine wenn nicht verrohende, so doch normierende und entindividualisierende Wirkung derart monotoner Architektur. In Ulrich Plenzdorfs Szenario zum Film Die Legende von Paul und Paula (Premiere 1973) und Günter de Bruyns Roman Buridans Esel (1967) wohnt angepasste Vernunft im komfortablen Neubau – individuelle Sehnsucht hingegen im maroden, verwinkelten Altbau.
Für Halle-Neustadt ist es der Architekt Andreas Lenk – Hauptfigur in Alfred Wellms Roman Morisco –, der Kritik formuliert: Der Architekt sei nur noch Bauleiter, klagt er, und habe keinen Einfluss darauf, welche Lebensqualität das Gebaute eigentlich erlaube. Architektur werde von den Kränen bestimmt. Lenk resigniert und verlässt die Großbaustelle Halle-Neustadt, um die Restaurierung eines Renaissanceschlösschens zu leiten. Seine persönliche Architektur-Utopie nennt er Helianthea II, eine historischen Vorbildern nachempfundene Idealstadt.
Alle Kritiker berufen sich auf vormoderne städtebauliche und ästhetische Wertvorstellungen. Im Wachsmann-Report von Michael Grüning aus dem Jahr 1985 ist eine Kritik aus entgegengesetzter Richtung nachzulesen. Für Konrad Wachsmann, einen Vordenker des Neuen Bauens im 20. Jahrhundert, ist die Architektur in Halle-Neustadt nicht zu weit, sondern nicht weit genug von der vorindustriellen Tradition entfernt. Er besucht das Alterswerk seines ehemaligen Mitstreiters Richard Paulick im Jahr 1979. Was er sieht, reizt ihn nicht, die Tatra-Limousine anhalten zu lassen und näher in Augenschein zu nehmen, woran er vorüberfährt.
In Sachen Modernisierung des Bauens allerdings ist in Halle-Neustadt durchaus einiges erreicht worden. Die Logistik auf einer Großbaustelle und das erstmalige Ausprobieren der vom DDR-Architekten Herbert Müller („Schalenmüller“) entwickelten Hyparschalen-Bauweise bei Funktionalbauten wie Kindergärten und Schwimmhallen gehören dazu. Der Masseneinsatz eines Baukastensystems (zunächst P2, später dann das WBS-70-Konzept) – die Vorfertigung der Elemente und Endmontage auf der Baustelle – führt nicht ganz zu den erhofften Resultaten. Doch hat sich dieses Schema als Möglichkeit eines rationalisierten Wohnungsbaus bewährt.
Wie die Ergebnisse des 1. Walter-Gropius-Seminars, das 1988 am Dessauer Bauhaus stattfand, beweisen, lag die reduzierte Variantenvielfalt der Wohnungsgrundrisse und der Quartiersstrukturen nicht am WBS-70-Baukasten selbst. Der damals prominent besetzte Workshop sollte Ideen anbieten, wie nach 1990 mit der Plattenbautechnologie weitergearbeitet werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt wollte die DDR-Führung die Wohnungsfrage als soziales Problem gelöst haben. Das heißt, der Massenwohnungsbau musste nicht wie gehabt weitergehen. Eine Arbeitsgruppe um den Westberliner Architekten Hinrich Baller stellte in Dessau ein Konzept vor, das mit den WBS-70-Grundelementen das Bauen von innerstädtischen Townhouses mit flexiblen Wohnungsgrundrissen zwischen 36 und 144 Quadratmetern ermöglichte.
Viel rückgebaut
Stattdessen begann mit der Wende die zweite Hälfte der heute 50-jährigen Existenz von Halle-Neustadt – eine Zeit der Depression. Die DDR-Chemieunternehmen wurden an internationale Konzerne verkauft. Dow Chemical reduzierte die Buna-Belegschaft auf einen Bruchteil. Die „Arbeiterschließfächer“ von Halle-Neustadt wurden zu Refugien eines Hartz-IV-Prekariats, die windigen Räume zwischen den Blöcken zu Aufmarschgebieten von Faschos. So jedenfalls die Darstellung in den überregionalen Medien. Was sich tatsächlich ereignet hat, deutet auf soziale Segregation. Wohnheime für Studenten und Arbeitsmigranten aus Vietnam mussten schließen. Viele Neustädter zogen der Arbeit nach, in Eigenheime oder in die Hallesche Altstadt. Von dort kommen inzwischen jene, die sich sanierte Wohnungen im Paulusviertel nicht mehr leisten können. Und es kommen neue Migranten. Inzwischen ist in Halle-Neustadt viel rückgebaut und saniert worden, was an Wohnblöcken erhalten blieb. Die Verkehrsinfrastruktur wurde verbessert.
Sitzt man heute bei schönem Wetter am Tulpenbrunnen, hört man nichts als Kinderlärm und Vogelzwitschern – wie auf einem Dorfplatz. Auf dem Klingeltableau finden sich ein paar deutsche, viele asiatische, arabische und osteuropäische Namen, einige mit einem „Dr.“ davor. Und wenn man von der Dachterrasse eines 20-Geschossers den großartigen Rundumblick über die Doppelstadt mit ihren Grünzügen, zum Südpark, nach Passendorf, der Gartenstadt Nietleben, dem Stadtwald Dölauer Heide mit dem Heidesee, der Saaleaue, dem Hufeisensee oder der Rabeninsel genießt, dann fügt sich dem Blick alles zu einem vielfältigen urbanen Konglomerat, in dem eigentlich jeder nach seinem Gusto glücklich werden kann. Die drei Studenten der Maisonette-WG im 20. Stock jedenfalls finden es in Halle-Neustadt ideal.
Kommentare 23
Die letzten Sätze hören sich nach Wohnungsbaugesellschaft an. Ansonsten ein wirklich interessanter Blick auf eine mir völlig fremde Stadt.
Do oben geht einem eben das Herz über... :-)
Um Geschmack gehts eigentlich eher weniger...
Eine schöne detailreiche kritische Würdigung.
Wenn ich mir Halle-Neustadt vorstelle, dann sehe ich Szenen auf dem Balkon von Luzie in dem Film Der Dritte von Egon Günther. Da sitzen die beiden Protagonistinnen, die heiratswillige Margit und ihre Freundin und blicken auf die Schnellstraße vor ihrem Balkon. Sie denken über Partnerschaften nach. Und alles ist so zukunftsfroh dort - im Film, zumindest der Anfang davon.
In Ulrich Plenzdorfs Szenario zum Film Die Legende von Paul und Paula (Premiere 1973) und Günter de Bruyns Roman Buridans Esel (1967) wohnt angepasste Vernunft im komfortablen Neubau – individuelle Sehnsucht hingegen im maroden, verwinkelten Altbau.
Bei Buridans Esel ist es wirklich so, da wohnt der Fortschritt im fernbeheizten Luxusneubau, während im Scheunenviertel dauernd der Rohrbruch lauert. Aber bei der "Legende" ist es eher das Alltagselend, das da wohnt. Wenn ich an die Szene mit den Kohlen denke, gleich zu Beginn.
Hinrich Baller - Von ihm gibts hier am Hackeschen Markt und sonst überall in der Stadt interessante Bauten. Alles ein bisschen verspielt und fröhlich.
Aber, ach, ach - im Rückblick auf die literarischen Kritiker und Verteidiger dieses normierten Bauens fehlt mir ein Name sehr: Brigitte Reimanns Franziska Linkerhand. Schade.
Zum Thema... [Alte Liebe Neubau]
Vielen Dank für den Hinweis! Hätte ich sonst nicht mitgbekommen, mein Fernsehapparat ist verschwunden, muss ich irgendwo untergemüllt haben. :-)
Vielen Dank für den Hinweis! Hätte ich sonst nicht mitgbekommen, mein Fernsehapparat ist verschwunden, muss ich irgendwo untergemüllt haben. :-)
Schade.
Deine Kritik ist berechtigt. Vielleicht als Erklärung: begrenzte Zeichenzahl, Beschränkung auf wenige Beispiele, statt Linkerhand Morisco, weil es da direkt um Ha-Neu geht... Es fehlt noch einiges anderes wichtiges, z.B. Thomas Heises "Stau"-Filme über rechtsradikale Jugendliche in Halle-Neustadt, IBA Stadtumbau 2010 u. dgl. mehr.
Wiedermal ein schönes Indiz für Deinen seelenaristokratischen Dünkel, Herr Kuntz. Wir wissen natürlich, dass Dünkel nicht ganz zufällig die ersten beiden Buchstaben mit dem Wort "dümmlich" gemeinsam hat. Anders gesagt, Deine sich selbst mit Konsequenz verwechselnde Ignoranz trägt nicht unbedingt zur Qualifizierung Deiner Statements bei.
Die Welt in Ost und West ist voller Plattenbauten - das muss dann wohl ein Ergebnis des kommunistischen Kulturimperialismus sein.
Auch an anderer Stelle fehlt es dir ganz eindeutig an Komplexität: Architektur ist das, worauf ich schaue? Nun, das passt auf jeden Fall zu Deiner "Felsblock in der Sonne"-Denke. Wer aber von der Architektur herunterschaut, ist da schon ein paar Schritte weiter (im direkten und deshalb auch im übertragenen Sinne des Wortes), denn er ist hineingegangen, hinaufgestiegen und hat etwas mehr angestrengt als den leeren (vorgefassten) Gedanken, der der blinden (Ignoranten) Anschauung nachfolgt.
"Die waren nur sozialer Wohnungsbau, keine Normgröße, auch nicht hip weil ehemals entartet (...)"
"Hip" eher nicht das richtige Wort für die Attraktivität der Neubauten in der DDR von den 60ern bis in die 80er Jahre.
"Was ich mich indes immer frage: ob es sowas wie eine internationale Ostblock-Norm mit den Platten gab. Denn die stehen ja ziemlich einheitlich bis Wladiwostok."
Diese Norm gabe es nicht. Und die Bauten sehen keinesfalls bis Wladiwostok einheitlich aus. In den anderen Ländern gab es mehr Variantenreichtum als in der DDR. Zumindest habe ich ich das in Russland (also Ex-Sowjetunion), Rumänien und auch Bulgarien festgestellt. In letzterem gerade vor ein paar Wochen wieder.
Die "Platte" in der DDR sollte unbedingt in größeren Architektur-Zusammenhängen gesehen werden. Zuerst mit dem dem Wohnungsmangel der Nachkriegszeit. Selbstverständlich auch mit der Bauhaus-Bewegung.
Oder mit LeCorbusier: Das Unité d’Habitation (Wohneinheit) von Le Corbusier war als Hochhaustyp das Vorbild moderner Plattenbauten in Architektur und Wohnphilosophie. Den Kern der Idee stellte Corbusier bereits 1925 in Paris vor, mit dem Pavillon de l’Esprit Nouveau. Die Wohneinheiten wurden zwischen 1947 und 1965 in vier französischen Orten und in Berlin realisiert. Die Projekte sollten den Wohnungsmangel nach dem Zweiten Weltkrieg lindern. Corbusier sah seinen Gebäudeentwurf als ideale Lösung für eine massenhafte Wiederholung an vielen Orten. Durch standardisierte Serienproduktion wollte er ein hohes Maß an Effizienz erreichen. Diese Wirtschaftlichkeit und die weite Verbreitung sollten der Masse der Bevölkerung einen erhöhten Wohnkomfort ermöglichen. Hier wurden Plattenbauten bewusst einheitlich und kostengünstig konstruiert; der Bekanntheitsgrad von Corbusier förderte die Verbreitung seines Standardbauwerkes.
Seit diesen Anfängen wurden und werden weltweit ganze Wohnsiedlungen, Bürohochhäuser, Industrie- und andere Großbauten aus vor Ort oder werkseitig gegossenen Betonplatten und Betonfertigteilen errichtet.
"Die Architektur hat eigentlich überhaupt keinen Nutzen", sagte Oscar Niemeyer, einer der ganz bedeutenden Architekten des 20. Jahrhunderts . "Die einzigen, die von ihr profitieren, sind die Reichen. Die anderen sind doch im Slum am Arsch."
Mag sein, dass Niemeyer die Architektur der Plattenbauten von Halle-Neustadt nicht gefallen hat oder hätte, er stand fürs Runde und geschwungene, weniger fürs Eckige der Platte.
Die Idee, Menschen würdiges Wohnen zu ermöglichen, ob in eckigen oder rundlichen Neubauten, wird ihm ganz bestimmt gefallen haben.
Mehr zu Oscar Niemeyer: http://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Niemeyer
Die Idee, Menschen würdiges Wohnen zu ermöglichen, ob in eckigen oder rundlichen Neubauten, wird ihm ganz bestimmt gefallen haben.
Ja, denke ich auch. In dieser Deiner Formulierung steckt auch das ganze Problem, ein Hinweis auf den dummen Dünkel und die Ahnungslosigkeit bei der Beurteilung und demVerständnis von Architektur, die letztendlich von dieser blöden Verachtung des Materiellen herkommt, die nichts kennt als "Geist". Geister brauchen ja keine Wohnung (auch wenn doch, dann nehmen sie historistische Spukschlösser).
PS: Niemeyer hat z.B. im Hansaviertel in Berlin auch "eckig" gebaut.
Wieso macht dich der "Dorfplatzcharme" stutzig? Und warum kommt auch bei Dir, obwohl so far, far away, automatisch das hartz-Wort?
Ich habe hier im Freitag mal gekramt. Und habe da einen Beitrag gefunden, der sich - über sieben Ecken - auch mit dem Plattenbau befasst.
Thomas Ahbe schreibt da - im Jahr 2002 - über die Identitätssicherung der Westdeutschen via Abrenzung von den Ostdeutschen.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-schwarze-legende
Allen voran der Historiker und Talksdampfplauderer Arnulf Baring, der die "seelischen Verheerungen" der Ostdeutschen auch am Beispiel der Plattenbauten konstatiert. Vorher meditiert er allgemein über die psychischen Deformationen der Ostdeutschen, die deren Aufschwung sehr im Wege stünden.
Insbesondere fehlten der Ostbevölkerung solche Eigenschaften wie "Verantwortungsgefühl, Risikobereitschaft und selbstsichere Unternehmensfreude". Na, das ist doch schon mal trefflich diagnostiziert.
Und dann wollen sie auch aus den Plattenbauten nicht raus, sind nicht zum Umzug in die Innenstädte zu bewegen. Denn, - so spießt Thomas Ahbe den Baring auf - "Weshalb sollten sie Freude an einem Renaissance-Erker oder einem Barockportal empfinden? Man hat sie nie gelehrt, dass dergleichen schön und für das Selbstgefühl der Bewohner wichtig ist."
Nun ja - im Jahr 2002 war das. Jetzt nach 12 Jahren weiterer Entwicklung sind manche Innenstadtbezirke in Berlin nun gänzlich von allen Ostberlinern geräumt. Die wollten dringend auch in die Plattenbauten, wo die anderen nicht rauswollen. So sind die, die Ossis - hocken immer so beisammen.
Ich frage mich, wieso kommt mir das in den Sinn, wenn ich hier so "Konfuzzi-Anisches" lese. Konfutzius - scheint über den Baring auch nicht so richtig hinausgekommen.
Nein, er ist nicht nicht über Baring hinausgekommen, Kuntz IST Baring! - Kleiner Scherz... :-))
Danke fürs Stöbern. Man kann jetzt die Texte von vor der FC-Gründung online kommentieren. Prima, wa? :-)
Noch'n Kalauer: Lieber in der Platte hocken und stumm bleib'n, als Plattitüden bloggen und dumm sein!
:-)))
Ja, weißt Du übrigens, woher ich den Ahbe recherchiert habe? Über das Kultur-Portal, das Du auch kennst. So gehts manchmal.
Schöner Kalauer, danke dafür. :-))))
in sachsen anhalt ist der hund begraben und hipp ist irgendwie anders
Ich habe mich letztes Jahr mehrmals einige Tage in der NRW-Provinz herumgetrieben, es war Arbeit zu erledigen. Meine Eindrücke könnte ich mit den selben Worten ausdrücken. Es hat mich aber an die Provinz erinnert, aus der ich komme, also hab ich mich gleich irgendwie heimisch gefühlt.
PS: Plattenbauten gabs auch, wenn auch keine Plattenbaustadt...
:-)
Pardon, das war eben @ch.pfaffen
oh je, cp, ich bitte um Verzeihung: ch.paffen, mit zwei, nicht mit 3 f. :-)
*sorry schnuggelig is anders *
Marzahn ist viel schnuggeliger. Dort ist aber auch alles ein bisschen anders, als man denkt, obwohl es immer wieder berechtigte Empörung gab wegen der Sache mit den Asylbewerberwohnheimen in Hellersdorf-Marzahn.
Es ist auch nicht gut, ganze Orte einfach so und pauschal zu verteufeln.
Lieber goedzak,
vielen Dank für den Ausflug in die Zeit, als bauliche Veränderungen noch allgemein erwünscht waren, als... strahlend weiße Wohnblöcke inmitten einer Mondlandschaft.... eher als Zeichen der Hoffnung denn als Ausdruck einer seelenlosen Betonierung des Alltags empfunden.... wurden, als sich die großen Wohnungsbaugesellschaften noch als gemein-, nicht als eigennützig verstanden!
Die Großsiedlung war ja ein Konzept mit vielen Wurzeln, propagiert nicht allein von Le Corbusier, sondern auch von Architekten und Städteplanern ab ca. 1922 in Frankfurt, Stuttgart,Dessau, Berlin und anderen Orten in ganz Europa, weltweit exportiert unter dem Label International Style , nach dem Krieg gestalterisches und urbanistisches Rüstzeug für den Wiederaufbau, befeuert von den Visionen der Metabolisten und schließlich zu Tode geritten in unzählbar vielen Beispielen seriellen Wohnungsbaus in großen Stückzahlen mit beschränktem Variantenreichtum.... eine umfassende Befreiung aus dem "Wohnungselend" (hier ein finsters Beispiel aus dem Jahr 1950 http://www.zeit.de/1950/19/wohnungselend-forderte-menschenleben ) im Geiste der Charta von Athen von 1933.
Gut 30 Jahre später setze mit der Charta von Venedig die Aufwertung des Denkmalschutzes ein, der in Westdeutschland etwa um 1975 zu einer Änderung der städtebaulichen Leitbilder führte, zu einer neuen Wertschätzung der vorhandenen Strukturen und Nutzungen, die mit der sogenannten behutsamen Stadterneuerung erhalten und gestärkt werden sollten. Auch in der DDR gab es entsprechende Überlegungen zum urbanen Bauen, die z.B. im Nikolaiviertel umgesetzt wurden, aber auch in Halle: hier wurde sogar eine eigene Bauweise für die Innenstadtlagen kreirt, die Hallesche Monolithbauweise
http://de.wikipedia.org/wiki/Hallesche_Monolithbauweise
Herzliche Grüße
archie ;-)
Danke, archie, Du hast die Hintergründe gut zusammengefasst. Auch der Hinweis auf Parallelitäten in Ost und West ist wichtig, das liest man ja eher selten.
Dass es hierzulande einmal schlimmstes Wohnungselend gab, und dass es das andernorts immer noch gibt, scheint den ideologiegesteuerten Verächtern der "Platte" keinen Gedanken wert zu sein. Dass es Formen von Elend gibt, die auch in mehr oder weniger komfortablen Wohnungen anzutreffen sind, ist dafür keine Entschuldigung!
Lieber goedzak,
interessanterweise schlägt das Pendel zurück.... viele jüngere Architekturbüros beschäftigen sich mit Wohnhochhäusern und großmaßstäblichen urbanen Figuren, hier verlinkt ein Beispiel des Büros BIG (nomen es omen;-)
LG
archie
PS: und hier noch ein gebautes Beispiel von BIG