(1) Stolpersteine vor dem Kurhaus Binz, 2012
Für das Tourismusmarketing sind solche Metaphern ein Schmankerl. Deshalb wird das schon vor Jahrzehnten geprägte Wort heute vielfältig kolportiert: Dies hier ist Der Balkon von Rügen, das Kurhaus in Binz mit dem davor gelegenen Kurplatz. Warmer Sonnenschein, blauer Himmel, ein paar reinweiße Wölkchen, das dunkelblaugrüne Meer etwas aufgeschäumt, leichte Brise von der See – bei solchem Wetter hier zu sitzen, lässt einen ahnen, was seit der Erfindung des Kurens und der Sommerfrische die betuchten Bürger ans Meer gezogen hat. Der Faszination der weißen Bäderarchitekur, so mondän und exklusiv sie sein mag, kann sich auch der nüchterne Plebejer nicht völlig entziehen.
(2) Auf dem Kurplatz Binz, 2012
Der weiträumige, zum Meer offene Kurplatz mit seinen Pergolen, den beiden Wandelhallen, dem Orchesterpavillon - eine symmetrische Anlage mit leicht übermenschlicher Dimension, darin zu dem mächtigen Jugendstilbau des Kurhauses passend - ist das 1937 fertiggestellte Werk des Landschaftsarchitekten Alwin Seifert. Von dem zugleich eleganten wie gemütlichen Stil der hölzernen Bäderarchitektur des 19. Jahrhunderts ist nun nichts mehr zu sehen. Die kalte, reduzierte, herrische, den Klassizismus in die Moderne zurückholende Ästhetik der NS-Architektur gibt sich hier subtiler als bei Albert Speer, edler, bürgerlicher als nebenan beim KdF-Koloss von Prora (NS-Architekt Clemens Klotz), ist aber durchaus erkennbar. Für Seifert ist Binz nur ein Nebenjob. Seit 1934 wird er vom RAD-Chef Todt damit betraut, die im Bau befindlichen „Reichsautobahnen“ in die deutschen Berge, Wälder und Auen einzupassen. In der Ökologiebewegung ist der 1940 zum „Reichslandschaftsanwalt“ ernannte Seifert heute noch ein Begriff.
(3) Konzertplatz vor dem Binzer Kurhaus, 1938
https://lh5.googleusercontent.com/-YbbgumiBeAw/UD6Cvn7EUCI/AAAAAAAACy8/S1hnJMSVxic/s800/K.pl.%252C1938%252CPreistafel.jpg(4) Die Preise fürs Käffchen, 1938
Im Sommer 1938 kann man auf der Terrasse des Kurhauses folgende Angebote genießen: Kaffee-Tasse, Kaffee-Kännchen, Kaffee-HAG, Schokolade, Tee mit Zitrone oder Sahne, Wiener Melange, Gemischtes Eis, Eis-Schokolade, Eis-Kaffee, diverse Torten, diverse Kuchen, Bier, Orangeade. Das Kännchen kostet 80, das Stück Torte 45, der Kuchen 30 Reichspfennige.
Anfang August 2012 gibt es an gleicher Stelle „Heißgetränke von unserer Mamma Mia Estate Kaffeemischung“, ab € 2,50 das Tässchen Espresso (doppelt 4,70!), Eisbecher, Rügener Obstbrände. Ich schätze, das Verhältnis der Preise zum allgemeinen Einkommensniveau hat sich heute wieder auf das Vorkriegslevel eingepegelt. Die regionalen Zeitungen vermelden, dass das im Gastro-Michelin bisher hochdotierte Hotel Kurhaus Binz, zur Travel Charme-Gruppe gehörig, freiwillig alle Sterne abgegeben hat. Die Branche goutiert das zwar nicht, aber der Hotelmanager begründet den Verzicht auf die Besternung damit, den potenziellen Gästen die Scheu vor dem Edel-Hotel nehmen zu wollen. Der Doppelzimmerpreis von über 200,- € in der Saison wird aber wohl das Niveau dieser Scheu beständig hoch halten.
Ich, der ich verglichen damit, mein Urlaubsquartier für lau bekommen habe, und der ich, da ohne Scheu vor öffentlichen Verkehrsmitteln und minderbemittelten Mitreisenden, für rund einen Zehner aus dem Süden bis an die Küste gereist bin, gönne mir jetzt auf der ideal besonnten Kurhausterrasse einen Mamma-Mia-Espresso und einen Insel-Obstler. Ersterer ist okay, letzterer kratzig und eines solchen Hotels und seines Preisniveaus ganz und gar unwürdig.
Dass ich trotz überhöhter Tarife hier sitze, liegt nicht etwa an der Neigung, sich mal luxuriös zu fühlen, sondern ist dem Versuch geschuldet, dem speziellen genius loci mit leichtem Erschauern vor der Historie nachzuspüren. Die Steine sind imprägniert von bürgerlichem Luxus, ideologischen Ausschwitzungen aller Art, den Hoffnungen, Sehnsüchten und auch jeder Menge nicht so erhabener Gefühle der Menschen, die sich hier tummelten.
Im Jahre 1938, als das Kännchen 80 Pfennige kostete, und als gegenüber im Konzertpavillon fröhlich und noch unbekümmert die besten Orchester aufspielten, waren die Binzer Nazis unter Führung des NSDAP-Bürgermeisters kurz davor, eines ihrer wichtigsten Ziele zu erreichen: die „Arisierung“ des Kurhauses. Es gehörte bis dahin, im Verein mit drei Mitgesellschaftern, dem ungarischen Juden Adalbert Bela Kaba-Klein, aus Berlin stammend, mit einer nichtjüdischen Deutschen verheiratet, SPD-Mitglied. Er hatte das Haus bereits im Krisenjahr 1923 der Gemeinde Binz abgekauft und betrieb es seitdem als exklusives Hotel für betuchte Gäste besonders aus dem Berliner Jet-Set. Kaba-Klein wird als musik- und kunstsinniger Mensch beschrieben, der zahlreiche Bekanntschaften und Kontakte in der Berlin-Potsdamer Film- und Musikszene hatte. Diese Beziehungen kommen dem Hotelbetrieb zugute, das Haus ist immer voll, Ufa-Stars geben sich die Klinke in die Hand, in den Bars und auf dem Konzertplatz spielen gute Musiker aus dem In- und Ausland.
(5/6) Das Kampfblatt in Binz, 1935
Fünf Jahre lang wehrt sich Kaba-Klein gegen die Bedrohung. Solange auch steht er dabei unter völkischer Beobachtung. Den Pavillon an der Promenade zwischen dem Haus Orplid neben dem Kurhaus und dem in Kreisen des amüsierwilligen Bürgertums ebenfalls sehr beliebten Hotel Dünenhaus hat die Nazi-Zeitung Völkischer Beobachter okkupiert. Ein Pimpf in kurzen Hosen fläzt breitbeinig an einem demonstrativ fast mitten auf die Promenade geschobenen Tisch, Adler, Hakenkreuz und Nazi-Flagge im Rücken und schaut in Richtung des ‚verjudeten’ Kurhauses. Die Karte mit diesem Motiv ist am 17. Juli 1935 beschriftet worden. Einige Wochen zuvor hatte das Nazi-Blatt die Bekanntgabe einer neuen Verfügung bejubelt: das Verbot, ‚Niggerjazz’ im deutschen Rundfunk zu spielen.
https://lh3.googleusercontent.com/-CutasQRz_NU/UFh7SMxatwI/AAAAAAAAC3g/oXzp0Upjxmw/s800/K.pl.%252C1938_Kapelle.jpg(7) Kapelle im Musikpavillon, 1938
Am 14. Juli 1937 sitzt auf dieser Kurhaus-Terrasse ein „dankbarer Hellmuth“, der an Vater, Oberpostsekretär a.D. Carl Kind, und Mutter in Fürstenberg an der Oder (heute ein Ortsteil des Ex-DDR-Industriestandorts Eisenhüttenstadt) zwei Karten schreibt. Die eine zeigt „umseitig de(n) neu erbaute(n) Musikpavillon – Kapelle ist sehr gut. Gemischtes Orchester, Bläser, Streicher, Flügel, Harmonium, großes und kleines Schlagzeug sowie Streichbaß. – Eine zweite Kapelle für Tanz ist hier. Es sind Ungarn. Ihre National-Tänze können sie, Jazz, ein furchtbares Geheule.“ Die Kapellen, die im öffentlichen Kurplatzpavillon auftreten, werden gemäß eines Vertrags mit der Gemeinde Binz von Kaba-Klein engagiert und bezahlt.
Hellmuth macht zwar auch ein bisschen Urlaub: „Heute ist Mittwoch, jetzt vormittag 10 Uhr. Es nieselt, aber trotzdem warm und windstill. Gehe gleich baden.“ Aber er ist voll banger Erwartung und auf dem Sprung: „Eben war ich zur Post, sie kommt aber scheinbar erst nachmittag 5 Uhr.“ Etwas genauer erklärt er sich auf Karte 2: „Liebe Eltern! Der Schreck, der mir am Sonnabend in die Knochen gefahren ist, sitzt immer noch drin. Gelingt es mir, das Vorhaben mit der Ufa und Europa auszuführen, dann haben wir nichts zu befürchten. Ich bin also stündlich nach Berlin startbereit. Nennt man beim Verleih keinen festen Termin, dann werde ich sie von hier telefonisch dazu zwingen. – Mir geht es gut und hoffe von Euch dasselbe. Herzlichst Euer dankbarer Hellmuth - PS: Mit dem Geld klappt es bis jetzt gut.“ Ein Mann in Unruhe, doch voller Entschlossenheit!
Was mag da los gewesen sein? Welche Geschäfte hatte unser Mann mit der Ufa und der Europa Fimverleih AG abzuwickeln?
(8) Firmenkuvert der EUROPA Filmverleih AG, 1935
Ich habe es heraus gekriegt: Ein Hellmuth Kind, Film-Kaufmann, eröffnet 1950 als „Ostzonen-Flüchtling“ in Holzminden das Kino Union-Theater, 1960 dann, es läuft prima, ausverkaufte Vorstellungen, Varieteprogramme, ein Wahlkampfauftritt von Ludwig Ehrhardt, das Roxy. Das erste Mal taucht der Name Hellmuth Kind in den Annalen der deutschen Kinogeschichte bereits 1938 (!) auf. Der dankbare Sohn eines achtbaren deutschen Postbeamten führt das Kino Union-Theater (!) in Fürstenberg/Oder in der Bahnhofstraße 100, die seit 1933 Adolf-Hitler-Straße heißt. Der im Juli 1937 ganz unsichere Deal mit der Ufa und der Europa-Filmverleih AG ist anscheinend doch noch zustande gekommen. Zum Verleih-Programm der Europa gehörte seit 1940 auch der antisemitische Film Jud Süß, ein Kassenschlager, den 20 Millionen zahlende Zuschauer begeistert gesehen haben. Kein Kinobetreiber wird sich dieses Geschäft entgehen lassen haben. In den auffindbaren Kino-Verzeichnissen wird H. Kind bis in die vierziger Jahre als Betreiber des UT in Fürstenberg geführt.
(9) Bela Kaba-Klein (ganz rechts) vor dem Kurhaus mit Gästen und Künstlern, 1949
Adalbert Bela Kaba-Klein, der Mann, dem im Sommer 1937 das mondäne Kurhaus Binz noch gehört, und der die ungarische Kurkapelle engagiert hatte, hat Gestapohaft, Lager, Kriegswirren überlebt und kehrt zur Zeit von Hellmuths Flucht gen Westen nach Binz zurück. Die Enteignung durch die Nazis wird 1950 per Gerichtsbeschluss für nichtig erklärt. Kaba-Kleins Versuch aber, dort weiterzumachen, wo er 1938 aufhören musste, währt nicht lange. Anfang 1953 startet eine groß angelegte Enteignungskampagne an der Ostseeküste, die sog. Aktion Rose. Kaba-Klein wird wie hunderte andere private Hotel- und Pensionsbesitzer unter dem Vorwurf kleinerer oder größerer Wirtschaftsvergehen erneut enteignet, vor Gericht gestellt und wegen Betruges zu zehn Jahren Haft verurteilt. Drei sitzt er ab und geht nach der Entlassung nach Berlin (West), wo er 1962 stirbt.
(10) "Privileg der Geldsäcke", 1950er Jahre
(11)"Bad der Werktätigen", 1950er Jahre
„Früher das Privileg der Geldsäcke -“ ist auf einer Ansicht des Kurplatzes aus den frühen fünfziger Jahren zu lesen. Auf einem anderen Foto findet sich die Fortsetzung der Parole: „...heute Bad der Werktätigen!“ Die Aktion Rose der DDR-Regierung, eine brutale revolutionäre Maßnahme gegen als kapitalistische „Feinde“ angesehene Privateigentümer, ohne Rücksichten gegenüber den betroffenen Menschen, begleitet von einer die Betroffenen in ihrer Menschlichkeit in Frage stellenden Rhetorik („Geldsäcke“, „Gauner“, „Ratten“), wie sie von Revolutionären und Konterrevolutionären aller Couleur über die Nazis bis F. J. Strauß und Sarrazin zu hören ist, ist der Beginn und Element einer Sozialpolitik, die, anders als bei den KdF-Nazis, nicht Demagogie und Illusion bleibt, sondern die DDR-Ostseeküste in den sechziger bis achtziger Jahren tatsächlich zu einem Massenurlauber-„Paradies“ werden lässt – in den Farben und Formen des DDR-Sozialismus natürlich.
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https://lh3.googleusercontent.com/-fOuGdA3Ewn8/UFiCtCiq3GI/AAAAAAAAC4A/A5V8VF14dy0/s400/parole_2.jpg(12/13) Graffiti in Prora, 2012
Jetzt ist das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen. Und wieder gibt es Verlierer.
An einem Espresso und einem Obstler kann man sich nicht sehr lange festhalten und ich will schon gehen, als mir auffällt, dass sich immer mehr gediegen gekleidete Damen und Herren mittleren Alters, Fotografen und sogar ein Fernsehteam vor einem Mikrofonständer einfinden. Punkt 15 Uhr tritt eine Frau an das Mikro, begrüßt die Anwesenden, erklärt, dass nun eine Feierstunde zur Installation von vier Stolpersteinen vor dem Kurhaus Binz beginne. Die Messingquader sind Bela Kaba-Klein und seinen drei Gesellschaftern gewidmet. Während ein Mann, ausgerüstet mit Maurerkelle und Mörteleimer und als einziger der Anwesenden in verschlissene Jeansklamotten gekleidet, die Steine in das Pflaster setzt, redet der Bürgermeister von Binz über Rechtsradikalismus in Meck-Pomm und der Direktor des Kurhaushotels von den mangelhaften Geschichtskenntnissen seiner Angestellten. Schließlich tritt auch der Mann mit der Maurerkelle, der Künstler Gunter Demnig, inzwischen fertig mit seiner Arbeit, ganz ohne Redeskript an das Mikro und erzählt von seinen Erlebnissen beim europaweiten Installieren der Stolpersteine.
Tage später schreiben die Meck-Pomm-Faschos auf einer ihrer websites von „sogenannten Stolpersteinen“ für „Zionsjünger“.
Die Geschichte ist nicht am Ende.
(14) Binz, Kurplatz, um 1940
(15) Binz, Kurplatz, 2012
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(16) Am Konzertpavillon, 1955
(17) Am Konzertpavillon, 2012https://lh6.googleusercontent.com/-u4LR8IZGzug/UFh526n-5vI/AAAAAAAAC3U/vg2595S-9g4/s640/P1110808_ausschnitt.jpg
(18) Das neue Kurhaus in Binz, noch ohne Konzertplatz, um 1910
(19) Kurhaus Binz, mit Konzertplatz, 1941
(20) Kurhaus Binz mit Konzertplatz, 2012
Alle Karten von goedzak hier zur Ansicht!
Rügen war mal das Finistère (Ende der Welt) von Deutschland - und Mönchgut, die südöstliche Halbinsel, das Finistère von Rügen.
Kommentare 23
Von mir auch Respekt für den tollen Beitrag! Klasse! Mit Hochgenuss gelesen! Vielen Dank!
Ist klasse mitsamt der schönen Bilder.
Wo hast Du das alles her? Diese "Aktion Rose" - das war die blanke Willkür. Nix revolutionär.
Diese Stolpersteine - das ist ja irre, wo überall der Gunter Demnig welche gesetzt hat.
Gruß
Klasse Beitrag. Danke.
In einem anderen Zusammenhang schrieb ich kürzlich: "Geschichte zu kennen erleichtert das Verstehen von Gegebenheiten".
Das trifft auch hier zu. Gründlich recherchiert, gut belegt und toll geschrieben.
*****
lieber goedzak,
auch meine anerkennung für deine neuesten urlaubskarten.
an einer stelle freilich frage ich mich, wie das sprachlich geht:
Er hatte das Haus bereits im Krisenjahr 1923 der Gemeinde Binz abgekauft und betrieb es seitdem als exklusives Hotel für betuchte Gäste besonders aus dem Berliner Jet-Set.
kann man heute das wort jet-set sozusagen rückwirkend auch für die zwanziger jahre gebrauchen? mir sträubt sich etwas dagegen. du weißt, die ersten jets von messerschmidt flogen als jagdflugzeuge/militärmaschinen und blieben nicht lange oben.
Vielen Dank an Euch alle fürs Lesen, fürs Loben (ist ja auch sehr schön, ohne Frage :-))!
Ein Sommer-Text im Oktober, ja, doimlinque, bei dem Wetter dieser Tage nicht ganz abwegig.
Ich werde unbedingt noch auf Eure Kommentare im einzelnen eingehen - morgen, denn heute bin ich von der Oktobersonne und unserem Ausflug ermüdet bzw. meine Aufmerksamkeit wird jetzt noch von anderen Dingen beansprucht... :-)
Bis dann!
Eine Karte macht noch keinen Sommer, lieber goedzak,
es sei denn, sie kommt von Dir ;-))
Habe Text, Bilder und Links ausgiebig genossen und musste bei Deinem letzten "Literaturverweis" zu den Meck-Pom-Faschos an eigene Erlebnisse in Heringsdorf denken.... am Novembersonntag gehörte der Strand dort den blonden Jungs und Mädels mit ihren Kampfhunden.... Du hast recht:
Die Geschichte ist nicht zu Ende...
LG
archie
Ja, und ich hab schon einen Beitrag in Arbeit, der am 20.12.2012 gepostet werden soll. Ich weiß nur noch nicht, ob um 20:12 oder 12:20 Uhr.
Und warum nicht 12:12 Uhr?
Geschichte und Jazz - tatsächlich, das passiert also häufiger im global village! :-) Die beiden Fotos lassen mich hoffen, dass Du noch mehr derartiges Material hast?! - Dann ran, mach einen schönen Beitrag draus!
"Geschichte zu kennen erleichtert das Verstehen von Gegebenheiten".
Sehr weise! :-) Und es stimmt, ob man nun irgendwo rumläuft oder (angeblich) dumme Ansichtskarten beguckt, man sieht Erstaunliches.
kann man heute das wort jet-set sozusagen rückwirkend auch für die zwanziger jahre gebrauchen? mir sträubt sich etwas dagegen.
Deine Skepsis, schließlich bist du hier auch als Sprachkritiker bekannt, kann ich gut nachvollziehen. Um deine Frage zu beantworten: Ich hab es einfach getan. Die meisten Synonyme für dieses Wort sind ebenfalls jüngeren Datums (Schickeria, Yuppies...). Vielleicht wäre noch sowas wie Bohemiens gegangen, schien mir aber nicht ganz passend. Ich gestehe, dass ich auch nicht sehr lange über die Wortwahl nachgedacht habe. Und ich habe auch nichts dagegen, einen neueren Begriff für etwas historisches zu verwenden. Abgesehen von der Ironie, die dabei eine Rolle spielt, verweist man damit auch darauf, dass das, was man so bezeichnet, eine Urform dessen ist, was heute damit bezeichnet wird. Zum Beispiel hätte ich die Jazz-Musiker, die in Binz auftraten, auch als Pop-Stars bezeichnen können, denn damals war Jazz Pop, wurde erst später eine avantgardistische Musik.
Die Stolpersteine halte ich für eines der gelungensten öffentlichen Kunstprojekte überhaupt (Frau Knobloch hat da in meinen Augen Unrecht).
Da stimme ich zu. Demnig ist in seiner 'Rede' damals, die eigentlich auf sehr angenehme Weise keine Rede, sondern ein Erzählen war, auf die Kritik der Frau Knobloch eingegangen.
Das Drauftreten als böswilligen Akt zu interpretieren, ist etwas tendenziös. Man kann doch auch sagen, diese Steine im Pflaster, das, worauf sie anspielen, die Lebensleistungen derer, an die sie erinnern, gehört mit zu dem, das heute unsere Schritte, also unsere Kultur, unser Leben trägt.
Wo hast Du das alles her?
Ich habe im vergangenen Winter eher zufällig ein paar alte Ansichtskarten von Orten, die ich kenne, in die Hand bekommen. Mir, der ich, wie jeder, der was auf sich hält (:-)), die AK-Schreiberei eher gering geschätzt hatte, fiel auf, dass eine Reihe von AK'en von einem konkreten Ort aus verschiedenen Zeiten doch eine dokumentarische Qualität haben kann (auch wenn die AK-Fotografie an sich sicher keine realistische Foto-Kunst ist). Also begann ich systematisch zu sammeln. - Dann kam noch was dazu: die Beschriftung auf der Rückseite! In den allermeisten Fällen sind das tatsächlich seit Jahrzehnten die immergleichen Standartformulierungen zum Wetter, zum Essen, und die Grüße. Aber manchmal gibt es zusätzliche Bemerkungen, die einiges erzählen. Und dann beginnt man, Verbindungen herzustellen, auch zu recherchieren...
Macht Spaß! :-)
Diese "Aktion Rose" - das war die blanke Willkür. Nix revolutionär.
Die Aktion Rose ist im Prinzip so revolutionär oder terroristisch oder verbrecherisch wie etwa das, was Danton und Robespierre 1793/94 so verzapft hatten, um mal ein extremes Vergleichs-Beispiel zu benutzen.
Die Franz. Revolution ist weitgehend historisiert und wird heute sachlich besprochen (abgesehen von immer mal wieder auftauchenden reaktionären Royalisten oder wer sonst noch so sein Süppchen auf diesem Knäckerchen kochen mag). Das sollte ebenso mit der frühen (und auch späteren) DDR-Zeit möglich sein.
Hatte ich nicht mein Gefallen am Artikel ausgedrückt? Offensichtlich nicht. Jetzt aber!
Ja, mir gehts mit meinen to-do-Listen auch oft so... :-)
Was man bei Wikipedia nachlesen kann, sind Hinweise auf Fälle, wo örtliche Jüdische Gemeinden sich der Argumentation Knoblochs anschlossen und genau deshalb dagegen waren. Von Einwänden von Angehörigen und Nachkommen der Opfer wird nicht berichtet.
Die meiste 'Kritik', die das Projekt bekommt, kommt von Immobilienbesitzern, die in der Verlegung von Stolpersteinen vor ihren Gebäuden eine angebliche Wertminderung sehen - und natürlich von denen, die gern solche Worte wie "Zionsjünger" benutzen.
Lieber goedzak,
vielen Dank für diesen erstklassigen Beitrag, der sich so leicht liest (und den ich erst jetzt lesen konnte), dass man vergessen könnte, wieviel Arbeit, Mühe und gelassene Leidenschaft wahrscheinlich darin steckt.
lg
Ich danke Dir! - Arbeit macht das schon, nicht zu knapp. Sieht man schon daran, dass der Text jetzt erst fertig geworden ist. Aber das ist nichts gegen den Spaß an den Entdeckungen, die man macht, so auf unscheinbaren alten Ansichtskarten (siehe die Hellmuth-Kind-Geschichte). Und es macht den Aufenthalt noch am langweiligsten oder ungemütlichsten Ort interessant, wenn man ihn 'lesen' kann...
redet der Bürgermeister von Binz über Rechtsradikalismus in Meck-Pomm und der Direktor des Kurhaushotels von den mangelhaften Geschichtskenntnissen seiner Angestellten.
Die haben ja eine besondere Art, für sich zu werben....
Bürgermeister neigen bei dem Thema sonst dazu, rechtsradikale Vorfälle eher herunterzuspielen bzw. als von 'Zugereisten' verübt darzustellen. Bei dieser Veranstaltung schien das dem Binzer OB wohl unangebracht.
Mit dieser Benachrichtigungsfuktion ist ja fast schon wieder sowas wie PN möglich, nur das alle mitlesen können... :-) Also, ich habs mir angesehen und werde heute noch kommentieren, brauche dazu aber etwas mehr Zeit und Ruhe, die ich erst später haben werde. Einen Gruß an Dich! g.
Danke Dir! :-)
Jan Kosok hat recht, warum benutzen die Leute nicht als erstes den Meldebutton?!
Viele Grüße v. g.