Die Kritik am sogenannten Gutmenschen war mal eine Kritik an der Doppelmoral, am Lippenbekenntnis, am gefühligen Gesinnungskitsch. Der Gutmensch im ursprünglichen Sinne ist einer, der das, was er kritisieren, also zunächst mal analysieren müsste, kurzerhand ganz ohne Analyse und Kritik zu etwas pauschal "bösem" erklärt. Der so verstandene Gutmensch kämpft gegen das Böse, indem er gegen die Bösmenschen kämpft. Gegen die von ihm identifizierten Bösmenschen kämpft er, indem er Keulen schwingend auf sie losrennt. Dabei kommen ganz verschiedene Keulen zum Einsatz. Einige wenige seien aufgezählt: die Faschismus-, auch Nazi-Keule genannt, die Antisemitismus-Keule, die Rassismus-Keule, die Sexismus-Keule, die Verschwörungstheorie-Keule usw. Dieses Gebaren der Gutmenschen, dieser Furor gegenüber den zu Bösmenschen erklärten Gegnern, wird von denjenigen, die sich gegen solchen Tugendterror wehren, gern mal dadurch karikiert, dass das so gern von den Gutmenschen verwendete "böse" durch das Ersetzen des weichen "B" gegen das harte Aggro-„P" ersetzt wird. Ein "pöser, pöser" Nazi ist demnach kein echter Nazi, sondern ein von Gutmenschen verleumdeter Montagsfriedenskämpfer oder sächsischer Heger und Pfleger der christlich-abendländischen Kultur - nur mal als Beispiel.
Eine lustige Verballhornung, so scheint es. Doch es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Wort "pöse" um eine Wortschöpfung mit einem sehr, sehr ernsthaften etymologischen Hintergrund handelt. Das Wort "pöse" ist durch einige phonetisch-evolutionäre Wandlungen, Anlautverhärtung, Auslautverweichlichung, Diphtongverschliff usw. usf. aus dem Wort "ponerös" entstanden. (Beachte, lieber Leser, mit dem Adjektiv "porös" hat das zwar nicht nichts, aber doch nur sehr wenig zu tun!) Ja, und ponerös ist schlicht und einfach das Adjektiv zu "Poneros", dem altgriechischen Wort für das Böse. Womit sich ein Kreis schließt.
Dies als notwendige Vorrede zur nun folgenden Buchbesprechung.
Es geht um das neue Standardwerk der inter-//-nationalen Kämpfer gegen die „Reiche des Bösen“ (erst die Sowjetunion, jetzt die Vereinigten Staaten von Amerika): Politische Ponerologie von Andrzej Łobaczewski (1921-2007), einem polnischen Psychologen mit dem Spezialgebiet Psychopathologie.
Hier erfährt man, wie psychisch gesündere Populationen systematisch von krankhaften Individuen unterwandert und unter Kontrolle gebracht werden. Die normalen Bevölkerungsteile werden solange getreten, bis sie sich der neuen Dynamik fügen und komplementäre Störungen entwickeln. (...) Endlich verstand man, dass nicht Dämonen oder die Abkehr vom Glauben aus Menschen Monster macht, sondern andere Faktoren. Narzisstische oder psychopathische Persönlichkeiten fühlen und denken nicht wie der Rest von uns (...) Ihnen macht es nichts aus, anderen Menschen jedes Maß an Leid zuzufügen. Es handelt sich um hintertriebene Charaktere, die ihr wahres Ich hinter einer gewöhnlichen oder auch charismatischen Fassade verbergen können. (...) Es sind die verrückten Militäroffiziere, korrupte Politiker, Hochstapler, Haustyrannen, Anlegerbetrüger, Pädophile, Wunderheiler, Sektenführer, Heiratsschwindler, Online-Kriminelle, Terroristen, Gotteskrieger und fanatische Revoluzzer. (...) Bis zu fünf Prozent jeder Bevölkerung sind dem narzisstischen und psychopathischen Spektrum zuzuordenen, ganz egal welche Hautfarbe oder welcher Glaube.
(aus einer Fan-Rezension)
Die Politische Ponerologie hilft gegen die keulenschwingenden Gutmenschen, denn auch die sind das Poneröse bzw. das Pöse. (Wohlgemerk hier nicht als Verballhornung des Bösen, sondern als dessen Hypertrophierung zu verstehen!!!) Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass die meisten Gutmenschen nicht die Primär-, sondern die Sekundär-Ponerösen sind. Als solche aber stehen sie einem Sieg über die genetisch-biologisch defekten Pösen, die uns beherrschen, einfach nur im Wege! Diese Gutmenschen sind also die (sekundären oder gar primären) Bösmenschen, und die „Bösmenschen“, gegen die sie ihre Keulen schwingen, sind wir alle, die eigentlichen Gutmenschen! Soweit klar? Die Politische Ponerologie ist die Wunder-Waffe im End-Kampf zwischen den (leider nicht, wie Occupy träumte, 99, sondern) grob geschätzt 66% Guten gegen, grob geschätzt 28% Sekundär- und um die 6% Primär-Pösen.
Soweit zur Erläuterung und nun zur Textkritik.
Ich habe mich durch das Buch, weit über 200 Seiten – ja, so muss man es sagen - gequält. Kam mir dabei wie ein Sichtkontrolleur am Fließband vor. Die Sätze ruckelten schier endlos an mir vorüber. Sie ähnelten sich wie ein Stück Pressblech dem anderen. Wenn ich wenigstens in jeden ein Loch hätte stanzen können, aber nein, ich musste sie lesen! Eine Arbeit, die man nur gegen gute Bezahlung machen sollte. Ich hab's für Euch getan.
Es ist direkt verwunderlich, aber es hatte auch was Gutes. Was die dröge (und wenn ich dröge sage, dann meine ich dröge) Sprache nicht schafft, das bringt mir die Qual des Lesens: den unbändigen Hass auf "mutante Psychopathen", die sich sowas wie Fließbänder, Industrie, die ganze Moderne, Transatlantikkabel, Kommunismus, Homoehe und Säcke voller zwischen den Zähnen knirschender Sätze ausgedacht haben. Nieder mit ihnen! Sie müssen persönlich identifiziert und abgeschottet werden!!!
Ich weiß nicht, ob der Autor am Ende seines Lebens nochmal in einen Spiegel geguckt hat. Vielleicht hatte er gar keinen. Er war ja arm und verfolgt und alles. Aber falls doch, wird er kein Spiegelbild gesehen haben können! Denn es ist traurigerweise etwas mit ihm passiert, was den guten Helden beim Kampf gegen die Mächte des Bösen oft passiert ist. Er schnitzte den Holzpflock, aber wurde gebissen, bevor er ihn der Bestie ins Herz stoßen konnte. So manchem Exorzisten ist der Teufel in den Leib gefahren, den er einem anderen (jungen, schönen - schluck...) Leib gerade ausgetrieben hatte. Andrzej schreibt auch davon. Ich bin ganz sicher, der Autor hat sich am Gegenstand seiner Forschungen infiziert. Das ist Tragik!
Und deshalb ist die Identifizierung des Psychopathen, die Beendigung unserer Interaktionen mit ihnen, ihre Abschottung von der Gesellschaft und die Beendigung unserer Rolle als ‚Nahrung‘ für sie oder als Objekte, die betrogen und benutzt werden können, die einzige effektive Strategie, die wir ausspielen können. (234)
Doch was passiert konkret nach der „Identifizierung“? Wo steckt in der Ponerologie, neben dem eben besprochenen Teil posttheologischer Dämonologie, die Soteriologie, die Lehre von der Erlösung? Und es fehlt auch weitgehend die Agathologie, die Lehre vom Guten. Alles muss man selber herausklamüsern. Das kann nicht Sinn und Zweck eines neuen weltlichen Katechismus sein! Zum Glück ist es immanent.
Versuchen wir es also einmal. Wer sind die Guten? Wir alle, die wir ohne Macht sind, ohne Kriegstrieb, ohne Reichtum, ohne die Sünde der einverständigen Marx-Lektüre, ohne sexuelle Perversionen, ohne unmoralische Gelüste usw., also ohne diesen nicht näher benannten biologisch-genetischen-psychopathologischen Knick.
Soweit klar, aber der Teufel liegt im Detail. Darf ich meiner Konsumfreude frönen? Darf ich Fleisch essen? Darf ich blasphemische Witze reißen? Darf ich meine ästhetisch-erotische Faszination am Gesicht von Conchita Wurst (nicht an ihrem Nachnamen) bekennen? Darf ich meinen Samen einfach so, ohne den Zweck der Fortpflanzung versprudeln? Ich finde keine richtige Antwort. Die Indizien deuten eher auf ein „Nur unter der Bedingung, dass...“, ein „Vorläufig noch...“ oder gleich auf ein „Nein!“
Was nur heißen kann, auch ich bin böse! Was des weiteren heißt, dass auch ich mich vor der gerechten Er- bzw. Endlösung fürchten muss, denn trotz aller Unbestimmtheit in den Aussagen scheint es für die Bösen auf lebenslange Internierung der „identifizierten“ Psychopathen („Abschottung“) hinauszulaufen. Oder gleich Kopf-ab. Oder Internierung/Abschottung und anschließende logistisch effektivierte Unschädlichmachung. Vielleicht noch Kastration als Option auf die Zukunft. Ich hoffe inständig, dass wenigstens auch Abschwören eine Alternative ist. Lieber auf Fleisch, (zweck)freie Liebe, deviante Sexpraktiken, x-erotische Anwandlungen und rahmengenähte Schuhe aus echtem Leder verzichten, als... ach, ich will gar nicht länger drüber nachdenken.
Ich glaube, dass der Ursprung der Ungleichheit der Menschen und die geschichtlichen Verläufe der Jahrtausende, wo Menschen viel Leid zugefügt wurde (...) nicht rein soziale Phänomene sind; ich glaube, dass es eine starke biologische Komponente für dieses Verhalten gibt. (...) Letztendlich werden nur Sozialwissenschaften mit einer großen Dosis an biologischen Wissenschaften fähig sein, diese menschliche Eigenschaft zu studieren und zu heilen.
Was Glenn R. Storey, ordentlicher Professor für Altphilologie und Anthropologie, University of Iowa, hier nur zaghaft andeutet, müsste viel deutlicher ausgesprochen werden.
Denn es ist ja nun nicht so, dass noch keine Alternativen bei der Vernichtung oder Paralysierung der Bösen (Kopf-ab, Internierung) oder zur Austreibung des Bösen aus den Psychopathen (Abschwören) entwickelt worden sind. Damit meine ich nicht den Exorzismus! Der ist als Methode nun doch langsam veraltet, obwohl er noch in den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts mit einigem Erfolg angewendet wurde. Wir reden hier aber nicht von der theologischen, sondern von der wissenschaftlichen Ponerologie! Aber nichts davon wird erwähnt! Es gibt doch Psychopharmaka. Gut, die wurden ja auch vielfältig in die Dienste des Bösen gestellt, aber die Pillen können nichts dafür. Man kann sie also auch umnutzen. Oder man nimmt Psycho-Globuli, oder wie die heißen. Die können gar nicht für das Böse missbraucht werden, weil das Gute a priori in ihnen vorhanden ist. Oder man denke an die Psychochirurgie. Warum denn nicht, wenn nichts anderes mehr hilft! Ist doch besser als lebenslange Internierung oder Kopf-ab.
Ich war so voller froher Erwartung, endlich eine reale Erklärung und endgültige Lösung des Materialismus-Kapitalismus-Kommunismus-Carnivorismus-Internationalismus-Konsumismus-Gewalt- und Sexsucht-Problems zu haben – und dann diese Inkonsequenz, diese Feigheit vor dem Tugendterror der Politischen Korrektheit, die doch eines der perfidesten Brainwash-Instrumente der ponerösen Psychopathen ist! Wir brauchen die Pränataldiagnostik! Wir brauchen die Neue Eugenik! Und da müssen wir auch den Lebensschützern einmal ein ernstes Wörtchen sagen: Verzettelt euch nicht, schützt nur das schützenswerte Leben!
Fazit: Ein schlecht geschriebenes und – was viel schlimmer ist – feiges Buch, gut gemeint, aber völlig unzulänglich. Da müssen nun Andrzejs Schüler und Fans ran. Entwickelt eine Pränatalpsychoanalytik als Basis für die Prophylaktische Anti-Poneröse Abruptio (P.A.P.A.)! Es gibt viel zu tun!
Kommentare 31
Noch ein Buch, dass ich nicht lesen werde. Soweit klar, aber der Teufel liegt im DetEIl.
Als bekennender Gutmensch koche ich mir morgens ein Gefühlsdusel-Ei und schlage ihm dann den Kopf ab. Und wenn ich in der Woche zwier mit meiner hausEigenen Psychotherapeutin auf der Couch liege, bearbeitet sie behände (?) mit ihren Eierpflanzstöcken meine "versprudelten" Samen.
Auf Ostern freuen wir uns bEide schon.
Gleich kommt Doimlinque vorbei und macht aus dir Porridge, ääh, RührEI
Danke für das Lesen, lieber Goedzak. Ich hätte dieses Buch nicht lesen können.
Ich danke Dir. Auch aus Eigennutz. Wenn ich mich nicht gar sehr täusche, gibts hier in der FC immer mal wieder einige Apologeten dieser merkwürdigen Ponerologie. War mir ein bisschen unheimlich. Da habe ich mal ein bisschen nachgeguckt und gedacht: So ein Quatsch. Aber so einfach ist das eben nicht in dieser unserer Welt: Man muss auch nachweisen wie quatschig was ist. Und das kostet Zeit, Zeit, Zeit...Gut, dass Du Dir die Zeit genommen hast.
Aber, ich merke mal wieder: Die meiste Zeit braucht man nicht, um kluge Ideen zu stärken, sondern die muss man verwenden, um Schnapsideen und dummes Zeug zu entkräften.
Auf Ostern, na schön, Fastenbrechen und so, aber hoffentlich nicht auf den Karfreitag!
Danke, goedzak, für den Hinweis auf zwei Bücher.
Das von Bittermann herausgegebene "Wörterbuch des Gutmenschen" ist einfach ein Klasse-Buch. Eine Aktualisierung wäre wüschenswert. "Das Wörterbuch des Wahnmichels". Unter "P" könnte dein Artikel zur "Wissenschaft der Ponerologie" stehen.
Ich habe auch versucht, dieses Wahnwerk zu lesen, irgendwann aber aufgehört. Es ist einfach nur schlecht! Aber das Unverständliche ist ja gerade das Reizvolle für die Verschwörungsideologen. Unter den Juden sollen, so der Autor, signifikant mehr Böse sein. Und unter den Kommunisten sowieso.
Andererseits: wenn ich dem Putin in die Augen schau... der guckt so... huuu ... so kalt. Dass die Russian Toys das noch nicht gemerkt haben, zeigt wieder, wie böse unsere Mainstreammedien sind.
Ich habe eine Verständnisfrage. Das Buch ist auf Polnisch geschrieben und zuerst in englischer Übersetzung publiziert worden, oder? Was sagt denn der Autor, wenn er "Gutmenschen" meint? Oder sagt er das nie so explizit?
Gruß, d.
Da isser, der Doimlinque (Bücher halt)...
http://smilies-smilies.de/smilies/angst_smilies/4angst.gifhttp://smilies-smilies.de/smilies/angst_smilies/angst18.gifhttp://smilies-smilies.de/smilies/angst_smilies/angst15.gif
Hast Deine Pillen wieder nicht genommen, was Herzchen?
Gruß, d.
Als "Gutmenschentum" wird hierzulande von Rechtsextremen eine Verhaltensweise bezeichnet, die nicht fremdenfeindlich ist.
Ebenso schwingen diese "Gutmenschen" (aus deren Sicht) gerne die "Auschwitz-Keule".
Dann los, mal den pösen Gutmensch(en) dissen, mit DISS, dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung.
Zitiert aus dem dort erschienenen empfehlenswerten Beitrag Das Stigma “Gutmensch”:
"Der Begriff „Gutmensch“ ist in der politischen Rede mittlerweile zu einem Kampfbegriff geworden, mit dem politische Gegner und Andersdenkende diffamiert und abqualifiziert werden sollen. Allerdings findet diese Diffamierung in der Regel nur von Seiten konservativer bis hin zu extrem rechter Personen statt und richtet sich gegen diejenigen, die sich für ein friedlich-schiedliches Miteinander unterschiedlicher Personengruppen einsetzen
( ... )
Doch die Bedeutung des Terminus „Gutmensch“ war nicht immer so eindeutig. 1997 deklarierte sich Kurt Scheel, Autor, Journalist und Mitherausgeber des Merkur- Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken in der Frankfurter Rundschau zum Schöpfer des Wortes ‚Gutmensch’:
„Als Erfinder des Wortes Gutmensch – es stand zum ersten Mal 1992 im Januarheft des ‚Merkur‘ – möchte ich darauf hinweisen, daß es nur ‚als süffisante, Heiterkeit erzeugende Bemerkung angesichts eines berufsmäßigen Moralisten‘ benutzt werden darf.“ (zitiert nach: Eichinger / Wiesinger 2004: 148)
( ... )
In dieser überspitzten und eher humoristischen Bedeutung sollte der Begriff offenbar in Umlauf gebracht werden. Doch demonstriert die Genese des Bedeutungswandels dieses Begriffes auch, dass es nicht einzelne Personen sind, die über die Bedeutung von Begriffen entscheiden, sondern dass es sich hierbei um einen diskursiven Prozess handelt.
Volker Weiß führt die Popularität und Reichweite des Begriffs auf das Wörterbuch des Gutmenschen zurück ... Dieses Wörterbuch wurde von Klaus Bittermann und Gerhard Henschel 1994 als Kritik an einer inhaltsleeren Sprache herausgegeben, mit der politischer Protest zu einer lediglich moralischen Empörung weichgekocht werde. Der Untertitel des Wörterbuches des Gutmenschen lautete deshalb auch: Zur Kritik der moralischen Schaumsprache. Die Herausgeber wendeten sich gegen den moralisierenden Impetus der `Gutmenschen`. Sie verstanden das „Wörterbuch […] vor allem (als) ein Projekt der Selbstkritik. Primär ging es darum, eine denkfaul gewordene Linke aus ihrer geistigen Verfettung zu schrecken, indem man sie dessen bezichtigte, was ihre Vorväter am meisten gehasst hatten: des biederen Moralismus.“
( ... )
Die Kritik im Wörterbuch des Gutmenschen richtete sich aber nicht nur gegen die Moralisierung und Entpolitisierung von Sprache. Sie benannte auch einen Trend zum Konservativismus und Nationalismus. Formulierungen wie „Gerade wir als Deutsche“ würden das damals jüngst vereinigte Deutschland auf einen nationalen Normalisierungskurs bringen:
„Mit den Verbrechen der Nazis lässt sich jedoch keine ‚besondere Verantwortung’ begründen. […] Wenn sich aus der Vergangenheit etwas ableiten ließe, dann höchstens: Gerade wir als Deutsche sind besonders verpflichtet, die Klappe zu halten.“ (Bittermann / Henschel 1994: 64f.)
Die konservative Wende bzw. das Schlussstrichdenken nach 1989 scheint in der Tat dazu beigetragen zu haben, dass der Begriff des `Gutmenschen` so populär wurde. Er konnte und wurde umgehend von einem Anti-PC-Diskurs adaptiert, der in Deutschland vor allem von der politischen Rechten beflügelt wird. Dadurch wurde die ursprünglich selbstreflexive, ironische Bedeutung negiert und der Begriff zu einem Kampfbegriff umgedeutet."
Jetzt bist du nicht nur der Reisch - Ranischki für Arme, sondern sogar der middle-class- Freud im RTL, wie machst du das?
(Tantiemen?)
Gutfried ist gut für Dich und krank sind immer die anderen. Mich schauderts noch nach dem lesen...
Eh, macht ihr zwei einen auf "pöse"?
Kommt jetzt darauf an, wovor genau du erschauert bist, ob du dich sekundär- oder primär-ponerös oder aber als ein Guter fühlen darfst.
Ich habe den DISS-Beitrag gelesen und könnte jetzt paraphrasieren, dass die "Politische Ponerologie" den Begriff des "Gut(en) Menschen" endlich nach so langer Zeit semantisch wieder vom Kopf auf die Füße gestellt hat, und zwar auf die zackig bestiefelten Füße des Julius Streicher.
"Doimlinque" ist mein 2. Nick
;-))))))))
Ja, es gibt jede Menge Keulen, die die Gutmenschen-Hasser gerne schwingen: die PC-Keule, die Tugendterror-Keule, die Systemmedien-Keule, die Lila-Pudel-Keule, die Grüne-Pudel-Keule, die Anti-Antisemitismuskeule, die Antifa-2.0-Keule, die Stasi-Keule, die Feminismus-Keule - äh, ich mach gleich weiter, ich muss nur schnell mal was dringendes erledigen...
Du meinst, der dritte! :-)))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))
Für Andrzej war gut noch gut, und böse böse. Erst die postmoderne Ironie hat da einige Konfusion reingebracht. Bücher wie die "PP" leisten viel, in unsere Weltanschauung wieder Klar- und Direktheit reinzubringen.
Wozu auch? Ich hatte ja wenigstens einen Anlass. :-)
Konfuzius benutze ich nur wenn ich einen schlechten Tag habe und dem Goedzak eins auswischen will, man solle das nicht persoenlich nehmen.
("Wieder mit dem falschen Beine aufgestanden und der Goedzak hat den Café nicht an den Tisch gebracht, Herr Beutelratte?")
Lieber Goedzak,
was hast du da gelesen? Mein Krampf?
Ich hatte einen Krampf im Lesemuskel. - Was ich gelesen habe, ist eigentlich so eine Art oral history-Überlieferung, oder besser wie ein 100mal weitererzähltes Märchen vom bösen Drachen. Das Manuskript ging x-mal verloren, z.B. wegen Selbstverbrennung, wurde x+1-mal neu geschrieben (war alles vor dem digitalen Zeitalter), und dann nochmals rekonstruiert posthum geprintet. Aber die Thesen sind so griffig, da ging von der "Substanz" nicht viel verloren.
Immer diese Einseitigkeit. And now for something completely different. Das Lob desder PoPo:
"Politische Ponerologie
Das erste Manuskript dieses Buches wanderte im kommunistischen Polen ins Feuer, wenige Minuten bevor die Geheimpolizei erschien. Die zweite Kopie – von Wissenschaftlern unter widrigsten Bedingungen der Gewalt und Unterdrückung aufs Neue zusammengestellt – wurde via Kurier an den Vatikan gesandt. Doch der Empfang des Manuskripts wurde niebestätigt, alle wertvollen Inhalte waren verloren. Im Jahr 1984 wurde die dritte Kopie vom letzten überlebenden Wissenschaftler, Dr. Andrzej M. ŁOBACZEWSKI, aus dem Gedächtnis niedergeschrieben. Zbigniew Brzezinski verhinderte die Veröffentlichung dieser Kopie. Nachdem das Buch ein halbes Jahrhundert lang unterdrückt wurde, ist es nun endlich verfügbar.
Politische Ponerologie ist in seiner klinischen und nüchternen Beschreibung der Natur des Bösen schockierend. In seinen literarischen Textstellen ist es aber auch ergreifend, wenn der Autor die immensen Leiden jener Wissenschaftler beschreibt, die von der Krankheit, die sie untersuchten, angesteckt oder gar von ihr vernichtet wurden.
Politische Ponerologie analysiert Gründer und Unterstützer von politisch unterdrückenden Regierungen. ŁOBACZEWSKI untersucht Faktoren, die zusammenwirken, wenn Menschen sich gegenseitig unmenschlich behandeln. Moral und Menschlichkeit können denRaubzügen des Bösen nicht lange standhalten. Das einzige Mittel gegen das Böse und seine hinterlistige Vorgehensweise einzelnen Menschen und Gruppen gegenüber ist das Wissen um seine Existenz und sein Wesen.
( ... )
Vorwort des Herausgebers
Auf persönlicher Ebene verschlechtert sich unser Leben stetig. Die Luft, die wir atmen und das Wasser, das wir trinken, sind fast schon über unsere Belastbarkeitsgrenze hinaus verschmutzt. Unsere Nahrung ist voll mit Substanzen, die nur sehr wenig zur eigentlichen Ernährung beitragen und in Wirklichkeit unserer Gesundheit abträglich sein können. Stress und Anspannung sind zu einem akzeptierten Teil des Lebens geworden und töten nachweislich mehr Menschen als die Zigaretten, die manche Leute immer noch rauchen, um genau diesen Stress abzubauen.
Wir schlucken Unmengen von Medikamenten um wach zu bleiben, einzuschlafen, mit dem Job fertig zu werden, unsere Nerven zu beruhigen oder um uns einfach nur wohl zu fühlen. Die Bevölkerung der Erde gibt mehr Geld für Alltagsdrogen aus als für Wohnen, Kleidung, Nahrung, Bildung oder irgendwelche anderen Produkte oder Dienstleistungen.
Auf sozialer Ebene multiplizieren sich Hass, Neid, Gier und Streit exponenziell.
Die Kriminalität wächst schneller als die Bevölkerung. Dies führt gemeinsam mit Kriegen, Aufständen und politischen Säuberungsaktionen dazu, dass viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt Hunger leiden oder ohne Schutz vor politischer Willkür sind.
Dazu kommen Dürre, Hungersnöte, Seuchen und Naturkatastrophen, die jährlich ihren Tribut an Leib und Leben fordern. All dies scheint ebenfalls immer häufiger aufzutreten.
Wenn sich der Mensch seiner Geschichte besinnt – so wie sie ist – dann muss ihm klar werden, dass er im eisernen Griff einer Existenz lebt, die sich nicht um sein Leid und seine Schmerzen zu kümmern scheint. Immer wieder fallen der Menschheit die gleichen Leiden zu, viele Millionen Mal, seit Jahrtausenden. Die Gesamtheit des menschlichen Leidens ist eine traurige Sache. Ich könnte darüber bis zum Ende der Welt schreiben, Ozeane von Tinte und Wälder von Papier verbrauchen, und doch könnte ich niemals den ganzen Schrecken zu Papier bringen.
Das Ungeheuer willkürlichen Unheils war immer schon unter uns. Denn seitdem menschliche Herzen warmes Blut in ihre zerbrechlichen Körper gepumpt und Menschen mit der unaussprechlichen Süße des Lebens geleuchtet und sich nach allem Guten, Rechten und Liebevollen gesehnt haben, solange hat das höhnische, verfolgende, geifernde und durchtriebene Ungeheuer des un bewussten Bösen seine Lippen in Erwartung des nächsten Festmahls aus Schrecken und Leid geleckt."
Kommunistische Geheimpolizei, der Vatikan, Zbigniew Brzezinski (Sepp Blatter, Kaiser Franz, Gaucks & Biermanns LINKE nicht vergessen) und die Kriminalität wächst schneller als die Bevölkerung.
Ba-Ba-Banküberfall, das Böse ist immer und überall ...
Das Böse hat den Link unterdrückt aber das Gute siegt:
http://www.ponerology.com/pp-preview.pdf
Danke fürs Lesen. Vorleser im Sinne von Vorkoster können einem so manches ersparen.
Es ist in der Tat nicht verwunderlich, den Advents-Blogautor an Brzezinskis Seite zu sehen oder jedenfalls, weil er das bestreiten könnte, in der Rolle des Gegners von Brzezinskis Kritikers.
Was das angelsächsische Imperium so treibt ist - nicht nur psychologisch - der kommunistischen Geheimpolizei sehr ähnlich und da muss man eine Studie, die alle das problematisiert, als insgeheimer Sympathisant - wozu ist man denn seelenverwandt - ja auf der Stufe der Schwerleserlichkeit besprechen. Inhaltlich ist das so eine Sache. Und die bösen Ostwestler wollen Transatlantikkabel kappen. Jaja. Bei den amerikanischen Geheimdiensten sucht man Psychopathen, ja selbst für Botschaftspersonal nach ähnlichen Kriterien wie früher die kommunistische Geheimpolizei ihre Killer. Ob man dazu eine Wissenschaft sperrigen Namens betreiben muss, statt den Muskel anzuspannen und es abzustellen, ist eine Frage, die die Geschichte beantworten wird.
"Was das angelsächsische Imperium so treibt ..."
Seit wann denn diese zimperliche Zurückhaltung? Ihr Freund Gebe nennt es doch beim Namen: "Welt-Kriegsführung des kapitalistischen anglo-amerikanischen DrecksPacks". Und was den Autor des Blogs angeht, wissen Sie es doch am besten: ein kommunistischer Geheimagent (eventuell rudert er auch heimlich in Vatis Kahn mit?) Das Ungeheuer willkürlichen Unheils war immer schon unter uns. Denn seitdem aufrechte deutsche Menschen ihr Herzblut in die FC gepumpt und Hobbits wie Jafroodo sie mit der unaussprechlichen Süße des kosmischen Geistwesens erleuchtet und sich nach allem Guten, Rechten und Liebevollen gesehnt haben, solange hat das höhnische, verfolgende und durchtriebene Ungeheuer des unbewussten Bösen seine Lippen in Erwartung des nächsten Festmahls aus Gänsebraten mit Knödeln geleckt. Statt reinen Herzens vegan Möhrchen knabbernd die Welt zu retten und dem Untergang des Abendlandes mit Frischkost, Steiners Lehren und Konfuzzy-Logik die Stirn zu bieten.
Kann es sei dass Ihr Buchadventisten Euch dazu verschworen habt, dass man oft den halben Text lesen muss, bevor man erfährt um welches Buch der Rezensent seine Gedanken kreisen läßt?
Das kann sein, ja. Wir sind so. So gehässig. Oder vielleicht wollen wir die Beiträge nicht gleich zu Beginn in die entsprechenden Buchschubladen gestopft wissen. Bin mir da plötzlich nicht mehr ganz so sicher.