Industrialisierung des Mitleids

Winnenden Was sagt es über den Zustand einer Gesellschaft, wenn sie bezahlte Experten benötigt, um Kinder zu trösten? Über die "fürsorgliche Belagerung" durch Trauma-Psychologen
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In Winnenden wurden nach dem Amoklauf des Tim K. rund 100 Psychologen aus ganz Deutschland zusammengezogen, um Menschen Beistand zu leisten, die im Jargon des psychosozialen Helfersystems „Betroffene“ heißen.

Die ARD präsentierte uns in einer Nachrichtensendung ein vielleicht 12-jähriges Mädchen, dessen Freundin sich unter den Opfern befand. Ob ihr denn jemand schon geholfen habe, wurde sie von der Reporterin gefragt. Das Kind berichtete unter Tränen, dass es gerade einer Psychologin begegnet sei, die ihr geraten habe, sich mit einer Freundin zu treffen und sich ein „bisschen abzulenken“. Andere Jugendliche erhielten die Expertenempfehlung, jetzt „ganz fest zusammenzuhalten“.

Als vor einiger Zeit an den ersten Amoklauf in einer Sch