Gedanken zum Zustand der Freitag Community

Online Foren bieten vielfältige leicht zugängliche Möglichkeiten zur Kommunikation mit anderen Menschen. Die Art und Weise der Nutzung hängt dabei von einigen Bedingungen ab, die die Qualität beeinflussen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Im Folgenden möchte ich meine Gedanken zu drei Themenkomplexen darlegen, die miteinander verflochten sind. Mein Anspruch besteht dabei nicht darin, absolute Wahrheiten zu verkünden, sondern die Leser und die Redaktion zur Diskussion anzuregen, die idealerweise dann zur Verbesserung führt.

Vorweg möchte ich aber dem Herausgeber und der Redaktion danken, dass diese Möglichkeit besteht. Das ist nicht selbstverständlich, zumal damit ein erheblicher Aufwand verbunden ist.

Im ersten Teil werde ich etwas zur Anzahl der Kommentare schreiben, um dann im zweiten Abschnitt einen Teil der Nutzerschnittstelle zu beleuchten und im dritten Teil auf das heikle Thema "Moderation" eingehen. Man kann daran sehen, dass längst nicht alle mit dem Forum verbundenen Themen angesprochen werden. In der Diskussion sollten deshalb auch andere Aspekte angesprochen werden.

1 Anzahl der Kommentare

Jeder, der hier mitliest, wird selbst festgestellt haben, dass die Anzahl der Kommentatoren weit unter der Anzahl der Leser liegt. Das muss per se nicht schlecht sein. Die Qualität eines Foristen ist auch nicht unbedingt an der Anzahl seiner Kommentare festzumachen. Allerdings fällt jedoch sofort auf, dass es einige wenige gibt, die fast schon im Sekundentakt schreiben. Dies möchte ich als Hochfrequenz-Kommentierung bezeichnen, um in Anlehnung an den Hochfrequenz-Handel an den Börsen das zerstörerische Potential für die Qualität des Forums deutlich zu machen. Ein Forum ist nach meinem Verständnis kein Chat. Beiträge sollten idealerweise gut durchdacht sein und dem Leser über den Blog hinausgehende Informationen vermitteln. Das können kritische Bemerkungen, Ergänzungen oder auch Diskussionsstränge sein, in denen die eigenen Argumente an denen anderer gemessen werden. Bei bestimmten Themen oder auch Autoren wird dieses Niveau jedoch von ideologisch vorgestanzten Meinungen, die maschinengewehrartig vorgebracht werden, nicht erreicht. Ich vermute, dass damit etliche Leser abgeschreckt werden, die Diskussion zu verfolgen. Damit gehen aber auch substantielle Beiträge unter.

Dieses Problem ist nicht auf das hiesige Forum beschränkt. Es wurden Experimente mit Bezahlschranken durchgeführt, die aber nicht zum erwarteten Ergebnis führten. Mein Vorschlag wäre, per Software eine Zeitbegrenzung zu implementieren. Wenn jeder nur noch einen Beitrag innerhalb von 60 oder 30 Minuten unter einem Blog plazieren darf, muss er sich genau überlegen, was er schreibt. In der übrigen Zeit kann man sich dann auch intensiver mit den anderen Beiträgen befassen. Der Blogschreiber sollte davon ausgenommen sein.

2 Die Timeline

In der Timeline werden wichtige Ereignisse innerhalb des Forums zeitlich nacheinander mitgeteilt. Jedes Ereignis hat dabei die gleiche Rangordnung. Ein neuer Blog wird auf derselben Ebene mitgeteilt wie ein neuer Leser des Freitag oder ein neuer Kommentar. Es findet keine Trennung von wichtigen und weniger wichtigen Einträgen statt. Dadurch und durch das oben beschriebene Hochfrequenz-Kommentieren wird die Timeline entwertet. Außerdem gibt es Informationen, die gar nicht auftauchen. Es werden zwar neue Mitglieder angekündigt, aber noch nie habe ich darüber gelesen, dass jemand seine Mitgliedschaft beendet hat oder nach einem Jahr wegen Inaktivität gelöscht worden ist. Besonders heikel ist die Tatsache, dass die Sperrung eines Foristen nicht mitgeteilt wird. Man kann in den letzten Tagen und Wochen nachlesen, zu welchem Misstrauen das führt, weil man nicht weiß, ob die Schreibpause freiwillig oder erzwungen ist.

Mein Vorschlag wäre, die Timeline auf neue Beiträge zu beschränken. Der Eintrag könnte durch die Gesamtanzahl der Kommentare und die Anzahl, die in den letzten 12 oder 24 Stunden dazugekommen ist, ergänzt werden. Daneben könnte man eine andere Timeline zu administrativen Ereignissen implementieren.

3 Die Moderation

Es gibt im Forum eine Moderation, die in den allermeisten Fällen nicht bemerkt wird, weil sie unsichtbar stattfindet. Die meisten Beiträge gehen durch diesen Filter hindurch. Aber manche Foristen werden auch schon benachrichtigt worden sein, dass ihnen eine Verwarnung ausgesprochen oder eine Sperre von unterschiedlicher Dauer auferlegt worden ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies vor den anderen Foristen geheim gehalten wird und die Einspruchsmöglichkeiten eher begrenzt sind. Für das Forum einer Zeitung, die sich links verortet, also emanzipativ und dem zivilisatorischen Fortschritt verpflichtet sein sollte, ist das in meinen Augen ein NoGo. Vertrauen schafft man nur durch Offenheit und Ehrlichkeit. Der Freitag ist zwar ein privatwirtschaftliches Unternehmen, aber wenn er wirklich besser sein will als andere Medien, dann sollten grundsätzliche Elemente des Rechtsstaates auch hier gelten. Um eine bessere Welt zu erreichen, muss man in der Unvollkommenen damit anfangen. Sonst ist der Keim des Scheiterns schon im Innersten angelegt.

4 Schlussbemerkungen

Der obige Text enthält Thesen, die auf meiner persönlichen Wahrnehmung beruhen. Deshalb stelle ich sie hier zur Diskussion, um Klarheit darüber zu erhalten, wie andere Leser und die Redaktion zu den angesprochenen Problemen stehen und um gemeinsam nach besseren Lösungen zu suchen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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