Ein denkwürdiges Jubiläum

Vor 33 Jahren wurde die Zeitschrift "Sputnik" in der DDR verboten.

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In den Dokumenten des Stasi-Unterlagen-Archivs kann man dazu lesen.

»Es war nicht die erste Maßnahme dieser Art: Bereits zu Beginn des Jahres 1988 waren aufgrund ideologischer Bedenken drei Ausgaben der deutschsprachigen, sowjetischen Zeitschrift "Neue Zeit" nicht ausgeliefert worden. Zeitgenössische Literatur aus dem Bruderland wurde kaum noch veröffentlicht, Filme kamen nicht in den Verleih. Nicht anders erging es den Zeitungen "Budapester Rundschau" und "Prager Volkszeitung".«

Manch einer unter den Lesern wird sich noch erinnern, wie die Hefte unter der Hand weitergereicht wurden. Internet gab es noch nicht. Kopierer waren rar und wurden streng kontrolliert.

Die Begründung liest sich aus heutiger Sicht wie eine Realsatire. Zitat Stasi-Unterlagen-Archiv:

»Am 18. November folgte eine lapidare ADN-Meldung folgenden Inhalts: "Wie die Pressestelle des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen mitteilt, ist die Zeitschrift 'Sputnik' von der Postzeitungsliste gestrichen worden. Sie bringt keinen Beitrag, der der Festigung der deutsch-sowjetischen Freundschaft dient, statt dessen verzerrende Beiträge zur Geschichte".«

Weiter heißt es im Stasi-Unterlagen-Archiv:

»Die Reaktionen auf das "Sputnik"-Verbot waren ablehnend, wütend und teilweise aggressiv und kamen sowohl von SED-Mitgliedern wie auch von Parteilosen.«

Zu den Folgen heißt es:

»Für die Parteiführung hatte das "Sputnik"-Verbot schwerwiegende Folgen. Es vertiefte die Entfremdung zwischen der SED und ihren "loyal-reformorientierten" Anhängern, befürchteten letztere doch eine Abschottung der DDR auch nach Osteuropa. Die beinahe unterschiedslosen Argumentationen von SED-Mitgliedern und Parteilosen zeugten laut Stasi-Berichten von Unverständnis und Ablehnung des Verbots. Selbst SED-Anhänger übten Kritik an der Informationspolitik der Partei und forderten eine argumentative Auseinandersetzung mit den Positionen im "Sputnik".«

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