Der österreichische Psychologe Werner Stangl über nonverbale Hinweise auf mögliche Lügen:
Paralingustische Merkmale:
Wenn Personen lügen, ändern sich häufig die paralinguistischen Merkmale der Sprache (Tonlage, Rhythmus der Sprache, Betonung) in auffälliger Form. Oft wird die Tonhöhe höher, der Sprachfluss langsamer und weniger flüssig (Zuckerman u.a. 1981). Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Personen vermehrt bemüht sind, ihr Lügen zu kaschieren.
Vermehrtes Augenblinken: Personen, die lügen, blinken häufiger als gewöhnlich mit ihren Pupillen. Sie zeigen vielfach auch ein ungewöhnlich geringes Maß an direktem Augenkontakt. Es kommt aber auch das genau Umgekehrte vor: Erfahrene Lügner haben es womöglich gelernt, dieses (entlarvende) Zeichen "naiver Lügner" zu kontrollieren, d.h. sie verstehen es, sehr gezielt und intensiv dem anderen beim Lügen in die Augen zu schauen. Aber gerade auch diese Intensität und dieses Anhalten kann wiederum vom Beobachter entlarvt werden.
Übertriebene Gesichtsausdrücke: Lügende Personen zeigen häufig übertriebene Gesichtsausdrücke. Beispielsweise lächeln sie oft oder breiter als gewöhnlich. Oder sie zeigen mehr Trauer und Mitgefühl, als für sie oder in der Situation typisch ist.
Unruhige Körperbewegungen: Gesamtkörperbewegungen sind vergleichsweise aufschlussreicher als Gesichtsbewegungen. Denn Lügen oder Täuschen werden oft von unruhigen Bewegungen der Hände und der Füße und einer unruhigen Haltung des Gesamtkörpers begleitet.
Gestern wurde Karl-Theodor zu Guttenberg gleich zu Beginn des Bundeswehrwerbefilms auf SAT 1 danach befragt, warum seine Gattin ihn begleitete. Hier seine Antwort:
(Kurzer Blick nach unten) " Das war der (übertriebene Kopfbewegung) Wunsch meiner Frau.Ich bin jetzt zum siebten (Augenblinken,unruhige Körperbewegungen) Mal innerhalb eines Jahres in Afghanistan und (Augenblinken) habe immer wieder berichtet und (starkes Augenblinken) meine Frau (starkes Augenblinken) hat den Wunsch geäußert einmal mitzukommen und das auch einmal (unruhige Hände) erleben zu können, was die (Augenblinken) Realitäten vor Ort sind (starkes Augenblinken) insbesondere auch das Gespräch mit vielen (starkes Augenblinken,veränderte Betonung,übertriebener Gesichtsausdruck) SoldaTINNEN und Soldaten zu suchen (starkes Augenblinken)."
Zu sehen im Video zwischen Minute 01:45 und 02:07:
Als Akademiker sollte Guttenberg den Zahlenraum 1-10 eigentlich beherrschen, vielleicht hat er ja auch einen geheimen Sommerurlaub in Kabul verbracht, ich komme jedenfalls zu dem Ergebnis, dass er sich zum Zeitpunkt der Kernerzeremonie das fünfte Mal "innerhalb eines Jahres" in Afghanistan aufhielt.Die Besuche im Einzelnen:
Eins 12.11.2009
Zwei 11.12.2009
Drei 14.04.2010
Vier 16.07.2010
Fünf 28.08.2010
Sechs 04.11.2010
Sieben 17.12.2010
Sicher, eine Kleinigkeit aber immerhin die einleitende Halbwahrheit seines ersten Satzes, indem Guttenberg seinen Untertanen tatsächlich weismachen will, seine Gattin habe den Wunsch geäußert ihn nach Afghanistan zu begleiten, um die Realitäten vor Ort erleben zu können.
Auch der Rest des gestrigen Propagandalehrstücks übertrifft alle Erwartungen und erinnert stark an die Fetischisierung modernster Kriegstechnologie in N 24 Themensendungen.Schonungslosigkeit,Offenheit,Realitäten vor Ort,Beitrag zur globalen Sicherheit,Sauerlandbomber,9/11...Guttenbergs pseudoaufklärerischeWorthülsen sprudeln augenzwinkernd aus ihm heraus, während Kerner längst sein Hirn gegen den Stahlhelm ausgetauscht hat und einem gleich zu Beginn der Sendung, untermalt von Realitysoap-Pianoklängen in Moll, den Einpieler zu Ängsten und Gefühlen der sträflich vernachlässigten Frontpappis,Uniformmuttis und ihrer Familien, vor den Latz knallt. Einer der zahlreichen manipulativen Höhepunkte gleich im ersten vorproduzierten Filmchen (04:48):
(Off-Sprecherin):"Regelmäßig informiert sich Mutter Sabine darüber, ob es neue Nachrichten aus der Krisenregion gibt."
Im Bild zu sehen:Mutter zappt mit Fernbedienung,Schnitt auf Videotext am Fernseher,Nachricht dort:FBI durchkreuzt Anschlagspläne. Genau, diese vomFBI eingefädelte sting operation in Portland, Oregon.
Und so geht das nonstop, eine dreiviertel Stunde bis schließlich Shirts unserer Heimatnationalfußball verteilt werden und ein schlechter Soldatenwitz über das erste und letzte Bier gerissen wird.
ÜBEL.
Kommentare 4
Hallo GSFRB,
den Gesichtspunkt, den Du vorbringst, nehme ich gern auf, weil er zu der Debatte über "gesunden Menschenverstand", die im Forum andernorts angehoben hatte und zu meiner nicht vollendeten Serie über "Demokratische Öffentlichkeit" paßt.
Ein klein wenig Theorie solltest Du Dir dazu mal gefallen lassen, bevor ich auf Dein Thema direkt zu sprechen komme.
Nämlich die Erkenntnis, daß rechtsförmliche staatliche Gesetzlichkeit, welche die despotische Gesetzlichkeit von Ständestaaten aufhebt, die unterworfenen Bürger spaltet, nämlich in "Staatssubjekt" und "Privatsubjekt" (Citoyen und Bourgeois) und ihnen in der Verrechtung der Lebensverhältnisse den Auftrag erteilt, diese gesetzlich für unvereinbar erklärten Bestandteile in sich zu verbinden .
Denn bürgerliches Recht zielt nicht auf die Vernichtung eines Willens, der zum Rechtsverstoß geführt hat, sondern auf seine Zähmung und Zurichtung, er soll dem im Recht "objektivierten" allgemeinen Willen zur Unterwerfung unter eine herrschaftliche Instanz gemäß werden.
Der Witz daran lautet also:
In der Anerkennung des bürgerlichen Willens als eines zu unterwerfenden Willens setzt ein Staatswesen seine Gewalt in Gestalt eines Rechtes für Lebensverhältnisse seiner Bürger ein, die einen Zwang zum Rechtsverstoß enthalten. Die gesetzliche Strafe für den Rechtsverstoß restituiert den Zwang zu ihm , das ist der Inhalt der "Wiederherstellung des Rechts" gegen den Verstoß, der von den guten Bürgern, genauer: den Citoyens, z.b. gern gegen "Rotgänger" an Fußgängerampeln eingefordert wird, und zwar nicht selten denselben Bürgern, die ihren Müll clandestin in den Wald schaffen, weil sie die Abführkosten "recht eigentlich" für einen Verstoß gegen ihr Lebensrecht halten.
So. Die Lüge einer Vereinigung der unvereinbaren Bestandteile Bourgeois und Citoyen in der bürgerlichen "Identität" ist folglich die Lebenslüge eines jeden Staatsbürgers, der davon Abstand genommen hat, final rebellisch zu werden.
Deshalb ist die Heuchelei und Verlogenheit von Repräsentanden der Macht einem bürgerlichen Subjekt eine triviale Selbstverständlichkeit. Es verhält sich ja selbst nicht anders, und zwar gewohnheitsmäßig schon da nicht, wo die Brutstätte der Zurichtung seines Willens war und ist, in der Familie . Der "Familienmensch" ist ein Citoyen en miniature, das ist der simple Grund für den Fortbestand alttestamentarisch paternalischer Verhältnisse und Gesinnungen in der "Moderne", die gerade nicht angegriffen, sondern erhalten sind, indem sie "vergendert", also vom biologischen Geschlecht gelöst werden.
Ein "Merker" in der jüngeren Geschichte war die Obamania. Als Messias wollte dem braven Bürger ein Mann erscheinen, dem er nicht zuletzt seiner Hautfarbe wegen die Einfältigkeit zubilligen wollte, sein Dasein "als" Bourgeois ganz einer staatsbürgerlichen Sendung unterwerfen und ggf sogar opfern zu wollen. Viele Obamaniacs warteten geradezu mit angstvoller Lüsternheit auf den Heckenschützen, der Obama noch vor seiner Amtseinführung erledigte, weil ihnen am realistischen Bewußtsein ihrer Lebenslüge mindestens ebenso lag, wie an deren idealistischer Überhöhung in der Lichtgestalt eines Staatsmanns und Herrschers, der "alles anders" zu machen versprach. Der Frömmigkeit opfert der Bürger auch heut noch gern Menschen, die er sich fern rückt, das ist auch ein propagandistisch von allen Seiten genutzter Bestandteil der Assange-Paranoia.
Für die Sache, die Du oben aufgegriffen hast, heißt das:
Je klarer und entschlossener die Staatsagenten allen Widerstand gegen vermehrte Opfer, die sie von den Unterworfenen fordern, für zwecklos erklären, und deutlich machen, daß sie kein Mittel scheuen werden, die Duldung zu erzwingen, desto empfänglicher wird das Publikum für die Offenherzigkeit von Lüge und Propaganda. Denn just diese Offenherzigkeit muß dem gespaltenen Subjekt, nach dem Muster seines eigenen Verhaltens, als die Versicherung erscheinen, daß jeder Widerstand und also Widerwille zwecklos ist, weil er es mit der Substanz der Macht und des Machtwillens der Politiker zu tun hat, und nicht mit Akzidentien der Konkurrenz um Macht und Machtmittel. Die Vergötterung der Macht, die einem unterworfenen Willen immanent ist, weil er sich zu sich selbst als je schon unterworfenen stellt, findet unter bürgerlichen Verhältnissen eine komplementäre Darstellungs- und Durchsetzungsform in entwürdigender Selbstüberhöhung des Machtpersonals. In der genießt ein Staatsbürger die Unterwerfung des Bourgeois in sich.
Übrigens ist das einer der banalen Gründe, warum in innerparteilicher Konkurrenz in Demokratien, Volksdemokratien eingeschlossen, im Durchschnitt stets die widerlichsten und technisch gesprochen unfähigsten und dümmsten Figuren an die Spitze der Hierarchien befördert werden.
Gerne gelesen. Guter glaubwürdiger Blog. Danke.
"Assange-Paranoia."?
Haben Sie letztens nicht Wikileaks und Assange
noch geschmäht?
War das nicht so?
Und: Wann darf man mit Ihrem bewaffneten finalen Aufstand rechnen?
Kann man sich dem dann anschließen?
Reichen kleinkalibrige Faustfeuerwaffen?
Emma,
mit "Assange-Paranoia" spielte ich auf die eigenartige Komplizität an, mit der sich eine Reihe von Staatsagenten und Institutionen einerseits und ein Teil des Publikums am Thema "Assange fertig machen" zu schaffen gemacht haben. Und dazu paßt wiederum bestens, daß auch ein Teil derer, die über diesen komplizitären Hype die Nase rümpften und sich stattdessen ostentativ auf die geleakten Depeschen stürzten, meinen, hier komme es auf die Masse an, also auf den wiederholten "Verstoß" - die Insubordination - statt auf Auswertung nebst den Erkenntnissen, die daraus zu gewinnen wären, sowohl über die Staatszwecke wie ihr Zusammenspiel mit den interessierten Parteien, das Publikum eingeschlossen. Stattdessen geht es in all der Masse überwiegend um dieselbe langweilige, völkische Botschaft, die auch ohne ein einziges "Leck" auskäme: korupt seien sie, verdorben, nicht dem Allgemein- sprich Volkswohl verpflichtet, geschweige den Idealen, unter deren Titel sie zu handeln vorgeben, es ginge eh nur um Geld und Macht und daher den "Betrug" an denen, die gar nicht "betrogen" werden können, weil sie ja eh immer die Betrogenen seien, gewesen seien und sein werden, usw. ad infinitum.
Das Wort "final", sorry, habe ich in seiner alten, buchstäblich rationellen Bedeutung verwendet, in der es nicht zu einem "endlich" oder "engültig" objektiviert ist, sondern ganz subjektiv "einem (endlichen) Zweck zu strebend" hieß.
Danke der Nachfrage
TG