Nur lustig, wenn man schon dicht ist

Bücherkalender Über "No Brain" und andere Klischees kann Gesa Steeger so gar nicht lachen

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Nur lustig, wenn man schon dicht ist

Foto: jokebird/photocase

Rainer Schmidts hat einen Kiffer-Roman geschrieben. In drei Teilen erzählt die „Die Cannabis GMBH“ die Geschichte des „Dudes“ Einem dauerbekifften Hanf-Produzenten aus Hamburg-Altona, der leidenschaftlich große Mengen Gras anbaut, sich aber nichts sehnlicher wünscht, als gesamtgesellschaftliche Anerkennung und eine Aufnahme in die Riege der Steuerzahler.

Zu so viel Gespür für Aktualität könnte man Schmidt gratulieren. Denn sein Roman kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Debatte um die Legalisierung von Cannabis immer lauter und drängender geführt wird: In Berlin-Kreuzberg kämpfen Anwohner und Drogendealer einen Verteilungskampf um den öffentlichen Raum. Um die Parteien zu befrieden und dem illegalen Drogenhandel die Grundlage zu entziehen, will die dortige Bezirksbürgermeisterin jetzt einen Coffeeshop eröffnen lassen. Ein entsprechender Antrag ist bereits in Arbeit. Und auch auf bundespolitischer Ebene wird die Debatte immer konkreter: Angesichts der Legalisierung von Cannabis in mehreren US-amerikanischen Bundesstaaten, fordern auch hierzulande immer mehr Abgeordnete eine Reform der deutschen Drogenpolitik. Erst Anfang August plädierten die Grünen für eine Legalisierung von Cannabis und forderten einen „Abschied von der Verbotspolitik“.

Doch die Betonung liegt auf „könnte“. Denn Rainer Schmidt vergibt die Chance die Realitäten, die seinem Roman zu Grunde liegen, genauer zu beleuchten: Denn während sich die Bundesregierung noch immer vehement gegen eine Legalisierung sträubt, ist der Joint schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Fragen nach dem Sinn und Zweck einer Kriminalisierung von Produzenten, Händlern und Konsumenten sind da durchaus angebracht.

Doch anstatt einer handfesten thematischen Auseinandersetzung, liefert Schmidt dem Leser eine Milieustudie, die klischeehafter nicht sein könnte. Der „Dude“, erfährt der Leser schon zu Beginn der Geschichte, hat eine Vorliebe für weiße Leinenanzüge und protzige Ringe. Im Umgang mit „Weibern“ gibt er sich machohaft großkotzig. Gemeinsam mit seinen „Jungs“, Steely, No Brain und Mike, kämpft er gegen die „Abdullahs“, die ihn abzocken wollen und kifft sich die Birne weg. Das ist alles so wenig originell wie witzig und erinnert an deutsches Kiffer-Kino aus den 1990er Jahren - das auch erst so richtig lustig wurde, wenn man selber schon dicht war.

Wer mehr über die deutsche Drogenpolitik erfahren möchte, der sollte dieses Werk ignoriere.

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