1980: Streit um ein Sittenbild

Zeitgeschichte In der DDR soll der dritte Teil des Romans „Der Wundertäter“ von Erwin Strittmatter erscheinen. Doch das Buch birgt einen Tabubruch. Lässt sich der Staat das bieten?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2020

Nach der Biermann-Ausbürgerung im November 1976 hält sich Erwin Strittmatter zurück, stellt sich nicht auf die Seite der Protestierer, schreibt er doch gerade den letzten Teil seiner Wundertäter-Trilogie, das ist für ihn „Sprengstoff“, sein Beitrag zur DDR-Geschichte. Da will sich einer nicht zu früh in die Schusslinie begeben.

Der Wundertäter ist heute weniger bekannt als Der Laden (wurde auch nicht verfilmt), dabei ist er vermutlich das gewichtigere Stück Literatur. Aus dem Bäckergesellen Stanislaus Büdner wird nach dem Krieg ein „Ingenieur der politischen Seele“ (so nannte Stalin die Journalisten), ein Lokalredakteur, ein Funktionär auf Kreisebene also, der fehlende Kenntnis mit Frechheit kompensiert und in se