1989: Auf stille Weise fremd

Zeitgeschichte Die Ausreisewelle Richtung Westen ist auch Ausdruck eines Generationenkonflikts, bei dem es in der späten DDR vorrangig um eine Kultur des Zusammenlebens geht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 51/2021
Berlin, 1. Juli 1990: Jugendliche demonstrieren für eine eigenständige DDR
Berlin, 1. Juli 1990: Jugendliche demonstrieren für eine eigenständige DDR

Foto: Imago Images

Das Buch Vor den Vätern sterben die Söhne handelt vom Osten, aber im Westen wurde es zum Bestseller. In der DDR blieb es verboten. Thomas Brasch schreibt darin vom Wolf im Bauch, den er sich im Krankenhaus herausoperieren lassen will. „Aber dann sterben Sie auch!“, so die Auskunft des Chirurgen. Das ist das Problem mit der Geschichte: Wir werden sie nur um den Preis der Selbstzerstörung los. Auch Brasch, der nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 die DDR verließ, wurde seinen Vaterhass auf den Funktionär Horst Brasch nie los, anders als seine viel jüngere Schwester Marion, die den Vater aushielt, ja sogar irgendwie verstehen konnte. Vielleicht lebt sie darum heute noch, während ihre drei hassenden Brüder alle früh starben.

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