Alle Medien melden, es stünde in Österreich Spitz auf Knopf bei der Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten. So stellt es das österreichische Fernsehen dar. Ich persönlich halte das für das bewusste Zünden von Nebelkerzen, um in der Öffentlichkeit das Bild zu verankern, es sei eigentlich unentschieden ausgegangen. Damit soll das Mandat von Norbert Hofer in Zweifel gestellt werden, um seine künftigen Handlungsoptionen einzuschränken. Im Folgenden erkläre ich, wie ich zu dieser Einschätzung gekommen bin.
In Österreich sind inzwischen die Stimmen ausgezählt, die in den Wahllokalen abgegeben wurden. Nach einiger Verzögerung hat sich auch der ORF bequemt, die Ergebnisse zusammenzurechnen. Von diesen Stimmen hat Norbert Hofer nach der Rechnung des ORF 51.93% erhalten, Alexander Van der Bellen 48.07%. Ich selbst war beim Zusammenzählen der Ergebnisse der Bundesländer zwar auf 51.98% für Hofer gekommen und komme dabei genau wie der ORF auf insgesamt 3‘731‘720 gültige Stimmen aus den Wahllokalen, aber lassen wir die kleine Differenz und rechnen zugunsten des ORF. Dann hat Norbert Hofer 1‘937‘882 Stimmen sicher. Nach offizieller Mitteilung sind 885‘437 Wahlkarten für die Briefwahl ausgestellt worden. Nun muss man wissen, dass man mit einer solchen Wahlkarte auch in einem Wahllokal wählen darf, dass möglicherweise einige Leute die Briefwahlunterlagen nicht zurückschicken und dass auch unter den zurückgeschickten Briefwahlunterlagen ungültige Stimmen sein können. Lassen wir all das mal außer Acht und rechnen mit dem für Hofer ungünstigsten Fall, dass alle 885‘437 Wahlkarten zurückgeschickt wurden und gültig sind.
Der Rest ist dann erst einmal reine Mathematik. Es gäbe in diesem Fall 4‘617‘157 gültige Stimmen. Hofer muss davon 2‘308‘579 erreichen, um Bundespräsident zu werden. Dazu fehlen ihm noch genau 370‘697 Stimmen. Das sind 41.9% der versandten Wahlkarten. Die 50:50-Prognose beruht also auf der Prognose, dass Norbert Hofer, der unter den Wählern in den Wahllokalen auf knapp 52% der Stimmen gekommen ist, unter den Briefwählern maximal knapp 42% der Stimmen erreichen wird – wie gesagt, unter den für ihn ungünstigsten Voraussetzungen bezüglich des Rücklaufs und der Gültigkeit der Briefwahlergebnisse.
Wie wahrscheinlich ist das? Norbert Hofer hat aufgrund der Stimmen aus den Wahllokalen in 7 von 9 Bundesländern gewonnen, nur in Vorarlberg (43,56%) und in Wien (38,84%) nicht. Nur in Tirol und Oberösterreich war es knapp, sonst waren es überall mehr als 54%, in Kärnten und Burgenland über 60%.
Es mag plausibel sein, dass Briefwähler im Durchschnitt intellektueller sind und Intellektuelle eher Van der Bellen wählen. Aber eine Prognose, die bei einem etwa vierprozentigen Vorsprung in den Wahllokalen einen etwa sechzehnprozentigen Rückstand unter den Briefwählern annimmt, halte ich doch für sehr gewagt. Der ORF schweigt sich aus, worauf diese Prognose beruht. Dass dort nicht die Freunde von Norbert Hofer das Sagen haben, ist bekannt.
Ich gehe davon aus, dass Norbert Hofer die Bundespräsidentenwahl mit einem Ergebnis von zwischen 51 und 52% aller gültigen Stimmen gewinnen wird. Die Behauptung des Österreich-Korrespondenten der ARD, es würde am Ende um wenige hundert Stimmen gehen, ist bestenfalls Zweckoptimismus. Schlimmstenfalls ist es der Versuch, heute den Leuten etwas zu erzählen, das sich morgen als falsch erweisen wird, das man aber nie zurücknehmen muss, weil es ja nur eine Prognose war. Etwas wird schon hängenbleiben. Zur Verdeutlichung: 1% aller gültigen Stimmen sind rund gerechnet 46‘000, also eine mittelgroße Stadt, kein kleines Dorf.
Nein, liebe Freunde in den Medien, man soll sich selbst nicht belügen und schon gar nicht den Zuschauer. Auch ich mag das Ergebnis nicht, aber man muss dem ins Auge sehen. Es sind auch nicht reichlich 50% der Österreicher, die sich an der Wahl beteiligt haben, doof oder Nazis; bei etwa 72% Wahlbeteiligung. Diese Leute hat ganz einfach kein anderes Angebot überzeugt als dasjenige der FPÖ. Man sollte überlegen, wie man ihnen in Zukunft ein besseres macht. Propaganda wird das Problem nicht lösen.
Kommentare 15
Danke für die Info, ich habe bis ca. 19.35 die Ergebnisse des ORF gesehen - und da war quasi noch Gleichstand bei ca. 2,2 Mio Stimmen für jeden - VdB war mit ca. 3000 voran ?!
Woher haben Sie bitte ihre Ziffern: "Von diesen Stimmen hat Norbert Hofer nach der Rechnung des ORF 51.93% erhalten, Alexander Van der Bellen 48.07%. " ?
Auch die %sätze von Wien - 19.35h noch um die 37% (womit Hofer bei den Wahlkarten eher nicht mehr gewinnen würde, lt. SORA Hochrechnungß) stimmen mit ihren für Wien (38,84%) nicht überein.
Hab ich da was verpasst?
Meinem Gefügl nach kann Hofer nicht verloren haben, weil er die grossen Bundesländer + andere für sich entschied - und Wien kann selbst bei über 60% f+r VdB dies nicht korrigieren ?
Bitte um Aufklärung, danke.
Ja, man muss nach den tatsächlich bekannten Ergebnissen wirklich suchen- und das macht mich misstrauisch: http://orf.at/wahl/bp16/#ergebnisse/0
Das braucht von der ORF-Hoempage 3 Clicks, wenn man genau weiss, wonach man sucht und wie man es finden kann.
Das Wien-Ergebnis finden Sie hier: http://orf.at/wahl/bp16/#ergebnisse/90000
Das heute journal des ZDF hat die tatsächlichen Zahlen genannt, aber unter viel Geschwafel vergraben. Dort wurde auch gesagt, dass weniger als 700'000 Briefwahlstimmen tratsächlich eingegangen sind (obwohl die Zahl von "knapp 900'000" am Anfang der Sendung auch auftauchte). Das ZDF hat auch in etwa richtig gerechnet, als Claus Kleber sagte, dass Van der Bellen etwa 60% der Briefwahlstimmen auf sich verinigen muss, um Bundespräsident zu werden. Wenn alle Briefwahlstimmen gültig sind und es tatsächlich 700'000 sind, muss Hofer über 39,4% der Briefwahlstimmen liegen, um Bundespräsident zu werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei den Briefwählern über 39,4% liegt, halte ich für überwältigend.
Van der Bellens Anhänger feiern diese Nacht. Hofer will seiner 13jährigen Tochter wegen nicht so lange machen. Für Erstere wird es morgen wohl ein böses Erwachen geben, Letzterer kann eher ruhig schlafen, denke ich.
Es ist erstaunlich, wie weit Wunschdenken gehen kann.
Besten Dank.
Die Berichterstattung über die Wahl war sehr unseriös und einseitig, zumal man sonst, also bei NRatswahlen z.B., immer sehr früh das amltiche, ausgezählte Resultat (ohne den Wahlkartenstimmen) berichtet.
Das war nicht der Fall (nicht mal in der ZiB1 bis 19.45h ca.) und die Hochrechnung mit ca. 3000 Stimmen Vorsrprung für VdB kam mir sehr spanisch vor. Auch sie ist mehr als unplausibel - wie Sie korrekt anmerkten.
Hier gibts noch einige Varianten, die auf ähnliche Schätzungen wie Sie kommen.
http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Jetzt-LIVE-Wahl-wird-zu-Polit-Thriller-LIVE-Ticker/236573606
Die letzte Woche war fatal, denn es wurde nicht nur ein totaler Richtungswahlkampf ausgerufen - sondern auch die Wähler Hofers als "Nazi" pauschal verunglimpft - nicht nur von einem Staatskünstler.
Wenn nu Hofer gewinnt (was man annehmen muss) dann heisst dies, dass selbst a l l e Parteien zusammen mit ihren Aufrufen und der massenmedialen Unterstützung es nicht schafften, einen FPÖ-BP zu verhindern.
Was dies für die kommenden Wahlen und die Auseindandersetzung im Parlament bedeutet, wird man bald sehen.
Wie sehr die Nerven blank liegen zeigt auch, dass weder der rote noch der schwarze Clubobmann zur TVDiskussion erschienen ist. Welch ein demokratisches Armutszeugnis.
Ich mag das Ergebnis gar nicht - aber man muß ehrlich bleiben und es braucht keine "manipulierten" TV-Sendungen, die sich dann als unwahr herausstellen.
Die "3'000 Stimmen Vorsprung" für Van der Bellen sind völlig aus der Luft gegriffen.
Nach den ausgezählten Stimmen beträgt der Vorsprung von Norbert Hofer 144'044 Stimmen.
Das heisst, irgend jemand behauptet seit dem gestrigen Abend, er könne vorhersagen, dass Van der Bellen bei der Briefwahl von etwa 700'000 Stimmen etwa 147'000 Stimmen mehr als Hofer bekommt. Niemand kann das auch nur annähernd so genau sagen.
Die Wahlprognose des ORF ist reine Propaganda.
Wie sehr die Nerven blank liegen zeigt auch, dass weder der rote noch der schwarze Clubobmann zur TVDiskussion erschienen ist. Welch ein demokratisches Armutszeugnis.
Die "Demokratie" - die viel gepriesene - ist arm geworden. Wie ?? kann man Menschen zur Demokratie aufrufen wollen, wenn sie offensichtlich gar nicht mit Leben erfüllt wird durch ihre Repräsentanten?
Einerseits zeigt die Wahl von Gegnern des Etablissements (auch in den USA) , dass es noch eine Sehnsucht nach lebendiger Demokratie - welches deren Erstarrung aufbricht - gibt, andererseits die wachsende Zahl der Nichtwähler ein Durchschauen dieser "demokratischen Wahlsysteme" , welche niemals ihre eigenen Interessen repräsentieren - mögen sie ihre Stimmen auch geben, wem sie wollen - die aufgestellten Kandidaten plappern nur hohle Worte vor sich her, mit denen sie NUR auf ein eigenes (Macht)Mandat erhoffen. Das Vertrauen ist hin!!! Und dies wohl für lange Zeit (schwer zu erreichen und leicht zu verspielen, obwohl die Geduld der Bürger seeehr langatmig war).
Für mich ein Versagen aller linken Kräfte in Europa durch deren Beteiligung am Machtkampf OHNE inhaltliche Alternative zu dem System, sondern der lächerlichste Teil davon, weil gerade er zu Wirtschaft und Geld KEINE Alternative geboten hat, die jedoch DRINGEND als sozio-kultureller und humaner Wert fehlt!!!
"Dann WENIGSTENS sich selbst und die eigene Nation" in diesem Irrenhaus zu retten versuchen - ein eigenes kleines Königreich schaffen und verteidigen - zurück zur feudalen Kleinstaaterei - egal, wie es auch genannt wird - und ohne zu bedenken, was DANACH kommt: Visionen für die ZUKUNFT fehlen - die SICHERHEIT (des Vertrauten) wabert in den Gemütern = die klassisch Konservativen (Bewahrenden) haben alles (psychologische!) Recht darauf, um nicht völlig zerrieben zu werden.
Eine freie Gesellschaft, welche der Aufklärung und Entfaltung ALLER Menschen gerecht werden würde, hat die Nachkriegsdemokratie nie im Angebot gehabt und ist unter kapitalistischen Verhältnissen auch nicht zu erwarten gewesen.
Die idiotische Haltung vieler Westlinken, den "Osten" von einer "Diktatur" zu befreien, hat sich doch lange schon mit der "Dikatur des Geldes" identifiziert gehabt OHNE zu erkennen, das von dort KEINE Kriege ausgingen und ein Versuch von Gerechtigkeit gestartet wurde. Jeder kleine Fehler wurde aufgeblasen - jedoch auf der falschen Seite der Geschichte. Nun ist das Ergebnis sichtbar.
das die FPÖ die Berichterstattung so offen und deutlich kritisert, halte ich für einen sehr ausgefeilten Schachzug:
Erstens ist die FPÖ dank kluger Medienstrategie nicht auf den ÖR angewiesen und zweitens untergräbt die Kritik am ÖR deren Glaubwürdigkeit und damit deren Meinungsmacht. Insbesondere wenn die Vorwürfe sich als berechtigt herausstellen und auf einen fruchtbaren gesellschaftlichen Boden fallen (Stichworte: Medienkritik-Lügenpresse). Dazu kommt, dass die ständige Infragestellung irgendwann auf seine Wirkung zeitigt. Dies haben wir in den letzten Jahrzehnten zur Häufe bewundern dürfen, angefangen mit den Margetingabteilungen der Tabakindustrie (ist es wirklich Rauchen, dass den Krebs verursacht?) über die KLimawandelleugnung (ist wirklich CO2 schuld, gab es solche Klimaveränderungen nicht schon immer?).
Da Staatsfernsehen in seiner strukturell Anlegung, Parteien links bzw. rechts der erlaubten DOXA bekämpft, ist Staatsfernsehen immer Gegner jener Kräfte, die eine Veränderung bewirken wollen.
Daher bleibt mir wiedermal nicht als der Feststellung: erneut gibt es für die deutsche Linke viel von der FPÖ zu lernen.
Die Wahlprognose des ORF ist reine Propaganda.
Ich kenne es zumindest aus D so, dass die Briefwahlstimmen nach deren Eingang ausgezählt werden und als Wahltrend in das zu erwartende Ergebnis eingerechnet werden.
Ist es in Ö anders? Kann ich kaum glauben, das sie ZULETZT erst gezählt werden.
Unentschieden in Österreich?
Bündig, schlüssig, gut, Ihr Text, Gunnar Jeschke! Danke!
Mich hat der Aufwand beeindruckt, wie Sie zu Ihrem Zahlenmaterial gekommen sind. Und Sie haben zahlentechnisch aufgezeigt, wie nahe sich beide Lager vor dem endgültigen Wahlergebnis sind. Sie haben auch Ihre Erfahrungen mit dem ORF gemacht, und wie Ich's gelesen habe waren sie nicht gut.
Ihre Zahlen, Schandls und Pregetters Blick in "Wut des Gegenwärtigen" auf die Entwicklung wird, läßt mich befürchten, daß das Gerede, sowohl von Hofer wie auch von van der Bellen nach der Wahl "beide Lage wieder zusammenführen zu wollen" nur ein frommer Wunsch bleibt.
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Liebe Freunde!
Ich bedanke mich für Eure großartige Unterstützung. Natürlich bin ich heute traurig. Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst. Ich werde Euch treu bleiben und meinen Beitrag für eine positive Zukunft Österreichs leisten.
Bitte seid nicht verzagt. Der Einsatz für diesen Wahlkampf ist nicht verloren sondern eine Investition in die Zukunft.
Euer Norbert Hofer
5.3K1.5K1K
Manchmal kommt es anders als der Autor denkt - rechnet.
Den Wählern sei Dank. Das ist kein Grund zur Beruhigung, denn fast die Hälfte haben anders gewählt - und das bleibt furchtbar... Wie der Schoß, der fruchtbar noch ist...
Ich gehe davon aus, dass Norbert Hofer die Bundespräsidentenwahl mit einem Ergebnis von zwischen 51 und 52% aller gültigen Stimmen gewinnen wird.
Das mit den Wasserstandsvorhersagen ist nicht immer leicht. Man weiß nie, wie's Wetter wird. Gerade in den Bergen kann's schnell einen Wetterumschlag geben.
Oder einem Bauern läuft am Dorfbach das Güllefaß aus.^^
Doch, die Fakten stimmten schon, nur die Vorahersage nicht...
Ja, da habe ich kräftig daneben gehauen- und ärgere mich nicht mal darüber.
Ich bleibe aber bei meinen nur leicht revidierten Schlusssätzen. Man muss den knapp 50% Wählern, die Norbert Hofer gewählt haben, ein besseres Angebot machen. Und die Propaganda hat das Problem nicht gelöst, nur aufgeschoben.
Immerhin haben die anderen Parteien in Oesterreich nun etwa zwei Jahre Zeit, mit Sacharbeit zu überzeugen. Hoffen wir, dass sie die Chance nutzen.
Hier noch die Zahlen zur Geschichte:
An der Wahlurne: 51.98% Hofer, 48.02% Van der Bellen
Wahlkarten (Briefwahl): 38.0% Hofer, 62.0% Van der Bellen