Wer instrumentalisiert hier wen?

Sündenböcke von morgen Die Mär von einer Politik, die von Virologen und Epidemiologen determiniert würde, ist falsch.

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Covid-19-Epidemie und Corona-Krise

Zuerst müssen wir zwei Dinge unterscheiden. Die Covid-19-Epidemie ist ein Problem, bei dem Virologen, Epidemiologen und Mediziner die größte Sachkenntnis haben. Sofern es um Teststrategien, Datenauswertung, Vorhersagen des Epidemieverlaufs, die Länge einer Quarantäne, die Krankenhaushygiene und die der Bevölkerung empfohlenen Hygienemaßnahmen geht, sollten die besten Wissenschaftler entscheiden, wobei ich forschende Mediziner selbstverständlich zu den Wissenschaftlern rechne.

Die Corona-Krise ist ein gesellschaftliches, politisches, mediales und ökonomisches Problem, deren Anlass die Covid-19-Epidemie war. Die Ursachen dieser Krise liegen tiefer und waren weit vor der Epidemie gesetzt. In der medialen und gesellschaftlichen Wahrnehmung fallen die Epidemie und die Krise zusammen. Die Verbindung wird durch Lockdown und Kontaktsperren geschaffen, die mit „social distancing“ begründet werden. Ich habe an anderer Stelle gezeigt, dass diese Maßnahmen durchaus nicht den Empfehlungen der Wissenschaftler entsprechen, die für die WHO das Problem untersucht hatten, und dass die Konsensmeinung der Wissenschaftler auf diesem Gebiet ist, dass ungezieltes „social distancing“ mehr schadet als nutzt.

Die Reaktion einer Gesellschaft auf eine Epidemie hat ganz offensichtlich nicht nur virologische, epidemiologische und medizinische Aspekte, sondern auch wirtschaftliche, soziale und massenpsychologische. Hier genügt die Sachkenntnis von Virologen, Epidemiologen und Medizinern also nicht. Es müssen weitere Fachleute einbezogen werden und die Politik muss am Ende einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Positionen und Forderungen finden und die Entscheidungen treffen.

An diesem Punkt stellt sich die Frage ob die Politik westlicher Gesellschaften, insbesondere diejenige Deutschlands, tatsächlich von Virologen und Epidemiologen gekapert wurde, wie gern kolportiert wird. Führende Politiker haben jahrzehntelange Erfahrung in Machtfragen und gute Beziehungen zu Medien. Dass eine Handvoll Wissenschaftler, deren Standpunkte auch noch voneinander abweichen, diesen Politikern Entscheidungen diktieren, ist ungefähr so plausibel, wie es eine Behauptung von Mike Tyson wäre, ich hätte ihn auf offener Straße mit bloßen Händen zusammengeschlagen. Dieses Land wird nicht von Christian Drosten regiert, nicht von Alexander Kekulé und auch nicht von der Führungsspitze des Robert-Koch-Instituts. Es wird von Politikern regiert, die keineswegs in einem Panikzustand sind, in dem sie nur noch die Covid-19-Epidemie sehen, und die deutlich besser informiert sind als die Öffentlichkeit. Das Bild, dass sie von Wissenschaftlern geführt werden, statt zu führen, würden sie schnell zurechtrücken, wenn es ihnen nicht ins Konzept passen würde.

Wie schon angedeutet, denke ich nicht, dass nur Wissenschaftler über die Corona-Krise mitreden können. Bei denjenigen, die sich als Wissenschaftler in der Öffentlichkeit zur Covid-19-Epidemie äußern, sollte man allerdings schon fragen, welche Geltung sie in der Wissenschaft haben. Daraus können wir ein weiteres Indiz ableiten, ob die Politik der Wissenschaft folgt. Wenn sie das täte, würde sie sich von den Wissenschaftlern beraten lassen, die auf den relevanten Fachgebieten die größte Reputation haben.

Die wissenschaftlichen Protagonisten

Ich werde mich hier auf vier Personen beschränken, von denen drei in der Öffentlichkeit stärker bekannt sind, während die vierte die Linie propagiert, der die Politik zu folgen scheint. Geordnet habe ich sie in der Reihenfolge aufsteigender Publikationstätigkeit in begutachteten wissenschaftlichen Zeitschriften, wobei in diesen Fällen die Zahl der Artikel und die Zahl der Zitate durch andere Wissenschaftler die gleiche Reihenfolge ergeben. Ich erläutere bei den einzelnen Personen, was ich aus den Titeln aller Artikel seit 2017, den Kurzzusammenfassungen mehrerer Artikel und dem Lesen in einzelnen Artikeln geschlossen habe.

Alexander Kekulé Er ist der Grund, warum ich bis 2017 zurückgegangen bin, denn seitdem hat er nicht mehr in Zeitschriften veröffentlicht, die das Web of Science führt. Für einen aktiven Professor und Lehrstuhlinhaber ist das – wie sagt man das nett? – ungewöhnlich. Im Jahre 2017 hat er zwei Artikel veröffentlicht. Beide Artikel sind ordentlich, einer hat viele Autoren, einer hat drei und in beiden Fällen steht Herr Kekulé in der Mitte der Autorenliste und ist nicht Korrespondenzautor. Das bedeutet in der Regel, dass jemand zwar zu der Forschung beigetragen hat, sie aber weder konzipiert noch den Hauptteil davon durchgeführt hat. Seine Homepage an der Universität Halle-Wittenberg gibt zu seiner Forschung auch nichts her. Herr Kekulé ist ganz sicher ein Medienstar. Ein renommierter Virologe ist er ganz sicher nicht.

Lars Schaade Er ist dem Namen nach vermutlich der Unbekannteste unter meinen Protagonisten. Als Vizedirektor des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist er dessen Sprachrohr in Fragen von Covid-19. Herr Schaade hat sich 2003 in Aachen habilitiert und ist seit 2017 Honorarprofessor an der Charité, die zur Humboldt-Universität und gleichzeitig zur Freien Universität Berlin gehört. Seit 2017 hat er neun Artikel publiziert, von denen sechs unzitiert geblieben sind. Das mag auch daran liegen, dass mehrere davon keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse enthalten, sondern eher politischer Natur sind. „Impfungen in der Zeit globaler Herausforderungen“ ist die neueste. Darunter ist aber auch eine aus dem September 2019, bei der Herr Schaade Betreuer war und zum Konzept der Studie beigetragen hat und die mit Sicherheit noch Zitate auf sich ziehen wird. In den anderen drei Fällen mit Zitaten beschränkt sich seine Rolle auf kritisches Lesen des Manuskripts, Beobachtung der Situation auf Bundesebene zusammen mit vielen anderen (bei einem Patienten mit Lassa-Fieber) und Überprüfung von Laborresultaten in einem Fall. Herr Schaade ist etwas stärker mit der aktuellen Wissenschaft verbunden als Herr Kekulé. Einen großen Namen oder breite Erfahrung hat er nicht. Sein Lebenslauf bestätigt das. Herr Schaade ist im Wesentlichen das, was man im Sport einen Funktionär nennen würde.

Hendrik Streeck Der Autor der Heinsberg-Studie hat ein ziemlich respektables Portfolio von Publikationen und findet seit 2005 stark steigende Beachtung. Gegenwärtig werden seine Arbeiten etwa 700 Mal pro Jahr zitiert. Seit 2017 hat er 28 Artikel in begutachteten Zeitschriften veröffentlicht. Er steht an letzter Stelle der Autorenliste und ist Korrespondenzautor bei einer Reihe seiner meistzitierten Artikel seit 2017. Seine Reputation hat er sich vor allem auf dem Gebiet der HIV-Forschung erarbeitet. Zwei Arbeiten aus diesem Jahr beschäftigen sich mit Covid-19. In einer davon wird ein Schnelltest mit dem etablierten Testverfahren verglichen, wobei der Schnelltest – nun ja – katastrophal abschnitt. So etwas ist wichtig zu wissen und man muss es in so einer Situation sehr schnell wissen. Die andere Arbeit testet eine Idee, mit einer gegebenen Anzahl von Testkits mehr Proben testen zu können. Dazu werden zunächst von je 10 Proben kleine Mengen entnommen, in einem „Minipool“ zusammengeführt und zusammen getestet. Ist der Minipool negativ, beachtet man ihn nicht weiter. Sonst testet man die einzelnen 10 Proben, die dazu beigetragen haben. Das Verfahren funktioniert recht gut. Auch so etwas ist in der gegenwärtigen Situation sehr hilfreich. Außerdem ist Streeck natürlich derjenige deutsche Virologe, der die meiste direkte Erfahrung mit der Ausbreitung von Covid-19 hat.

Christian Drosten An der hohen wissenschaftlichen Reputation von Christian Drosten im Allgemeinen und auf dem Gebiet von Corona-Viren im Besonderen kann kein Zweifel bestehen. Seit 2017 ist er Koautor von 90 wissenschaftlichen Artikeln, von denen viele weite Beachtung gefunden haben. Eine Reihe davon beschäftigt sich mit MERS-Cov, einem Corona-Virus, das vor allem im Mittleren Osten mehrere nicht strikt saisonale Epidemiewellen verursacht hatte. Menschen stecken sich damit zumeist bei Kamelen an. Direkte Infektionen zwischen Menschen sind außerhalb von Krankenhäusern selten. Herr Drosten ist auch einer der Entdecker von SARS-Cov im Jahre 2003. Er ist heute Leiter des Instituts für Virologie der Charité in Berlin. Bis 2017 hat der das Institut für Virologie an der Universität Bonn geleitet, wo Herr Streeck sein Nachfolger ist.

Wenn die Politiker wissenschaftliche Beratung brauchen – und das glaube ich schon -, sollten sie gleichzeitig Streeck und Drosten in die Treffen einbeziehen. Damit würde auch klar, was gut belegt, was trotz Unsicherheiten wissenschaftlicher Konsens ist und was nur Meinung. Sich von Personen beraten zu lassen, die auf ihrem Gebiet in der ersten Liga spielen, ist sehr profitabel, wenn man ein Problem unvoreingenommen und so sachgerecht wie möglich lösen will. Allerdings schränkt es auch die eigenen Entscheidungsmöglichkeiten und damit die eigene Macht ein. Wenn man von den Ratschlägen abweichen will, muss man eigene gute Argumente haben, denn wer auf dem eigenen Gebiet in der ersten Liga spielt, ist in der Regel intelligent und gebildet genug, Bogus-Argumente auf anderen Gebieten zu durchschauen. Das ist unbequem, vor allem, wenn man nebenbei ein paar ganz andere Dinge umsetzen will, die mit der sachgerechten Lösung des Problems nichts zu tun haben.

Bevor ich diesen Abschnitt abschließen kann, muss ich noch einmal auf das RKI zurückkommen. Meine Blogposts zur Wissenschaftlichkeit in Zeiten von Corona und zur schwachen Evidenz für die Effektivität von „social distancing“ sind sehr kritisch mit dem RKI umgegangen und mein Porträt von Lars Schaade tut das nicht minder. Mir ist völlig klar, dass viele Wissenschaftler und Mitarbeiter am RKI in dieser Krise unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten und dass die wissenschaftlichen Standards am RKI im Allgemeinen hoch sind. Nur trifft das eben nicht auf die Kommunikation des RKI gegenüber der Öffentlichkeit durch dessen Führung zu.

Ich möchte ein Beispiel geben. Am 8. April erschien in Science ein Artikel von Benjamin F. Maier und Dirk Brockmann, die beide am RKI arbeiten. Er beschäftigt sich mit der Frage chinesischer Eindämmungsstrategien, die zu einem unterexponentiellen Wachstum der Zahl der Infektionen in vielen Regionen selbst zum Anfang der Epidemie geführt haben. Dazu stellen die Autoren ein Rechenmodell vor, das den zeitlichen Verlauf mit ein paar einfachen Annahmen reproduzieren kann und robust gegenüber Variationen der nicht genau bekannten Parameter ist. Der Artikel endet mit den Worten (ins Deutsche übersetzt): „Wir möchten betonen, dass unser Modell die allgemeinen Effekte von Eindämmungsmechanismen beschreibt, die dabei über viele angewandte Strategien und individuelle Verhaltensänderungen gemittelt werden. Unsere Analyse kann daher nicht die Wirksamkeit spezifischer Maßnahmen identifizieren. Da die Umsetzung drastischer Maßnahmen, wie etwa verpflichtender Ausgangssperren, ernste Konsequenzen sowohl für Individuen als auch für die Wirtschaft und Gesellschaft eines Landes haben kann, sollten Entscheidungen über ihre Anwendung nie leichtfertig getroffen werden.“

Übersterblichkeit durch Covid-19?

Wird’s besser? Wird’s schlimmer?

Fragt man alljährlich.

Seien wir ehrlich:

Leben ist immer lebensgefährlich.

Erich Kästner

Seit Anfang März sind tägliche Meldungen zu Infektionszahlen – eigentlich Zahlen positiv verlaufener Covid-19-Tests – Usus in den Medien. Bald wurden sie durch tägliche Meldungen der Zahl Verstorbener ergänzt. Diese Kommunikation hat die Bevölkerung in Angst versetzt und ich bemerke nur am Rande, dass Menschen, die Angst haben, leichter zu regieren sind. Man darf sich fragen, ob die Covid-19-Epidemie in Deutschland zu einer hohen Zahl zusätzlicher Todesfälle (Übersterblichkeit) geführt hat oder ob das unmittelbar zu befürchten war, als Kontaktsperren verhängt und erhebliche Teile der Wirtschaft lahmgelegt oder stark gebremst wurden.

Dieser Frage bin ich anhand der Statistik der Sterbefälle 2016-2020 nachgegangen, die bei Destatis (Statistisches Bundesamt) öffentlich zugänglich ist. Am 30. April wurden die von den Standesämtern gemeldeten Daten bis zum 5. April nachgeführt. In den Vergleichsjahren 2017-2019 gehe ich bis zum 6. April, weil sie keine Schaltjahre waren. Bis zum 5.4.2020 hatte das RKI 1'342 Sterbefälle Covid-19 zugeordnet. Als Übersterblichkeit betrachte ich Abweichungen vom Tagesmittel der Jahre 2016 bis 2019 (2555 Todesfälle). In meiner Abbildung ist das die waagerechte graue Linie. Es ist bekannt, dass in der Wintersaison in der Regel durch Atemwegserkrankungen eine Übersterblichkeit auftritt. Ich habe die Wintersaison großzügig definiert, vom 1. November bis zum 5. oder 6. April. Die Daten über einen etwas längeren Zeitraum zu betrachten, schadet nicht, vielmehr sind Anfang und Ende eines Epidemiegeschehens dadurch besser sichtbar. Ich vergleiche vier Wintersaisons, 2016/17, 2017/18, 2018/19 und 2019/20. Das ist alles, was der Datensatz hergibt.

Zu sehen ist, dass es ein auffälliges Epidemiegeschehen nur 2016/17 (schwarze Kreise) und 2017/18 (blaue Quadrate) gab. Diese beiden Saisons unterscheiden sich im Zeitverlauf. Während 2016/17 die maximale Übersterblichkeit (Abstand der höchsten Tageszahlen von der grauen Linie) niedriger war, wurde eine erhöhte Sterblichkeit über einen längeren Zeitraum beobachtet. In der Saison 2017/18 sieht man dagegen einen hohen Epidemieberg mit schnellem Anstieg und schnellem Abfall, ähnlich dem, was man bei Covid-19 in denjenigen Ländern beobachtet, die tatsächlich eine Übersterblichkeit aufweisen. Damals lag die Zahl täglicher Todesfälle einige Tage lang um 50% höher als der Mittelwert. In den zwölf Tagen um den Höhepunkt starben Anfang März 2018 etwa 14‘380 Menschen mehr, als man im Mittel erwartet hätte. Ehe es zu Fehlinterpretation kommt, möchte ich darauf hinweisen, dass man nicht sagen kann, wie viel länger sie gelebt hätten, wenn es die Epidemie nicht gegeben hätte.

Bis zum 3.5.2020 sind nach dem heutigen täglichen Lagebericht des RKI 6‘649 Menschen mit einem positiven Covid-19-Testergebnis gestorben. Der erste Infektionsfall in Deutschland wurde am 28.1. registriert (senkrechte rosa Linie in der Abbildung). In der Folge ist bis zum 5.4.2020 kein auffälliges Epidemiegeschehen zu beobachten (rote Dreiecke), selbst im Vergleich zu der ebenfalls eher unauffälligen Saison 2018/19 (grüne Dreiecke) nicht, in der man eine leichte, aber doch statistisch signifikante Erhöhung zwischen den Tagen 110 und 130 erkennen kann. Die Zahl der täglichen Todesfälle ist in der Saison 2019/20 seit etwa Anfang Dezember bis zum 5. April leicht, aber sichtbar erhöht, was sie zu diesem Zeitpunkt in den Saisons 2016/17 und 2018/19 nicht mehr war, 2017/18 aber in ähnlichem Maße. Summiert man jeweils über die ganze Saison, so erhält man 2016/17 eine winterliche Übersterblichkeit von 44‘630 Fällen, 2017/18 von 50‘501 Fällen, 2018/19 von 22‘611 Fällen und 2019/20 von 24‘050 Fällen.

Werden die Entwicklungen zwischen dem 5. April und heute den Befund ändern? Kaum wesentlich. Die höchste Zahl an Sterbefällen, die an einem Tag Covid-19 zugeschrieben wurden, war 315 (16. April). Vom 1.4.-5.4 lag sie zwischen 140 und 184. Selbst wenn man alle Unsicherheiten einrechnet, wird der Epidemieberg 2019/20, soweit überhaupt beobachtbar, nicht höher sein als der kaum sichtbare von 2018/19. Da die Covid-19 zugeschriebenen Todesfälle nun seit neun Tagen mit sinkender Tendenz unter 200 liegen (Ausnahme: 202 am 29.4.), wird die erste Covid-19-Epidemiewelle in Deutschland in der Sterbestatistik aller Voraussicht nach nicht einmal auszumachen sein.

Fazit

Christian Drosten würden den eben dargelegten Befund dem „prevention paradox“ zuordnen, also dem Phänomen, dass jemand, der eine Katastrophe durch Vorbeugung verhindert hat, keinen Dank erhält, weil es gerade durch die erfolgreiche Vorbeugung keine Evidenz dafür gibt, dass eine Katastrophe eingetreten wäre. Dieses Argument ist ausgesprochen bequem für die Politiker, die einen wirtschaftlich und sozial sehr teuren Lockdown angeordnet hatten. Bibelfeste Leser werden die Geschichte von Jona und Ninive wiedererkennen.

Wie ich an anderer Stelle bereits dargelegt habe, war die Empfehlung drastischer Maßnahmen aber eben gerade nicht der wissenschaftliche Konsens, weil es keinen Beleg für ihre Notwendigkeit oder Wirksamkeit gab und die bisher bekannten Daten geben auch keinen Beleg für ihre Wirksamkeit in der Covid-19-Epidemie her. Vielmehr ist hinreichend belegt, dass die Epidemiekurve bereits stark abflachte, bevor drastische Maßnahmen hätten wirksam werden können.

Nach all dem stellt sich die Frage, warum Politiker und Experten uns auf andauernde erhebliche Einschränkungen in den kommenden Monaten und eventuell Jahren vorbereiten. Auf die Covid-19-Epidemie kann das kaum zurückgeführt werden, auf die Corona-Krise aber schon.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gunnar Jeschke

Naturwissenschaftler, in der DDR aufgewachsen, gelebt in Schwarzheide, Dresden, Wako-shi (Japan), Bonn, Mainz, Konstanz und Zürich.

Gunnar Jeschke

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