Der Döner kennt seine Geschichte

Am Spieß der Zeit Im Döner stecken politische Zutaten. Die Bratwurst wurde dagegen mit Glutamat entpolitisiert

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Der Döner kennt seine Geschichte

Foto: Caroline Pankert / AFP / Getty


Wir gehen durch die Kleinstadt, treffen nur wenige Menschen. Wenn nicht gerade Markttag ist, fehlt eigentlich nur noch Staub, um von Laden zu Laden zu ziehen. Trotzdem packt der Vietnamese jeden Tag sein ganzes Programm auf den Hồ Chí Minh – Pfad, seine Kinder fahren mit dem Fahrrad hin und her, um den Zustand etwas zu entleeren.

Am Dönerimbiss sitzen die Betreiber auf ihrem Fensterbrett, wir gehen nicht vorbei, sondern fragen nach dem Umsatz. Sie beklagen sich nicht, doch in der Grillzeit ist es eben schwieriger mit den Deutschen. Schnell landen wir bei der Politik.

„Ihr Kurden macht doch jetzt Frieden und gebt die Waffen ab…“

Ich staune doch etwas, wie aktuell und treffend die Lagebeurteilung aus dem Mund der Dönerbetreiber in einem längeren Gespräch mündet. Vom arabischen Frühling ist nicht viel Frieden geblieben, meinen sie. Was ist aus Libyen geworden, es wurde unter Gaddafi bewässert, jeden Tag Tod im Irak, in Ägypten? Und die USA haben Zugriff auf alle Ressourcen bekommen… Und Syrien?

Schon jahrelang verkaufen sie Döner, den besten der Stadt. Irgendwann hing mal Öcalan im Hintergrund. Ich fragte mal danach… Doch so richtig Gefahr bestand wohl nicht. Wer kennt schon Öcalan unter den Bratwurstgesichtern?

Tage später ging mir immer noch durch den Kopf, wie sie sich als Dönerbudenmacher so den Kopf über die Welt zerbrechen, von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit reden, auch nach einem langen Dönertag.

Können Gespräche an Bratwurst- und Grillständen da mithalten? In der Summe landen wir immer nur bei uns… irgendwann bei Stefan Raab und den Angeboten beim Lidl, einen Rasenmäher mit Superschnitt und dem Preis an der Tanke.

Sicher ist, wir haben uns nicht verändert...

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=27.05.2013

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Geschrieben von

Gustlik

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