Erfurt im MOMA

Mitmenschlich Kurzformuliert aus Fibel und Bibel.

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Erfurt ist nicht der Nabel der Welt, hat aber einen Flugplatz. Auf dem landet(e) heute 1 (ein) Flugzeug, Starts gibt es keine. Wer es noch unökonomischer, unökologischer und defizitärer möchte, begibt sich einfach noch tiefer in die Provinz nach Nobitz. Dort kann man dann historisch belegen, dass auch Linke um Tower und blühende Landschaften kämpfen können.

Auch in Thüringen wenden sich immer mehr Menschen von der Lückenpresse ab, kündigen ihre Abos, schalten um oder aus. Würden Parteien einer Einschaltquote unterliegen, würde ihr Programm schon morgen eingestellt. So ist auch dieses Land ein einfaches Land.

Mitmenschlich wurde nun gestern groß- und kleindemonstriert. Ob man nun den zahlenmäßigen Wettstreit gegen die AfD gewonnen hat, müssen "Crowdcounter" klären. Die erzählten gestern gerade mal 4500... statt 6000... oder 8000, die befibelt wurden.

Dunja Hayali sollte sich durchfragen.

Als der anblühende Kanzler mit seinem Kohl 1990 auf dem Domplatz stand, waren ca. 100.000 Fans der Einheit auf dem Pflaster. Nehmen wir diese Zahl mal als Bemessungsgrundlage für einen gut gefüllten Domplatz in Erfurt.

Am 4. November 1989 wurde auf dem Berliner Alexanderplatz noch vom LKW-Anhänger geredet und gesungen. Damit waren die 100tausenden zufrieden. Die Botschaften waren wohl wichtiger.

Heute wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Die entsprechende Bühne wird Tage vorher aufgebaut, es wird geworben in Presse, Funk, im Internet, der öffentliche Raum und Dienst wird beflyert und bemailt, man plakatiert.
Zur Veranstaltung ist dann alles ordentlich ausgeleuchtet und beschallt und es gibt sogar einen Stream für Fußlahme oder Demonstranten im Beobachterstatus. Das kostet und rechnet sich... nicht.

Die Linke zeigt sich mehr und mehr halbstaatlich. Als Regierungspartei muss man sich eben halbstattlich auf die Zunge beißen und bissige Aussagen aus Oppositionszeiten mit Spucke verwässern.

Europa prügelt Menschen mit der Balkanrute nach Deutschland, Schlagbäume wachsen wieder und der Nachbar fühlt sich vom Flüchtlingslaub belästigt.

Die Politik und erwählten Entscheidungsträger sind überfordert. Der Staat zeigt seine Handlungsunfähigkeit durch eine ungezügelte Privatisierung. Vermietet, bewirtschaftet, bewacht und gut verdient wird auf Rechnung. Ehrenamt müssen andere, meist jene, die villenlos sind.

Ein großer Teil der Menschen wird nicht mehr erreicht.
Auf Einwohnerversammlungen wird ihnen erzählt, dass keine Kosten in Kommune und Kreis entstehen, denn alles sei "refinanziert". Wir sollten doch die Chancen nutzen. Tausende haben Thüringen seit 1990 verlassen, nun können wir locker Flüchtlinge integrieren und dem Arbeitsmarkt zuführen. Soll heißen... dem Billiglohnland Thüringen kommt der Zustrom zur rechten Zeit.

Eigentlich wär VERZICHT angesagt. "Fluchtursachen bekämpfen" müssten wir schon irgendwie spüren im Alltag. Wahrscheinlich würde die gutbürgerliche Dämmplatte wesentlich dünner ausfallen.

http://www.irancartoon.com/static/media/uploads/shojai1/.thumbnails/julian-penapai-romania-560x0.jpg

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=10.11.2015

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Geschrieben von

Gustlik

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