Flucht und Vertreibung

Laub Wenn der Turmbläser vor dem Laubbläser flüchtet.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion


Herr Malkowicz vom Facility Management ist unterwegs, er laubbläsert den Fußweg entlang. Nur das Auf und Ab von Fußläufern behindert den Freiflug von Laub und Kleinläufern. Mit einem Besen, der nur ein Bruchteil von Lärm und Kosten verursachen würde, ginge es schneller und besser. Ganz Deutschland scheint die letzten Jahre von McLaubsky beraten worden zu sein. Auf einer rutschigen Powerpoint war zu lesen, was so ein Laubbläser alles für Vorteile bringt.

Unsere Städte haben es wirklich schwer. Zu lesen ist, dass Tonnen von Laub entsorgt werden müssen. Um diese Alljährlichkeit zu entgehen, fällt einem nur das Fällen von Baum und Gehölz ein. Die Ansiedlung von Ganzjahresgrün aus Übersee wär auch noch möglich. Im Endzeitstadium entscheiden wir uns dann für Plastik- und Kunstgrün zwischen Bordstein und Turmbläser.

Ich starte einen Selbstversuch. Statt Laub zu verpacken, um es abholen zu lassen, fülle ich Säcke mit Laub aus Stadtpark, Stadtwald und Anliegerstrasse, um es auf meine Beete zu geben. Ich bin erstaunt, welch Menge an Laub notwendig ist, um jene Fläche mit einer gutdünnen Laubschicht zu überziehen. Denn auch noch der Kompost freut sich über eine Laubabgabe.

Unter der Laubschicht entwickelt sich ein aktives Leben aus Party, Versammlung, Streik, Liebe, Hass, Zuneigung, Abneigung und Schlaf. Ich bin gespannt, wie jener Teil der Erde über den Winter kommt. Der nackte Teil der Erde wird wohl eher unter den Winter kommen.

Natürlich gibt es Unterschiede unter den Läubchen. Doch was passiert in unseren Städten? Das, was eigentlich an Ort und Stelle gleich vermulcht und wieder verteilt werden müsste, wird durch lange Transporte an zentrale Orte gebracht. Dem Kern der Stadt wird Nährstoff entzogen und Feinstaub zugeführt. Manch Kommune bedauert noch, dass es keine Möglichkeit zur Verbrennung gäbe.

Ein Kreislauf, der keiner ist, wird zum Quadrat, wenn in wenigen Monaten wieder Blumenerde und Rindenmulch vom Großhandel ins Kleinhirn wandert.

Zu beachten ist, dass nicht nur Hundehaufen für Verwerfungen sorgen, sondern auch Laub- und Rasenhaufen, die die Spezies Mensch als Müll bezeichnet.

Die Doofen unter den Gleichen packen jenen Müll in blaue Plastiksäcke und werfen diese in den Wald. Willkommen!

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=01.11.2014-2

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gustlik

aufgedacht und nachgeschrieben

Gustlik

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden