Das ist kein Anspruch auf eine Analyse, nur ein Gefühl.
Wird Gaddafi durch die Wüste geschleift werden und Mubarak immer noch im Präsidentenpalast seinen alltäglichen Vitamincocktail genießen? Es ist doch erstaunlich ruhig um den alten Knaben in Scharm el-Scheich!
Auch sonst finden sich einige Unterschiede...
Da verlassen Diplomaten Libyens ihre Vertretungen, wechseln plötzlich die Seiten, Internetseiten der Botschaften präsentieren Aufrufe zur Demokratie, zum Sturz Gaddafis, werden abgeschaltet. Da sang der diplomatische Chor von Mubarak noch lange die offiziellen Lieder Mubaraks.
Da sehen wir Bilder aus Libyen, Menschen mit Waffen, auf Panzern, die als T-54 ihren Wüstenhorizont schon lange überschritten haben. Da stellt die ägyptische Armee mit einem Panzer M1 Abrahams ganz andere Autoritäten dar.
Da hält Gaddafi seltsame Reden in Fastruinen, die nicht ins europäische Hörsaalmuster passen. Da saß Mubarak gut maskiert, föniert und studiert vor den Kameras.
Da ist die UNO ganz schnell bei der Sache, in Libyen. Schon wird ein UNO-Mandat gefordert. Schon ist man beim Völkermord. Da hatte Ägypten noch 14 Tage Zeit.
Wintershall stoppt Ölförderung in Libyen. TUI beschleunigte Touristenrückbeförderung aus Ägypten.
"Volks-Dschamahirija" lässt sich kaum vernünftig aussprechen. Damit hatte ein Jeder seine Probleme. Einordnen lässt es sich auch nicht. In der Ost-West-Auseinandersetzung hätte das Zelt von Gaddafi mal auf dem Roten Platz, mal vor dem Weißen Haus stehen können. Es bleibt eine Notiz der Geschichte, dass ausgerechnet der als Nachfolger von Erich Honnecker gehandelte Werner Lamberz in Libyen unter ungeklärten Umständen 1978 ums Leben kam.
Die Despoten werden nicht geboren. Als Gaddafi sich 1969 aufmachte, um den König zu stürzen, da hätte der heutige Westen auch seine Demokratiereserve einberufen. Doch was sind 40 Jahre in einem Land mit Stamm und Stämmen. Das Clanwesen ist eine Seuche, die zum Menschen gehört, zur Politik, zum Führer, ein Kult, dem Menschen auch gerne folgen, vorerst.
Der Westen, mit seinen christlichen Werten soll nur nicht so tun. Völker Europas, Menschen hier, werden sich kaum unterscheiden, wenn Kühlregale ausgeschaltet, warme Wohnungen immerkalt, Strom und Bildung zu teuer, Arbeit zu billig, der Rechtsstaat im Chaos seine Angestellten verliert und das nackte Überleben in wenige Tüten passt.
Nur ein Gefühl. Aber wir tragen ein großes Bündel Heuchelei mit uns herum!
Und dann nehmen wir uns noch Zeit für eine Fußnotenakrobatik.
"Prost! oder "Helau!".
getrocknete Erde im Überfluss
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