Lachtauben weinen nicht, auch nicht in Weissensee

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Als Uwe Kockisch als Stahlwerker im Film den Sozialrealisten spielte und die Jugend des Landes an die Kinoleinwände beordert wurde, um sich einbilden zu lassen, hatte die DDR noch 10 Jährchen.
Im Radio gab es Notenbude, Beatkiste, Musikalische Luftfracht ... und Christine Dähn. Über Musik lässt sich streiten. Wir hatten aber wenigstens die besseren Texte, die, die unserer Lebenssituation und unserer "Blauen Stunde" entsprachen. Nun ist nicht jeder zum Antikommunisten geworden, der 1980 im Pionierlager von Groß Köris Punkmusik im RIAS gehört hat. Das entsprach zwar nicht "der Linie", ging aber nicht anders. Dem Gegenwärtigen muss man erklären, dass es damals noch kein Internet gab, man konnte also keine Musik per Stream hören, musste in Reichweite eines "Feindsenders" sein, um auf Mittelwelle oder Ultrakurzwelle der Westmusik zu lauschen.
Nun ist es für mich ein Witz der Geschichte, dass ein nicht ganz Linientreuer mir gerade 1980 zwischen den Bungalows eines Pionierlagers mitgeteilt hat, dass dieser Staat "DDR" es nicht mehr lange machen würde. Sein Spruch "Bald ist wieder Ramadan" hängt mir immer noch am Ohr. Der Ramadan begann damals in Polen.
Ich habe mich damals als Betreuungs- oder Küchenhelfer nicht beirren lassen und weiter in der Beatkiste gesessen. Im Alter von 17 Jahren hat man doch noch viele "Blaue Stunden" vor sich, eher die poetischen, die ich meine...

...
Die Pupillen
werden tief zur Märchenzeit
Träume stillen
sorgenvolle Klage
und alle Landschaft wird weit
...

[Berluc]

Uwe Kockisch ist bei der Stasi gelandet. Das kann ja nur Kockisch sein! Und Katrin Saß? So richtig schlau macht sie mich nicht, mehr. Letztens musste sie im WDR wieder betonen, dass doch überall die Stasigysis noch den Mund aufmachen. Man solle sich doch mal die schönen Städte im Osten, Görlitz... anschauen, jetzt! Frau Saß hat eine sehr einfache Argumentationslinie, einen Faden.
Passend oder zufällig kommt zur Ausstrahlung der 1. Folge "Weissensee" ein Buch in die Nachrichten und in den Handel, dass im Ost-Sport Doping ganz zielgerichtet betrieben wurde.
Nein, ich konnte Manfred Ewald auch nicht leiden. Aber Sport hatte 1980 trotzdem eine andere Stellung. Das war doch keine Randerscheinung im Stundenplan.

Ja, immer diese Reduziererei! Man kann die DDR so lange einkochen lassen bis Stasi und Doping übrigbleiben. Die passenden Brühwürfel gibt es dann gratis beim nächsten Journalistenfrühstück.

Nein, Katrin Saß hätte sich lieber in einen Silbernen Bären verwandeln sollen, der singt.
Ja doch, solche Politkader, Typen wie Kockisch, haben Jahre später die Uniform ganz schnell gewechselt, meistens.
Da war der Stahlwerker Uwe immer noch mit seiner VEB-Kluft unterwegs und später arbeitslos.

Und der Film, wie war denn der nun?

Ostberlin 1980. Irgendwie Soße mit Brühwürfel.
Nach 4 Minuten war man schon bei der Fluchtkonstruktion. Der 2. Polizist macht bei der Wagenkontrolle die Ehrenbezeigung mit Links. Frau Saß darf singen oder tut so.

Note nach DDR-Schulsystem: Drei-Minus für den MDR!

Heimat geht aber besser...








http://kyf.net/freitag/utb.php?d=14.09.2010-1
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Geschrieben von

Gustlik

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