"Große Parteien in Thüringen klagen über Mitgliederschwund", war zu lesen. Im Jahr 2015 haben CDU, SPD und Linke Mitglieder verloren. Die AfD hat etwas Zulauf, Bü90/Grüne bleibt konstant.
Effektiert also R2G die Parteienlandschaft nicht?
Man kann nicht davon reden, dass ein Ruck durch SPD oder Linke geht, Menschen, Wähler und Nichtwähler, um Aufnahme in diese Regierungsparteien bitten.
Im Gegenteil.
Der weitere Mitgliederschwund trägt dazu bei, dass sich der Apparat weiter professionalisiert und gleichzeitig verselbständigt. Und all das geschieht mit dem Parteiengesetz im Rücken.
Vor Jahren noch standen bei der Linken Mitglieder bereit, um bei Wahlkämpfen Flyer und Zeitungen zu verteilen. Nun sind ganze Landstriche mitgliederlos und müssen durch Agenturen nachpolitisiert werden. Das kostet Geld.
Kandidaten für Kommunalwahlen sind Mangelware. Nur bei Listenaufstellungen für die Landtags- und Bundestagswahlen gibt es keine Personalsorgen. Hier sorgt die Aussicht auf einen sicheren Listen- oder Wahlkreisplatz für munteres Hauen und Stechen.
So wird das Konstrukt "Partei" weiter fit gemacht für die mitgliederarme Zukunft. Streng nach den Regeln des Parteiengesetzes wird gehandelt. Das sichert Mitgestaltung und Fortbestand, auch in finanzieller Hinsicht.
Doch wie lange noch?
Was passiert (dann) mit einer Partei, die regiert, die zahlreiche Minister und Teile der Regierung stellt, deren Regierungsfraktion das Opponieren verlernt und Fraktionsangestellte im Kreise laufen lässt?
Gleichzeitig trocknet der pluralistische, lebendige und inhaltsstiftende Unterbau aus. Das einfache Mitglied, das wochentags mit der Schippe die Sandhaufen des Landes bewegt, wird ersetzt durch das professionelle Mitglied, dass wochentags nur vom Politikbetrieb beatmet wird.
Wer und was wird also protegiert?
Ist die Partei in 10 bis 20 Jahren nur noch ein Kunstprodukt, was mit dem Corporate Design am alten Logo kratzt? Dann wird es Zeit, dass in den politischen Geschäftsstellen ein Feelgood Manager einzieht. Diesen Spielraum lässt das Parteiengesetz unter der Käseglocke zu.
Kommentare 2
das wort partei allein macht parteiisch. für eine faire zukunft für alle oder so.
Ich fürchte die Basis ist nicht mehr bereit, sich für die feudalen Mandatsträger als williges PR-Tierchen zu opfern.
Es sollte grundsätzlich an dem Prinzip der materiellen Feudalversorgung von Mandatsträgern gezweifelt werden!
Erst wenn Politik als ehrenvolle und Volksvertretung als idealistische und wertvolle (im sinnstiftenden Askpekt! - nicht im materiellen!) Aufgabe, jene Kräfte anzieht, die ernsthaft gestalten, im Sinne von Vernunft und sozialer Verantwortung gestalten möchten, könnte man von Volksvertretungen sprechen.
So stehen nur ein Haufen psychpatischer Profiheuchler mit mehr oder weniger Charisma (oder wie soll ich das nennen? - für mich haben sie keinerlei Charisma, doch wenn sie in der Öffentlichkeit auftreten, werden sie von vielen bejubelt - ich nehme an das sind keine bezahlten Claqueure....) zur Wahl.
Selbst in der Partei - die Linke - tragen die Mandatsträger/innen schlicht materiellen Habitus en masse auf und kaum ein Interview, wo sie nicht auf das Glück ihrer Privilegien verweisen - als ob sie gezwungen wären, diese zu genießen.
Diese Artgenossen sind leider keine Idealisten in obigem Sinne, das sind schlicht egomanische Beutemacher, offen für Mehreinnahmen, sprich Korruption und Postenwirtschaft werden damit gleich mitgewählt.
Die Politik ist längst ein Geschäft, sie war es wohl schon immer.
Ehrenamt und eine gute Grund- und dem durchschnitt der Menschen angepasste Altersversorgung - mehr sollte da nicht zu hohlen sein, gepaart mit einem strengen Kodex, der Korruption zu einem Betrugsdelikt, sowie Postenwirtschaft unmöglich macht.
Träume, die keine Chance auf Realisierung haben, schließlich bestimmen diese "Fürsten" ganz absolut über sich selbst.
(Einzig das interne "Hauen und Stechen" dürfte die Lebensqualität auch auf ein eher bescheidenes Maß reduzieren - schließlich gibt es Viele Bewerber um die Feudaltröge.....)