Radverwegungen

Manch Fahrrad mutiert in heutiger Zeit zu einem Projekt, was ausgiebig durch Werbung und füllig durch den Markt an den modernen Mann und die moderne Frau gebracht wird.

Wir erinnern uns...
Da ging es zu Oma und Opa auf der ostdeutschen Landstrasse durch Bad Lausik, Borna, Deutzen und Lucka. Es waren so 50 Kilometer, die in gut 3 Stunden bewältigt http://www.brennstoffhandel-haug.de/images/ganzstein.pngwurden, um am Ziel dann den Großeltern die Briketts "REKORD" in den ehemaligen Stall zu stapeln.
Und alles ohne Nabendynamo, ohne Gangschaltung... und einem Rad, was in Eigenregie aus Einzelteilen zusammengebaut wurde.
In jener Zeit waren wir fast Dauergast auf den Ausfüllen (wohl ein alter Begriff für Mülldeponie) am Rande der Stadt. Eine echte Fundgrube! Die Zeit war so schlicht, dass man mit http://ddr-fahrradwiki.de/images/thumb/f/fd/Knochen_Wei%C3%9Fensee_Druckguss.jpg/320px-Knochen_Wei%C3%9Fensee_Druckguss.jpgeinem Knochen fast das ganze Fahrrad zerlegen konnte. Man versuche das heute mal!?
Die Ersatzteillage war immer angespannt. Aber es gab ja alles im Müll. Speichen, Keile für die Pedalen, Zahnkränze, Schutzbleche, Reifen und Schläuche, Rahmen, Lenker, Lager... tummelten sich auf freier Erde. Ein Luxus.

So alte Räder, edle Klapprigkeiten, sieht man heute nur noch bei angearmten Studenten. Der Rest der Gesellschaft scheint den Nabendynamo verinnerlicht zu haben und will auch bei Matsch und Regen immer schön Licht am Rad zeigen.

Dazu bietet sich noch ein gewaltiges Equipment an, um auch dem Nabennachbarn so richtig Licht ans Rad zu machen. Alles muss ja heute von A nach B ordentlich durchdiffundieren ohne Flecken zu hinterlassen. Die Farbe spielt keine Rolle, aber zwingend sollte sie sein.

Nach dem Kauf, der gern mal in die Tausenden gehen kann, taugt das Rad kaum noch zum Kauf. Dort stehen fast nur noch SUVs. Fahrradständer dämmern neben den Papierkörben dahin. Das Rad hat seine Funktion als Lastenträger und Gebrauch in unserer Gesellschaft verloren. Ein Rad ist jetzt Freizeit, Trend... man geht nicht mehr zum Sperrmüll, sondern kauft sich jetzt sein Vintage. Was soll der Geiz?

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Als Ulli Jansch in diesen Tagen vor Jahrzehnten noch die Friedensfahrt kommentierte, war immer genügend Luft auf dem Reifen. Heute mit dem Doping für die Haare kommt niemand mehr mit dem Rad bei uns vorbei.

Alles landet im Müll, auch die gute Erziehung. Kinder bekommen Räder mit 21 Gängen und verlernen völlig zu schalten.

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=08.05.2015