Bei der polnischen Marktfrau kaufe ich Käse und Butter. Sie schenkt mir noch ein Glas polnische Erdbeermarmelade und wirft dann noch polnische Bonbons in den Beutel, weil doch bald Weihnachten sei. Vielleicht freut sie sich einfach nur, dass man 'Guten Tag' und 'Danke' auch auf Polnisch sagen kann und öfters mal im Jahr auf dem Markt der Kleinigkeiten erscheint.
Im Nachbarort belagert nur der Gemüsehandler den ganzen Markt. Viel ist dort nicht los. Der Ort verschwindet, blutet aus, Fassaden bröckeln auch ohne DDR. Zumindest wird dort noch Salami produziert und preiswerter werksverkauft.
Alles muss immer wieder eingepackt und ausgepackt werden. Ich staune über Menschen, die sich so und mit Leidenschaft am Markt orientieren.
Auf dem Weihnachtsmarkt stellt man sich zu gern an einen Dudel- Stand. Riecht und atmet nach Gewürz und Tee. Die Verkäufer freuen sich über eine freundliche Ansprache. Noch wenige Tage... dann haben sie es geschafft. Vom untergründigen Glühweinlärm, vom 10stündigen Tageinundaus, vom Stehen und Werben bekommt Weihnachten eine Endlosschleife mit Plüsch und Glitzer und Überfluss.
Im Drogeriemarkt mit einer gutparfümierten Spielzeugabteilung hält ein russischer Junge einen großen Baukasten auffordernd gegenüber seiner Mutter in den Händen. Ich höre nur "cейчас!" und "пожалуйста!", denke mir, dass auch in diesem Sprachgebiet ein Warten und Wünschen immer schwieriger wird.
Bleibt die Frage nach der Zahl der Weihnachtsbäume, Stollen, Lebkuchen, Glühweintanks, Weihnachtskalender... die zwischen die Jahre gepresst im Müll und Abfluss landen.
Es gibt Städte, die leben nur an Markttagen ihre Märkte so richtig aus. Richtig so! "Więcej!"
Weihnachtliche Marktwirtschaft
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