Zum Tag des Denkmals

Wählerwanderung Nur ein Zufall, dass der Tag des Denkmals in Thüringen auf den Tag der Landtagswahl fiel. Ein Abfall!

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Da geht's lang.

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Die Wahlhelfer, eine Frauenbrigade aus dem Jahrhundert, in dem man noch wählen wollte, haben Blumen vor die Wahlkabinen gestellt. Hier im Dorf kennt man sich, die Frauen wissen, wann Hinz und Kunz zur Wahl kommt oder auch nicht. Man redet den ganzen Tag, ununterbrochen, das würde kein Mann aushalten. Frauen unter sich.

Vor dem Wahllokal hat sich das Umfrageinstitut "Wahllust" aufgestellt und befragt eine Untermenge der Wähler nach ihrem Verhalten. Die Computer im Institut zeichnen bereits die ersten Routen der Wählerwanderung. Die Parteien wissen so bereits 12 Uhr, was sie sich schminken oder abschminken können. So ist die FDP dann wirklich mal weg.

Junge Menschen sind kaum zu sehen. Eher quälen sich Rentner mit Stock, Krücke und Sauerstoffgerät zur Wahl. Die Pflicht ruft. Die Nachkömmlinge kommen nicht mehr, haben sich bereits auf andere Wanderungen begeben.

Der Tag zieht sich in die Länge. Welch ein Erfolg, wenn mehr als 50% Prozent kommen. In der Nachbarstadt werden es nur 33% sein, die das Wahlrecht weiter verbrauchen.

Nach 18 Uhr schlägt die Stunde der Formulare. Es dauert. Die Altbrigade scheint etwas überfordert, die ca. 150 Stimmzettel in der richtigen Reihenfolge und Geschwindigkeit zu zählen. Wo schreiben wir jetzt die Zahlen hin, in Spalte A1 oder C5? Die Schnellmeldung geht erst um 19 Uhr raus. Ein Museumsstück mit Ansage. Den ganzen Tag hatte Frau vergessen, mal den Auszählvorgang zu besprechen.

Heute würde wohl so manch Rathaus gern das Wählerverzeichnis nach Nichtwählern durchharken, den Gebührenbescheiden für Abwasser, Hund und Straßenausbaubeitrag ein Begleitschreiben zum Tag des Wahldenkmals beilegen.

Unsere Demokratie ist in Schieflage.
http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/besucherzentrum-hohe-geba-104~_v-image853_-7ce44e292721619ab1c1077f6f262a89f55266d7.jpg?version=81190Die Hohe Geba in der Rhön sollte dazu ein Denkmal erhalten. In bürgerentscheidender und direkter Demokratie hat sich eine große Mehrheit gegen das Projekt entschieden. Die Abstimmungsbeteiligung betrug 53%. Es stand kein Politiker auf dem Stimmzettel, sondern nur ein schiefer Turm.

Wenn in wenigen Monaten auch die AfD in Thüringen durchpiratisiert ist und der frühe Hahn den Posten fängt, wird an der Wahlurne wieder Alltag einkehren. Zum Tag des Denkmals werden die letzten Wähler in die Umfragegruft geschoben.

Der nächste Politikwechsel findet ohne Wähler statt. Wer braucht die denn noch!?

http://kyf.net/freitag/utb.php?d=15.09.2014

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Geschrieben von

Gustlik

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